Suche Romane im Stil von Philip K. Dick

Science Fiction in Buchform
Ingo
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Suche Romane im Stil von Philip K. Dick

Ungelesener Beitrag von Ingo »

Hi, der Titel sagt eigentlich schon das meiste aus; zur näheren Erläuterung:
Ich möchte (nach langer Zeit) mal wieder ein paar SF-Romane lesen, die dem Niveau vom Blade Runner oder Ubik(lese ich gerade!) entsprechen, also eine (nicht allzu ferne) Zukunft, die evtl. ohne viele Ausserirdische auskommt, in der aber vieles mehr möglich ist (hoffe, ich drücke mich da klar genug aus). Die Bücher sollten auch spanned geschrieben sein.
Von den Mars-Chroniken war ich z.B. sehr enttäuscht, da der Sinn dahinter zwar klar war, aber keine Spannung aufkam (zumindest bei mir nicht). Wer kann mir weiterhelfen?
Grüsse, Ingo
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Robert Kerber

Ungelesener Beitrag von Robert Kerber »

Hm. - Da ich selbst PKD-Enthusiast bin (wovon ich allerdings die "Valis"-Bücher ausdrücklich ausnehme - ich tendiere eher in die Richtung Ubik / Palmer Eldritch / Der dunkle Schirm), nenne ich mal ein paar Titel aus meinem Regal ...
Robert Silverberg: "Es stirbt in mir" und "Der Seher"
Kurt Vonnegut: "Schlachthof 5"
Bernard Wolfe: "Limbo"
J.G. Ballard: "Kristallwelt"
T. M. Disch: "Camp Concentration"
und noch eine ziemlich interessante Anthologie: "Computerträume", in den 70ern bei dtv erschienen ...

Robert Kerber
Das ganzheitliche System
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Schlauling

Ungelesener Beitrag von Schlauling »

Naja... :lehrer:

Mein Vorschlag:

K.W. JETER

Er gilt offiziell als geistiger Erbe von Phillip K. Dick; war lange mit ihm befreundet, hat mit ihm zusammengearbeitet.

Schrieb u.a. BLADE RUNNER 2

Seine anderen Romane wirken auch so, als wären sie von Dick selber geschrieben. Dick hat auch einige Passagen (inoffiziell) und Nachworte (offiziell) für Jeters Romane geschrieben.

Gruss,

Schlauling
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Achso, auf deutsch gibt vor allem den Star Wars und Star Trek Krams von ihm (nicht lesen!). In Vorbereitung ist Bladerunner 3 und 4 (auf englisch schon erschienen)

Auf englisch wirst du aber alle seine Romane ohne Probleme bekommen.
Aber ich gehe mal davon aus, daß du DICK sowieso auf englisch liest.

Sehr zu empfehlen ist "Dr. Adder", für das Dick auch ein paar Zeilen schrieb (am Ende des Buches, offiziell, auch unter seinem Namen)
Jorge
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Ungelesener Beitrag von Jorge »

Michael Bishop
"Dieser Mann ist leider tot"(The Secret Ascension/Philip K. Dick is dead,alas)
Inhalt siehe Beitrag(hier) "Alternative Realitäten"

Lewis Shiner
"Verlassene Städte des Herzens"(Deserted Cities of the Heart)
Inhalt siehe Beitrag(hier) "Zeitreisen"

Jonathan Lethem
"Der kurze Schlaf/Knarre mit Begleitmusik"(Gun with occasional Music)
Die Welt der Zukunft: genetisch geliftete Babys(die in eigenen Bars verkehren) und Tiere(die neben "niederen" Arbeiten auch z.b Jobs als Detektiv ausüben), legale Drogen und eine Währung nach Karmapunkten...

Michael Marshall Smith
"R.E.M"(R.E.M)
21. Jhd - Die Technik macht es möglich, fremde Träume und Erinnerungen zu speichern oder im eigenen Kopf zu lagern, "einfache" Haushaltsgeräte haben ihren eigenen Willen; nur zwei der Dinge, durch die der Protagonist des Romans Hap Thompson in Teufels Küche gerät(es gibt da auch noch eine Droge namens "Zufall", bei deren Injizieren... aber! am besten selbst lesen).

