Seite 1 von 3
Scalzi - Alles
Verfasst: 11. September 2010 23:52
von gernot1610
... entweder ich kann nicht richtig mit der Suche umgehen, oder hier hat tatsächlich noch niemand die Eier besessen eine Leseempfehlung für John Scalzi abzugeben.
Dann möchte ich dass hiermit übernehmen: Lest Scalzi (wenn Ihr noch Spass am Leben habt)
Für mich ist er die Entdeckung der letzten Jahre, auch wenn leider noch nicht so viele Bücher von Ihm erschienen sind. Ich spreche diese Empfehlung für alle bisher auf deutsch erschienenen Romane aus, ohne Ausnahme.
Zuletzt habe ich seinen Erstling "Agent der Sterne" verschlungen. Ich kann mich nicht recht entscheiden ob "Agent der Sterne" oder aber "Asteroidenträume" sein bester Roman ist, eins ist all seinen Romanen gemein, siene unnachahmlich leichte Art zu schreiben. Er entwirft mit wenigen Zeilen teils vollkommen abstruse Geschichten, die aber immer durchdacht und ohne Logikfehler stimmig sind. Diese Geschichten tragen ganze Romane, sind lustig oder tragisch, aber nie lächerlich. Er schafft es immer mit wenigen sätzen alles mögliche zu charakterisieren. Diese Charaktäre tragen dann ganze Romanfiguren und bedürfen kaum einer zusätzlichen Erklärung. Immer wieder reißt er in nebensätzen solche Nebendarsteller und Statisten an, die einem dann aber immer wieder begegnen. Seine Helden sind immer sehr menschlich, auch wenn sie ihre Menschlichkeit längst verloren haben.
Ich würde bedenkenlos den nächsten Scalzi mit auf eien einsame Insel nehmen, auch wenn es das einzige erlaubte Buch wäre ...
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 12. September 2010 00:15
von bukaman
"Agent der Sterne" habe ich auch kürzlich beendet, und ich kann mich meinem Vorgänger nur anschließen:
Scalzi macht eine Menge Spaß. "Agent der Sterne" ist zwar mehr ein satirischer Hollwoodreport als SF, und zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob der Autor den roten Faden verloren hatte, aber zum Schluß werden alle Fäden zusammengeführt und ehe man sich versieht ist das Buch leider auch schon wieder vorbei.
"Androidenträume" steht als nächstes auf meiner "
Scalzi-kaufen-und-lesen"-Liste.
Den
Scalzi-Thread gibt es übrigens hier:
http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f= ... lit=scalzi, vielleicht mag ja einer die beiden Beiträge von hier noch dort beamen.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 12. September 2010 10:42
von ChristianW
gernot1610 hat geschrieben:Ich kann mich nicht recht entscheiden ob "Agent der Sterne" oder aber "Asteroidenträume" sein bester Roman ist
Du meinst "Androidenträume", oder?
Ansonsten ist für mich persönlich John
Scalzi auch die Entdeckung der letzten Jahre. Einzig "Zoe's Tale" (bei Heyne als "Zwischen den Sternen" erschienen) hatte ich zunächst ausgespart, weil der Roman eine bekannte Story aus einem anderen Blickwinkel - nämlich aus dem des Mädchens Zoe - erzählt, wie es Card bei "Enders Schatten" auch schon gemacht hat. Ich hab das aber dann doch nachgeholt und nicht bereut. Unter Scalzis Romanen war bisher keiner, der mir nicht mindestens gut gefallen hat. Das hat sonst noch kein Autor geschafft, von dem ich ein halbes Dutzend oder mehr Bücher gelesen habe.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 12. September 2010 11:06
von Knochenmann
Als Anfuerer der kleinen aber feinen Anti-Scalzi Fraktion kann ich nur sagen: Finger weg von Slazki.
Warum, Fragezeichen.
Antwort: Scalzi schreibt unfass bar flache, geistlose Buecher. Popcornlitheratur, nur ohne Popcorn. Transformers 2, das Buch zum Film. Der SF Fortsezungsroman in der Apothekenzeitung (all das hat Scalzi nie geschrieben, aber diese Worte vermitteln das Gefuel das das Lesen von Scalzi erzeugt).
Scalyi wird ja gemeinhin der "neue Heinlein" genannt \ warum, das ist mir vollkommen unverstaendlich. Heinlein hat in seiner Karriere zwar zehn schlechte Buecher geschrieben fuer jedes gute, aber den Vergleich mit Scalzi hat er einfach nicht verdient.
