Zukunftsvisionen für die Menschheit

Science Fiction in Buchform
Beverly
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Beverly »

Thomas Wawerka hat geschrieben:
Yuven hat geschrieben:mit dem hier proklamierten "Ende" der Raumfahrt
Nun ja, schau dir einfach mal die Raumfahrt an. Sicher wird es weiterhin Satellitentechnik geben und die ISS und auch die wissenschaftliche Erforschung des Alls, und wenns gut läuft vielleicht mal eine Mondbasis, vielleicht auch den Abbau von Rohstoffen, vielleicht sogar einen bemannten Marsflug.
Das liest sich, als wir dich mit der Ansicht "es wird keinerlei bemannte Raumfahrt geben" entweder missverstanden haben oder du diese Position aufgibst, um eine neue zu beziehen:
Thomas Wawerka hat geschrieben:Aber Auswanderungswellen, Kolonisierung und Terraforming, die Besiedelung anderer Planeten?
Wann fängt das Auswandern an? Wenn zum Beispiel auf dem Mars rund um Forscher, welche Gegenwart und v. a. die Geschichte des Planeten erforschen, eine kleine Siedlung entsteht und es sich als praktischer für die Arbeit erweist, dort längere Zeit zu bleiben und Dinge vor Ort zu produzieren als alles von der Erde kommen zu lassen?
Thomas Wawerka hat geschrieben:Das sind bloß Macht- oder Fluchtphantasien. "Bleibt der Erde treu!"
Der Erde würde es besser gehen, wenn sie die meisten ihrer menschlichen Bewohner auf andere Planeten abschieben könnte.
Mich stört an manchem Machtphantasien eher, dass in ihnen die Menschen auf Tausenden oder Millionen Planeten ein ebenso besch... Leben führen müssen wie jetzt auf der Erde. Ein Universum wie in Dune erweist sich da für mich als Dystopie, die jeden Vergleich mit "1984" standhält. Wir haben noch die Hoffnung, dass eine Erschließung des Weltraums - in welcher Form und Ausmaß auch immer - zu den Dingen gehört, die das Leben der Menschen besser machen werden. Die Menschen, die in "Dune" von Corinnos und Harkonnen, Fremen-Killern und Geehrten Matres abgeschlachtet, haben keine derartigen Hoffnungen mehr.
Thomas Wawerka hat geschrieben:Ritterromane waren mal ganz groß in Mode, das auflagenstärkste Genre der frühen Neuzeit ... bis Cervantes "Don Quijote"schrieb.
Der Ritterroman lebt! Die Ritter machen das Weltall unsicher.
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Thomas Wawerka
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

