Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

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Fjunch-Klick
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Fjunch-Klick »

Tanner Mirabel hat geschrieben: 29. März 2017 08:21 Obwohl ich ein großer SF-Fan bin haben mir merkwürdigerweise die klassischen SF-Geschichten von Andreas Eschbach wie "Quest" oder "Solarstation" noch am wenigsten gefallen, obwohl ich sie nicht schlecht fand. Alle anderen Bücher von ihm haben mir sehr gut gefallen. Auch die Jugendbuchreihen wie die Out-Trilogie oder Das Marsprojekt haben mir sehr viel Spaß gemacht.
Quest ist eines meiner Lieblingsbücher. Nichtsdestotrotz gefallen mir die modernen Eschbäche auch sehr gut ;) In den letzten Jahren am allerbesten "Herr aller Dinge". Von der Struktur her haben mir "Todesengel" und "Teufelsgold" nicht ganz so behagt. Zwar war Teufelsgold an sich sehr gut, aber die Erzählweise empfand ich als zu seicht. Bei Todesengel weiß ich leider nicht mehr, warum mich das nicht vollends umgehauen hat.
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Helge
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Helge »

Diesmal auch von mir eine Lesewarnung:
Vellum von Hal Duncan
Alles an diesem Buch sieht erstmal vielversprechend aus: Schöner Einband, mysteriöser Titel und ein spannender Klappentext, ergänzt durch zwei Lobeszitate. Ich hatte mich schon direkt darauf gefreut, einen Geheimtipp entdeckt zu haben.
Es fängt auch erstmal vielversprechend an; der Autor hat einen verwirrenden, aber ziemlich guten und literarischen Stil drauf und reichlich mythologisches Hintergrundwissen ist auch zu erahnen. Das Problem ist nur: Es bleibt beim "vielversprechend", das ganze Buch hindurch (also zumindest bis etwa Seite 400, auf die restlichen knapp 200 Seiten hatte ich einfach keinen Bock mehr) fängt er immer wieder an, gute Situationen aufzubauen, interessante Charaktere einzuführen, lässt schwierige Probleme auftauchen ... immer wieder hoffte ich, dass es jetzt endlich gut würde. Aber die Hoffnung war immer wieder vergebens. Der Autor verzettelt sich in alles Mögliche, das sich dann alles im Sande verläuft, in Belanglosigkeit untergeht, vom Autor auf irgendeine Weise gegen die Wand gefahren wird. Außerdem hat der Autor etwas gegen Rassismus, und überhaupt gegen das Böse im Menschen und so. Ja, klar, wer nicht? Hal Duncan allerdings drückt das dem Leser immer und immer wieder rein, mit irgendwelchen völlig willkürlichen Rückblenden in vergangene Zeiten, und zwingt das Thema an allen Ecken und Enden mit der Brechstange in die Handlung. Das Buch ist ein Paradebeispiel dafür, wie man dem Leser mit dem hocherhobenen moralischen Zeigefinger ganz ungemein auf den Docht gehen kann.
Gedacht war der Roman wohl als eine Art Kreuzung von "American Gods" und "Der Wolkenatlas", aber daran ist der Autor mit Pauken und Trompeten gescheitert.
Ausreichend hochentwickelte Magie ist nicht von Technologie zu unterscheiden.
heino
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von heino »

Ich habe auch mal wieder einen Stinker erwischt:

Preston/Child - Formula

Dies ist das zweite Mal, dass ich mich über die Machwerke dieses Duos geärgert habe. Der erste Versuch ging 2007 mit "Ritual" fürchterlich daneben, aber man soll ja jedem eine zweite Chance geben.

Leider war das ein vergebliches Unterfangen, denn dieses Buch ist schlicht fürchterlich. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass ihre Hauptfigur Special Agent Pendergast (nur echt ohne Vornamen) ein völlig unglaubwürdiger Protagonist ist, bei dem einfach gar nichts zueinander passt und der darüber hinaus auch noch eine ganz furchtbare Mary Sue darstellt. Dazu kommt, dass sämtliche Nebenfiguren - mit einer Ausnahme - sich wie komplette Vollidioten aufführen und nicht ein einziges Mal sowas wie gesunden Menschenverstand aufweisen. Aber das ist auch nötig, um dieses Nichts an Handlung überhaupt auf immerhin 430 Seiten ziehen zu können. Was den Deckel endgültig zu macht, ist die grauenhaft schlechte Übersetzung, die ständig mit gängigen deutschen Sprichworten arbeitet, diese aber immer falsch zitiert. Zwei Chancen waren dann auch genug, ich werde nie wieder ein Buch von denen lesen.
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Pogopuschel
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Der gute Pendergast heißt
Aloysious
(oder so) mit Vornamen (weiß gar nicht mehr, ob das erst später erwähnt wird). Mir gefällt die Reihe um den exzentrischen Superspezialagenten, auch wenn sie schon ab "Formula" sehr trashig daherkommt (kein Vergleich zum superspannenden "Relic"). Ist eine der wenigen Reihen, bei der ich am Ball bleibe (inzwischen bei Band 14 von 16), auch wenn sie schon längst über den Hai gesprungen ist.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von heino »

