Als Nachzügler bin ich erst jetzt mit dem Buch fertiggeworden und habe auch erst jetzt die letzten Kommentare dazu gelesen. Was mir als bemerkenswert erschienen ist war folgendes, Oliver Henkel hat nur kleine Aenderungen am OT vorgenommen, diese aber meines Erachtens sehr nachhaltig. Das Preussen einen Fuss in Amerika hat, wird spätestens 1914 Auswirkungen haben, wo die Verbindung zur amerikanischen Politik stärker sein wird, sodass es wahrscheinlich in dieser AT nicht zu einem Kriegseintritt der USA kommen wird. Durch das mögliche Erpressungspotential des preussischen/deutschen Herrschers ( deus ex Holzkiste ) wird es auch nicht zu einer Beteiligung der Amerikaner an der Blockade Deutschlands im ersten Weltkrieg kommen, sodass eine deutsche Niederlage fast unmöglich wird. Was mir auch bemerkenswert erscheint war die Erwähnung Prinz Heinrichs, dessen sehr nachhaltige Kriegsführung im siebenjährigen Krieg einiges zur Vermeidung der Niederlage Preussens beigetragen hat. In der OT war er ziemlich kaltgestellt, in der AT scheint sein Einfluss auch auf die preussische Politik der Zeit nach 1786 grösser gewesen sein, was wiederum die erwähnte französische Besetzung Karolinas eher seltsam erscheinen lässt. ( Wir hören noch davon? ) War Prinz Heinrich nicht auch mal als König von Amerika vorgesehen?
Gut fand ich die gelungene Integration der anderen Ethnien, Indianer, Schwarze in die preussische Gesellschaft, es zeigt, dass Preussen durchaus ein Hort der Toleranz war und wie sich das auf eine Gesellschaft auswirken kann. Glaubwürdig ist das sehr, denn auch in den tatsächlichen Kolonien Deutschlands gab es ja schwarze Soldaten, soweit ich weiss, bis zum Feldwebel, deren Treue sogar noch weit in die bundesrepublikanische Zeit gehalten hat.
Was mir nicht so gefallen hat, vielleicht bin ich da auch Opfer der eigenen politischen Korrektheit, war der " Verrat " des jüdischen Offiziers Levy. Ich habe Probleme damit, mir vorzustellen, ein junger jüdischer Offizier so frustiert er auch sein mag, verbindet sich mit den grössten Rassisten und Antisemiten der Konföderation, vor allem wenn er es geschafft hat, sich als Offizier in den Kolonien hochzuarbeiten? Es war ein wenig vorhersehbar, dass er doch zu den "Guten" gehört, dagegen war der tote Freund ja schon verdächtig, weil er auch bei Beförderungen übergangen worden ist.
Insgesamt ein klasse Buch, vor allem weil es dank der vielen offenen Enden, Pfeyfer, seine Freundin, was passiert mit einem geläuterten mutigeren Kronprinzen, wie ist die europäische Geschichte verändert, eine Vielzahl von Fortsetzungen ermöglicht, wenn Oliver Henkel Mut hat