Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Science Fiction in Buchform
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

[nochmal off-topic] Ja, meine knapp 10 Playboy-SF-Taschenbücher sind auch alle vom Wühltisch. Ich habe ja ein Jahr meines Lebens bei der Bundeswehr verschwendet und die Zeit dort zum Lesen verwendet, was nie irgendwen interessiert hat. Nur einmal wurde ich zu meiner Freunde gleich zweimal gefragt, ob ich das Buch, das ich gerade las, auch verleihen würde. Als die beiden erfuhren, dass in dem Playboybuch nur SF-Geschichten enthalten waren, erlosch das Interesse jedoch augenblicklich.[/nochmal off-topic]
heino
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von heino »

Nochmal kurz zur Synchro-Debatte:dass Synchronisation in Deutschland so ein großes Thema ist, liegt schlicht daran, dass die Generationen vor uns kaum eine andere Sprache konnten. Das sehe ich schon an meiner eigenen Familie, da hatten alle vor meiner Schwester und mir nur Volksschulbildung und sprachen überhaupt kein Englisch.

Dasselbe Problem auch bei der Musik:es ist nicht grundlos so, dass bis in die 1980er hinein jede Menge englischer Popsongs eingedeutscht wurden. Etliche deutsche Musiker haben darauf ganze Karrieren aufgebaut, z.B. hat Peter Kraus viele Lieder von Chuck Berry eingedeutscht, Juliane Werdings grösste Hits stammten von Bob Dylan und Mike Oldfield und Cindy & Bert hatten noch Ende der 60er mit der deutschen Version von Black Sabbath`s "Paranoid" einen dicken Hit. Und wenn man sich die alten Filme mit Fuchsberger und Hansi Kraus anschaut, stellt man fest, dass auch der Jazz eingedeutscht wurde (hat ja sogar Lindenberg mit dem "Chatanoga Choo Choo" gemacht). Meine Mutter und meine Tante waren während der großen Phasen der Beatles und Stones Teenager und haben trotzdem nie etwas mit denen anfangen können. Stattdessen haben sie immer nur deutschen Schlager vorgezogen. Und ich denke, das lag hauptsächlich an den mangelnden Sprachkenntnissen. Meine Mutter z.B. hat nämlich durch meinen Vater italienisch gelernt und liebte die italienische Popmusik, weil sie die Texte verstand, was halt bei der englischen Musik nicht funktionierte.

Warum die jungen Leute heutzutage wieder auf Schlager abgehen, ist mir allerdings ein Rätsel. Die sollten ja zumindest ansatzweise genug bei englischen Liedern verstehen, um die zu mögen.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ich mag die englilschen Lieder, weil ich sie nicht verstehe und mich deshalb auch nicht drauf konzentrieren muss, sondern das Gedudel so mitlaufen lassen kann. (Hörfehler, bei mir kommt fast alles nur als Genuschel an, und mit Hintergrundlärm verstehe ich gar nix mehr)

Naja, die Synchrodebatte kannst du auch in anderen Ländern führen, Deutschland ist nicht das einzige Land. Ich wüsste auch nicht, warum das nicht so sein sollte.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Ender »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 4. November 2018 12:27 Ich mag die englilschen Lieder, weil ich sie nicht verstehe [...]
Das halte ich auch für einen nicht zu unterschätzenden Faktor. Als ich anfing, mich für Musik zu interessieren, habe ich kein Wort verstanden und trotzdem ausschließlich englischsprachige Musik gehört. Seit ich die Texte übersetzen kann weiß ich übrigens, dass es oft tatsächlich von Vorteil war, sie nicht zu verstehen ... denn in sehr vielen Fällen sind sie ja nun wirklich nicht so toll ...
Und sogar WENN ich weiß, was ein englischer Text bedeutet -> irgendwie springt einen eine besonders platte/kitschige/alberne Textzeile auf englisch einfach weniger an und lässt sich daher leichter ignorieren.
heino hat geschrieben: 4. November 2018 11:59 Warum die jungen Leute heutzutage wieder auf Schlager abgehen, ist mir allerdings ein Rätsel.
Weil es Schlager mittlerweile geschafft haben, sich als Partymusik zu etablieren. In meiner Kindheit und Jugend waren Schlager - daran gab es überhaupt keinen Zweifel - spießig und nur für die langweilige Eltern- oder Großelterngeneration interessant.
Dieses Image hat sich (nicht zuletzt durch Mallorca-Party-Jürgen Drews-Micky Krause-Ballermann-Events) gewandelt. Und auch Helene Fischer, wenngleich sie meines Wissens eher keine Sauflieder singt, steht für gute Stimmung und volle Tanzflächen. Da gilt solche Musik dann plötzlich nicht mehr als uncool.

