Andreas Eschbach hat geschrieben: Beim Buch muss man selber imaginieren – das strengt natürlich mehr an.
Das würde ich so keineswegs unterschreiben. Das wird dem Film gern unterstellt, aber das stimmt nicht. Ein Film ist sogar sehr inspirierend, für mich beispielsweise, und nicht nur (aber natürlich auch) wegen der Optik. Gewiss wird durch das Schauspiel einer realen Person das Aussehen des Charakters und sein Mienenspiel fest vorgegeben, dennoch bleibt da noch genügend Raum der Interpretation. Im Film kann man minutenlang philosophische Weisheiten absondern, und das äußerst spannend, während das im Buch zum langweiligen, dozierenden, handlungslosen Geschwafel gerät, das ich irgendwann überblättere, wenn es mir zu viel wird.
Kein Dialog im Buch kann so pointiert und lebendig und oft auch intelligent sein wie im Film. Ein Buchdialog ist immer gekünstelt, denn er kann nicht genau wie im wirklichen Leben rüberkommen, darf aber auch nicht zu gestelzt sein. Im Film entsteht dabei ein ganz anderes Tempo, und selbst ein Null-Dialog, der einen im Buch ärgert, weil er als Seitenschinderei erachtet wird, kann im Film äußerst spritzig und unterhaltsam rüberkommen.
In jedem Fall ist ein Film um ein zigfaches
schneller als ein Buch. Ich bestimme das Tempo selbst, in dem ich lese, während ich beim Film exakt XX Minuten habe, denen ich meine Aufmerksamkeit schenken muss. Was aber nicht gleichbedeutend mit "bequemem Konsum ohne nachdenken zu müssen" ist. Ich denke viel über Filme nach, und darin bin ich nicht die Einzige. (Ich denke auch über Serienfiguren nach wie Dr. House und setze mich damit auseinander, wie es zu so einem Verhalten kommen kann und wie vor allem
ich in so einer Lage reagieren würde. Hier identifiziere ich mich also nicht, sondern bin als Co-wasauchimmer dabei.) Der Film
unterstützt die Imagination, gerade weil man es sich anders vorstellen würde. Aber es ist interessant, sich mit der Interpretation eines anderen auseinanderzusetzen.
Lockeren, leichten Konsum ohne viel nachdenken zu müssen gibt es in beiden Genres, denn auch beim Geschriebenen wird diese Art Eskapismus vollauf bedient, denke man an die ungebrochen beliebten Liebesromane (und ich meine hier Cora & Co) für "schnell mal zwischendurch".
Es sind einfach zwei sehr unterschiedliche Genres, die man nicht unmittelbar miteinander vergleichen kann.
Imagination bieten aber beide in Hülle und Fülle.