Habe gerade "Das Loch in der Schwarte" von Mikael Niemi beendet. Ausgabe 01/2006 im btb Verlag. War nach dem ersten Kapitel positv überrascht und will hier mal meinen Senf dazugeben.
Das Buch besteht aus 19 unzusammenhängenden Kapiteln. Das erste "Abschied von Liviöjoki". Gerade mal 3,25 Seiten Text, aber für mich der reine Horror. Und Horror ist hier nicht im positiven Gruselsinne gemeint. Ich weiß immer noch nicht worum es geht. Ein Saunabesuch wird mit ganz merkwürdigen Naturbeschreibungen gekoppelt und macht es unglaublich langweilig. Danach habe ich ernsthaft überlegt, ob ich das Buch noch weiterlese. Zum Glück hat der erste Satz des zweiten Kapitels "Erde" mich gleich davon überzeugt weiterzumachen. Da steht dann nämlich ganz trocken "Ich saß eines unterirdischen Abends im Roadercafe auf dem Asteroid Wichssocke." Absurder Humor dieser Art durchzieht das restliche Buch. Die einzelnen Kapitel erinnern mich dabei ganz stark an die verschiedenen Themenausführungen des Reiseführers in D. Adams "Per Anhalter durch die Galaxis". In den Kapiteln "Steine" und "Emanuel" wird etwas über die fiktive Wissenschaft der Zukunft geschrieben und in beiden Fällen hat der Autor dabei heutige Esoterik/Pseudowissenschaft so gut wiedergegeben (meinetwegen auch parodiert), dass ich beim Lesen ein klein bisschen sauer wurde. Niemi versteht es also, Gefühle bei den Leser_innen zu wecken . Auch das Kapitel "Eis" weckt Gefühle, allerdings des Abscheus und Ekels. Dort wird eine Sexszene beschrieben, die der Erzähler während des "Hyperschlafs" (im Buch heißt das anders) hat. Und sie ist auf eine extrem lustige Weise irgendwie widerlich. M. Niemi scheint sich aus einem gutsortierten SF-Fundus bedient zu haben. Im Kapitel "0,002" ist die Parallele zu Adams' 42 nicht zu übersehen, auch wenn Niemis Zahl schnell eine Erklärung bekommt. Soviel Stimmen haben die Erdlinge nämlich im Parlament des Universums. Die titelgebende Bar "Loch in der Schwarte" scheint ebenfalls aus dem Adamsschen Universum zu stammen. Das Kapitel "Rutvik" hätte wiederum direkt aus T. Williams "Otherland"-Reihe kommen können.
Als ich das Buch in der Bibliothek fand, war ich etwas skeptisch, da der Name des Autors gefühlt fünf mal so groß auf den Einband gedruckt wurde wie der Titel. Dass auf der Rückseite kein Klappentext, sondern nur Lobpreisungen auf den Autor zu finden waren, verstärkte diesen Eindruck noch. Aber es hat sich im Endeffekt doch gelohnt es mitzunehmen und durchzulesen. Bis auf das erste sind alle Kapitel recht unterhaltsam, die meisten sogar lustig.
Mein Überblick über Motive der SF ist begrenzt, aber vielleicht könnt ihr mir helfen: Fallen euch auch Parallelen zwischen Niemis Kapiteln und anderen Werken ein?
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