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Der Kreuzzug - Das 2. Dune Pre-Prequel

Verfasst: 25. Oktober 2004 13:06
von Kringel
Am Freitag gekauft (aber noch nicht gelesen): "Der Kreuzzug" von Brian Herbert und Kevin J. Anderson. Das wäre dann der zweite Band der Pre-Prequels. Es scheint heute nicht mehr "political correct" zu sein, den Begriff zu verwenden, den Frank Herbert noch benutzt hat. Denn auch im englischen Original heißt es "The Machine Crusade"...

Verfasst: 25. Oktober 2004 14:48
von Ulrich
meinst du "djihad" oder wie immer man das schreibt? Kam das wirklich nicht in Legende 1 vorß

Verfasst: 25. Oktober 2004 14:52
von Kringel
Genau. Ich meinte die Verwendung dieses Begriffs auf einem Buchcover. Das scheint nicht gern gesehen zu sein.

Verfasst: 25. Oktober 2004 14:55
von Ulrich
Das wäre sicher eine Analyse wert. Ich kann mir gut vorstellen, dass du recht hast. Ohne besonderen Grund wirft man die von Frank Herbert verwendeten Begriffe nicht über Bord.

Verfasst: 25. Oktober 2004 15:11
von Martin
Na, wenn sie alle arabischen Termini entfernen wollen, die neuerdings negativ konnotiert sein könnten, haben sie bei Frank Herberts Epos tüchtig zu tun.

Die Elite-Fremen heißen wie die Garde von Saddam Hussein, nämlich [ein Wort, das man nicht mehr sagen darf].
Saddam ist sowieso ein ganz unpassender Name, also wird "Padishah Emperor Shaddam IV" demnächst gestrichen.
Wenn ich ein wenig überlege und dazu die Bücher durchgehe, fallen mir sicher noch mehr Punkte ein ...

Verfasst: 25. Oktober 2004 17:12
von WL
Das erste Pre-Prequel hiess doch "Butler's Dhjihad".

Ich denke sie wollten Titelähnlichkeiten vermeiden um Verwechslungen zu minimieren.

Verfasst: 26. Oktober 2004 07:04
von Kringel
War das erste Prequel nicht vor dem zweiten Irakkrieg? *grübel*

Verfasst: 26. Oktober 2004 10:28
von WL
Kringel hat geschrieben:War das erste Prequel nicht vor dem zweiten Irakkrieg? *grübel*
2002, also ja.

Der Vollständigkeit halber noch der Originaltitel: The Butlerian Jihad.

Verfasst: 31. Oktober 2004 14:44
von Ulrich
Die Wüstenplanetbücher wären mit der Bevorzung des Islam und Formen desselben politisch nicht korrekt. Ob die "verboten" werden, d.h. stillschweigende Verweigerung sie zu verkaufen, zu besprechen oder in den Bibliotheken zu haben? Halte ich fast für denkbar, bin aber dagegen. Schließlich ist das keine Kampfschrift.

Verfasst: 31. Oktober 2004 15:16
von Martin
Der Islam existiert im Dune-Universum de facto ebenso wenig wie eine andere Religion unserer Zeit. Es geht doch eher darum, daß die beschriebene Gesellschaft nach einer Phase der Ratio (verbunden mit Dekadenz) überhaupt erst wieder zur Religiosität gefunden hat.

Diese ist durch Merkmale aller drei großen monothesitischen Weltreligionen gekennzeichnet. Etliche Begrifflichkeiten stammen aus dem Arabischen, aber die Grundstruktur, unter anderem der Kerngedanke einer Erlösergestalt, ist eher jüdisch, bzw. (ur-)christlich.

Ich denke mal, der Gedanke hinter der Vermeidung bestimmter Begriffe ist sehr viel näher an der Oberfläche zu suchen: Die meisten Konsumenten der Romane sind in den USA zu suchen, und dort denken eben viele bei "Jjihad" nicht an ein Verfahren, daß die Gläubigen zur Verteidigung des Stammlandes und der Heiligen Stätten zusammenruft, sondern an fanatisierte Hobby-Piloten aus Nahost, die Flugzeuge in Wolkenkratzern parken. Deshalb wird der Begriff vermieden.

Andererseits: Wenn Islamisten den eigentlichen Bedeutungsumfang des Dschihad denaturieren, um damit Terror zu rechtfertigen, ist der Begriff nun einmal sehr negativ belegt, selbst wenn man weiß, daß Herbert es ganz anders - näher am Kern - verarbeitet hat. Das könnte man in einem Vorwort zwar erklären, aber bis dahin kommen viele Kunden in den USA möglicherweise gar nicht, wenn sie "Jihad" auf dem Forntcover lesen.

