Ich habe erlebt, dass auf Cons, auf denen sich eigentlich viele schon lange persönlich kannten, neue Leute sofort und ohne lange Diskussionen völlig akzeptiert und in die »Familie« integriert wurden, und ich habe erlebt, wie andere es über Jahre schafften Außenseiter zu bleiben. Gab's alles.
Es ist aber auch von der Art des Gegenübers abhängig. Ich bin ja auch irgendwann mal neu in die Szene gekommen und die Einstellung der älteren Fans ist da sehr unterschiedlich. Es gibt da leider einige ältere Fans, die zwar auch Nachwuchs wünschen, aber nur als stille Bewunderer ihrer Kunst oder Art, das Fandom zu leben. Ganz schlimm wird es, wenn jemand gar meint, man würde als jüngerer Fan der Bewunderung allein wegen dann auf Promotionstour für das Projekt eines anderen gehen (bis hin zur Aufforderung, Foren damit zuzuspammen oder Flyerverteilen!), ohne dass man demjenigen selbst Achtung zollt oder aktiv mitmachen lässt. Leute, die so was auf sich nehmen, müssen sich aber respektiert fühlen, als Mitorganisatoren oder was auch immer und sich einbringen können, aber Ausnutzerei funktioniert so nicht und man braucht sich nicht wundern, wenn die Leute dann auf Distanz gehen. (Das geht halt nicht so, als ob einer Arbeitgeber ist, da ja kein Geld im Spiel ist, sondern unter Fans fast alle Arbeit ohne Entgelt erfolgt.)
Die meisten Fans, selbst schon betagte, sind da aber anders. Nur leider reichen oft schon wenige Leute in Jahren, die einem blöd kommen, um einem den Spaß an der Sache zu vergällen. Und da man sich auch gerade als Jugendlicher noch für viele Dinge interessiert ... nun, dann bleibt man halt dort, wo die Leute von Anfang an lieb waren. Einige Altfans lassen einen auch machen und man bekommt auch durchaus Anerkennung dafür. Und genau das ist wichtig. Das Fandom besteht aus aktiven Leuten, das müssen jetzt keine Autoren sein, aber auch Herausgeber von Fanzines, Kurzfilmmacher, Online-Magazins-Redakteure, Veranstalter von Veranstaltungen unterschiedlicher Größe (und wenn drei Trekkies zusammen sitzen, egal, auch das will organisiert sein), Forenadmins, Cosplayer, was auch immer ... aber ruhig in einer Ecke stehen und bewundernd auf andere zu blicken, ich glaube, das mag niemand. Leider nehmen manche an, dass junge Leute das müssten.
Wie gesagt, ich mag die Szene, nicht zuletzt weil ich selbst sehr gern Manga und Anime konsumiere. Aber der prozentuale Deppenanteil ist da so hoch wie überall, und dank der größeren Masse insgesamt höher. Das klassische SF-Fandom wird durch die Coser nur schwer zu beleben sein.
Es ist allerdings auch umgekehrt so. Lesungen auf einer Mangacon zu machen, hört sich weit lustiger an, als es ist. Klar gibt es auch immer wieder Interessenten dafür, aber wenn man dann Besucherzahlen der Con und Gäste der Lesung vergleicht, hat man eigentlich nichts von dem ungeheuren Potential dieser Szene. Das dürfte aber umgekehrt auch so sein, für den Mangafan, der sich in seinem schicken Kostüm zu uns verirrt. Insgesamt sind diese beiden Sachen trotz gewisser Überschneidungen (es gibt hervorragende SF-Manga und Animes) doch zu unterschiedlich. Zusätzlich haben wir zwei unterschiedliche Probleme: In der SF-Szene tun sich gerade Teenager schwer, da reinzufinden. In der Mangaszene kommen sich schon viele ab Ende 20 schon wieder ein wenig fehl am Platze vor, weil sie sich eben von den vierzehnjährigen überrannt fühlen. Mir ist es selbst auch mal so gegangen, wenn ich zu einem Treffen gehe, wo die erste halbe Stunde darin besteht, dass man in ein Einkaufzentrum geht, wo sich die Leute am Klo in ihrer Mangakostüme werfen und danach geht es auf den örtlichen Spielplatz ... dann komme ich mir plötzlich auch sehr alt vor. Ich sehe es da wieder als ein großes Problem an, dass die zwar viel, viel Nachwuchs haben, die Leute aber kaum über Jahrzehnte hinweg in der aktiven Szene halten können.