Lesenswerte Novellen

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Bully
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Bully »

Dirk Lange hat geschrieben:...

Okay, dass der Text nachträglich erweitert wurde, bevor er als Roman veröffentlicht wurde, wusste ich nicht. Ob's wohl schon Autoren gegeben hat, die ihre Arbeit an der Grenze von 40.000 Wörtern ausgerichtet haben, um in eine andere Kategorie zu gelangen und damit ihre Chancen zu verbessern?
Unwahrscheinlich - dazu müsste man vorher wissen, in welcher Kategorie die härtere Konkurrenz lauert. Und da die Kandidatenliste normalerweise erst aufgestellt wird, nachdem alle mit ihren jeweiligen Büchern fertig sind, macht das Hellseherei erforderlich.

Außerdem muss das Buch ziemlich dicht an der 40.000-Wörter-Grenze sein, damit man durch kreatives Feintuning die jeweils andere Seite erreicht, ohne die Geschichte entweder künstlich derartig aufzublähen oder aber so zu kürzen, dass die Qualität derartig sinkt, dass es in der neuen Kategorie trotzdem untergeht. (Jaaaa, ich habe schon oft gehört, wie radikales Kürzen einer Geschichte sehr geholfen hat. Aber dann sollte man das machen, weil es der Geschichte dient, nicht, um in die Novella-Kategorie zu kommen.)
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Teddy
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Auf doppelte Empfehlung hin habe ich mir "Psyhack (Novelle)" von Michael Iwoleit heruntergeladen, was gar nicht so einfach war. Bei Amazon gibt es weder Novelle noch Roman. Ich bin dann auf der etwas ominösen Seite "beam-ebooks" fündig geworden. Lustigerweise hat die Novelle dort dieses falsche Titelbild:
Bild
Hoffentlich stimmt wenigstens der Text. Fängt an mit: "Das Schlimmste ist, daß ich mich erinnern will. Es waren halbwüchsige Mädchen, Zehn-Dollar-Huren aus den Slums von La Paz..." Schon mal kein schlechter Anfang...
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Naut
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Naut »

Beam ist nicht ominös. Der Shop ist einer der ältesten in Deutschland und gehört mittlerweile einem großen Verlagshaus.
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Khaanara
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Khaanara »

"Psyhack" lese ich auch gerade, allerdings in der Hardcoverfassung: http://www.phantastik-couch.de/wolfgang ... m-ton.html

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Knochenmann
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Teddy hat geschrieben:
Dirk Lange hat geschrieben:Ich finde den Begriff schon manchmal ziemlich irreführend. "Beggars in Spain" von Nacy Kress hat zum Beispiel den Hugo für die "Best Novella" gewonnen. Ich hab schon jede Menge bei weitem kürzere Texte zu Gesicht bekommen, die dann wieder Romane hießen.
Wobei "Beggars in Spain" eine Novelle war, die dann später zum Roman ausgebaut wurde. Beim Hugo ist es schlicht die Anzahl der Wörter die über Novelle (Novella) und Roman (Novel) entscheidet. (Grad mal nachgeschaut: Grenze liegt bei 40.000 Wörtern.)
Meine persönliche Definition von Novelle ist "Roman Entwurf". Es ist zwar alles wichtige da, aber man spührt auch das es Plaz für mehr geben würde. Das hat man bei eier Kurzgeschichte oder einen Roman nicht, die sind beide für sich abgeschlossen, und lassen den Leser so zurück wie es sein sollte.

Was mir noch an Novellen einfällt:

"Den Bäumen beim Wachsen zusehen" von Hamilton
"Der Lebenszyklus von Softwareobjekten" von Chiang (ja, finde ich super. Sollte von Pixar verfilmt werden)
"Das Cookiemonster" von Vinge
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Bungle
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Bungle »

George R.R. Martin versteht sich auch sehr gut auf die Form, bzw. Länger der Novelle. "Sandkönige", "Nightflyers", oder die Erzählungen, die im Band "Planetenwanderer" zusammengefasst sind.
Gene Wolfe "Der fünfte Kopf des Zerberus" besteht aus zusammenhängenden Novellen. Von ihm stammen noch andere herausragende Novellen.
Jüngeres Beispiel "Buch aus Stein" von Matthias Falke (Amrun-Verlag). Sind alle sehr lesenswert.

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Knochenmann
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

...zudem glaub ich das für soetwas in Zukunft sehr wohl ein Markt entstehen könnte.

