Gerade im Kino gesehen...

Gast09
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Die Hütte
Gesehen und für Österlich! befunden.
Wer sich diesem Film anschauen möchte, sollte sich auf eine beachtliche Kitsch-Offensive einstellen; Ghost-Nachricht von Sam ist nichts dagegen.
Wer sich diesen Film anschauen mochte, sollte aber auch berücksichtigen, dass jetzt Ostern ist und dass dieser Film perfekt dazu passt.
Wer sich diesen Film anschauen möchte, sollte sich auf einen beachtlich intensiven Kinoabend vorbereiten; es geht zur Sache.
Ein paar Worte zur Handlung (mit starken Spoilern):
Der dreizehnjährige Junge ermordet seinen prügelnden und saufenden Vater
Schnitt.
Etwa 20 Jahre später ist er glücklich verheiratet und Vater von drei Kindern
Schnitt.
Während eines Camping-Wochenendes wird seine jüngste Tochter entführt und getötet. Die Suchtrupps finden Kleidung und Blutspuren des Kindes in einer verfallenen Hütte
Schnitt.
Die Familie droht an den Folgen zu zerbrechen, was sehr deutlich und intensiv gezeigt wird
Schnitt.
An einem Wintertag findet der Vater einen Brief in welchem er von Gott aufgefordert wird, die o.a. Hütte zu besuchen, was er auch tut. Er sieht dort noch Reste der Blutspuren und versucht, sich das Leben zu nehmen, was durch ein göttliches Zeichen verhindert wird.