Oh stimmt, der Vorname wurde in "Ritual" auch erwähnt, das hatte ich völlig vergessen. Ich werde bei Preston/Child das Gefühl nicht los, dass die besser Sachbücher schreiben sollten, denn ihre Recherchen sind ja ziemlich gut, aber mit den Romanen kann ich so gar nix anfangen.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von heino »

Und wieder mal ein Rohrkrepierer:

Joe D`amato- 2012:Das Ende aller Zeiten


Den Schinken habe ich aus einem Bücherschrank gezogen. Es handelte sich um ein unverkäufliches Rezensionsexemplar, in dessen Einband Bastei/Lübbe dazu auffordert, es an Bekannte oder Kollegen weiter zu geben, was aber angesichts fehlender Einträge wohl niemand gemacht hat. Und das ist echt kein Wunder, denn der Schinken ist furchtbar verquast und erzählt eine recht einfache Geschichte dermaßen kompliziert und unübersichtlich, dass das Lesen zu einer echten Herausforderung wird. Dazu kommt, dass Bastei mal wieder eine Fehlerkorrektur nicht für notwendig erachtete und das Buch daher vor lauter Grammatik- und Syntaxfehlern strotzt. Nach etwa 220 Seiten habe ich entnervt aufgegeben.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von heino »

Dieses Jahr habe ich kein gutes Händchen für Thriller: Aktuelles Beispiel:

Arno Strobl - Das Skript

Ausgelutschte Handlung (Killer stellt Morde aus einem Roman nach/Autor wird verdächtigt/Ermittler hat große persönliche Probleme) trifft auf Figuren, die mit "klischeehafte Abziehbilder" noch sehr wohlwollend beschrieben sind. Sämtliche großen Enthüllungen inklusive der wahren Identität des Irren sind so offensichtlich, dass es nicht zu fassen ist. Die Schreibe von Strobl kann man bestenfalls als "kompetent genug, um nicht zu langweilen" bezeichnen, aber Lust auf weitere seiner Bücher macht das nicht. Ich kann nur vom "Genuss" dieses Buches abraten.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Teddy »

V. E. Schwab - Vier Farben der Magie
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Eigentlich wollte ich mal wieder so eine locker-flockige Fantasy lesen, aber die Vier Farben der Magie waren ein beidhändiger Griff ins Klo. Ist der Weltenentwurf noch durchaus gelungen - neben unserem London im 19. Jahrhundert existieren drei weitere London, in denen es verschiedene Formen von Magie gibt - gelingt Schwab nur eine wenig inspirierte, sehr löchrige Und-Dann-Geschichte, in der ein böser magischer Stein dahin gebracht werden muss, wo er hingehört. (Genaueres zum Stein erfährt man übrigens im ganzen Buch nicht.) So richtig schlecht sind dann aber die Figuren. Hauptdarsteller sind ein Magier, der zwischen den Welten wechseln kann und im Königshaus wie ein Sohn aufgewachsen ist, sowie eine Taschendiebin. Die beiden sind Anfang 20 bzw.19 Jahre alt und benehmen sich wie eine uneinsichtige 12-jährige und ihr überforderter 14-jähriger Freund: Bloß keinen Erwachsenen um Hilfe bitten. (Dabei ständen durchaus mächtige Verbündete zur Stelle.) Alle Nebenfiguren sind äußerst blass. Die bösen Gegenspieler sind vor allem um des Bösesein böse und dazu sehr, sehr mächtig. Außerdem neigen sie zu Geschwätzigkeit, sodass den vielfach besiegten Helden in letzter Sekunde doch noch die Wende oder zumindest die Flucht gelingt. Ganz übel sind die Dialoge à la "Ich tat, was ich tun musste". Das ganze liest sich wie ein schlechter Jugendroman, in dem allerdings viel Blut fließt. Angedroht sind zwei Fortsetzungen, die aber ohne mich auskommen müssen.
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Ender
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Ender »

Veit Etzold - Dark Web

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Ein Roman, der sich irgendwo zwischen Science Fiction und "normalem" Thriller bewegt, so ganz klar ist das nicht.
Aber egal ob SF oder nicht, sicher ist: Es handelt sich um einen Polit-Action-Cyberspace-Verschwörungs-Thriller der übelsten Sorte. Oder anders ausgedrückt: Ein fürchterlicher Macho-Quatsch voller Klischees und Peinlichkeiten.

