der ernst der sf-lage

Science Fiction in Buchform
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Ronni hat geschrieben:wir sind ja selten einer Meinung, aber hier gebe ich Dir vollkommen recht.
Sagen wir es so: Wir sind scheinbar immer öfters einer Meinung. :wink:
Ronni hat geschrieben:Das "Menschen" würde ich allerdings etwas weiter fassen, wie z.B. in "Unternehmen Schwerkraft" eben keine Menschen (und wenn in einer Nebenrolle) in einer außergewöhnlichen Situation sind.
Sagen wir statt "Mensch" einfach "Lebewesen". Aber eigentlich gilt auch hier - jedes fremde Lebewesen, aus dessen Sicht ein Geschehen geschildert wird, ist nur so fremdartig, wie es sich der Autor als Mensch vorstellen konnte.
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Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

breitsameter hat geschrieben:
Ronni hat geschrieben:Das "Menschen" würde ich allerdings etwas weiter fassen, wie z.B. in "Unternehmen Schwerkraft" eben keine Menschen (und wenn in einer Nebenrolle) in einer außergewöhnlichen Situation sind.
Sagen wir statt "Mensch" einfach "Lebewesen". Aber eigentlich gilt auch hier - jedes fremde Lebewesen, aus dessen Sicht ein Geschehen geschildert wird, ist nur so fremdartig, wie es sich der Autor als Mensch vorstellen konnte.
Menschen in außergewöhnlichen Situationen kommen auch in anderen Genres vor. Was ist an den genannten außergewöhnlichen Stituationen spezifisch für die Science Fiction?
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Naglfar
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Ungelesener Beitrag von Naglfar »

Ich finde es immer wieder interessant, wie man doch selbst oft bei wenig fassbaren Dingen wie Literatur Länderabgrenzungen macht. Mich als Leser interessiert nicht, woher die SF kommt die ich lese, sondern welche Qualität sie hat. Und da muss ich ganz klar sagen (und mache automatisch selbst eine Länderschubladenfach auf), das ein Großteil dessen was deutsche Autoren in den letzten Jahren veröffentlich haben in meinen Augen einfach nicht besonders interessant war, von Ausnahmen abgesehen.

Man kann natürlich leicht aufs hohe Roß steigen und sagen, das die zur Zeit wiederbelebte Space Opera nur seichte SF-Abenteuerliteratur wäre, aber solange wie sie die Qualität hat, sagen wie eines Hyperion/Endymion von Simmons, oder The Golden Age von Wright hat, stört mich das wenig.
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

breitsameter hat geschrieben:Verzeih, aber nach langer Beschäftigung mit dem Thema "Futurologie" wurde ich als Naturwissenschaftler nur in meiner Meinung bestärkt, daß diese "Wissenschaft" nichts anderes ist als "Prophetie" mit einem pseudo-wissenschaftlichem Unterbau versehen.
Dazu reichte mir Steinmüllers Vortrag auf dem Dresdner Pentacon 2001.
Als er etwas von "wild cards" und ihrer offenbar wichtigen Rolle in der Futurologie erzählte, dachte ich mir nur: Danke, das genügt! :-?

"wild cards" sorgen dafür, dass die Zukunft unvorhersehbar bleibt - auch für Futurologen! Die Erkenntnis hatte ich schon, bevor ich das Wort "Futurologie" zum ersten mal hörte.
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Ulrich
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Ungelesener Beitrag von Ulrich »

Shock Wave Rider hat geschrieben:"wild cards" sorgen dafür, dass die Zukunft unvorhersehbar bleibt - auch für Futurologen! Die Erkenntnis hatte ich schon, bevor ich das Wort "Futurologie" zum ersten mal hörte.
Das ist witzig. Die Erkenntnis hat man zwar selber, aber andere geben der Sache einen interessant klingenden Namen. Schließlich lässt sich etwas mit entsprechender Verpackung verkaufen. Ich habe nur einen Artikel von Steinmüller über die Wild Cards gelesen, darin kam mir nichts neues vor.
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Martin
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Ungelesener Beitrag von Martin »

Solche Artikel - das gilt auch für den von M. Hammerschmitt - sollen einen Sachverhalt auch lediglich systematisieren, nicht das Rad neu erfinden.

