Sehr lesenswert!
Die digitale Revolution frisst das Filmerbe

Ja, durchaus lesenswert, aber die eigentliche Antwort bleibt uns der Artikel schuldig.lapismont hat geschrieben:Simifilm aka Simon Spiegel hat auf seinem Blog einen ausführlichen Artikel veröffentlicht, der sich mit den Auswirkungen der digitalen Revolution auf Film und Kino beschäftigt.
Exakt. Es geht mir eigentlich eher darum, die verschiedenen Probleme aufzuzeigen. Ich plädiere nirgends gegen Digitalisierung, überhaupt nicht. Aber irgend jemand muss das bezahlen, und damit sieht's vielerorts nicht gut aus. Das führt zur absurden Situation, dass wir faktisch keinen Zugang zu 100 Jahren Filmgeschichte haben (ganz abgesehen davon ist Digitalisierung und die Lagerung der digitalen Filme keine triviale Angelegenheit. Das braucht Geld und Know-how und beides ist vielerorts nur sehr begrenzt vorhanden).lapismont hat geschrieben:Simi schimpft ja nicht auf den Fortschritt, ich habe eigentlich gar kein Urteil herausgelesen. Vielmehr wirbt er um Beachtung des analogen Erbes.
Letztlich bedarf es Geld, um auch die Filme zu digitalisieren, die keine große Fangemeinde hat.
Das Problem sind nicht die Zelluloid-Filme. Zum einen wird Zelluloid seit den 50ern nicht mehr verwendet, zum anderen ist Zelluloid zwar brennbar, das ist aber harmlos im Vergleich zu den Nitratfilmen, die in der Frühphase des Films verwendet wurden. Letztere sind wirklich gefährlich. Nitrat-Film-Brände haben in der Vergangenheit Tote gefordert, bei Zelluloid ist das nicht so dramatisch. Dagegen ist die Lagerung von analogen Filmen viel einfacher als die Langzeitarchivierung digitaler Daten (das ist nochmal eine ganz andere Geschichte, die ich nicht auch noch in den Artikel packen wollte).Denn das Filmerbe auf brandgefährlichem Zelluloid - es ist heutzutage schlicht nicht mehr projektionsfähig. Oft sind aus Sicherheitsgründen schon längst die Originalkopien vernichtet, und so gibt es keine wahre Alternative zur Digitalisierung, wenn wir uns nicht weiterhin mit Kopien von Kopien herumschlagen wollen. Was hilft mir eine Kopie, die ich nicht mehr projizieren kann, weil ich sie damit zerstöre? Oder modern gedacht: Wie viele Filme erreichten nie ihr Publikum im Kino, weil nie genug Filmkopien existierten (jede Kopie auf Film ist teuer)
Google und Amazon helfen da gerne weiter. Allerdings sind sie nicht ganz uneigennützig...simifilm hat geschrieben:ganz abgesehen davon ist Digitalisierung und die Lagerung der digitalen Filme keine triviale Angelegenheit. Das braucht Geld und Know-how und beides ist vielerorts nur sehr begrenzt vorhanden
Hast du den Artikel gelesen?Gast09 hat geschrieben:Man gestatte mir eine Minderheiten-Meinung:
Die digitale Revolution frisst gar nichts, schon gar nicht das Film-Erbe. Es gab mal ein Buch mit dem Titel: "Die Revolution entlässt ihre Kinder". Soll die Überschrift des Referenz-Beitrages diesbezügl. Assoziationen wecken?
Im Gegenteil. Die digitale Technik neigt dazu, das Filmerbe zu bewahren. Ohne Digitalisierung würde es eine Vielzahl Siebziger-Jahre-Filme heute nicht mehr in einer im Kino präsentierbaren Version geben. Wer will, versuche doch mal eine Schmalfilm-Privataufnahme des Jahres 1974 heute abzuspielen.
Von Metropolis, Winnetou und Drei Mann in einem Boot will ich gar nicht reden.
Die digitale Revolution (warum Revolution? wer oder was revoltiert da?) frisst das Filmerbe nicht. Sie rettet es insbes. auch deshalb, weil digitale Daten auch auf zukünftigen Speichermedien (Kristalle, BioSpeicher o.ä.) bewahrt werden können. Digital ist digital, egal wo.
Aber wie gesagt: ich bin wohl in der Minderheit.
Gast09
Simis Argumentation lief ja so: Digitaler Film führt zu digitalen Projektoren und zum Abbau und Verschwinden analoger Geräte, was wiederum bedeutet, analoges Material kann nicht mehr aufgeführt werden. Dadurch kann das analoge Filmerbe als verloren angesehen werden.Gast09 hat geschrieben:Ja, habe ich.