Die Phantastik krankt ja im allgemeinen daran, das sie vor allem Probleme loest die sie selber erzeugt. Das macht Storztelling in meinen Augen schwierig und stellt hohe Anstueche an den Autor. Scalzi loest dieses Problem im dem er fuer jedes Mysterum die trivialst moegliche Aufloesung praesentiert.
Beispiel: "Krieg der Klone": Alter Mann rekrutiert bei Militaer, bekommt neuen Keorper (Warum ausgerechnet ein alter Mann -weil der alt ist aund auf erden nutzlos, ansonsten kein besonderer Grund). Der beginnt daraufhin das militaer zu hassen. Das ist aber ersten irrational und zweitens komplett irrelevant fuer die handlung, die da waere: alien abknallen. Warum, wozu weswegen - irelevant. Wenn ich davor geschrieben habe Transformers 2 das buch, dann meinte ich eher: Serious Sam das Buch. Transformers hat ja eine Story.
Ich bin noch nicht fertig mit meiner Hasstriada, aber diese verdammte japanische Tastatur verleidet mir den Spass am schreiben, spaeter mehr.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 12. September 2010 12:50
von bukaman
Knochenmann hat geschrieben:Antwort: Scalzi schreibt unfass bar flache, geistlose Buecher. Popcornlitheratur, nur ohne Popcorn. Transformers 2, das Buch zum Film. Der SF Fortsezungsroman in der Apothekenzeitung (all das hat Scalzi nie geschrieben, aber diese Worte vermitteln das Gefuel das das Lesen von Scalzi erzeugt).
Wer SF mit Tiefe sucht, ist mit Sclazi sicher nicht gut beraten. Ab und zu ist Popcornliteratur aber auch eine unterhaltsame Wohltat. Allerdings werde ich auch nicht einen Roman nach dem anderen von ihm lesen, da man ihn dann sicherlich schnell über haben kann.
Der Vergleich mit Heinlein stammt wohl von seinem "Krieg der Klone (Starship Troopers re-imagined)" her und hat sich anscheinend festgesetzt. Und wer weiß, Heinlein hatte unterschiedliche Schaffensphasen, vielleicht kann
Scalzi ja noch mit einigen Überraschungen aufwarten.
Knochenmann hat geschrieben:Ich bin noch nicht fertig mit meiner Hasstriada, aber diese verdammte japanische Tastatur verleidet mir den Spass am schreiben, spaeter mehr.
Hab mich schon gewundert, wieso Du keine öäüs schreibst.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 12. September 2010 15:40
von Mort
bukaman hat geschrieben:Wer SF mit Tiefe sucht, ist mit Sclazi sicher nicht gut beraten. Ab und zu ist Popcornliteratur aber auch eine unterhaltsame Wohltat.
Natürlich ist sie das, keine Frage. Das Problem ist halt, daß
Scalzi keineswegs auch nur die Minimalanforderungen erfüllt, die ich persönlich an reine Unterhaltungsliteratur stelle.
Der Splitter im Auge Gottes,
Der brennende Mann oder eben die frühen Heinleins ... DAS waren tolle und unterhaltsame Bücher.
Vielleicht sollte ich gar nicht in diesem Thread posten, da ich nur ein Buch,
Krieg der Klone, von JS gelesen habe, aber wenn hier sinngemäß davon gesprochen wird, daß
Scalzi gute Charakterzeichnung und starke Geschichten bietet, kann ich das - jetzt rein auf
Krieg der Klone bezogen - nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Das Buch war in etwa so gedankenvoll wie Lothar Matthäus.
Knochenmann hat es schon treffend auf den Punkt gebracht:
Knochenmann hat geschrieben: [...] Popcornlitheratur, nur ohne Popcorn. [...]
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 12. September 2010 19:57
von ChristianW
Mort hat geschrieben:Das Buch war in etwa so gedankenvoll wie Lothar Matthäus.
Ach herrje, das sind Vergleiche ...
Da erübrigt sich jede Diskussion.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 13. September 2010 03:25
von Knochenmann
Da kann es keine Diskussion geben. Ich halte Scalzi für überflüssig und nicht für lesenwert, und ich wüsste nicht wie ich mir dieses Autor schönargumentieren könnte.
Ich glaube allerdings doch einen Konzens ausmachen zu können (bei Gegnern und Befürwortern gleichermassen), als das Scalzi unfassbar trivial und flach schreibt. Weswegen ich ihn persönlich überhaupt nicht mag, andere Leute hingegen sehr.