Yuven hat geschrieben:Außerdem ist das ein viel zu großes Fass, um es einmal aufzumachen. Kommt mir vor wie das Science Fiction-Äquivalent zu der Frage: "Gibt es Gott oder nicht?" Da kann man sich genauso drüber zoffen und am Ende gibt es immer noch zwei Meinungen. Eine reine Glaubenssache. Deshalb nagele ich für mich lieber noch ein paar Bretter auf das Fass.
Besser hätte ich nicht illustrieren können, welche gesellschaftliche/kulturelle Funktion die SF hat. Kurz gesagt: Sie ist Religionsersatz. Eine Art des Glaubens. Eine säkulare Konfession.
Sie speist sich aus vier geschichtlichen Basiskomponenten, die sie miteinander verbindet und interpretiert:
1. Einer Philosophie, die aus Feuerbachs Religionskritik stammt, aus dem Idealismus und dem Heroismus. Feuerbach beschrieb Gott als das Spiegelbild der Menschheit (nicht des Individuums!) d.h., wenn sich die Menschen Gott vorstellen, sehen sie sich als eine Art Kollektivwesen selbst an. Wenn die Menschen Gott Unsterblichkeit, Allwissenheit usw. zuschreiben, so gilt das eigentlich für das Abstraktum Menschheit. Auch die SF hat diesen großen, globalen Blick, auch da geht es immer um die Menschheit insgesamt, nicht um Individuen (es ist ja kein Zufall, dass die Literaturkritik SF-Autoren immer die Figurenzeichnung, die mangelnde Charaktertiefe vorgeworfen hat), auch nicht um eine Menschengruppe, sondern um die Menschheit an sich. Diese Menschheit ist nicht nur da, sie hat auch eine große, heroische Aufgabe.
2. Dem Gedanken der Evolution. Dieser Gedanke wird im Sinne einer permanenten Höherentwicklung verstanden, woraus das Credo folgt: Wir sind noch nicht am Ende, es kommt noch Großes auf uns zu, wir werden noch ungeahnte Kräfte und Möglichkeiten erwerben.
3. Der Entdeckung und Eroberung der "neuen Welt", woraus die Perspektive folgt: Es gibt noch unzählige Welten zu entdecken und zu erobern.
4. Der industriellen Revolution und der Entwicklung der technischen Möglichkeiten.
Jeder einzelne Punkt kann für sich betrachtet und kritisiert werden; jeder einzelne Punkt hat selbst philosophische/ideologische Motive: Das Abstraktum "Menschheit" ist bei näherer Betrachtung doch eigenartig blutleer. Evolutionswissenschaftler würden nicht von einer "Höherentwicklung" sprechen. Zwischen der neuen Welt und Europa gab es noch 80 Jahre vor Kolumbus Kontakt durch die Normannen via Grönland, wahrscheinlich waren schon die Phönizier bis Amerika gekommen (so schon Aristoteles!), wahrscheinlich auch eine arabische Expedition im 9. Jahrhundert (Piri-Reis-Karte) ... von evtl. asiatischen Entdeckungsfahrten mal ganz abgesehen. Und die technisch-industrielle Superentwicklung der letzten 200 Jahre ist eine geschichtliche Ausnahme, keine geschichtliche Notwendigkeit; und nicht jede technische Entwicklung ist ein Fortschritt, vgl. AKWs.
Aber auch die Verbindung dieser einzelnen Punkte zu einer Gesamtschau kann hinterfragt werden, denn erstmal sind das alles nur Phänomene, die nichts miteinander zu tun haben. Erst durch die Verknüpfung durchdringen sie sich gegenseitig und bringen etwas hervor, das größer ist als die Summe der Teile. Und hinter dieser Verknüpfung steht natürlich auch eine Motivation, und zwar eine quasireligiöse Motivation. Die SF hat einen Gutteil des Bodens übernommen, den die Kirchen seit der Aufklärung verloren haben. Die Funktion ist, Hoffnung auf die Zukunft zu vermitteln. Eine Perspektive des ewigen Lebens und der Unsterblichkeit wenn schon nicht des Individuums, so doch der Menschheit an sich zu gewinnen. Den Tod zu besiegen. Und die Reaktion darauf, wenn dieser Glaube hinterfragt wird, wenn daran gerüttelt wird, gleicht exakt der Reaktion beispielsweise eines frommen Christen (und das sage ich als Theologe): "Deshalb nagele ich für mich lieber noch ein paar Bretter auf das Fass." Ein Reflex zum Schutz und zur Sicherung des Glaubens, "Abdichten", Apologetik. - Ich verstehe das persönlich nur zu gut. Aber um der intellektuellen Redlichkeit Willen rüttle ich mal ein bisschen weiter.
Diese "Glaubensgewissheit" der "SF-Gemeinde" könnte man mit dem Begriff "Fortschrittsoptimismus" zusammenfassen. Dieser ist jedoch kein gesellschaftliches Allgemeingut mehr, und deshalb ist der Resonanzraum zwischen der SF-Literatur und ihrem soziokulturellen Bezugsrahmen so schmal geworden. Es wird weiterhin fantasievolle Space Operas geben, kein Zweifel - und dennoch wird ihre Bedeutung weiterhin abnehmen. Die klassische SF hat nicht mehr viel "zu sagen". Sie hat ihre Möglichkeiten ausgeschöpft. Insofern gebe ich Michael Szameit und dem Titel des Threads Recht mit dem "Ende der SF" (zumindest der "klassischen SF"), wenn ich auch seiner Analyse nicht zustimmen kann.
Ich hätte noch viel dazu zu sagen, will aber die Diskussion auch nicht überfrachten. Soweit erstmal von mir - Ring frei.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