(ICH halte das zwar immer noch für spießig ... aber was weiß ich denn schon?!?)
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Pogopuschel
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Ich finde es interessant, wenn ich mir heute CDs anhöre, die ich seit 20 Jahren nicht mehr richtig gehört habe, und plötzlich den Text komplett verstehe.
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Ender
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Ender »

Ja, manchmal hat man irgendwie "lautmalerisch" mitgesungen und erst Jahre später fiel einem plötzlich auf, worum es da überhaupt ging.
heino
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von heino »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 4. November 2018 12:27 Naja, die Synchrodebatte kannst du auch in anderen Ländern führen, Deutschland ist nicht das einzige Land. Ich wüsste auch nicht, warum das nicht so sein sollte.
Ist mir klar, Uschi. Aber hier gab es ja auch Stimmen, die Deutschland als einziges Land mit Synchron-Kultur ansahen, was natürlich Unsinn ist. Ich kann mich noch an eine Sendung erinnern, die mal Ausschnitte aus "Derrick" in etlichen synchronisierten Fassungen gezeigt hat. Da waren u.a. Italienisch, Spanisch und Japanisch vertreten. Mir ging es nur um die Erklärung, warum Synchro hier so stark vertreten ist.
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Edward Lee - Inferno
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Teddy
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Erinnert mich an meine Schulzeit, als die Mutter eines Freundes fragte, ob wir die englischen Texte überhaupt verstünden. Da lief allerdings gerade Bap...
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Badabumm
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

In anderen Ländern wird auch synchronisiert, z.B. Italien. Aber Deutschland ist, was den mengenmäßigen und prozentualen Anteil betrifft, an der Spitze. Dass z.B. wenig Menschen Englisch sprechen, ist sicher ein Grund. Trotzdem sprechen ja auch andere Länder wenig Englisch, und dennoch hat sich dort der O-Ton mit Untertitelung durchgesetzt. Entweder ist die deutsche Mentalität anders oder die Bereitschaft zur Unbequemlichkeit geringer. Sogar von 1933 bis 1939 waren US-Filme beliebt, aber zum größten Teil auch bereits synchronisiert. Die teuere Synchro-Technik ist sicher ein Grund dafür, die preiswertere Untertitelung zu wählen. Irgendwann gewöhnt sich der Kinobesucher daran.
Die Allierten waren übrigens sehr daran interessiert, ihr Kulturgut schnell nach Deutschland zu importieren. Die ersten Synchronisationen wurden von den Besatzungsmächten selbst vorgenommen!
Der nächste versteckte Grund war u.a. Zensur, besonders später in den DEFA-Studios.

Ich verstehe die meisten englischen Songs auch nach dreißig Jahren Berieselung immer noch nicht - wenn ich den Text nicht nachlese. Es ist tatsächlich so, dass ich beim Hören durch den Text nicht abgelenkt werde (wie Uschi geschildert hat); leider bedeutet das auch, dass ich gar nicht erst versuche, was zu verstehen. Musik-Berieselung, die ich beim Arbeiten eh nicht wahrnehme, vermeide ich jetzt ohnehin grundsätzlich.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Es wird ja nicht nur aus dem Englischen synchronisiert. Die Verengung auf den englischen Sprachraum ist ein Kardinalfehler der Debatte.