Ich für meinen Teil hab mir gerade "Die Schwestern" von Katchum für 3,99 bei Amazon gekauft.
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Naut
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Naut »

Knochenmann hat geschrieben:...zudem glaub ich das für soetwas in Zukunft sehr wohl ein Markt entstehen könnte.

Ich für meinen Teil hab mir gerade "Die Schwestern" von Katchum für 3,99 bei Amazon gekauft.
Tja, ich weiß nicht. Damit rechnen viele Leute seit Jahren (man denke an den Novellen-Testballon "90 Prozent" aus dem Wurdack-Verlag), aber die tatsächlichen Umsätze von Texten mittlerer Länge bleiben etwa gleich. Der Renner sind nach wie vor eher dicke Wälzer.
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Knochenmann
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Als Buch, vielleicht... aber als eBook? Wenn ich mir ein eBook kaufe, dann weiß ich vorher nicht wie lange das ist, bzw: es interessiert mich nicht.

Ich glaube, der Markt muss sich erst bilden, aber ich hab da jetzt schon zwei Beisieple:

Das schwarze Messer von Eschbach und
The Colonel von Watts

Was die Bücher gemeinsam haben: das sind Novellen, die in den Romanen der beiden Autoren spielen (Herr der Dinge und Echopraxia).

Dabei handelt es sich also praktisch um DLCs für Bücher
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Nina
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Nina »

Vielleicht wäre es auch was für Hörbücher? - Bei langen Romanen sind die meistens gekürzt und trotzdem noch immer extrem lange, weil es vorgelesen eben länger dauert als stillgelesen. Und gerade da fällt der Einstieg nach einer langen Pause besonders schwer. Dagegen so ein Hörbuch, das vielleicht so ne Stunde oder auch zwei geht, warum nicht?
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Teddy
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Naut hat geschrieben:
Knochenmann hat geschrieben:...zudem glaub ich das für soetwas in Zukunft sehr wohl ein Markt entstehen könnte.

Ich für meinen Teil hab mir gerade "Die Schwestern" von Katchum für 3,99 bei Amazon gekauft.
Tja, ich weiß nicht. Damit rechnen viele Leute seit Jahren (man denke an den Novellen-Testballon "90 Prozent" aus dem Wurdack-Verlag), aber die tatsächlichen Umsätze von Texten mittlerer Länge bleiben etwa gleich. Der Renner sind nach wie vor eher dicke Wälzer.
Es sagt ja niemand, das kurze Texte der Renner werden. Aber ich habe ebenfalls die Hoffnung, dass die Verlage auch kurze Texte als eBooks herausbringen, die man für wenig Geld herunterladen kann. Insbesondere wenn es die Texte schon in Anthologien oder Sammelbänden gibt spricht ja nichts dagegen, sie auch einzeln zu veröffentlichen. Und auch wenn das nicht der Fall ist, ist der Aufwand nicht besonders groß. Wir werden sehen.
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Teddy
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Gerade zwei Novellen beendet, die ich weiterempfehlen möchte:

Mephisto in Onyx von Harlan Ellison
Geschichten von Ellison sind manchmal etwas schwer verdaulich. "Mephisto in Onyx" gehört aber nicht dazu, sondern lässt sich sehr flüssig lesen. Es geht um einem jungen Mann, der die Gabe besitzt Gedanken zu lesen, was er aber nur äußerst selten einsetz, da es für ihn eine Qual ist, all die banalen und schlechten Gedanken von Fremden zu erleben. Seine beste Freundin und einzige Person, die von seiner Gabe weiß, bittet ihn darum, die Gedanken eines Serienmörders zu lesen. Diesen hat sie als Staatsanwältin hinter Gitter gebracht, ist aber mittlerweile von dessen Unschuld überzeugt. Klingt spannend? Ist es auch.

Psyhack von Michael K. Iwoleit
Ich kann mich Naut und Mammut nur anschließen. Psyhack ist hervorragend. Es geht um die Möglichkeit, fremde Gedanken ins Gehirn zu überspielen. Ein Mann, dem wiederholt fremde Gedanken zwecks zwielichtiger Geschäfte eingespielt wurden, begibt sich in einem arg düster geratenem Europa der Zukunft auf die Suche nach seiner Familie und seiner eigenen Vergangenheit, die nur noch bruchstückhaft in seinem Gehirn vorhanden ist. Positiv überrascht war ich von dem guten Schuss Action, den Michael Iwoleit seiner Geschichte spendiert hat.
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Catalpa »

Gerade gelesen: Aztech von Lucius Shepard, erschienen in der Paperback Reihe der Edition Phantasia. Mit 110 Seiten sicherlich eine Novelle und vom Genre würde ich es unter Cyberpunk einordnen.