Gerd R. hat geschrieben:
Thomas Wawerka hat geschrieben: ... und die Existenzdauer von Zivilisationen ist zu kurz ...
Ah, das ist ja interessant. Hast du dazu vielleicht zufällig ein paar belastbare empirische Daten? :wink:
Meine logische Operation war die Schlussfolgerung aus dem Fermi-Paradoxon und meiner (nicht ausgeführten) Kritik der Drake-Gleichung. Empirisch ist diese Schlussfolgerung bis jetzt insofern hinreichend abgesichert, als SETI seit 50 Jahren arbeitet und kein positives Ergebnis erzielt hat.
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Re: Zukunftsvisionen für die Menschheit

Ungelesener Beitrag von Dschinnie »

Ich komme mit dem Begriff "klassische SF" noch nicht zurecht. Klassisch in welchem Sinne?
Gerade Asimov hat meiner Lesart nach alle möglichen sozialpolitischen, philosophischen und psychologischen Themen bearbeitet. Meinst du, da gäbe es nichts mehr hinzuzufügen?
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Thomas Wawerka
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

a3kHH hat geschrieben:
Thomas Wawerka hat geschrieben:Wir haben zwar nur die Teflonpfanne und den Klettverschluss statt Flitterwochen auf Ganymed, aber mittlerweile ist den meisten auch klar geworden, dass Teflonpfanne und Klettverschluss sinnvoller sind. Dass die Eroberung des Weltalls keine ernstzunehmende Perspektive ist. Dass die Grenze dorthin nicht verschoben werden kann, dass es dort nicht weitergeht, dass dort nicht unsere hehre Zukunft liegt.
Dumm Tüch.
Mit dieser Argumentation wären unsere Vorfahren nie aus der Höhle gekrochen gekommen - aber ich bin sicher, gleich erzählt mir jemand dieser Denkrichtung, daß das für die Ökologie ja viiiiel besser gewesen wäre.
:x
Das unterstellst du mir. Erstens sind unsere Vorfahren nicht aus der Höhle gekrochen, um den Weltraum zu erobern - du bist nur derjenige, der das Aus-der-Höhle-Kriechen mit der Eroberung des Weltalls auf eine Linie bringt, das zweite als die Fortsetzung des ersten darstellt. Das ist originäre SF-Weltanschauung - aber es ist eben keine Tatsache, sondern nur eine Annahme. Zweitens leugne ich doch gar nicht, dass es auch Fortschritte gegeben hat. Ich hinterfrage aber trotzdem die Weltanschauung.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Stormking »

Thomas Wawerka hat geschrieben:Empirisch ist diese Schlussfolgerung bis jetzt insofern hinreichend abgesichert, als SETI seit 50 Jahren arbeitet und kein positives Ergebnis erzielt hat.
Sicher. So wie der Indianerstamm, der in unmittelbarer Nähe einer Großstadt seit 50 Jahren vergeblich Ausschau nach Rauchzeichen hält ...

Nimm's mir nicht übel, aber ein empirischer Beleg sieht anders aus. SETI hat lediglich gezeigt, daß im Umkreis von maximal 50 Lichtjahren in den letzten höchstens 50 Jahren keine elektromagnetischen Wellen von hinreichender Stärke zur Rundfunk-Kommunikation oder gezielten Kontaktaufnahme eingesetzt wurden. Das kann an vielem liegen, vielleicht ist Elektromagnetismus out, vielleicht setzt man aus Gründen der Energieeffizienz nur auf Richtfunk, vielleicht liegt die nächste Zivilisation erst in 60 Lichtjahren Entfernung, vielleicht hat man derart hocheffektive Datenkompression, daß unsere Analyse keine Muster erkennen kann, vielleicht stehen wir unter Quarantäne und vielleicht gibt's auch tatsächlich keine außerirdischen Intelligenzen. Nichts genau'res weiß man nicht.
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Re: Zukunftsvisionen für die Menschheit

