Stanislaw Lem

Science Fiction in Buchform
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Kringel
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Ungelesener Beitrag von Kringel »

tichy hat geschrieben:Ich habe nur nicht verstanden, wie man gleichzeitig ernsthafte und "easy-listening"-SF mögen kann, weil diese beiden Lektüren eben so grundverschieden sind
Warum nicht? Warum sich selbst auf ein Genre beschränken? Außerdem gibt es Situationen, in denen man sich nicht so sehr auf "ernste" Literatur konzentrieren kann, z.B. bei Bahnfahrten. Mir geht es umgekehrt: Ich verstehe die Leute nicht, die NUR "easy-listening" oder NUR "ernsthafte" Literatur lesen und den Rest ignorieren. Ich will jetzt nicht so weit gehen, und diese Leute "Ignoranten" nennen... 8)
Morgaine le Fey
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Ungelesener Beitrag von Morgaine le Fey »

tichy hat geschrieben:
"FOCUS: Gibt es weitere Erfindungen, von Ihnen in der
Phantasie geboren, die heute Wirklichkeit geworden sind?

Lem: Die virtuelle Realität, der Cyberspace. Ich habe das
vor 36 Jahren Phantomatik genannt. [...] Ich habe auch die Biotechnologie vorausgesagt."
Tja, das ist aber nun schlichtweg beides wahr. Wer seine Bücher liest, wird das anerkennen müssen. Und das nicht nur bei diesen beiden Beispielen: bei der Nanotechnik sieht es ähnlich aus.

-- tichy
Das ist schlichtweg Selbstbeweihräucherung. Lem möchte einfach nicht zur Kentniss nehmen, das auch andere vor ihm kluge Gedanken geäußert haben. Den die virtuelle Realität wurde schon vor Lem von anderen *vorhergesagt*. Irgendwo habe ich mal gelesen, das die älteste *Vorhersage* von Cyberspace aus dem Jahre 1909 stammt, finde die Quelle aber nicht mehr. Auch Arthur C. Clarke und Aldoux Huxley haben sollen schon vor Lem Cyberspace und Multiuserspiele vorhergesagt haben. Und es wird wohl nicht schwierig sein, auch für Biotechnologie und Nanotechnologie ältere Vorhersagen zu finden...
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Khaanara
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

tichy hat geschrieben:Versteht mich nicht falsch: Ich will ja keinem seinen Perry Rhodan madig machen. Ich habe nur nicht verstanden, wie man gleichzeitig ernsthafte und "easy-listening"-SF mögen kann, weil diese beiden Lektüren eben so grundverschieden sind.
Warum schaut man sich im Kino ein "Popcorn"-Film an und an anderer Stelle geht man in anspruchsvolle Filme.

An einer Stelle mag man nur nach einen langen Arbeitstagen etwas entspannendes, wobei man etwas abschalten kann und auch trotzdem unterhalten wird.

Und am Wochenende kann man sich die Zeit und Muße nehmen, etwas anspruchsvolles zu lesen oder zu schauen.

Ich habe neben Lems "Memoiren, gefunden in der Badewanne" , auch Clarkes "Childhoods End", welches um einiges einfacher zu lesen ist. Und abundzu lese ich auch mal PR, bzw. höre es mir als Hörbuch oder Hörspiel an.

Und so Grundverschieden sind sie manchmal auch nicht.
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tichy
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Ungelesener Beitrag von tichy »

@Morgaine

Du machst es Dir zu einfach. Weder behauptet Lem, er sei in diesen Punkten der ERSTE gewesen (meines Wissens jedenfalls), noch dass er der EINZIGE sei, der jemals etwas zutreffendes vorhergesagt hat. Was aber wohl zutrifft: Er hat als einer der ersten diese Techniken nicht nur ausgedacht, sondern vor allem ihre Probleme und Implikationen behandelt. Ihm ging es nie primär darum, Zukunftstechnologien zu erfinden, sondern ihre Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft auszuleuchten.