Ich kann nur nicht diese Leseempfehlung unkommentiert stehen lassen, denn für meinen Geschmack wäre Scalzi bei den Verrissen viel besser aufgehoben.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 13. September 2010 09:14
von Rusch
bukaman hat geschrieben:
Der Vergleich mit Heinlein stammt wohl von seinem "Krieg der Klone (Starship Troopers re-imagined)" her und hat sich anscheinend festgesetzt. Und wer weiß, Heinlein hatte unterschiedliche Schaffensphasen, vielleicht kann Scalzi ja noch mit einigen Überraschungen aufwarten.
Es gibt mehr paralellen zwischen
Scalzi und Heinlein als lediglich Starship Troopers. Eigentlich hat mich bislang jeder Roman von
Scalzi in der einen oder anderen Form an Heinlein erinnert. Scalzis Romane sind klar, haben lebendige Charaktäre und einen ein durchgängige Geschichte. Mal ehrlich: Das klingt total einfach, aber die Modernen SF Autoren scheitern nur all zu oft daren und verheddern sich in ihren pseudo-philosophischen Gestammel. Für mich sind Scalzis Romane Oasen in der Wüste der modernen SF Publikationen. Er schreibt Romane wie früher aus dem Silver Age und so etwas will ich lesen. Wegen solchen Romanen habe ich begonnen mich für SF zu interessieren und wenn ich Scalzis Romane Lese, dann weiß ich auch wieder warum ich das Genre so mag.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 13. September 2010 09:56
von Doop
Wie schon an anderer Stelle angemerkt gehöre ich zu den Scalzi-Fans. "Old Man's War" fand ich höchst unterhaltsam und flüssig geschrieben. "The Last Colony" war ein weiter Schritt nach vorne. "Zoe's Tale" hat mir etwas weniger gut gefallen, da war mir die Ich-Erzählerin für ihr Alter deutlich zu klug, um nicht zu sagen klugscheißerisch. Als Nebenfigur okay, aber als Ich-Perspektive war das manchmal nervend.
Sehr empfehlen kann ich auch Scalzis Blog "Whatever" über Politik, SF, Gott und die Welt und die "Best of Whatever"-Sammlung in Buchform "Your Hatemail Will Be Graded". Wer wissen will, wie Scalzi tickt, der lese den Blog und wird nach der Lektüre von "Old Man's War" vielleicht überrascht feststellen, dass der Mann ein eher links-liberaler Geist ist.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 13. September 2010 11:50
von Bungle
Faszinierend, wurde Spock sagen
Ein wenig verwundert mich die Polarisation schon. Aber eines muss dann allen klar sein, wenn man so polorisiert, dann muss entweder etwas dahinter stecken, ob bei den Lesern oder am Autor.
Bei Morts hohen Ansprüchen, die schon anderweilig formuliert wurden, wunderts mich nicht , doch schon wenig bei Knochenmann.
Scalzi schreibt leicht, vielleicht verwechselt man das mit Trivialität.
Krieg der Klone wirkt von der Pulp-Idee etwas antiquiert, aber er macht das beste draus. Ich fühlte mich gut unterhalten. Er schreibt mit Humor und kann auch Ironie einsetzen. Damit ist er vielen Autoren mit höheren Ansprüchen überlegen. Aber mein Lieblingsautor wird er nicht, weil mir die Krieg mit Aliens Hintergrund der meisten Romane nicht mein Ding ist.
MB
p.s. über
Scalzi haben wir schon anderenorts ausführlich diskutiert.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 13. September 2010 18:32
von Mort
Rusch hat geschrieben: [...]Das klingt total einfach, aber die Modernen SF Autoren scheitern nur all zu oft daren und verheddern sich in ihren pseudo-philosophischen Gestammel. Für mich sind Scalzis Romane Oasen in der Wüste der modernen SF Publikationen. Er schreibt Romane wie früher aus dem Silver Age [...]
Höm? Welche Autoren sollen das konkret sein, die da so hochtrabend sind? Ich würde eher sagen, daß wir hier in der BRD eher die leichte Kost abbekommen.
Im Übrigen scheint hier der Knackpunkt in den unterschiedlichen Beurteilungen über
Scalzi deutlich zu werden. Du meinst, er
"schreib[e] Romane wie früher aus dem Silver Age". Ich hingegen meine, es bleibt bei einem Versuch, dies zu tun. Die Intention von
Scalzi sehe ich zwar auch, aber ich halte seine Art zu schreiben für durchweg gezwungen und letztlich erfolglos. Du siehst die Hommage, ich sehe die Imitation.