Und ja - dann geht es los. Wir erleben Sam Worthington (hier im Genre ja nicht ganz unbekannt) in der beachtlichen Charakter-Rolle des verzweifelten Vaters.
Wir erleben Diskussionen mit Göttin Mutter, dem Sohn und der Heiligen Geistin. Besonders interessant ist die Diskussion des Vaters mit "Die Weisheit".
Wie erleben die Heilung des verzweifelten Vaters.
Und nein - Morgan Freeman spielt nicht mit.
Etwas weniger bunter Kitsch hätte dem Film sicher gut getan. Und ob die Besetzung von Hauptperson, Göttin Mutter, Sohn und Heiliger Geistin
jeweils mit Vertretern der menschlichen Hauptrassen: negriod/afrikanisch, jüdisch/arabisch, asiatisch/indianisch und europäisch/nordisch
mehr war als ein Marketing-Trick möchte ich bezweifeln.
Aber egal. Der Film passt perfekt in die Oster-Zeit und er ist trotz seiner 132min nie langatmig, oft sogar spannend und immer einfach nur schön.
Ich finde, das reicht für
9/10 Flacons voller gesammelter Tränen.
Schnitt.
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Abgang mit Stil
Gesehen und für Humorlos! befunden.
Wer sich entscheidet, einen Film über eine Absurdität zu drehen muss sich etwas einfallen lassen, um von dieser Absurdität abzulenken.
Erotik wird gerne genommen, ebenso technische Effekte; gerne auch 3D.
Oder eben Humor. Derb oder subtil - egal; Hauptsache Humor.
Die Absurdität um die es hier geht, ist ein Banküberfall. Wenn es so einfach wäre, eine Bank zu überfallen und danach nicht erwischt zu werden, warum machen wir das denn nicht alle?
Die Idee des Films ist nicht neu. Eine Gruppe Menschen wird durch das Verhalten einer Bank um ihr Erspartes (hier: um ihre Rentenansprüche) gebracht und diese Gruppe beschließt, sich durch einen Überfall auf eben diese Bank das ihr zustehende Geld wieder zu holen. Zuletzt war dies durchaus ansprechend zu sehen in: Vier gegen die Bank; die Mutter aller Filme dieser Art wäre wohl: Ocean's Eleven.
Und genau darauf bezieht sich dieser Film u.a. durch die Musik und durch die Maskierung der drei Bankräuber als "Rat Pack" (d.h. Frank Sinatra etc.).
Der Film ist oft sehr humorlos und tragisch. Da geht es um gescheiterte Enkel-Verhältnisse, Nierentransplantationen und kaputte Ehen; nichts also, was den unbedarften Zuschauer von der Absurdität des dann stattfindenden Bankraubs abzulenken in der Lage wäre.
Dabei haben sie doch gute Schauspieler engagiert: Sir Michael Caine als Hauptperson, Morgan Freeman als Bedenkenträger und Alan Arkin als Lebemann.
Aber nein, der Humor; zaghaft manchmal aufblitzend, bleibt auf der Strecke. Die gelegentlichen Auftritte des Augen-Rollenden Christopher Lloyd
hätten das ändern können. Aber auch er bleibt dazu verdammt, den grenzdementen Leiter einer Altengruppe zu spielen.
Was bleibt ist ein unnötig trauriger, schwermütiger, in vielen Einstellungen fast schon depressiv wirkender Film über eine absurde Aktion.
Zaghaftes Aufblitzen eines subtilen Humors gehen darin unter.
Schade.
Und nein: Fünfjährige Kinder sind auch in den USA nicht als Zeugen zugelassen.
6/10 Armbanduhren mit Enkelin-Motiv
Gast09
PS: Das Kino war gut gefüllt. Noch bin ich in der Lage, das Durchschnittsalter der Besucher eines derartigen Films nach unten zu ziehen. Mal schauen, wie lange noch.
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Zu guter Letzt
Gesehen und für Irritierend! befunden.
Seit der grandiosen Performance in Mamma Mia, einem unserer All-Time-Highs, haben wir jeden Film mit Amanda Seyfried gesehen.
Egal ob romantisch: Letters from Julia, mystisch: Chloe oder dem Genre zugehörig: In Time - Amanda Seyfried brilliert.
Und das macht sie auch hier. Dies insbesondere auch deshalb, weil sie hier von einer älteren Kollegin hochgezogen wird. Das hatten wir schon mal:
Merryl Streep in Mamma Mia oder Vanessa Redgrave in Letters from Julia. Und jetzt ist es Shirley Mclane.
Aber gleichwohl fehlt die grade Linie.
Sie soll einen positiven Nachruf schreiben über einem Menschen, über den es nichts Positives zu sagen gibt. Das hätte wahnsinns-Potenzial gehabt,
aber verläuft sich in einem irritierend langatmigen Dialog-Film. Was macht einen guten Nachruf aus? Worum geht es da? Wer trägt etwas dazu bei?
1.: Die Familie. 2. Der Job. 3. Die Freizeit. Und 4. Was Besonderes.
Das Besondere wäre eine Waisenkind, das klappt ganz gut. Aber der Rest?
Der Film ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Keine Komödie, keine Tragödie.
Die (zahlreichen) Zuschauer sind irritiert. Und sie verlassen die Vorstellung während des Abspanns.
Na, immerhin scheint Amanda Seyfried ihr persönliches Glück gefunden zu haben. Die filmische Love-Story zwischen ihr und dem Disc-Jockey hat wohl
ein reales Nachspiel.
Eine weniger irritierende Inszenierung hätte uns besser gefallen.
Und das o.a. Waisenkind spielt sie alle an die Wand.
AnnJewel Lee Dixon heißt sie. Ich schlage vor, sich diesen Namen zu merken.
7/10 unfertigen Essay-Bänden.
PS: Ob The Kings zu den am meisten verkannten Bands aller Zeiten gehören, das lassen wir mal dahin gestellt. Aber Waterloo Sunset
höre ich immer wieder gerne.
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Shock Wave Rider
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Gast09 hat geschrieben:PS: Ob The Kings zu den am meisten verkannten Bands aller Zeiten gehören, das lassen wir mal dahin gestellt. Aber Waterloo Sunset höre ich immer wieder gerne.
Psst, Gast09! Du meinst sicherlich "The Kinks" mit kinky k geschrieben. (klick!)
Aber ich gebe Dir recht: 'Waterloo Sunset' ist ein wundervolles Lied. Und bei weitem nicht das einzige Meisterwerk der Gruppe.

Doch nun an die Arbeit:

A Cure For Wellness

gesehen im Astor-Cinema in Hannover. Angepriesen als großartiges Bedien-Kino. Gut, die Sessel sind riesig und bieten genug Platz zum Rumlümmeln. Aber die Snack- und Getränkeauswahl blieb sowohl quantitativ als auch qualitativ hinter den Erwartungen zurück.