Der Autor nervt durch das Bedürfnis, der Leserschaft sowohl sein angelesenes Wissen als auch seine persönlichen Ansichten permanent unter die Nase reiben zu wollen. So wird die Handlung regelmäßig durch die Verbreitung von völlig unnützen Hintergrundinformationen ausgebremst, was zudem auf extrem plumpe Art und Weise geschieht.
Zum Beispiel erklären sich die Figuren ständig ausführlich irgendwelche Sachen, die sie ohnehin bereits wissen – was natürlich dazu dient, dem Leser dieses Wissen zu vermitteln. Das ist stilistisch einfach nur schwach und auf Dauer tun diese Erklärbär-Dialoge richtig weh.

Außerdem kommt es (und das ist nicht übertrieben) auf mindestens jeder fünften Seite in den Dialogen zu Sätzen wie „Wie sagte Churchill einst so schön …“, „Du weißt sicher, was Bill Gates dazu sagte …“, „Von Lenin stammt ja der Ausspruch …“ oder „Wie XY ganz richtig anmerkte …“
Anfangs irritiert das noch, aber nach einer Weile muss man dann nur noch lachen, wenn sich schon wieder irgendwelche Hackernerds oder Mafiaschergen gegenseitig mit Napoleon- oder Goethe-Zitaten belehren.

Während die Personen überwiegend klischeebeladene Abziehbilder sind, ist die Handlung zunächst äußerst unübersichtlich, da sie – das soll wohl Spannung und Dynamik erzeugen - kapitelweise zwischen zahllosen Schauplätzen und Zeiten hin und herspringt. Dadurch hat man anfangs Mühe, dem Geschehen zu folgen … und später, wenn man sich daran gewöhnt hat, leider gar keine Lust mehr.
Zwischendurch scheint dann immer mal die persönliche Weltsicht des Autors durchzuschimmern, z.B. in Passagen wie:
... ein Moderator, der auf Jasmin den Eindruck machte, als seien seine Fragen mit dem Unternehmen abgesprochen worden, so wie dies auch bei TV-Interviews der Diktatoren im Staatsfernsehen in China, Russland oder Nordkorea lief. Oder bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern in Deutschland, die meistens nur die Regierungsmeinung wiedergeben.
Na, das klingt irgendwie vertraut, oder? Sowas bekommt man aus einem bestimmten Lager in letzter Zeit doch häufiger zu hören.
Als dann irgendwann auch endlich die unvermeidlichen Folter-/Verstümmelungsszenarien zelebriert wurden, war endgültig auch das letzte Klischee bedient und ich hatte mehr als genug gesehen: nachdem ich mich durch mehr als die Hälfte gequält hatte, habe ich den Müll schließlich entsorgt.

Ein Roman wie eine Bildzeitung: Sensationsgeil, vorurteilsbeladen, tendenziös, wichtigtuerisch, unfreiwillig komisch und stilistisch primitiv.
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Uschi Zietsch
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Autschn. Schon das Zitat tut weh.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Zu Veit Etzolds Roman "Todesdeal" schrieb ich 2015 auf meinem Blog: »Brandheißes Thema! Für mich der Politthriller des Jahres.« wird Andreas Eschbach auf der Rückseite zitiert.
Ob es der deutschsprachige Politthriller des Jahres ist, kann ich nicht beurteilen, da ich sonst keine gelesen habe. International geht der Titel natürlich an Don Winslows Das Kartell. Mit dem kann Etzold leider nicht mithalten, auch nicht mit Ellroy oder Schätzing (Breaking News!), dafür gibt es zu viele Mängel. Dabei geht es noch recht spannend los, Etzold beherzigt den Rat von Andreas Eschbach, mit dem besten Kapitel anzufangen. Das geht allerdings nur über vier Seiten, danach folgen erst einmal hundert Seiten Infodump, der fast ausschließlich aus hölzernen Dialogen besteht.