Last but not least kann das Ganze auch gar nichts bedeuten und/oder auf dem Mist irgend eines übermäßig besorgten Editors des Verlages gewachsen sein. :wink:

Verfasst: 2. November 2004 07:31
von Kringel
Im Dune-Universum gibt es den "Buddhislam".

Im Buch selbst wird der Begriff "Djihad" übrigens sehr oft verwendet.

Verfasst: 30. Dezember 2004 12:28
von Fastjack
Weiss eigentlich irgendjemand wann das letzte Buch "Battle of Corrin" auf Deutsch rauskommt ?

Verfasst: 4. Januar 2005 00:56
von sterngucker
Die Idee mit der Erlösergestalt ist nicht unbedingt ein jüdisch-christliches Monopol.

Der Islam kennt solche Figuren ebenfalls, vor allem das Schiitentum in seinen diversen Spielarten. Da ist die Rede vom "verborgenen Imam" der wiederkommen und die Gläubigen zusammenrufen wird (dieser ist der letzte in der Reihe der Imame, von denen es, je nachdem, bis zu 12 gegeben hat, und der zu Lebzeiten irgendwie entrückt wurde).

Bekannt ist auch die Figur des Mahdi, der die Armee der Gläubigen führen und ein islamisches Idealreich errichten wird.
Übrigens gab es einen, der beanspruchte, der lang erwartete Mahdi zu sein, und der einigermaßen erfolgreich war: Er lebte im 19. Jahrhundert im Sudan, sammelte dort in den 1870ern eine große Zahl von Kriegern, fügte den dort herrschenden Engländern eine Reihe von Niederlagen zu, darunter wirklich deftige, eroberte die Garnisonsstadt Karthoum, eliminierte den dortigen Gouverneur, Gordon Pascha, nahm einen anderen gefangen (den Chef der Provinz Dafur, die heute ja in den Medien ist), vertrieb einen dritten nach Zentralafrika (den Deutschen Emin Pascha) und errichtete ein Reich bis fast nach Uganda.
Der Mann jagte dem viktorianischen England einen ziemlichen Schrecken ein, und bis fast 1900 trauten sie sich nicht mehr in den Sudan.

Ich persönlich denke, daß Herbert genau diesen Mann im Hinterkopf hatte...
Immerhin gab es damals ja noch keinen Khomeini, und der islamische Fundamentalismus existierte nur in den Schriften einiger Muslim-Brüder (die Nasser dann hinrichten ließ).
Überhaupt war so ein Revival der Religionen, wie wir es heute erleben, damals kein Thema, und viele Vorbilder für den Muadib gab es nicht (daß Herbert den Gründer des Wahabitenreiches in Saudiarabien kannte, schließe ich mal aus).
Also, wie gesagt: Eine Mischung aus Mohammed und Mahdi ist IMHO die Vorlage für den Muadib.

Und weil damals die Entkolonialisierung gerade "in" war, war das Thema auch nicht anstößig (wie es heute wäre), sondern hatte durchaus seinen Reiz.
Also ich persönlich habe das ganze nie anders verstanden als eine Adaption des Mahdi-Themas, und mich stet sehr gewundert, daß sich niemand darüber aufgeregt hat.
Aber gut, bis in die 90er haben die Amis ja auch Glaubenskrieger in Afghanistan unterstützt, und es regte sich auch niemand über Rambo III auf...

Re: Der Kreuzzug - Das 2. Dune Pre-Prequel

Verfasst: 31. Mai 2011 00:52
von alexandermerow
Die Wüstenplanetbücher wären mit der Bevorzung des Islam und Formen desselben politisch nicht korrekt. Ob die "verboten" werden, d.h. stillschweigende Verweigerung sie zu verkaufen, zu besprechen oder in den Bibliotheken zu haben? Halte ich fast für denkbar, bin aber dagegen. Schließlich ist das keine Kampfschrift.
Ja, wo kämen wir denn hin, wenn jetzt "nachzensiert" wird? Bin zwar kein erklärter Fan der arabischen Kultur, aber im Wüstenplaneten passen die Analogien gut, außerdem ist es SF und (wie du schon richtig gesagt hast) keine Kampfschrift.

Re: Der Kreuzzug - Das 2. Dune Pre-Prequel

Verfasst: 31. Mai 2011 07:05
von Kringel
In den "Fortsetzungen" und "Lückenfüllern", die inzwischen noch von Brian Herbert und Kevin J. Anderson geschrieben worden sind, kommt das Wort "Djihad" wieder vor. Vielleicht deshalb, weil auch andere Länder in der realen Welt jetzt sowas wie einen heiligen Krieg führen? ;)