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

Dschinnie hat geschrieben:Ich komme mit dem Begriff "klassische SF" noch nicht zurecht. Klassisch in welchem Sinne?
Gerade Asimov hat meiner Lesart nach alle möglichen sozialpolitischen, philosophischen und psychologischen Themen bearbeitet. Meinst du, da gäbe es nichts mehr hinzuzufügen?
Das ist nur ein Hilfsbegriff. Ich meine SF, die auf "klassischen Paradigmen" gründet: Fortschritt der Menschheit als ansteigende Linie, Zunahme des menschlichen Potenzials, Erschließung und Besiedlung des Weltraums.
Ich weiß nicht, ob es eine "neue SF" geben kann, die wieder der Funktion gerecht wird, einen tiefen Resonanzraum zwischen imaginierter und realer Welt zu schaffen. Dann hätte die SF wieder was hinzuzufügen, "zu sagen". Dazu müsste ein Paradigmenwechsel vollzogen werden; aber es könnte auch sein, dass die SF danach nicht mehr als solche erkennbar ist. Das weiß ich einfach nicht. Ich würde gern so etwas selbst schreiben, aber bisher ist es mir höchstens ansatzweise gelungen. Ich möchte aber auf Frank Hebbens Vorwort zu NOVA 16 verweisen, wo er etwas ähnliches formuliert (außerdem eine ergötzliche Parodie auf "Also sprach Zarathustra").
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

Stormking hat geschrieben:
Thomas Wawerka hat geschrieben:Empirisch ist diese Schlussfolgerung bis jetzt insofern hinreichend abgesichert, als SETI seit 50 Jahren arbeitet und kein positives Ergebnis erzielt hat.
Sicher. So wie der Indianerstamm, der in unmittelbarer Nähe einer Großstadt seit 50 Jahren vergeblich Ausschau nach Rauchzeichen hält ...

Nimm's mir nicht übel, aber ein empirischer Beleg sieht anders aus. SETI hat lediglich gezeigt, daß im Umkreis von maximal 50 Lichtjahren in den letzten höchstens 50 Jahren keine elektromagnetischen Wellen von hinreichender Stärke zur Rundfunk-Kommunikation oder gezielten Kontaktaufnahme eingesetzt wurden. Das kann an vielem liegen, vielleicht ist Elektromagnetismus out, vielleicht setzt man aus Gründen der Energieeffizienz nur auf Richtfunk, vielleicht liegt die nächste Zivilisation erst in 60 Lichtjahren Entfernung, vielleicht hat man derart hocheffektive Datenkompression, daß unsere Analyse keine Muster erkennen kann, vielleicht stehen wir unter Quarantäne und vielleicht gibt's auch tatsächlich keine außerirdischen Intelligenzen. Nichts genau'res weiß man nicht.
Das weiß ich auch, deshalb sagte ich ja auch "hinreichend", nicht "abschließend". Es ist kein Beleg, mit dem man groß was hermachen kann, aber er ist erstmal besser als nichts und erfüllt auch die logischen Bedingungen ganz passabel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser

Eigentlich habe ich noch radikalere Annahmen und vermute, dass es gar keine intelligente Zivilisation außer uns gibt (jedenfalls keine, die wir mit uns vergleichen können, oder die wir als solche anerkennen würden). Ich denke, dass Leben zufällig entsteht, das von uns so genannte intelligente Bewusstsein jedoch gesteuert wurde - dass es also auf vielen Planeten des Universums Leben gibt, unser Bewusstsein aber nur einmal. Der Grund für diese Annahme liegt wieder im Fermi-Paradoxon: Es gibt eben nicht nur keinen Kontakt mit Außerirdischen, es gibt noch nicht einmal von ihnen ausgesendete Neumann-Maschinen.