Das Thema ist brisant, aus Etzold Vita schließe ich auch, dass er sich aus erster Hand mit der Materie auskennt, da er sowohl als Unternehmensberater für eine Bergbaugesellschaft gearbeitet hat, als auch für das Auswertige Amt, und auch international viel rumgekommen zu sein scheint. Doch nach den ersten hundert Seiten wird es nicht viel besser, obwohl es bald in den Kongo und nach Ruanda geht. Dort gelingt es dem Autor durchaus, stimmungsvolle Landschaftsbilder und kurze Einblicke in das Leben der Menschen dort zu liefern, aber die bleiben viel zu kurz, da der Roman insgesamt zu 80 Prozent aus Dialogen besteht, in denen Menschen in Toppositionen mit Topausbildung sich so naiv und unwissend anstellen, was die Lagen in Ruanda, im Kongo und den Genozid von 1994 angeht, dass sie als Figuren unglaubwürdig werden. Mir ist klar, das Etzold auf diese Weise versucht, die Situation und die Hintergründe einem völlig unwissenden Leser zu vermitteln, aber das kommt viel zu oberlehrerhaft rüber, als wären die Dialoge für ein Lehrvideo eines lokalen Berufsverbandes inszeniert worden. Die zahlreichen und sich ständig wiederholenden Plattitüden und Zitate von Stalin, Lenin usw. sind auch nicht gerade hilfreich und nerven irgendwann. Einige der Figuren reden fast nur in solchen Plattitüden.

Vielleicht war ich ja auch gelangweilt, weil ich alles, was hier vermittelt wird, schon aus Spiegel-Artikeln und Dokumentationen kannte, aber ein wenig Spannung und Handlung jenseits der oben genannten Dialoge kommen erst auf den letzten hundert Seiten auf. Es gibt unzählige Handlungsfiguren, zwischen denen der Autor ständig hin und herspringt, viele Kapitel haben nur eineinhalb Seiten, das Buch auf 460 Seiten 108! Kapitel. Dadurch wirkt es trotz der statischen Dialoginszenierung unnötig hektisch.

Was gefällt, ist, wie der Autor die moralische Verlogenheit der sogenannten westlichen Länder, allen voran Europa und Deutschland aufzeigt, die immer gerne anderen Moralpredigten halten, im Hinterzimmer aber schmutzige Deals um Waffen, Coltan, Öl usw. abschließen.

Was den Schreibstil angeht, da zitiere ich einfach mal die ersten drei Sätze:

Martin rannte.
Hinter ihm fauchten Schüsse. Pfeilschnelle Projektile, die rechts und links von ihm zischend durch das Unterholz des Regenwaldes peitschten.


Ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie Schüsse fauchen, auch wenn sie dann mit nur lahmer Pfeilgeschwindigkeit (sollten Schüsse aus automatischen Gewehren nicht viel schneller sein) zischend an ihm vorbeipeitschen. Aber ich will jetzt nicht kleinlich werden, das Buch ist zumindest lesbar, sonst hätte ich nicht bis zum Schluss durchgehalten. Für den nächsten Politthriller von Veit Etzold wünsche ich mir aber weniger Dialoge, diese dann etwas dynamischer inszeniert, mehr Action, mehr Landschaftsbeschreibungen und weniger Erklärbär.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Ender »

Ha, das ist ja witzig! Das nenne ich mal "Viele Parallelen".
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Pogopuschel
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Tja, entweder hat er meine "Wünsche" nicht gelesen, oder sie sich nicht zu Herzen genommen. :beanie:
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Hinter ihm fauchten Schüsse. Pfeilschnelle Projektile, die rechts und links von ihm zischend durch das Unterholz des Regenwaldes peitschten.
Wenn ich das gleich am Anfang lese, bin ich schon draußen. Bisher jeder Heftromanredakteur und die anderen Lektoren meiner Bücher hätten mir das so dermaßen um die Ohren gehauen, dass es nur so geschlackert hätte.
Schüsse fauchen nicht, sie (doppel)knallen, sie sind sehr viel schneller als Pfeile, und "zischend ... peitschten" - das ist überladen und sind vor allem völlig falsche Bilder Zischend, da sind wir wieder beim Pfeil, und peitschen, das ist ... ich weiß nicht, was das ist. EIgentlich eine Peitsche?

Autsch! "Der Held krallt sich in die Felswand, du musst einen wahnsinnig spannenden Einstieg machen, damit der Leser gleich in den Bann gezogen wird ..."

Ja. Aber bitte nicht so! Mit klischeebehafteter bildlich falsch eingesetzter Adjektivitis.
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Re: Lesewarnung! Hier setzt's Verrisse!

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Obiges Medienzitat spricht dem Autor jede Kompetenz ab.

Aber mir kommt die Autorenbiografie eh etwas unkoscher vor.
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