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In naher Zukunft haben sich die USA hinter einem gewaltigen Laserzaun gegen Mexiko abgeschottet. Auf mexikanischer Seite schmiegt sich ein Moloch von einer Stadt vom Golf bis zum Pazifik an diesen Zaun. Darin lebt Eddie Poe, 24 Jahre alt und Inhaber eines privaten Wachdienstes. Für ihn arbeiten sogenannte Sammys, Mitglieder einer Art moderner Kriegerkaste, die ihre Fähigkeiten und Wahrnehmung mittels Drogen hochpushen. Eddie bekommt nun den Auftrag einen Vertreter der künstlichen Intelligenz Montezuma bei Verhandlungen mit einem Kartell zu schützen. Montezuma wurde vom US Militär entwickelt, ist irgendwie in die mexikanische Wüste geflohen und operiert von dort über die Firma Aztech. Begleitet wird Eddie von seiner Freundin Guadalupe, einem Unterhaltungs-Sternchen, das permanent live auf Sendung ist (insbesondere beim Sex).
Die Verhandlungen laufen natürlich schrecklich schief und beim anschließenden Showdown in der Wüste stellt sich Eddie die Frage, ob die Verheißungen der KI nun ein lang erwartetes Utopia darstellen, oder doch eher in eine gleichgeschaltete Dystopie münden. Abschließende Antworten darf man vom Autor dazu allerdings nicht erwarten.

Ich fand das Buch von der Grundidee sehr interessant und auch sprachlich ansprechend. Leider bin ich mit den Figuren nicht wirklich warm geworden. So hat mich das Buch nur halb überzeugt, ich werde den Autor aber mal auf dem Zettel behalten.

(p.s. das Cover finde ich scheußlich)
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Teddy
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ich habe von Lucius Shepard noch den Roman "Leben im Krieg" gelesen. Der hat damals den Kurd Laßwitz Preis als bester internationaler Roman bekommen. Der erste Teil des Roman wurde als Novelle mit dem Titel "R&R" vorab veröffentlicht und hat den Nebula und weitere Preise gewonnen. Trotzdem kann ich mich auch bei diesem Roman deiner Kritik anschließen:
Catalpa hat geschrieben:Ich fand das Buch von der Grundidee sehr interessant und auch sprachlich ansprechend. Leider bin ich mit den Figuren nicht wirklich warm geworden. So hat mich das Buch nur halb überzeugt
Dafür spricht auch, dass ich mich an die Handlung nur noch in Bruchstücken erinnern kann. Es gab auf jeden Fall einige deutliche Sexszenen...
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Ender
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Re: Lesenswerte Novellen

Ungelesener Beitrag von Ender »

In den unendlichen Tiefen des Forums bin ich auf diesen Thread gestoßen - und da ich Novellen auch sehr gerne mag, versuche ich mal, ihn zu reanimieren.
Hier also meine Anmerkungen zu ein paar Novellen, die ich in den letzten 1-2 Jahren gelesen habe:


Zuletzt hat mir "Fitzroy, Falstaff und andere furiouse Menschmaschinen" von Torsten Küper sehr gut gefallen (HIER ein paar kurze Sätze dazu).

Sehr gut fand ich in diesem Jahr auch "Liminale Personae" von Alessandra Reß (wie HIER seinerzeit bereits im Liest-zur-Zeit - Thread erwähnt).

Schon etwas angestaubt, aber trotzdem meinen Geschmack treffend, war Wolfgang Jeschkes "Osiris Land" (HIER meine Besprechung).

Vielerorts gelobt wurde „Der Algorithmus des Meeres“ von Frank Hebben. Seine Geschichten zeichnen sich durch eine ganz spezielle, verknappte, reduzierte Sprache aus. Hier würde ich aber auf jeden Fall empfehlen, sich vorab eine Leseprobe anzusehen, den dieser Stil ist wirklich sehr ungewöhnlich und entweder man LIEBT ihn … oder man kann überhaupt nichts damit anfangen. (Ich persönlich gehöre leider zur zweiten Gruppe)

Ted Chiangs Geschichten muss man vermutlich hier nicht extra nochmal ausführlicher erwähnen – die sind ja sowieso unbedingt empfehlenswert!

"Spiegel" von Shooting Star Cixin Liu kenne ich zwar noch nicht und kann daher kein Urteil abgeben, aber da die deutsche Übersetzung demnächst (am 9.Oktober) erscheint, sei zumindest schon mal darauf hingewiesen. Ich bin auf jeden Fall gespannt.
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