florean hat geschrieben: ↑3. März 2020 07:06
L.N. Muhr hat geschrieben: ↑2. März 2020 11:53
Unfug. Es gibt viel und erfolgreiches komplexes TV-Erzählen, mehr als je zuvor.
Modernes Entertainment ist eben gerade NICHT antikomplex.
Moderne Produktionen sind nicht frei von Ideen, aber mehrere Trends sind zu beobachten:
- zu Gunsten von Effekten wird die Story reduziert (Screen Time)
- die Schnittsequenzen werden immer kürzer
- das Wiederkäuen bereits bekannter Stoffe hat Konjunktur und wird bis zum Erbrechen zelebriert
- im Bereich SciFi und Fantasy greift man zu mehr und mehr Elementen des Film noir bzw. dystopischen Szenarien
- die Darstellung von Gewalt und Krieg nimmt zu
Das scheint mir eher eine subjektive Wahrnehmung zu sein. Hat aber nichts mit der eigentlichen Frage nach Komplexität zu tun, tatsächlich kann man all diese Dinge machen oder lassen, ohne mehr oder weniger auf Komplexität zu verzichten.
Komplexität ist weder ein Merkmal für bestimmte Inhalte noch für eine bestimmte Qualität. Es ist ein reines Quantitätsmerkmal: Stoff X wird auf einer Zahl Ebenen a beleuchtet, mit einer Zahl Handlungsträger b, wobei a und b relativ hoch sind. Das ist Komplexität, mehr nicht. Lineares Erzählen erzeugt diese Komplexität beinahe automatisch, da für zehn Stunden durchgehende Handlungszeit mehr Ebenen und Figuren benötigt werden als für eine Stunde.
Zu den von dir genannten Trends: mein Serienkonsum bestätigt nahezu nichts davon, und auch wenn das ebenfalls kein empirisch haltbares Argument ist, belegt es doch eins: wichtig ist, welche Auswahl man trifft. Ich bin mir freilich sicher, dass eine empirische Erhebung zeigen würde, dass originäre Stoffe bei Serien (TV/ Streaming) häufiger vorliegen als Adaptionen oder Remakes.
Hier mal alle
neuen Serien der jüngsten Zeit:
https://www.metacritic.com/browse/tv/re ... /metascore
Da kann man sich Adaptionen und Remakes rausfischen und nachzählen.
Die Häufigkeit dystopischer Themen liegt am Zeitgeist, so wie wir in den Fünfzigerjahren eine Häufung paranoider Themen in der US-Kultur wahrnehmen können. Da ist der Stand der Dinge in der Welt dran schuld. Dennoch gibt es auch positive Utopien (For All Mankind), ambivalente Utopien (Watchmen) oder SF-Serien, die sich im Grunde gar nicht um die Gegenwart in mehr oder weniger verschleierter Form scheren (The Orville).