Ich habe auch mal das Traktat von Mark Twain über die deutsche Sprache gelesen. Natürlich ist dort die Dreigeschlechtlichkeit das Hauptanstoßthema. Allerdings hätte Twain ebensogut andere Sprachen wegen ihrer Geschlechtstrennung verdammen müssen; dort gibt es meist zwar nur zwei Geschlechter, aber immerhin genauso beliebig aufgepropft. Wenn einfache Grammatik und logische Struktur die Lösung aller Probleme wäre, müsste doch Latein die einfachste Sprache sein. Oder Chinesisch, dort gibt es auch keine Geschlechter, nicht mal Fälle...
Ich finde sowieso, dass jede Sprache ihre höchsteigenen Tücken hat. Englisch ist für mich genauso sauschwer wie Französisch, das liegt u.a. an den Tempi, Continuous- und if-Konstruktionen, die ich grundsätzlich falsch interpretiere, - und am Hauptmanko des modernen Englisch: weil wenig Vokabeln verwendet werden, ist der Kontext viel wichtiger als bei anderen Sprachen. Ein Wort hat zwanzig Bedeutungen, weil der Mensch faul ist. "Wenn du verstehst, was ich meine" ist eine typische englische Floskel; man muss nämlich darauf hoffen, dass der Inhalt tatsächlich angekommen ist. Das macht Englisch sowohl global einfach als auch im konkreten Fall zu einer schwierigen Rätselaufgabe. Was ist gerade gemeint und wie muss ich den Satz verstehen? Wenn man nur zwischen " make" oder "do" wählen kann, ist die Anwendung für mich genauso beliebig als wenn ich drei Geschlechter zur Verfügung hätte. Ich muss die richtige Verwendung nämlich auch auswendig lernen, weil sie beliebig ist. Dadurch sind im Englischen viel mehr stehende Phrasen entstanden, weil es einfacher ist, ganze Sätze mit festen Bedeutungen zu verwenden als jedesmal nach einer eigenen Lösung zu suchen. Englisch lebt von schnellen Vergleichen mehr als von detaillierter Schilderung. Wie kompliziert altes Englisch mit vielen seltenen Vokabeln sein kann, zeigen alte Romane... Der Vorteil von Englisch als Weltsprache ist seine Abgelutschtheit, die einer lebendigen Sprache zunehmend entgegenwirkt.
Und Dialekt und Slang gibt es im Englischen auch. Das ist kein Vorrecht der deutschen Sprache. Hamburgisch ist "Queens"-Englisch ... Englisch ist sogar noch schlimmer, weil jeder Staat irgendein zusammengewürfeltes Pidgin-Englisch redet und es im Grunde genommen niemand mehr korrekt anwendet. "Ach, man wird mich schon verstehen, weil ich ja Englisch rede und Englisch kann jeder" oder das, was ich für Englisch halte...