Zum Film:
Filmstarts hat geschrieben:Weil der CEO der Firma, in der er arbeitet, viel zu lange in einem Wellness-Center in den Schweizer Alpen verweilt, macht sich der ehrgeizige junge Angestellte Mr. Lockhart (Dane DeHaan) auf nach Europa, um seinen Chef Mr. Pembroke (Harry Groener) zurückzuholen. Dort angekommen, stellt er bald fest, dass die Einrichtung nicht der idyllische Heiltempel ist, als der sie sich nach außen hin darstellt. Weil er zu viele Fragen stellt, diagnostiziert das Personal schließlich auch Lockhart mit der seltsamen Krankheit, die hier alle Patienten festzuhalten scheint. Unter Direktion des rätselhaften Spa-Leiters Volmer (Jason Isaacs) beginnt die Behandlung und sein Verstand wird auf die Probe gestellt. Gemeinsam mit Langzeitpatientin Hannah (Mia Goth) stellt Lockhart jedoch gleichzeitig weiterhin Nachforschungen an, um dem Geheimnis der Einrichtung auf den Grund zu gehen…
Absolut großartig war die Optik. Kameraführung und Fotografie waren perfekt und lieferten einen wahren Bilderrausch. Absolut gelungen die verschiedenen Ästhetiken für die kühle, g'schaftlhuberische Business-Atmosphäre in USA und die damit kontrastierende mythische, untergründig bedrohliche Stimmung im Schweizer Sanatorium (die Szenen wurden übrigens an verschiedenen Orten in Deutschland gedreht, das Schloss ist die Burg Hohenzollern).

Aber Story und Typen sind lang und breit bekannt. Die netten Zauberberg-Reminiszenzen am Anfang werden im Verlauf des Films von einer klassischen Horror-Geschichte um einen durchgeknallten Wissenschaftler erstickt. Von einigen Figuren hätte ich gern mehr erfahren, z.B. was Pembroke bewegte, dorthin zu fahren und
sich dem Anstaltsleiter freiwillig als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen.
So blieb nicht nur diese Figur recht blass, auch die Charakterisierung der durchaus interessant eingeführten Krankenschwestern und einiger anderer Kurgäste versackte im Ansatz.
Viele Fragen bleiben offen, zum Beispiel
welche Rolle genau die leitmotivisch auftretenden Aale/Wasserwürmer/? spielten und warum sie an allen möglichen und möglichen Stellen in Massen auftauchen. Sie hätten mehr verdient denn als reiner Ekel- und Schreckfaktor verheizt zu werden.
Stattdessen wurden die 142 Minuten Spieldauer mit Horroreffekten aus der Mottenkiste gefüllt. Der Film hätte locker um 30-45 Minuten gekürzt werden können ohne dadurch zu verlieren. Ganz im Gegenteil.

So bleiben am Ende nur 6 von 10 wackelnden Spülungshebeln am WC übrig.

Gruß
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Aber Story und Typen sind lang und breit bekannt.
Sorry, aber Lockhart, Pembroke und die anderen kenne ich nicht. Ist es denn eine 1:1-Zauberberg-Umsetzung? Ist Lockhart Hans Castorp? Gibt es eine Liebesnacht mit einer schönen Kirgisin und einen Aufbruch zur Front..?
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Bully »

Shock Wave Rider hat geschrieben:
...Viele Fragen bleiben offen, zum Beispiel
welche Rolle genau die leitmotivisch auftretenden Aale/Wasserwürmer/? spielten und warum sie an allen möglichen und möglichen Stellen in Massen auftauchen. Sie hätten mehr verdient denn als reiner Ekel- und Schreckfaktor verheizt zu werden.
Stattdessen wurden die 142 Minuten Spieldauer mit Horroreffekten aus der Mottenkiste gefüllt. Der Film hätte locker um 30-45 Minuten gekürzt werden können ohne dadurch zu verlieren. Ganz im Gegenteil.

So bleiben am Ende nur 6 von 10 wackelnden Spülungshebeln am WC übrig.

Gruß
Ralf
Zu dem Spoiler - ich glaube, dass das einerseits das allgemeine Wassermotiv verstärken sollte, und andrerseits dass allgemeine Unbehagen; es können ja nicht immer Ratten, Fledermäuse oder Riesenspinnen sein. Und einige von denen sind möglicherweise auch reine Einbildung. Ich sag nur "30 cm".
Außerdem, aber das ist jetzt ein bisschen Speku, wenn die
Aale da 100? Jahre oder so alt werden können, ergibt das ja eigentlich auch keinen Sinn, weil europäische Aale bekanntlich vorprogrammiert sind, in die Tiefe der Sargasso-See zu wandern, zu laichen und zu sterben, hat also nichts mit "altern" in dem Sinn zu tun
, aber andererseits ist wohl eine Nebenwirkung des
Wassers, die Geschlechtsreife zu verzögern
, und plötzlich ergibt alles wieder Sinn.
Die einzige wirklich schlimme Stelle war für mich aber die mit dem Zahn, und die wurde irgendwie nicht aufgeklärt.
Gab's jetzt ein Original und einen Klon/Doppelgänger? Und der eine hat einen Zahn weniger und der andere entkommt?
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Bully, Du hast Dir den Film offenbar wesentlich aufmerksamer angesehen als ich.
Als klar wurde, dass das wieder so ein mad-scientist-horror-Ding wird, habe ich innerlich teilweise abgeschaltet.