Ich kritisiere etwas an dem Titel hier. Ersetze 'frisst' durch 'bewahrt' und die Sache sieht schon anders aus. Jedenfalls mal nicht irgendwie reißerisch sondern eher dokumentarisch, sachlich.
In die Tonne mit dem analogen Kram, aufbewahren höchstens noch aus nostalgischen Gründen (z.B. alte Schallplatten).
In 20 Jahren gibt es sowas wie den arkonidischen Schwingkristall. Durchmesser 1mm, Speicherkapazität ab 1000TB aufwärts, am Donnerstag bei Aldi: 3 Stück 19.99 (Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel aufgrund hoher Nachfrage kurzfristig ausverkauft sein kann. Wir danken für Ihr Verständnis).
Da wird nix gefressen.
(Bekannte von mir haben einen Beamer, der das 2D-Bild in 3D umwandelt. Tagesschau in 3D: Hammer!)
Aber wie gesagt: Ich = Minderheit.
Gast09
Wenn du schaust, was in den letzten Jahren in der Industrie – sowohl Filmproduktion als auch Vertrieb und Kinos – passiert ist, ist der Befund eindeutig: Der Wechsel ist vollzogen und es gibt kein Zurück. Film ist heute digital.Khaanara hat geschrieben:Wobei schon vieles Totgeglaubte nach dem Wechsel auf das digitale Medium auch wieder zurück kam, so werden zum Beispiel wieder viel mehr Schallplatten verkauft (http://www.ad-hoc-news.de/vinyl-verkaeu ... s/41046427) und auch die analoge Fotografie findet trotz der digitalen Konkurrenz vermehrt wieder seine Freunde.
Und man beachte gerade den steigenden Retrobereich im digitalen Computerzeitalter.
Ich denke, so ganz aussterben werden die analogen Projektoren in den nächsten Jahren nicht, gerade einige Programmkinos werden dies wohl weiterpflegen, denke ich. Ich vermute einmal, dass der analoge Film in späterer Zeit sogar sein Revival bekommen wird, da den Zuschauern das digitale Kino zu kalt und das 3D zu überbewertet ist.
Der Artikel will sich in der Frage, ob das Medium hier wirklich bestimmend ist, ja nicht festlegen. Ansonsten aber geht das analoge Filmerbe ja sowieso völlig unabhängig von der heutzutage aktuellen Projektionstechnik verloren. Filmmaterial hält sich nicht ewig. Insofern werden hier zwei unterschiedliche Dinge miteinander vermischt. Es gibt keine Alternative zur Digitalisierung, wenn es um das Bewahren geht.lapismont hat geschrieben:Simis Argumentation lief ja so: Digitaler Film führt zu digitalen Projektoren und zum Abbau und Verschwinden analoger Geräte, was wiederum bedeutet, analoges Material kann nicht mehr aufgeführt werden. Dadurch kann das analoge Filmerbe als verloren angesehen werden.
Für mich ist der Titel damit schlüssig.
lapismont hat geschrieben:Was auch immer Du gelesen hast, in Simis Artikel wird für mich jedenfalls deutlich, dass er den »analogen Kram« einfach weiterhin uns allen zugänglich halten will.
Und die Rechteinhaber, die weiterhin die Rechte daran halten.lapismont hat geschrieben:Dafür müsste man es eben nur digitalisieren. Was wiederum wir als Erben bezahlen sollten.
Das stimmt so sicher nicht. Wenn eine analoge Kopie unter den richtigen Bedingungen gelagert bleibt sie über Jahrzehnte hinweg in einwandfreiem Zustand. Es gibt Original-Negative von 100-jährigen Filmen, die in fast perfekter Verfassung sind. Dass zahlreiche alte Filme in schlechtem Zustand sind, hängt damit zusammen, dass man sich lange überhaupt nicht darum gekümmert hat. Und auch als Filmarchivierung dann allmählich ein Thema wurde, flossen die Gelder nach wie vor nicht reichlich.breitsameter hat geschrieben:Der Artikel will sich in der Frage, ob das Medium hier wirklich bestimmend ist, ja nicht festlegen. Ansonsten aber geht das analoge Filmerbe ja sowieso völlig unabhängig von der heutzutage aktuellen Projektionstechnik verloren. Filmmaterial hält sich nicht ewig. Insofern werden hier zwei unterschiedliche Dinge miteinander vermischt. Es gibt keine Alternative zur Digitalisierung, wenn es um das Bewahren geht.lapismont hat geschrieben:Simis Argumentation lief ja so: Digitaler Film führt zu digitalen Projektoren und zum Abbau und Verschwinden analoger Geräte, was wiederum bedeutet, analoges Material kann nicht mehr aufgeführt werden. Dadurch kann das analoge Filmerbe als verloren angesehen werden.
Für mich ist der Titel damit schlüssig.