Meine Fahrkarte ist gültig, weil sie gültig ist. Nicht weil irgendwer irgendwas postuliert hat. Sondern weil ich für das Ding bezahlt habe und es während des Gültigkeitszeitraums nutze. Das ist ein Faktum.
Doch. Irgendwer hat bestimmt, dass diese Fahrkarte unter diesen oder jenen Bedingungen gültig ist. Das ist kein Naturgesetz, sondern eine Vereinbarung. Wenn es dem Bestimmenden einfällt, die Bedingungen zu ändern, dann werden sie geändert. Genauso wie die Gültigkeit von Geld eine Vereinbarung ist (das bisschen Papier hat nicht diesen Wert, der draufgedruckt ist), kann die Vereinbarung nichtig sein (warum kann ich z.B. nicht mehr mit Reichsmark bezahlen, obwohl 1000 DM draufsteht..?). Man hat für diese Fahrkarte bezahlt, weil man in gutem Glauben einen Vertrag mit den Verkehrsbetrieben eingegangen ist, aber nach der nächsten Preiserhöhung würde die Karte auch nicht mehr gültig sein. Es gibt sicherlich Regeln des gemeinsamen Vertrages, und die werden auch meist eingehalten, aber das schließt nicht aus, dass diese Regeln sofort gebrochen werden könnten.
Wenn dir „Glaube“ zu dogmatisch ist, dann kann man es auch „Vertrauen“ nennen. Den Bus gibt es zwar wirklich, aber dass ein Fahrgast ihn nur benutzen darf, wenn er ein Stück Papier mit einem bestimmten Aufdruck vorweisen kann, ist eine virtuelle Vereinbarung. Sonst könnte ja JEDER den Bus benutzen, auch ohne dieses Papier. Es gibt also eine beliebige Unterteilung zwischen Leuten MIT Papier und OHNE Papier, obwohl der Bus derselbe bleibt. Das virtuelle Weltbild existiert nur in unseren menschlichen Köpfen (...die Fahrkarte berechtigt zur Fahrt), Tiere kennen keinen Fahrplan und kein Ticket.
Und als es noch kein virtuelles Leben gab, was war das dann?
Offenbar ist der Mensch bislang das einzige Lebewesen, das sich umfangreiche virtuelle Welten vorstellen kann. Inzwischen weiß man zwar, dass z.B. auch Elefanten eine virtuelle Vorstellung vom Gelände und von Zeit haben (und Zugvögel sowieso). Aber inwieweit sie sich darüber bewusst werden, weiß man nicht. JEDER Mensch hat praktisch seit Geburt eine virtuelle Vorstellungskraft, auch schon im Neolithikum. Man könnte das Zitat anbringen: „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Es gibt kein menschliches Leben ohne imaginäre Weltvorstellung. Bereits die einfachste Sprache ist eine.
Glaube ist keine Religion.
Jede Religion braucht Glaube, aber nicht jeder Glaube braucht Religion. Also stimmt die Aussage. Wenn ich
glaube, dass morgen die Sonne scheint, so ist das nicht religiös. Ich habe eine virtuelle Vorstellung davon, dass es das Morgen noch gibt und dass dann die Sonne scheint. Die Zeit ist ein Abstraktum und „morgen“ auch. Ich bewege mich in einer Vorstellungswelt und darin steht fest, dass die Sonne morgen scheinen wird.
Wie schwammig diese Welten sein können, zeigt ja, dass unbestimmte Begriffe von jedem anders verstanden werden. Wenn die Sonne also „bald“ scheint - wann ist das? Wird die Sonne von jedem Menschen überhaupt als dasselbe verstanden? Jeder macht sich sein eigenes Bild und wir verwenden das Wort zwar zum Austausch untereinander, weil wir vereinbart haben, dieses helle, heiße Ding am Himmel „Sonne“ zu nennen, aber in unseren jeweiligen Köpfen ist die Sonne immer anders.
Schade, dass es dafür keinen Extra-Faden gibt. Ich
glaube, zum Terminator passt das jetzt nicht...