Gruß
Ralf
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Bully »

Shock Wave Rider hat geschrieben:Bully, Du hast Dir den Film offenbar wesentlich aufmerksamer angesehen als ich.
Als klar wurde, dass das wieder so ein mad-scientist-horror-Ding wird, habe ich innerlich teilweise abgeschaltet.

Gruß
Ralf
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Alles unter Kontrolle
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Der ganze Film wird getragen von einem tiefsinnigen, inneren Humor; sehr oft dem Drehbuch und den Regie-Anweisungen folgend, sehr oft aber auch sich aus der Situationskomik ergebend und von einem beachtlichen Spielwitz geprägt.
Nicht ganz frei von der ein oder anderen Absurdität und so manchem Schenkelklopfer präsentierte sich uns weit überwiegend eine anspruchsvolle, flotte, fast schon Screwball-ähnliche Komödie. Nun gut, an die MoaF dieser Art: Is was Doc? kommt es nicht ran; muss es aber auch nicht denn was hier zu sehen ist reicht für eine überdurchschnittliche Bewertung gut aus.
Worum geht es?
In Frankreich werden letztinstanzlich abgelehnte Asylbewerber konsequent abgeschoben. Dazu werden sie in ein Flugzeug gesetzt und von zwei Polizisten begleitet in ihr Herkunftsland überführt.
Das funktioniert auch. Insbesondere das Team um das es hier geht, macht seine Sache gut. Einer der beiden (er wird als sexsüchtig bezeichnet) verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen, was bei dem anderen, in einer Beziehung lebenden Flic zu Problemen führt.
Ein Abschiebevorgang nach Kabul gerät außer Kontrolle, als die Maschine auf Malta notlanden muss. Später in einem Lager auf Lampedusa ist dann nicht mehr klar, wer nun Asylant ist und wer Polizist.
Hier der Trailer in welchem genau das gezeigt wird, was ich hier geschrieben habe (deshalb auch ohne Spoiler):
https://www.youtube.com/watch?v=_vIrAL9LGaQ
Eine rasante, spritzige, intelligente und tiefsinnig-humorige Angelegenheit, nahezu frei von Durchhängern und von Schauspielern präsentiert, die mit beachtlichem Spielwitz agieren.
9/10 durch die Nacht getragenen Heizkörpern (an welchem der Asylant mit Handschellen gefesselt war, den er aber mit Muskelkraft aus der Wand des Hotelzimmers rausgerissen hat)
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Ein Dorf sieht schwarz
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Ja, ich bin mal wieder durch einen Trailer reingelegt worden, und zwar durch diesen hier:
https://www.youtube.com/watch?v=vw1lnlP0nto
Na, liebe Community, habt wenigstens ihr es gemerkt? Ist euch aufgefallen, dass dieser Film im Jahre 1975 spielt? Habt ihr gemerkt, dass dieser Film mit der aktuellen Flüchtlingskrise nichts zu tun hat? Habt ihr gemerkt, dass dieser Film alles andere ist, als die beworbene Komödie?
Ja, habt ihr? OK, ich atme tief durch.
Nein, habt ihr nicht? Na dann, willkommen im Klub.
Based on a true Story bekommt ein Arzt die einmalige Chance, Leibarzt von Mobutu zu werden.
Ohne seine Frau darüber zu informieren, lehnt er das ab und entscheidet sich dem Ruf eines Dorfes in Frankreich nach einem Landarzt zu folgen.
Die Chance seines Lebens, vertan, vertan.
Seine Familie, alle mit tief schwarzer Hautfarbe hat allergrößte Schwierigkeiten in der französischen Provinz. Nichts klappt. Es kommt so weit, dass er aus finanziellen Nöten heraus einen Job als Knecht auf einem lokalen Bauernhof annehmen muss.
Aber, was wäre das Leben ohne Fußball.
Seine Tochter ist eine Ball-Virtuosin. Über sie gelingt die Anerkennung der Dorfbewohner.
Spätestens seit J.K Rowlings Ein plötzlicher Todesfall wissen wir aber über die Brutalität der Dörfler.
Der farbige Arzt wird Wahlkampfthema und durch Intrigen verhaftet.
Nun gut. Ich habe einige wertvolle Minuten (gefühlte 60) benötigt, um den wahren Inhalt des Films zu realisieren und mich von meinen Erwartungen zu lösen. Ich brauche wohl etwas länger mich zu reanimieren nachdem ich gemerkt habe, dass ich reingelegt worden bin. Dann aber lief es ganz gut.
Das Dorf hat sie aufgenommen, im Abspann werden Fotos der realen Menschen gezeigt; ein klassisches schönes Happy-End.
Ich lasse das "Reingelegt!" mal im Hintergrund und gebe für den handwerklich guten Film
8/10 wegen der Telefonate mit Afrika sich auf 4000 FF addierenden Telefonrechnungen.
Aber gleichwohl:
Grrrr!
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Ich muss meine letzten beiden Kinobesuche aufarbeiten:

Stille Reserven
filmstarts.de hat geschrieben:Wien, in nicht allzu ferner Zukunft: Vincent Baumann (Clemens Schick) arbeitet als Agent für Todesversicherungen und fügt sich willig in das vorherrschende gnadenlose System. Doch dann verliert er seine Stellung und bekommt am eigenen Leibe zu spüren, wie es sich in dieser Gesellschaft anfühlt, durchs Raster zu fallen. Zuerst kämpft er noch darum, seine alte Stellung und seine alten Privilegien zurückzuerobern. Doch nach und nach erkennt er, dass Einkommen und Erfolg nicht das Einzige sind, was zählt, und ist langsam bereit, auch andere Werte zu akzeptieren, für die in seiner bisherigen Weltanschauung kein Platz war. So öffnet er sein Herz einem anderen Menschen, einer Frau namens Lisa Sokulowa (Lena Lauzemis). Für die beiden gibt es keine Zukunft, aber sie haben dennoch Hoffnung, das System überlisten zu können…
Die Grundidee ist interessant: Wenn Menschen zum Zeitpunkt ihres Todes Schulden haben, müssen ihre Leichen diese Schulden erst noch abarbeiten. Das kann z.B. dadurch geschehen, dass ihre Gehirne als biologische Speicher in ein größeres Rechennetzwerk eingebunden werden. Nur eine Todesversicherung kann einen vor diesem posthumen Schicksal schützen und zu einem endgültigen Begräbnis verhelfen.
Großartig sind vor allem die Bilder: die verschiedenen gesellschaftlichen Subsysteme sind ästhetisch klar gezeichnet und gegeneinander abgegrenzt. Man sieht deutliche Einflüsse von "Der Prozeß", "V wie Vendetta" oder "1984". Das Großraumbüro der Versicherung erinnert an eine Kathedrale. Ganz im Gegensatz dazu stehen die engen Wohnungen der Unterpriviligierten in baufälligen Betonhochhäusern. Geradezu gespenstisch wird es, wenn die Leichen mit Kabeln im Kopf scheinbar unkontrolliert rumzucken.
Man merkt, dass Regisseur und Kameramann Lena Lauzemis mochten. Sie spielt Lisa Sokulowa, Tochter des Superreichen Sokulow, die sich aber von ihrem Soziotop abgesetzt hat, nachts in einer Bar als Sängerin auftritt, aber tatsächlich in einer Widerstandsgruppe gegen die Ausbeutung von Leichen aktiv ist. Lena Lauzemis wird immer wieder großartig in das abgedunkelte, harte, konturenschärfende Licht dieser Dystopie gesetzt.
Die Handlung selbst ist routiniert, wenig originell, aber immerhin solide gebaut. Mir sind keine allzu offensichtlichen Plotholes aufgefallen, auch wenn das einige Rezensenten anders gesehen haben (klick!). Der Film lebt überwiegend von der Atmosphäre.