Doop hat geschrieben: Wer wissen will, wie Scalzi tickt, der lese den Blog und wird nach der Lektüre von "Old Man's War" vielleicht überrascht feststellen, dass der Mann ein eher links-liberaler Geist ist.
Ich bin da jetzt nicht so von überrascht. Das Kapitel in
Krieg der Klone wo der Held
deutete dies ja an.
Dies nur für den Fall, daß Du andeuten wolltest, daß Scalzis weltanschauliche Überzeugungen Einfluß auf meine Bewertung seiner Schreibkünste hätten
Bungle hat geschrieben:Ein wenig verwundert mich die Polarisation schon.
Mich, ehrlich gesagt, auch. Ich kann nicht verstehen, daß
Scalzi so sehr mit dem Messer zwischen den Zähnen verteidigt wird; um es mal überspitzt auszudrücken. Meine eigene Kritik an ihm ist zwar auch teilweise überzeichnet, dies gebe ich gerne zu. Aber dies liegt halt daran, daß ich sie bewußt als Gegengewicht zu den aus meiner Sicht unverhältnismäßigen Lobeshymnen formuliert habe. Eigentlich hat Scalzis Werk meiner Meinung nach weder im positiven noch im negativen Sinn solch eine Leidenschaft verdient
Bungle hat geschrieben:Bei Morts hohen Ansprüchen, die schon anderweilig formuliert wurden, wunderts mich nicht , doch schon wenig bei Knochenmann.
Also, das ist jetzt nicht das erste Mal, daß Du etwas in diese Richtung geschrieben hast, aber ich frage mich ehrlich, warum? Woraus resultiert dieser Eindruck? Soooo hoch sind meine Ansprüche nun wirklich nicht.
Bungle hat geschrieben:Scalzi schreibt leicht, vielleicht verwechselt man das mit Trivialität.
Ach, komm! Das ist doch ein Totschlagargument. Genauso gut könnte ich schreiben:
"Scalzi schreibt trivial, vielleicht verwechselt man das mit Leichtigkeit".
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 14. September 2010 00:01
von Doop
Ao ich verteidige Scalzi nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen. Siehe meine Worte zu Zoe's Tale. Aber War war eine wunderbare Hommage an Heinlein und -ja auch- an Haldeman. Und "Last Colony" war eine wunderbare Weiterentwicklung. Stories wie aus dem Silver Age? Ja, aber mit dem Tempo des 21. Jahrhunderts erzählt!
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 14. September 2010 07:46
von Knochenmann
Mort hat geschrieben: Bungle hat geschrieben:Bei Morts hohen Ansprüchen, die schon anderweilig formuliert wurden, wunderts mich nicht , doch schon wenig bei Knochenmann.
Also, das ist jetzt nicht das erste Mal, daß Du etwas in diese Richtung geschrieben hast, aber ich frage mich ehrlich, warum? Woraus resultiert dieser Eindruck? Soooo hoch sind meine Ansprüche nun wirklich nicht.
Meine eigentlich auch nicht.
Re: Scalzi - Alles
Verfasst: 14. September 2010 10:00
von Mammut
Man liest ja so einiges im Laufe seines Lebens. Da gibt es Anspruchsvolles, das gefällt und auch Anspruchsvolles, das schwer im Magen liegt und nicht verdaut wird. Umgekehrt gibt es einige Bücher, die sind zwar lesbar, aber hinterlassen ein Gefühl von Leere und Beliebigkeit.
Letzteres ist vielleicht subjektiv und man kann da unterschiedlicher Meinung sein.
Warum aber Scalzi dazugehören soll? Ich habe mich bei "Krieg der Klone" hervorragend unterhalten und empfand das Buch als äußerst erfrischend. Für mich ein gutes Beispiel, manchmal ist weniger mehr und eine einfache Geschichte begeistert.
Schließe mich daher vollkommen Ruschs Meinung an.
Jetzt ist das eigentlich ein "Pro Scalzi-Thread" (so die Itention des Eröffners). Natürlich kann und soll man auch öffentlich machen, dass einem der Autor nicht gefällt.
Aber hier scheinen mir ordentlich negative Emotionen abgeladen zu werden. Und das finde ich doch ein wenig übertrieben. Wenn mir ein Autor absolut nicht gefällt, kann ich den doch auch ignorieren und mich den schönen Dingen des Lebens zuwenden.