David S. Garnett
"Zeitfinsternis"(Time in Eclipse)
Inhalt siehe Beitrag(Gesucht/Gefunden) "Literaturtipps Zeitprobleme"
"Das Rätsel der Creeps"(Mirror in the Sky)
Ein Mann erhält die Einberufung und wird Teilnehmer in einem grausamen Krieg(angeblich gegen Aliens). Seltsam nur, das die schwer umkämpften Frontabschnitte auf "anderen" Planeten immer gleich aussehen und der "Feind" genau die gleichen Kampfraumanzüge(nur anders bemalt) trägt.....
Zuletzt geändert von Jorge am 1. Februar 2004 19:32, insgesamt 1-mal geändert.
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molosovsky
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Der wilde Philip

Ungelesener Beitrag von molosovsky »

Hallo Ingo,

kurz will ich auch ein, zwei Tips geben, was zumindest mir als <i>so ähnlich wie der göttliche PK Dick</i> in den Sinn kommt.

- Matt Ruff <b>G.A.S. Die Triologie der Stadtwerke</b> (dtv / Hanser; Englisch: Sewer, Gas & Electric). Spielt in Naher Zukunft, größtenteils in New York und ist oberflächlich gesehen ein SF-Roman um Haie in der Kanalisation, Künstliche Intelligenzen, gigantische Bauvorhaben, Ökoterrorismus und Verschwörungstheorien. Das ganze ist spannend, wenn man die Satire verkraftet, und lustig, wenn man das ganze eben nicht zu ernst nimmt. Mit Dick zu vergleichen ist er meines Erachtens, wenn Du die komische, satirische Qualität von Dick magst (Fnools, Wobbs, Blobbels und Doc Labyrinths); der durchgeknalltere Dick, mit Liebe zu vertrackten philosophischen Dialogen, die gleichzeitig saukomisch sein können. Matt Ruff ist ein "Kultautor", trotzdem kann man ihm eine Chance geben. Gut übersetzt auf Deutsch, auf Englisch etwas herausfordernd, weil Slangsprache vorkommt.

- Barbara Slawig: <b>Die lebenden Steine von Jargus</b> (ehemals Haffmans-Verlag, unter einem anderen Titel jetzt bei Heyne, glaub ich). Spannende Geschichte mit weiblicher Protagonistin und "realistischer", will sagen: ernst, nicht satirisch.

- G. K. Chesterton: <b>Der Mann der Donnerstag war</b>. Empfehle ich sozusagen als Vorläufer von Dick. Der Roman erschien um die Jahrhundertwernde 1900 und ist eine wilde Traumphantasie, in der Untergrundanarchisten und Geheimpolizisten miteinander kebbeln. Bezieht sich als Tip wieder auf den wilden Dick, vor allem weil Chesterton da wie Dick versteht, aus wenig viel Phantastisches zu machen, beim Fabulieren eine Mordsgaudi vermittelt und trotzdem wohlplatzierte philosophisch, ethische Synapsentrainigsgeräte bereithält.

Vonnegut - dem Tip von Robert Kerber - kann ich mich anschließen.

Wenn Dir ausdrücklich der <b>Stil</b> von Dick gefällt, kann ich Dir etwas gänzlich Unphantastisches empfehlen, einen großartigen amerikanischen Autor, der wohl wie kaum jemand die Pulp-Literatur mit seiner deutlichen, spannenden Sprache geprägt hat: <b>Dashiell Hammett</b> (1894-1961; Schöpfer des Malteser Falken und des Dünnen Mannes, seine 5 Kurzgeschichtenbände und seine 5 Romane sind bei Diogenes erschienen.

Viel Spaß (und Glück bei der Wahl)
molosovsky
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Mark
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Ungelesener Beitrag von Mark »

Lethem kann ich auch nur empfehlen. "Die Knarre mit Begleitmusik" ist auch als "Der kurze Schlaf" beim Tropen-Verlag erschienen. Wenn Englisch kein Problem ist, würde ich aber vor allem "Amnesia Moon" empfehlen - ist "even more phildickian".

Vonnegut passt tatsächlich recht gut ins Profil. Ich würde "Player Piano" empfehlen.

Ansonst vielleicht die frühen Romane von Jeff Noon ("Vurt", "Pollen"), Terry Bisson "Pickup Artist" (auch nur auf Englisch), Richard Kadreys "Metrophage" (bei Heyne erschienen).

Ein wenig mehr in Richtung Mainstream gehen Autoren wie Rupert Thomson oder Will Self, die aber offensichtlich auch schonmal PKD gelesen haben...

Mark
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micc

Ungelesener Beitrag von micc »

Jeff Noon, dass ich da nicht sofort drauf gekommen bin!
Der passt ziemlich gut in die PKD-Schiene, gewürzt mit einer kräftigen Dosis William Burroughs (aus "Nova Express" und "Naked Lunch").