Das reicht locker für 8 von 10 Versicherungsabschlüssen bei alten reichen Damen

Queen of Katwe
filmstarts.de hat geschrieben:Phiona Mutesi (Madina Nalwanga) wächst in den Slums von Katwe nahe der Hauptstadt von Uganda in einer der ärmsten Gegenden der Welt auf und kann weder lesen noch schreiben. Nicht einmal ihr genaues Geburtsdatum ist bekannt. Ihr Vater und ihre Schwester sind früh gestorben und ihre Mutter Harriet (Lupita Nyongo'o) ist selten zu Hause, um etwas Geld für den Rest der Familie zu verdienen. Doch ihr Leben ändert sich, als sie den Missionar und Schachlehrer Robert Katende (David Oyelowo) trifft, der ihr im Gegenzug für etwas zu essen einige Unterrichtsstunden im Schach zu erteilen beginnt, als sie gerade einmal neun Jahre alt ist. Phiona wird neugierig und entdeckt das Spiel für sich. Als geduldige Schülerin und Naturtalent schafft sie es schließlich sogar zur Meisterin ihres Landes und noch viel weiter...
Ich hatte einen Dokumentarfilm erwartet, bekam aber ein Disney-Märchen mit einer dicken Schicht Disney-Schmalz vorgesetzt.

3 von 10 Kombinationen mit ersticktem Matt

Gruß
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von andy »

Get out

Ein kleiner, feiner Horror-Thriller, dessen Grundidee
A young African-American man visits his Caucasian girlfriend's mysterious family estate.
(Quelle)
ganz wunderbar zum Interpretieren einlädt. Der Film funktioniert als Horrorstreifen, er überzeugt auch aber auch mit seinen Anspielungen auf das Verhältnis von Schwarz und Weiß.

Am Schluss wird es etwas zu schnell und zu sehr ein Standard-Horrorstreifen mit Blut und Aufschneiden und so, aber bis dahin ist es ein innovativer, gut gespielter Streifen.

Die Auflösung mag auf der Hand liegen, ich kam nicht darauf beim Sehen. Deswegen hat mich aus so manche Wendung überrascht.

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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

andy hat geschrieben:Die Auflösung mag auf der Hand liegen, [...]
Hat es was mit Seelenwanderung zu tun? Also eine Seele springt in einen neuen Körper?
Gruß
Ralf,
dankt für die Antwort ("Nein." würde mir z.B. schon reichen.)
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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von andy »

Shock Wave Rider hat geschrieben:
andy hat geschrieben:Die Auflösung mag auf der Hand liegen, [...]
Hat es was mit Seelenwanderung zu tun? Also eine Seele springt in einen neuen Körper?
Gruß
Ralf,
dankt für die Antwort ("Nein." würde mir z.B. schon reichen.)
Im Prinzip geht es diese Richtung. Die Auflösung kommt in einem weiteren Spoiler, falls du es dir nicht verderben willst.
Es geht um ein medizinisches Verfahren, mit dessen Hilfe sich Gehirne - und damit Persönlichkeiten - verpflanzen lassen. Eien Sekte aus älteren Weißen sucht sich junge Schwarze, um deren Körper zu übernehmen.


Sehenswert.

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Re: Gerade im Kino gesehen...

Ungelesener Beitrag von Gast09 »

Wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Gesehen und für Überraschend! befunden.
Ich hatte eigentlich keine Lust auf diesen Film. Die Kommentare, die ich bisher gelesen habe waren eher durchwachsen und die Filmclips auf Youtube sehr dröge.
Wer aber beschreibt meine Überraschung, als ich dann im Kino saß und dieser ganze Film an mir vorbei zog.
Die Handlung ist eindimensional: Mädchenclique besucht einen High-School-Ball mit allem was so dazu gehört. Auf der Rückfahrt jedoch kommt es um 00:39 zu einem Unfall bei dem die Hauptdarstellerin stirbt.
Am nächsten morgen allerdings beginnt der Tag von neuem. Alles passiert nochmal und immer immer wieder. Es dauert etwas, bis sie begreift, dass sie in einer Endlos-Schleife festhängt. Ihre Versuche, sich aus dieser Schleife zu befreien, scheitern und machen alles nur noch schlimmer.
OK, bis hier ist alles aus den Trailern entnehmbar,
https://www.youtube.com/watch?v=UxP6TNXX73E
ab jetzt aber muss es einen
denn das ist nicht aus Trailern ersichtlich: sie erkennt, dass es nur eine Möglichkeit gibt, sich aus dieser Schleife zu befreien: Sie muss einer gemobbten Mitschülerin das Leben retten; was sie auch tut
Der Film hat Längen; unnötige Längen, ermüdende Längen - 98 min können ganz schön lang sein.
Das Ende aber ist beachtlich, extrem überraschend und dies gleich 2x. Es entschädigt für den ein oder anderen Durchhänger.
Wegen des doch beachtlich überraschenden Endes (und wegen eines Wiedersehens von Jennifer Beals) gebe ich daher
8/10 gelben Origami-Faltvögel.
Gast09
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