Daher kritisiert er auch den naiven Optimisten vieler Zunftkollegen, bei denen die Zukunft geleckt, sauber und durchgestylt aussieht und die Gesellschaft doch nur ein Abziehbild der Gegenwart ist.

Auch wenn mich persönlich diese Art SF nicht anspricht, anerkenne ich aber, dass sie ihren Platz als Unterhaltungsliteratur hat. Lems Problem ist, dass er nicht akzeptieren will, dass viele Menschen SF nicht zum Zweck der futurologischen Erörterung lesen, sondern zur Entspannung. Aber das ist, wie gesagt, sein Problem und nicht das der PR-Leser. :wink:

-- tichy
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Bungle
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Ungelesener Beitrag von Bungle »

Kringel hat geschrieben:
tichy hat geschrieben:Ich habe nur nicht verstanden, wie man gleichzeitig ernsthafte und "easy-listening"-SF mögen kann, weil diese beiden Lektüren eben so grundverschieden sind
Warum nicht? Warum sich selbst auf ein Genre beschränken? Außerdem gibt es Situationen, in denen man sich nicht so sehr auf "ernste" Literatur konzentrieren kann, z.B. bei Bahnfahrten. Mir geht es umgekehrt: Ich verstehe die Leute nicht, die NUR "easy-listening" oder NUR "ernsthafte" Literatur lesen und den Rest ignorieren. Ich will jetzt nicht so weit gehen, und diese Leute "Ignoranten" nennen... 8)
Wie Kringel meine ich, man sollte sich nicht auf easy-reading-Literatur oder SF festlegen, sondern möglichst breit angelegt lesen. Dann bekommt man auch einen Eindruck, was man an Science Fiction speziell hat.
Lem, um beim Threas zu bleiben, kann nicht alle Bedürfnisse eines (SF-)Lesers abdecken, dafür sind ihm seine technologisch-philosophischen Ideen und Spekulationen zu wichtig und gibt den Charakteren zu wenig Raum. Er ist, oder besser es sieht sich selbst eben mehr als Essayist den als Erzähler.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Vorstellung der Feuielleton Kritik von "guter" Science Fiction durch Lem geprägt wird. Was heißt, dass Science Fiction letztendlich allenfalls als Medium für philosophische und wissenschaftstheoretische oder futurologische Spekulationen auf hohem Niveau, denn als erzählende Literatur, angesehen wird.

MB
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tichy
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Ungelesener Beitrag von tichy »

Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Vorstellung der Feuielleton Kritik von "guter" Science Fiction durch Lem geprägt wird.
.. oder dass Lems Werke noch am ehestem dem entsprechen, was elitär-entrückte Feuilletonisten sich an verkopftem Lesefutter wünschen :). Das ist wieder die Frage mit der Henne und dem Ei ...

Aber natürlich gibt es noch andere Autoren, die ebenso "ernsthafte" SF produzieren. Da wird z.B. gerne Philip Dick genannt, der einerseits von Lem sehr geschätzt und dessen beste Werke überdies auch noch oft mit Kafka verglichen werden (wobei ich nicht weiss, ob ein wahrer Feuilletonist diesen Vergleich gelten ließe :wink:).

-- tichy
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Ich denke, dass im Feuilleton der Begriff "Science Fiction" besser nicht allzu häufig verwendet werden soll. Das gleitet dann schnell in Star Trek oder Krieg der Sterne Vorstellungen ab. Und es wird lächerlich. Am interessantesten sind eben die kostümierten Kinogänger und Conventionbesucher. Philip K. Dick Bücher können auch ohne den großen Hinweis zur SF vorgestellt werden. Damit meine ich nicht, dass absolut darauf verzichtet werden soll.
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Khaanara
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Ich fand es damals auf dem Perry Rhodan-Weltcon 1999 in Mainz interessant, das die anwesenden Fernseh-Reporter so enttäuscht waren, das dort keine kostümierten Freaks herumliefen (haben dann aber bei einen Club ein paar Opfer in lindgrüner Uniform gefunden !).
Der Rest war für die Typen dann eher uninteressant.