Ich finds allgemein schwierig, fremde Kultur als englischsprachige Kultur zu begreifen. Wer hat denn je kapiert, wovon Plastic Bertrand, Albano & Romina Power oder Adriano Celentano gesungen haben? Ich nicht. War aber irgendwie auch allen wurscht.
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L.N. Muhr
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 4. November 2018 17:12 Der nächste versteckte Grund war u.a. Zensur, besonders später in den DEFA-Studios.
Hm, nein. Besonders entschärft wurde mit Vorliebe in westdeutschen Synchronstudios, man beachte u.a. Hitchcocks "Notorious". Filme, die inhaltlich fragwürdig gewesen wären, wurden von der DEFA schlicht gar nicht synchronisiert. Man muss ja auch bedenken, dass die DDR nur sehr sehr eingeschränkten Zugriff auf westliches Filmmaterial hatte. Sehr oft wurden dann westdeutsche Synchros übernommen. Und Filme, die per se politisch harmlos waren. (Star Trek, Asterix, Eddie Murphy z.B.)

Es gab Fälle entschärfender Synchronisation, aber schlicht qua Menge gab es die in der alten BRD öfter. V.a. war es in der alten BRD üblicher, ganze Filminhalte zu verändern durch die Synchro, während in der DDR mit feiner Schere gearbeitet wurde: Dinge fielen dann einfach unter den Tisch. Grundsätzlich wurde in der DDR aber so sortiert, dass man das wenige Geld für Auslandsfilmeinkäufe, das man hatte, nicht für Filme ausgab, die eine politische Nacharbeit nötig hatten.

Manchmal shclicht absurd, wie man letzte Woche auf ARTE sehen konnte, wo Wes Cravens The Hills Have Eyes in der Originalsynchro gezeigt wurde: da wurde und wird aus Mutanten Aliens. Was den Plot maßgeblich verfälscht und einen politischen Hintergrund hat: es geht um die radioaktive Gefahr, die in der deutschen Synchro totgeschwiegen wird.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Na gut, aber 80-90% der Filmimporte stammten auch damals bereits aus den USA. Auch heute sind die Anteile europäischer Filme immer noch wesentlich geringer als der US-Anteil. Besonders bei Serien.
Englische Film-Titel werden mittlerweise belassen, andere fremdsprachliche aber nicht. Das ist eine Diskriminierung, ohne Frage.
Wir sprechen durchaus von einer "Anglifizierung", denn wenn es keine deutsche UT oder Synchro gibt (z.B. bei asiatischen Importen), - englische UT gibt es praktisch immer. Es ist schwieriger, eine seltene spanische oder französische (ganz zu schweigen einer osteuropäischen) Produktion zu bekommen als irgendein B-Schinken aus den USA.
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Die Zensur in den DEFA-Studios betraf alles, was gegen die marxistisch-leninistische Doktrin verstanden werden konnte. Und russische Filme (u.a. von Eisenstein) wurden ebenso verfälscht.
Ich benutze die gleichen Quellen wie du (das Standardbeispiel für den Westsektor ist dann neben "Notorious" immer "Casablanca" oder "Citizen Kane").
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Valerie J. Long »

Teddy hat geschrieben: 4. November 2018 16:02 Erinnert mich an meine Schulzeit, als die Mutter eines Freundes fragte, ob wir die englischen Texte überhaupt verstünden. Da lief allerdings gerade Bap...
Oder man verhört sich, wie bei „Agathe Bauer“ von The Snap…
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Re: Abt. Textverarbeitung - Die schönsten Übersetzungsschnitzer

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Mal komplett was anderes: Missverstehen von Emojis. Hat ja gewissermaßen auch was mit Übersetzungen zu tun und mit vereinbarter Bedeutung ...

https://m.youtube.com/watch?v=jbp7iHRtKVM
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