Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
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Nina
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Nina »

Ich bin gerade bei "Jalen, der Krieger" - einem Buch aus den 70ern. Also so ein typisches Buch, wie man es beim SF-Stammtisch zu Weihnachten geschenkt bekommt. Es ist vor allem Fantasy. Die Hauptperson entkommt zusammen mit seinem späteren besten Freund seiner Hinrichtung (beide sind übrigens unschuldig - wer hätte das bloß gedacht?) - die sind zu dritt aneinander gefesselt und der dritte, der die Flucht ermöglicht, ist wohl von einem anderen Planeten. Danach kommt eine lange Irrfahrt, zuerst mit dem Zirkus, dann verkauft an Walfänger, dann von anderen gefangen genommen und so weiter. Auch wenn ein bisschen der rote Faden fehlt (zumindest kommt mir das derzeit so vor), ist es erstaunlich spannend zu lesen. Was mich auch wundert, dass man Sexualität (auch mit einem anderen Mann) so beiläufig nebenher schreibt.

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... und dem Coverboy hätte man ein Gesicht spendieren können, das etwas weniger nach Hamster aussieht.
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Peter Watts - Blindflug

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Anspruchsvoll, komplex, ideenreich, hochwissenschaftlich und mit klugen Gedanken zu Fragen aus Psychologie, Biologie, Neurologie und Philosophie.
Aber Handlung wie Charaktere haben mich ziemlich kaltgelassen, erzählerisch wirkte es unnötig umständlich, stilistisch wenig überzeugend. Der Anhang am Ende des Buches hat mir fast noch am besten gefallen.
Der wissenschaftliche Gehalt ist zweifellos anerkennenswert, die Geschichte selbst jedoch zu verkopft und ziemlich zäh. Da kam keine echte Lesefreude auf.
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andy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von andy »

Ich bin durch mit Abaddons Tor (Warum heißt dieses Buch so?), den dritten Teil der Expanse-Reihe. Ich bin mit der ganzen Reihe noch nicht wirklich war geworden und frage mich gelegentlich auch, warum ich noch am Ball bleibe. Ich mag dieses Setting im Sonnensystem, vielleicht liegt es daran. Das Buch beschreibt die Entdeckung eines Dimensionstores, das den Zugang zu einer Art Station eröffnet, von der aus Menschen unzählige weitere Tore und damit Sonnensysteme erreichen können. Das klang alles nach dem ganz großen Wurf, nach den kosmischen Rätseln. Leider spielt fast die ganze Handlung dann an Bord von ein paar Raumschiffen, die durch das Tor reisen und um die Station kreisen. Menschen rennen durch Gänge, beschießen einander, retten einander, verlieren und finden sich. Das ist durchaus spannend und es macht Spaß zu lesen, wie die unterschiedlichen Machtblöcke sich in Position bringen beziehungsweise in diese Postion schlittern. Ich hatte nur auf mehr Wunder gehofft.

Ich bleibe am Ball, der nächste Teil ist schon auf dem Kindle.

06 von 10 Erscheinungen von vermeintlich Toten.

Jetzt geht es bei mir weiter mit Walkaway von C. Doctorow. Ich habe noch nie etwas von dem Autor gelesen. Die Lücke will ich endlich schließen.

Andy
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Knochenmann
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Walkaway wäre da nicht meine erste Empfehlung. Das Buch ist zu philosopie / Gesprächslastig.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ming der Grausame »

Margaret Atwood: Das Jahr der Flut

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heino
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Durch mit "Azanian bridges" von Nick Wood, einem südafrikanischen Psychologen/Sf-Autoren. Es geht um die Erfindung eines Gerätes, mit dem Telepathie möglich wird und das der Psychologe Martin van Deventer einsetzen möchte, um seine Patienten zu heilen. Versuchskaninchen soll der jungen Schwarze Sibusiso sein, der aber zwischen die Fronten der Geheimpolizei und des militanten Flügels des ANC gerät und van Deventer mit hinein zieht.

