Ich schrieb zu diesem Roman bei SF-Fan.de:Cherie Priest: Boneshaker
Roman | 470 Seiten | Deutsche Erstausgabe
€ 8,99 [D] / € 9,30 [A] / CHF 15,50* [WG 2131]
ISBN 978-3-453-52866-6 | Dezember 2011
Amerika kurz nach dem Bürgerkrieg: Es sollte Dr. Leveticus Blues größte und ruhmreichste Erfindung sein, doch der »Boneshaker« verursachte eine Katastrophe. Sechzehn Jahre später macht sich Briar Wilkes, Dr. Blues Witwe, in einem Luftschiff auf den Weg nach Seattle, um dem Geheimnis des »Boneshakers« auf die Spur zu kommen.
Cherie Priest versuchte sich mit »Boneshaker«, dem ersten von mittlerweile drei Romanen aus dem »Clockwork Century«-Universum (»Boneshaker«, »Clementine« und »Dreadnought«), an einem eigenen Steampunk-Weltenentwurf. Ihre Romane spielen nicht in einem viktorianischem England, sondern in Nordamerika zur Zeit des Bürgerkrieges. Allerdings einem Bürgerkrieg, der nicht nach bereits fünf Jahren endete, sondern auch noch zwanzig Jahre später andauert und zu vielen Änderungen gegenüber unserer Zeitlinie führte. Der Roman »Boneshaker« spielt in Seattle – einer Stadt die durch einen Unfall zu einer verschlossenen Stadt voller Untoten wurde. 1863 baute der Erfinder Leviticus Blue im Auftrag des Russischen Reiches eine gigantische Bohrmaschine – doch schon bei der Erprobung des »Incredible Bone-Shaking Drill Engine«, oder kurz »Boneshakers« geht etwas schief: eine unterirdische Gasblase unter Seattle wird angebohrt und ein gelbes, tödliches Gas tritt seitdem aus und hat die Stadt unbewohnbar gemacht. Wer das Blight, den Pesthauch, einatmet, wird zu einer Art Zombie, zu einem Untoten. Zwanzig Jahre nach dem Unglück versucht Ezekiel Blue das Rätsel seines verschwundenen Vaters zu lösen und dringt in die von hohen Mauern umschlossene Stadt ein. Seiner Mutter Briar Wilkes bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen…
Vieles, was für das Genre Steampunk üblich ist, findet sich hier: ein böswilliger, genialer Erfinder, seltsame Rüstungen und Waffen auf »Dampftechnik«-Niveau, Luftschiffe, und natürlich Schweißerbrillen (immer gerne gesehen!) und Gasmasken.
Trotz aller Hommage an das Subgenre ist der Roman keine klischeehafte Aneinanderreihung von Versatzstücken, sondern er bietet eine eigenständige und spannende Geschichte in einer Alternativwelt, in der Seattle einer Katastrophe anheimfällt und Zombies die tote Stadt für sich in Beschlag genommen haben. Allenfalls ist der Autorin schlussendlich anzukreiden, dass sie die Spannung im Mittelteil etwas schleifen lässt und sie mit ihren männlichen Hauptfiguren nicht immer so recht umzugehen weiß und deshalb am Ende einen recht durchsichtigen Trick benutzen muss, um ihre Hauptfigur vor dem Klischee zu verschonen, dass sie sich ihrem Retter an den Hals wirft…