In den nächsten 2 Jahren will SETI übrigens so viele Daten verarbeiten wie in den gesamten letzten 50 Jahren. Ich würde eine Wette abschließen, dass wir auch 2014 keine Signale haben und auch 2020 nicht.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Stormking »

Thomas Wawerka hat geschrieben: Das weiß ich auch, deshalb sagte ich ja auch "hinreichend", nicht "abschließend".
Blöderweise hat das Wort "hinreichend" in der Logik genau jene Bedeutung, die Du offensichtlich mit "abschließend" ausdrücken möchtest.
Thomas Wawerka hat geschrieben: Es ist kein Beleg, mit dem man groß was hermachen kann, aber er ist erstmal besser als nichts und erfüllt auch die logischen Bedingungen ganz passabel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser
Ich dachte immer, mit Ockham zu argumentieren wäre Theologen verboten. ;)
Thomas Wawerka hat geschrieben: Eigentlich habe ich noch radikalere Annahmen und vermute, dass es gar keine intelligente Zivilisation außer uns gibt (jedenfalls keine, die wir mit uns vergleichen können, oder die wir als solche anerkennen würden).
Da sind wir gar nicht so weit auseinander. Ich tippe darauf, daß es im Universum vor Leben nur so wimmelt, Intelligenz oder gar Bewußtsein allerdings sehr sehr sehr selten sind.
Thomas Wawerka hat geschrieben: Ich denke, dass Leben zufällig entsteht, das von uns so genannte intelligente Bewusstsein jedoch gesteuert wurde - dass es also auf vielen Planeten des Universums Leben gibt, unser Bewusstsein aber nur einmal.
Und wer hat dann die Entwicklung unseres Bewußtseins gesteuert? Achso, ich vergaß, Theologe ...
Thomas Wawerka hat geschrieben: In den nächsten 2 Jahren will SETI übrigens so viele Daten verarbeiten wie in den gesamten letzten 50 Jahren. Ich würde eine Wette abschließen, dass wir auch 2014 keine Signale haben und auch 2020 nicht.
Auch SETI kann nur Daten analysieren, die irgendwann mal aufgezeichnet wurden. Und wenn die die nächsten tausend Jahre ohne Ergebnis weitersuchen, so ist damit dennoch nur ein winzig kleines Raum-Zeit-Fenster in der Geschichte des Universums abgedeckt. Negativaussagen, die daraus abgeleitet werden, sind schlichtweg nichts wert.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von jeamy »

Thomas Wawerka hat geschrieben: Eigentlich habe ich noch radikalere Annahmen und vermute, dass es gar keine intelligente Zivilisation außer uns gibt (jedenfalls keine, die wir mit uns vergleichen können, oder die wir als solche anerkennen würden).
[...]
Der Grund für diese Annahme liegt wieder im Fermi-Paradoxon: Es gibt eben nicht nur keinen Kontakt mit Außerirdischen, es gibt noch nicht einmal von ihnen ausgesendete Neumann-Maschinen.
es gibt deshalb keinen kontakt, weil wir nach lebewesen suchen, die uns ähnlich sind. zivilisationen, die uns auf eine art ähnlich sind, dass wir sie auch erkennen können.
und maschinen, die den unseren ähnlich sind oder die wir als solche erkennen - könnten sich zu tausenden in unserem sonnenystem aufhalten und uns bisher trotzdem
entgangen sein. doch wir suchen danach:
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36260/1.html
Thomas Wawerka hat geschrieben: Ich denke, dass Leben zufällig entsteht, das von uns so genannte intelligente Bewusstsein jedoch gesteuert wurde - dass es also auf vielen Planeten des Universums Leben gibt, unser Bewusstsein aber nur einmal.
wie kommst du zu dieser theorie? wer soll das steuern? eine macht außerhalb von raum und zeit? wie sieht die aus? und warum macht sie das? hat sie uns zufällig ausgewählt? das universum für uns geschaffen? warum?

