Marcus Hammerschmidt schrieb:
In Deutschland ist die literarische Science Fiction in den letzten Jahren hart von beiden Enden der Skala her angegriffen worden: Die Phantastische Bibliothek bei Suhrkamp existiert de facto nicht mehr, und bei Heyne wurde das Programm endgültig auf totale Massenkompatibilität zugeschnitten, was auch mit dem Hin- und Her-Verkauf des Verlags und dem Weggang von Wolfgang Jeschke zu tun hat. Sicher, es gibt Möglichkeiten. Man kann bei einer der Serienfabriken anheuern. Man kann Space Operas schreiben, die immer noch gehen, wenn sie mehr als 400 Seiten haben, von vornherein als Lego-Baustein geplant sind, und an das Heldenhafte und den unerlösten Sexus in im Seelenhaushalt von Sechzehnjährigen appellieren. Man kann danach streben, irgendwie zu der kleinen Gruppe von Stars aufzuschließen, die mit futuristischer Abenteuerliteratur gut im Geschäft sind. Literarische Science Fiction aber findet derzeit im Abseits des Literaturbetriebs und des Massenmarkts statt. Schlechte Karten, möchte man meinen.
Ich würde jeden Satz unterschreiben, denn exakt das ist die Situation. Natürlich kann man sie schönreden und auf die Lichtgestalt Andreas Eschbach verweisen oder gar auf Michael Marrak.
An der traurigen Realität, daß deutschsprachige Phantastik (nicht nur SF) - wenn überhaupt - fast ausschließlich in der Nische stattfindet, ändert das nichts.
Die Reaktionen meiner Vorredner bestätigen das ja indirekt.
Nicht verkennen darf man allerdings den Umstand, daß die Misere wechselseitig ist. Die fehlenden Publikationsmöglichkeiten führen dazu, daß sich Autoren entweder ins Seriengeschäft oder ganz aus dem Genre zurückziehen, was umgekehrt wieder den Eindruck erweckt, als gäbe keine veröffentlichungswürdigen Manuskripte. Allerdings wirtd letztgenannte These zumeist von Leuten vertreten, die gar nicht in der Lage sind, Schrott von Literatur zu unterscheiden ...
Grob vereinfacht stehen Phantastik-Autoren in D vor der Entscheidung, entweder stromlinienförmigen Einheitsbrei im Akkord zu fabrizieren oder unter der Brücke zu schlafen.
Gruß
F.