Doop hat geschrieben:Andreas Eschbach hat geschrieben:Man muss nicht mal Wasser kochen können, um berechtigt zu sein zu sagen: "Dieses Gericht sieht unappetitlich aus."
...sagte der Vegetarier vor dem Filet Mignon vom Koberind.

Was soll der Einwand?
Die Aussage ist: "Jeder (Andreas, Du, ich) hat das Recht, sich zu den Äußerlichkeiten einer Sache zu äußern, auch, wenn diese Äußerung sehr negativ ausfällt, und insbesondere auch, wenn er/sie kein(e) Fachmann/-frau ist."
Stimmst Du dem zu oder nicht?
Falls Du dem zustimmst, kann "man" (Andreas, Du, ich) sogar einen Schritt weitergehen und sagen: "Vegetarier finden bestimmt schon den Anblick/Geruch/Titel auf der Speisekarte: 'Filet Mignon vom Koberind' unappetitlich.", ohne selbst Vegetarier zu sein; da das weder eine Aussage über die Appetitlichkeit von F.M.v.K-R. ist, noch eine Aussage über das eigene Empfinden, sondern etwas, dass empirisch nachprüfbar ist, indem man eine repräsentative Umfrage unter Vegetariern macht, ist diese Aussage sogar besser begründbar (oder ggfs. widerlegbar).
Ich aß z.B. gerade ein Zigeunerschnitzel, erwarte aber weder, dass Vegetarier das mögen, noch, dass Vegetarier aufhören, Vegetarier zu sein, nur, weil das ein besonders gutes Zigeunerschnitzel ist.
@Ellen:
Ja, Memoiren sind Autobiografien, und die verbuche ich weiterhin unter Biographien.
Desweiteren gestatte mir, dass ich bei manchen (auto)biographischen Texten ein gewisses Misstrauen empfinden, was die erkenntnisleitenden Interessen der Autoren betrifft. (Schmidt traue ich da schon mehr zu als Bohlen, ja. Schmidt wurden aber mWn auch nicht per Gerichtsbeschluss einige Passagen geschwärzt.)
Meine Frage war nicht, wie viele Leute "Persepolis" kaufen.
Meine Frage war, wie viele von denen, die "Persepolis" kaufen, dies als ein Sachbuch kaufen und lesen, so wie sie meinetwegen ein Geschichtsbuch oder ein Artikel im Geo zum selben Thema lesen würden.
Und wie viele die Geschichte für fiktiv halten, zumindest, was die Hauptfigur betrifft, auch wenn sie die damalige/jetzige Situation im Iran für so, wie beschrieben, halten, und "Persepolis" wie einen Historienroman/comic lesen.
Meine Frage ist übrigens auch nicht, ob "Persepolis" eine wahre Geschichte erzählt. Das glaube ich Dir jetzt einfach mal, also erspar Dir bitte die Mühe, dass zu beweisen.
Meine Frage bezieht sich einfach auf die Wahrnehmung beim Publikum, mehr fiktive Geschichte vor dem Hintergrund historischer Ereignisse oder mehr Sachbuch über die Geschichte des Iran nach dem Sturz des Schahs? Oder sonstwas?
Die Fortsetzungsreihen kamen als ein Beispiel für ein Format, wo es einfach Tradition ist, dass die Titelfigur der Held und nicht der Schurke ist. Dass "Mein Freund Dahmer" deshalb zwingend die Person sein muss, mit der sich der Leser identifizieren soll, haber ich nicht behauptet. Die Befürchtung steht im Raum, dass das dessenungeachtet passieren könnte.
Hägar ist jedenfalls kein Schurke; verglichen mit dem, was RL-Wikinger so machten, ist er echt knuffig. Und dass er von seiner Frau herumkommandiert wird, nun ja, iirc ist das Prinz Eisenherz auch ab und an passiert. Ich kenne nur die ersten sechs oder acht Sammelwälzer. Nachgiebigkeit in der Ehe scheint bei männlichen Comictitelfiguren aus dem mittelalterlichen Skandinavien nicht unbekannt zu sein. (Ich wette, Du kennst welche, wo ihre Frauen kuschen, aber trotzdem sehe ich keinen Diskussionsbedarf, ob man sich gegen seine Frau durchsetzen muss, um als Held zu gelten. Der Wille zählt.)
Und Isnogud scheitert bei seinen Versuchen, Böses zu tun, immer. Jedenfalls in den Geschichten, die ich so kenne, vllt. habe ich den Band, wo er endlich Kalif wird, ja einfach verpasst?
Der t.t. dafür lautet mWn Anti-Held. Nicht Schurke.
Ich weiß, dass "Mein Freund Dahmer" ein autobiographischer Comic dessen Jugendfreundes ist, u.a. weil Du uns das gesagt hast. Ok.
Dass er die Geschichte bis zum ersten Mord (was formal gesehen "bis einschließlich des ersten Mordes" heißen könnte, aber soll es nicht, geschenkt) erzählt, sollte dem erfahrenen Klappentextleser signalisieren, dass er nicht seitenweise von Blutvergießen erzählt, soweit klar.*
Dennoch kann es passieren, dass Leute, die ein Sachbuch kaufen würden, "Dahmer" nicht kaufen, obwohl es gut für sie wäre. Oder umgekehrt, dass Leute, die kein Sachcomic kaufen wollen, es trotzdem kaufen**. Aber das wird ihnen schon nicht schaden.
Dein Fußballbeispiel habe ich schon verstanden, aber weil man so oft von gewaltbereiten Fußballfans hört, und so selten von gewaltbereiten Comicfans, nun ja: "wähl Deine Feinde mit Bedacht!"

Wieso sonst sollte man ausgerechnet in einem SF-Forum auf Sportfans Rücksicht nehmen?
*Persönlich wäre mir das egal - ein Sachbuch über Jack the Ripper kann auch die blutigen Details darstellen, inklusive der Angabe, wie viele cm der Nierenschlagader im Körper verblieben...
**Aber idealerweise merken, dass es eines ist, und es NICHT enttäuscht in die Ecke pfeffern...