ich persönlich glaube ja, dass nicht die "flucht" ins unendliche universum das überleben einer zivilisation garantiert, sondern die die lösung ganz woanders zu suchen ist: im allerkleinsten. das ist auch der grund, warum wir auf keine (für uns erkennbaren) außerirdischen stoßen.

auch wenn der mensch eines tages das universum erobert (mit einem biologischen körper eigentlich ein unding, da wäre es besser, sich zuvor in cyborgs zu verwandeln. dann würde es funktionieren), andere welten besiedelt, vielleicht sogar auf andere zivilisationen trifft, was nützt es ihm? dieses universum wird irgendwann "sterben". auf andere universen ausweichen? möglich, doch auch da: eines fernen tages hat der mensch alle universen besiedelt (und dieser mensch wird mit uns nichts mehr gemeinsam haben, außer vielleicht die erinnerung an eine ferne vergangenheit - wahrscheinlich nicht einmal das).
welche option(en) bleibt(en)?
aus dem system aussteigen.
die zeit durchschauen und ihr ein schnippchen schlagen. das geht nur, wenn wir die struktur, den aufbau der zeit verstehen lernen. eine zeit, die gar keine ist, die es nicht gibt (in einem universum im thermodynamischen gleichgewicht gibt es keine zeit). wenn zeit wirklich "gequantelt" ist, alles andere ist, als ein gleichmäßiger strom aus einer uns bekannten vergangenheit in eine unbekannte zukunft, dann könnte man versuchen ...
ach, herje, ich verliere mich in einer fernen zukunft...;)

was ich sagen wollte: universen manipulieren funktioniert gut, aber erst, wenn wir die zeit "im griff" haben. und dann könnte man auch gott spielen. womit wir bei deiner theorie wären. und zivilisationen, die diesen status erreichen, werden wir garantiert nie zu gesicht bekommen. und ich behaupte, jede zivilisation, die lange genug überlebt, wird früher oder später diesen status erreichen - und dieser status wird früher erreicht, als der kontakt mit anderen zivilisationen eintritt (in einer vierdimensionalen raumzeit - außerhalb davon könnten wir eher auf solche stoßen).
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Re: Zukunftsvisionen für die Menschheit

Ungelesener Beitrag von Christof »

. Dass die Eroberung des Weltalls momenten keine ernstzunehmende Perspektive ist. Dass die Grenze momentan dorthin nicht verschoben werden kann, dass es dort momenten nicht weitergeht, dass dort momentan nicht unsere hehre Zukunft liegt.
Sehe ich anders und ändere es einfach mal kurz. Wie sich die Menschheit in 5k Jahren entwickelt kann doch heute keiner vorhersehen. Man frage doch einfach mal einen Menschen aus der Bronzezeit zu einem Ipad. Alleine das mooresche Law zeigt ja schon wie sich etwas Entwickeln kann.
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Re: Zukunftsvisionen für die Menschheit

Ungelesener Beitrag von Bully »

Warum sollte Theologen Ockhams Rasiermesser verboten sein? Wenn man überlegt, was der gute Mann so beruflich gemacht hat.
Ansonsten hat die SF überwiegend definitiv eine fortschrittsoptimistische bzw. fortschrittsgläubige Einstellung. Ersteres heißt: Fortschritt geht immer weiter und das macht uns zu besseren Menschen, bzw. die Welt eine bessere Welt oder verschafft uns wenigstens mehr Welten, was auch eine Verbesserung darstellt. (Kein ausschließendes "oder".)
Letzteres heißt: Ob gut oder schlecht, der Fortschritt ist nicht aufzuhalten, manche Probleme der Menschheit werden dadurch vllt. nicht besser, andere schon, aber dafür gibt es neue Probleme. Manche zukunftgläubige SF zieht daraus den Schluss, dass sich der Mensch demgemäß verbessern/anpassen muss/sollte, manche zieht gar keinen Schluss.
SF, die Fortschritt als etwas betrachtet, dass man verhindern sollte oder kann, ist extrem selten.