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Ungelesener Beitrag von frankh »

Marcus Hammerschmidt schrieb:
In Deutschland ist die literarische Science Fiction in den letzten Jahren hart von beiden Enden der Skala her angegriffen worden: Die Phantastische Bibliothek bei Suhrkamp existiert de facto nicht mehr, und bei Heyne wurde das Programm endgültig auf totale Massenkompatibilität zugeschnitten, was auch mit dem Hin- und Her-Verkauf des Verlags und dem Weggang von Wolfgang Jeschke zu tun hat. Sicher, es gibt Möglichkeiten. Man kann bei einer der Serienfabriken anheuern. Man kann Space Operas schreiben, die immer noch gehen, wenn sie mehr als 400 Seiten haben, von vornherein als Lego-Baustein geplant sind, und an das Heldenhafte und den unerlösten Sexus in im Seelenhaushalt von Sechzehnjährigen appellieren. Man kann danach streben, irgendwie zu der kleinen Gruppe von Stars aufzuschließen, die mit futuristischer Abenteuerliteratur gut im Geschäft sind. Literarische Science Fiction aber findet derzeit im Abseits des Literaturbetriebs und des Massenmarkts statt. Schlechte Karten, möchte man meinen.
Ich würde jeden Satz unterschreiben, denn exakt das ist die Situation. Natürlich kann man sie schönreden und auf die Lichtgestalt Andreas Eschbach verweisen oder gar auf Michael Marrak.
An der traurigen Realität, daß deutschsprachige Phantastik (nicht nur SF) - wenn überhaupt - fast ausschließlich in der Nische stattfindet, ändert das nichts.
Die Reaktionen meiner Vorredner bestätigen das ja indirekt.

Nicht verkennen darf man allerdings den Umstand, daß die Misere wechselseitig ist. Die fehlenden Publikationsmöglichkeiten führen dazu, daß sich Autoren entweder ins Seriengeschäft oder ganz aus dem Genre zurückziehen, was umgekehrt wieder den Eindruck erweckt, als gäbe keine veröffentlichungswürdigen Manuskripte. Allerdings wirtd letztgenannte These zumeist von Leuten vertreten, die gar nicht in der Lage sind, Schrott von Literatur zu unterscheiden ...

Grob vereinfacht stehen Phantastik-Autoren in D vor der Entscheidung, entweder stromlinienförmigen Einheitsbrei im Akkord zu fabrizieren oder unter der Brücke zu schlafen.

Gruß
F.
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Shock Wave Rider
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Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

breitsameter hat geschrieben:Sagen wir es so: Wir sind scheinbar immer öfters einer Meinung. :wink:
Scheinbar? Oder anscheinend?
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Re: Deutsche Autoren

Ungelesener Beitrag von Mammut »

breitsameter hat geschrieben: Ich dachte eher an Namen wie H.D. Klein, Barbara Slawig, Michael Marrak, Andreas Gruber, Bernhard Kegel, Christian von Ditfurth, Oliver Henkel, Matthias Robold, Günter Hack, und viele, viele andere... mit den vielen Autoren von SF-Kurzgeschichten, die schon professionell veröffentlichen konnten, wollen wir gar nichts erst anfangen!
Ich zitiere das hier mal, um nach über 10 Jahren mal zu prüfen, ob die Namen noch aktuell sind. Robold, Kegel und Hack kenne ich ehrlich gesagt nicht mal vom Namen her.
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Pogopuschel
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Re: Deutsche Autoren

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Mammut hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben: Ich dachte eher an Namen wie H.D. Klein, Barbara Slawig, Michael Marrak, Andreas Gruber, Bernhard Kegel, Christian von Ditfurth, Oliver Henkel, Matthias Robold, Günter Hack, und viele, viele andere... mit den vielen Autoren von SF-Kurzgeschichten, die schon professionell veröffentlichen konnten, wollen wir gar nichts erst anfangen!
Ich zitiere das hier mal, um nach über 10 Jahren mal zu prüfen, ob die Namen noch aktuell sind. Robold, Kegel und Hack kenne ich ehrlich gesagt nicht mal vom Namen her.
Klein erscheint jetzt bei Atlantis, Slawig bei Golkonda (allerings mit einem alten Werk) Marrak ist leider etwas in der Versenkung verschwunden, ist aber zumindest durch seine Kurzgeschichten in Nova präsent, Gruber ging immer an mir vorbei, Kegel kennen ich nicht, von Ditfuhrt ist inzwischen als Krimiautor recht erfolgreich, Henkel erscheint auch aktuell bei Atlantis, Hack ist mir auch unbekannt. Einen Durchbruch mit SF ist aber keinem so wirklich gelungen.
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Re: der ernst der sf-lage (von marcus hammerschmitt)