Soviel zu den Medien und SF !
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Ronni
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Ungelesener Beitrag von Ronni »

Soviel zu den Medien und SF !
Beim Tag der Phantasie in Berlin ließ sich die Reporterin vom TV Berlin (und daß obwohl Arno Behrend damals in Berlin wohnte und gerade ein Praktikum beim TV Berlin machte, von Kollege zu Kollegin auf das Mädel einredete) nicht davon abhalten, sich mit einer Frisbee-Scheibe auf die Wiese zu stellen und so die Trickaufnahmen für Ihren Kameramann betr. der Landung von Ufos zu simulieren. Im Fernsehen sah das, na sagen wir mal zurückhaltend, peinlich aus.

Gruß Ronni
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Khaanara
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Ungelesener Beitrag von Khaanara »

Dann lieber die Raketenstarts in Sinzig :)
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Khaanara hat geschrieben:Dann lieber die Raketenstarts in Sinzig :)
Pressemitteilung: "UFO-Forscher suchen mit Raketen nach außerirdischen Leben" :o

So könnte es lauten, wenn die Medien keine Lust auf gute Berichterstattung haben.

Ich hoffe, dass es nur das übliche Vorurteil gegenüber den Medien ist und das Selbstmitleid als SF-Fan ständig missverstanden zu werden. :D
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Kurz zu mir: Ich bin langjähriger Mitarbeiter des http://www.sfz.de/, selbst Wissenschaftler, muss mich also von Berufswegen mit aktueller Wissenschaft & "Sci-Fi" befassen, forsche selber seit Gründung der Informatik (1968 in Deutschland)...

Mein Kommentar zu Lem: Lem ist in erster Linie Philosoph. Dann Politologe (verkappt) und zuletzt wissenschaftlicher Hellseher.
Amüsant allemal !

Zu Solaris: Hier geht es um Emotionen und Liebe, gepackt in einer Sci-Fi-Story. Wenn man anderes erwartet, wird man sicherlich schnell gelangweilt...
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Kringel
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Ungelesener Beitrag von Kringel »

Solaris: 3. Thema des Romans dürfte noch die Unmöglichkeit der Kommunikation zwischen grundverschiedenen Lebensformen sein. Habe mir übrigens mal Soderberghs Neuverfilmung auf DVD zugelegt (Sonderangebot...), aber noch nicht geguckt. Bin gespannt, wie schlecht der Film wirklich ist!
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Kringel hat geschrieben:Solaris: 3. Thema des Romans dürfte noch die Unmöglichkeit der Kommunikation zwischen grundverschiedenen Lebensformen sein. Habe mir übrigens mal Soderberghs Neuverfilmung auf DVD zugelegt (Sonderangebot...), aber noch nicht geguckt. Bin gespannt, wie schlecht der Film wirklich ist!
Die Soderbergh Verfilmung ist sehr gut - aber das Thema hatten wir schon in einem anderen Thread:
http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?t=230
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Anonymous hat geschrieben:Kurz zu mir: Ich bin langjähriger Mitarbeiter des http://www.sfz.de/, selbst Wissenschaftler, muss mich also von Berufswegen mit aktueller Wissenschaft & "Sci-Fi" befassen, forsche selber seit Gründung der Informatik (1968 in Deutschland)...

Mein Kommentar zu Lem: Lem ist in erster Linie Philosoph. Dann Politologe (verkappt) und zuletzt wissenschaftlicher Hellseher.
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Das Sekretariat für Zukunftsforschung hat Publikationen zur Science Fiction herausgegeben. "zukunftsforschung und Science Fiction" und ""Literatur als Prognostik". Letztere befasst sich mit der DDR Literatur in den fünfziger und sechziger Jahren.

Ich selber hatte mich mal als Praktikant beim SFZ beworben, leider hatten die keinen Bedarf. Zum Glück kam ich bei einem Unternehmen mit gleicher Ausrichtung unter. Gerne würde ich weiterhin in diesem Arbeitsbereich arbeiten, weil ich mich sehr dafür interessiere.
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