Dass man in 1000 Jahren den Mond und Mars erobert hat, mag sein, aber unter "momentan" hätte ich "zu unseren Lebzeiten" verstanden. Dass man zu unseren Lebzeiten Astronauten zum Mars schickt, kann passieren, aber da gibt es außer technologischen auch politische und finanzielle Probleme.
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Re: Zukunftsvisionen für die Menschheit

Ungelesener Beitrag von Christof »

Dass man in 1000 Jahren den Mond und Mars erobert hat, mag sein, aber unter "momentan" hätte ich "zu unseren Lebzeiten" verstanden. Dass man zu unseren Lebzeiten Astronauten zum Mars schickt, kann passieren, aber da gibt es außer technologischen auch politische und finanzielle Probleme.
Nur sehe ich da die SF als zu kurz gegriffen bzw. ich finde SF die in 20 Jahren spielt immer etwas komisch. Natürlich steht da noch ein langer Weg vor der Menscheit. Vielleicht mit ein oder zwei massiven Schlägen wie einem schicken Krieg, ökologische Katastrophen usw. Nur in wirklich langen Zeiträumen, ist sicher mehr möglich als wir uns heute vorstellen.
Dazu reicht doch einfach wenn man eine Zuse anschaut. Oder wenn ich in Mannheim mir die Geschichte von Mercedes Benz anschaue.
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Re: Zukunftsvisionen für die Menschheit

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

Okay, zur Frage des Bewusstseins:
1. Bei der unglaublichen Artenvielfalt auf der Erde lässt sich ein Bewusstsein wie unseres eben nur bei uns beobachten. Wenn die Entwicklung des Bewusstseins mit irgendeiner evolutionsbiologischen Logik erfolgt wäre, müsste sie ja auch noch anderswo zu beobachten sein. Man kann bei bestimmten Tierarten bestimmte Grade von Intelligenz beobachten, aber ein reflexiv-abstraktes Bewusstsein eben ausschließlich beim Menschen. (Und da wissen wir nicht einmal, wie lange wir es schon haben - jedenfalls nur einen winzigen Bruchteil der Geschichte des biologischen Lebens.) Der Rest ist Wahrscheinlichkeitsrechnung.
2. Im Nachwort zu "Blindflug" beschreibt Peter Watts als Ergebnis seiner Recherchen, dass Bewusstsein ein nicht notwendiger Faktor ist, der keinerlei evolutionären Vorteil verschafft. Mehr noch, es kann sogar von Nachteil sein. Mit unserem Bewusstsein bauen wir eine abstrakte, virtuelle Welt der Gedanken, der Worte und Sprache, der permanenten Reflexion auf, in der wir zum überwiegenden Teil leben - auf Kosten der natürlichen Welt, der Instinkte usw. Bewusstsein belegt sozusagen Speicherplatz, der für andere Dinge nicht mehr vorhanden ist. Watts bezieht sich auf Thomas Metzinger.
Resümmee: Vielleicht ist unser Bewusstsein nur eine Art Krankheit. Vielleicht ein Ausrutscher. Vielleicht ein vorübergehendes Phänomen. - Ich neige dazu, die Entwicklung als gesteuert anzusehen, aber das ist nur eine Meinung aufgrund persönlicher Vorurteile. - - Gesteuert von wem oder was? - Auch darauf gäbe es verschiedene Möglichkeiten zu antworten. Uwe Neuhold hat im letzten "SF-Jahr" einen Essay veröffentlicht, in dem er den Gedanken beleuchtet, das Universum habe das menschliche Bewusstsein ausgeprägt, um sich selbst zu erkennen.
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Re: Science Fiction am Ende?

Ungelesener Beitrag von Thomas Wawerka »

Stormking hat geschrieben:
Thomas Wawerka hat geschrieben: Das weiß ich auch, deshalb sagte ich ja auch "hinreichend", nicht "abschließend".
Blöderweise hat das Wort "hinreichend" in der Logik genau jene Bedeutung, die Du offensichtlich mit "abschließend" ausdrücken möchtest.
Okay - wie bezeichnet man "bis zur Erbringung eines gegenteiligen Belegs in sich stimmig"?
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