Hi Monos & alle,
tolle Frage. Deine Feststellung, daß (Marvel/DC)Superhelden-Comics …
… Artverwandt, aber dennoch nicht ganz SF {sind} - laut reiner Lehre …
… ist natürlich sehr richtig. Ich selbst habe ja schon in dem ein oder anderen Thread peinlichst genaue Abgrenzungsversuche betrieben (Star Wars, Matrix mehr Fantasy als SF usw). Wenn aber so gefragt wird, stelle ich meine Differenzierungsblende auf ganz weit.
Als derzeit Erwerbsloser ists mit dem Kaufen und Reihen-Sammeln bei mir nicht so weit her. Aber ich lese Comics seit über 15 Jahren (10 auf Englisch), und leite daraus meine Qualifikation zur Äußerung ab.
Aaaalso, Superhelden-Comics faszinieren mich, aber ich habe noch immer nicht so ganz verstanden, was die eigentlich darstellen sollen, was ihre Wurzlen sind. Ich denke, sie stellen eine eigene Phantastik-Richtung dar, die mal mehr in der Fantasy, mal mehr in der SF verortet ist (oder in Horror und Erotik).
Seit Teenagertagen bin ich ehr ein Batman als Superman-Leser; habe mehr DC- (und kleinere Verlage) als Marvel-Comics. Serien ohne absehbares Ende habe ich nie gesammelt und kann auch nicht ganz nachvollziehen, wie man die Treue aufbringt, einer Geschichte zu folgen, die je nach Verkaufszahlen (wenn mau) ein Ende verpaßt bekommt oder (wenn erfolgreich) eben nicht. Vielleicht habe ich auch zu oft auf Serien gesetzt, die zweiteres Schicksal erfuhren (über die Absetzung von
Sandman Mystery Theatre bin ich heut noch traurig,
schnief). Die meisten der folgenden Titel sind also überschaubare Geschichten auf ca. 100 bis 500 Seiten, heute fast alle noch problemlos als gesameltes Trade zu haben.
Bemerkenswerte SF-Titel in meiner Sammlung:
• Miniserie / Comic-Roman
The Dark Knight Returns von Frank Miller (wie auch dessen
Ronin) ernster, facettenreicher und durchaus SF-naher Superheldencomic. Eh ein Klassiker.
• Apropos Klassiker: Die Comic-Romane
V for Vendetta (Moore/LLoyd) und
Watchmen (Moore/Gibbons) sind waschechte, intelligente Zukunfts- oder Alternativwelt-Thriller, die jeder SF- und Phantastik-Fan mal in die Hand genommen haben sollte.
•
Batman Black & White hat mich sehr begeistert (4 Hefte Anthologie mit s/w-Kurzcomics von unterschiedlichsten Autoren und Zeichnern).
•
Judgement on Gotham ein Crossover mit Batman/Judge Dredd.
• Großer Spaß und höchstens Fun-SF ist das
Batman/Lobo-Crossover, und kann auf folgende Lobo-Titel verweisen (alles sehr lustige Satire-SF, irgendwo zwischen Mad Max, Seldge Hammer und Barbaren-Fantasy): • The Last Czarnian; • Lobo's Back; • Infanticide; • Unamerican Gladiators; • Contract on Gawd und Paramilitary Christmas Special.
• Wirklich als waschechte Aktion-SF akzeptabel sind die
Martha Washington-Comics von Miller/Gibbons (Dark Horse Comics), mit den drei Teilen Give Me Liberty, M. W. Goes to War und M. W. Saves the World.
• Eine echte Gemme ist der Comic-Roman
Terminal City (Moter/Lark) bei DC.
• Auf jeden Fall fertigsammeln werde ich die
Transmetropolitain-Comics von Warren Ellis. Herrlich ätzende, bewegende, abgedrehte und nachdenklich stimmende Gesellschafts-SF.
• Auf jeden Fall übersetzt werden sollte mal die Sage über
The Invinsibles von Grant Morrisson, ein wilder Mix aus Verschwörungstheorie- und Alternativwelt-SF. Viele ehrenwerte Anleihen bei P.K. Dick, W.S. Burroughs, T. Pynchon und und und zu finden.
• Spannung und Lacher liefert
Captain Stern (bekannt als Angeklagter in dem Film
Heavy Metal) von Bernie Wrightson (Kitchen Sink Press).
• Wem die Comics über die Abenteuer der
League of Extraodinary Gentlemen getaugt haben, wird vielleicht Gefallen an Bryan Talbots
Heart of the Empire (Dark Horse) finden, einer feinen Alternativwelt-SF im heutigen immernoch-Victorianischen England; ähnlich gelagert auch die
Remarkable Worlds of Prof. Phineas B. Fiddle (Paradox Press/DC).
• Und richtig feine ernste SF ohne großes Krawumm bietet Paul Popes
Heavy Liquid.
Grüße
molosovsky / alex