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ich kenne kegel. Der hat so eine Art supertrockene faktenorientierte SF geschreiben, "Das Ölschiferskelett" oder "Wendels Pliz". Ich hab erst kürzlich im Internet nach ihm gesucht: da war ein Buch drinnen, "Der Rote" das recht solite Bewertung bekommen hat, und vom dem ich vermute das es irgendwie auf "Der Schwar" Welle reiten wollte.
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Olaf
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Re: der ernst der sf-lage (von marcus hammerschmitt)

Ungelesener Beitrag von Olaf »

Knochenmann hat geschrieben:Ich kenne kegel. Der hat so eine Art supertrockene faktenorientierte SF geschreiben, "Das Ölschiferskelett" oder "Wendels Pliz". Ich hab erst kürzlich im Internet nach ihm gesucht: da war ein Buch drinnen, "Der Rote" das recht solite Bewertung bekommen hat, und vom dem ich vermute das es irgendwie auf "Der Schwar" Welle reiten wollte.
ist älter als der Schwarm ...
Nicht viel, ist aber früher erschienen. Ist so ne Art Kryptozoologiebuch. Lies sich ziemlich gut lesen.
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Re: Deutsche Autoren

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Pogopuschel hat geschrieben:
Mammut hat geschrieben:
breitsameter hat geschrieben: ... Hack ist mir auch unbekannt ...
Ich muss mich korrigieren, Günter Hack folgt mir auf Twitter. :D Ich wusste aber nicht, dass er auch fiktionale Texte schreibt, aufgefallen ist er ja vor einem Jahr oder so durch einen SF-kritischen Text, ähnlich wie der von Hammerschmitt.
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breitsameter
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Re:

Ungelesener Beitrag von breitsameter »

frankh hat geschrieben:Nicht verkennen darf man allerdings den Umstand, daß die Misere wechselseitig ist. Die fehlenden Publikationsmöglichkeiten führen dazu, daß sich Autoren entweder ins Seriengeschäft oder ganz aus dem Genre zurückziehen, was umgekehrt wieder den Eindruck erweckt, als gäbe keine veröffentlichungswürdigen Manuskripte. Allerdings wird letztgenannte These zumeist von Leuten vertreten, die gar nicht in der Lage sind, Schrott von Literatur zu unterscheiden ...
Auch ich wage jetzt mal den Blick zurück: Die Publikationsmöglichkeiten gibt es immer noch/mittlerweile wieder. Klar, sie zahlen eventuell schlechter (wobei ich das nicht wirklich beurteilen kann) als früher Suhrkamp und/oder Heyne, aber dafür erscheint in den letzten Jahren deutlich mehr deutsche Science Fiction als noch vor zehn, fünfzehn Jahren.

Aber in diesem Thread (und Marcus Hammerschmitt in seinem Text, der Grundlage hierzu war) ging es auch um etwas anderes: Erscheint zu wenig literarisch wertvolle Science Fiction von deutschen Autoren in Deutschland und wer ist daran schuld?
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Mammut
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Re: Re:

Ungelesener Beitrag von Mammut »

breitsameter hat geschrieben: Aber in diesem Thread (und Marcus Hammerschmitt in seinem Text, der Grundlage hierzu war) ging es auch um etwas anderes: Erscheint zu wenig literarisch wertvolle Science Fiction von deutschen Autoren in Deutschland und wer ist daran schuld?
Das wäre vielleicht sogar einen extra Ordner wert: Mal aufzählen, was im weitesten Sinne überhaupt an literarisch wertvoller Science Fiction erschienen ist und falls gelesen, ein kurzes Feedback zum Text.
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