Aus dem deutschsprachigen Bereich hat der Eugen Egner mit "Die Eisenberg-Konstante" etwas Dickianisches (hermetische groteske Alpträume).
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Bungle
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Ungelesener Beitrag von Bungle »

Da sind viele interessante Titel zusammengekommen von Autoren, die meist nicht in den großen und kleinen SF-Reihen erschienen sind, sondern außerhalb.

Zwei Titel von bekannten Autoren, die von Dick zumindest inspiriert sind, könnte ich noch nennen:
Ursula K. LeGuin: Die Geißel des Himmels
Ein Mensch kann mit seinen Träumen die Realität gestalten, doch er zerbricht daran.

Stanislaw Lem: Der Futorologie Kongreß
Wahrnehmungsmanipulation durch Drogen. Die Realität besteht aus aus vielen Wirklichkeiten, die über einander gelagert sind.
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Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Hallo,

ich heisse Volker,

äähm, bei den vielen, durchaus sehr guten Vorschlägen an ähnlicher Literatur:

"Träumen Roboter von elektrischen Schafen" ist eine eher durchschnittliche Novelle von Phil. Immernoch besser als 99% der Literatur, die als S.F. verkauft wird. Trotzdem gibt's so an die xxx Veröffentlichungen von ihm himself, die besser sind.

Blade Runner 2 geht gar nicht, muss nun wirklich nicht begründet werden.

Stil? Stilistisch war Phil eher Schrott, trotzdem ist er mein Lieblingsauthor. Brunner war nahe 'dran, hat aber auf der Zielgeraden verloren.

Da es denn tatsächlich noch Literaturempfehlungen meinerseits geben muss: Kafka, alles. Hätte Phil vermutlich auch so gelesen.
Flann O' Brian ist vom Abstraktionsgrad noch 'ne Stufe höher einzuordnen, und stellt unsere Realität wesentlich radikaler in Frage.
"Der dritte Polizist" für Einsteiger, danach direkt "In Schwimmen zwei Vögel", bitte in der Rowohlt Übersetzung.

Zu den Sternen, Volker
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ulli 47

Ungelesener Beitrag von ulli 47 »

Na auf die Gefahr hin das mir der eine oder andere oder einige mir jetzt den einen oder anderen Vogel zeigen werden würde ich meinen Iain Banks. Und zwar:
Die Brücke
Barfuß über Glas
Die Wespenfabrik ( allerdings nur bedingt, hat mit SF eigentlich nix mehr zu tun )..
Ansonsten noch den letzten vom M. John Harrison " Licht ". ( Jetzt werden es wohl ganze Vogelgrußschwärme )
Würde auch meinen das man Valis auf jedem Fall mal lesen sollte, ist schon strange, aber sagt viel über Dick aus:
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Rusch
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Ungelesener Beitrag von Rusch »

Etwas Humorvoller aber durchaus im ähnlichem Stil:

Robert Sheckley: Lebensgeister GmbH.

Ein Klasse Roman.
heino
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Ungelesener Beitrag von heino »

Rusch hat geschrieben:Etwas Humorvoller aber durchaus im ähnlichem Stil:

Robert Sheckley: Lebensgeister GmbH.

Ein Klasse Roman.
Sheckley ist eh klasse. Allerdings würde ich ihn nicht mit Dick in Verbindung bringen, weil er eher zur biterbösen Satire neigt. Kommt vor allem gut in den Kurzgeschichten rüber, aber auch in den Romanen wie z.B. "Planet der Verbrecher" oder "Die seltsamen Reisen des Mr. Jones" :prima:
Lese zur Zeit:

Simon Becketzt - Die Verlorenen
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Rusch
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Ungelesener Beitrag von Rusch »

Mich wundert, das folgendes Werk noch nicht erwähnt wurde:

Daniel F. Galouye: Simulacron Drei
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L.N. Muhr
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Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

heino hat geschrieben: Sheckley ist eh klasse. Allerdings würde ich ihn nicht mit Dick in Verbindung bringen, weil er eher zur biterbösen Satire neigt.
*hüstel* schon mal dicks kurzgeschichten gelesen?

und, apropos: nicht alles bei sheckley ist/ war satire. der mann hat auch sehr viel grossartigen nonsens geschrieben.

in dem zusammenhang sollte man auch john sladek nicht unerwähnt lassen. dessen figuren haben ja auch alle ein ziemlich heftiges problem mit der realität, dezent ausgedrückt.
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