Der Roman ist hochspannend und Wood versteht es blendend, die Gedankenwelt der unterdrückten Schwarzen und auch der unschlüssigen, modernen Weissen zu vermitteln. Leichte Schwierigkeiten vermittelt die Sprache, da er recht sprunghaft zwischen den Erzählebenen wechelt und viele Einsprengsel aus dem Afrikaans verwendet. Ein wirklich gutes Buch, ich kann es nur empfehlen
Lese zur Zeit:

Colson Whitehead - Underground railroad
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

George R.R. Martin - Nightflyers. Die Dunkelheit zwischen den Sternen

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Novelle, mit der GRRM im Jahr 1980 den Locus Award gewann und die nun aus Anlass ihrer Netflix-Serienadaption als eigenes Buch noch einmal neu aufgelegt wurde.
Eine Gruppe Wissenschaftler begibt sich auf einen Langstreckenflug quer durch die Galaxis, um dem geheimnisvollen und legendenumwobenen Volk der Volcryn zu begegnen. Doch an Bord ihres Schiffes "Nightflyer" gehen seltsame Dinge vor. Als es schließlich zu blutigen Zwischen- und Todesfällen kommt, wird klar: hier ist irgendeine fremdartige Macht am Werk, die den Passagieren ganz und gar nicht wohlgesinnt ist ...
Insgesamt eine recht unterhaltsam, stimmungsvoll und spannend geschriebene Mischung aus Science Fiction, Mystery und Horror. Allerdings blieb am Ende das Gefühl, dass für die Handlung anstatt einer 160- bis 170-seitigen Novelle durchaus auch eine 50-seitige Kurzgeschichte ausgereicht hätte.


PS: Aus Neugier habe ich auch mal direkt in die Netflix-Serie reingeschaut. Nach gut 20 min der ersten Folge fing ich aber bereits an, mich zu langweilen und habe das Experiment abgebrochen. Aus mir wird in diesem Leben wohl kein Seriengucker mehr.
PPS: Ich hab's nachgeschlagen: es heißt wirklich "wohlgesinnt" und nicht "wohlgesonnen"!
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Nina
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Nina »

Ich wollte auch die "Nightflyers" bei Netflix gucken. Berühmter Autor hat es geschrieben, düstere SF und zwar auch auf einem Raumschiff (ich hab so mein Problem mit Nahzukunftstrhillern), das klang eigentlich so, als müsste das total meins sein. Ich kann es auch nicht erklären, aber es klang so supergeil vom Konzept, aber ich hab das nur so passiv wahrgenommen. Ich hab ein paar Folgen gesehen und die Handlung ging so was an mir vorbei, keine Emotionen, keine Bindung an irgendeinen Charakter. Dabei bin ich ja sonst eine, die so mitfiebert!
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Die Biographie "James Tiptree jr." von Julie Philips über die SF-Autorin Alice Sheldon bzw. ihr weitaus bekannteres Pseudonym war ebenso interessant wie umfangreich. Sheldon war dem Buch zufolge ein ebenso faszienierender wie widersprüchlicher und schwieriger Charakter und hat genug für 6 Leben erlebt. Ein wirklich großartiges Buch, das mich davon überzeugt hat, dass ich mir die Geschichten von Tiptree noch mal zu Gemüte führen sollte.
Lese zur Zeit:

Colson Whitehead - Underground railroad
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Des_Orphan

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Des_Orphan »

Ender hat geschrieben: 8. März 2019 23:59 George R.R. Martin - Nightflyers. Die Dunkelheit zwischen den Sternen

(...) am Ende das Gefühl, dass für die Handlung anstatt einer 160- bis 170-seitigen Novelle durchaus auch eine 50-seitige Kurzgeschichte ausgereicht hätte.


PS: Aus Neugier habe ich auch mal direkt in die Netflix-Serie reingeschaut. Nach gut 20 min der ersten Folge fing ich aber bereits an, mich zu langweilen und habe das Experiment abgebrochen.(...)
Habe 3 Folgen durchgehalten...
Aufgeblasene Grusel-SF ohne erkennbare Intention der handelnden Charaktere...'ne Weile geht sowas gut und mag sogar Spannung aufbauen...hier nicht :nein:
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Adrian J. Walker - Am Ende aller Zeiten

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Durch einen Meteoritenhagel wird Großbritannien größtenteils verwüstet und von der Außenwelt abgeschnitten. In dieser postapokalyptischen Umgebung versucht sich Familienvater Ed quer durchs ganze Land bis an Englands Südküste durchzuschlagen, wo er Frau und Kinder vermutet und Rettung bzw. Evakuierung erhofft.
Ich mag postapokalyptische Geschichten. Diese düstere Atmosphäre, leere Welten, der plötzliche Verlust von Technik und Komfort und was das aus den Menschen macht.
Und ich mag Roadtrip - Geschichten. Wenn die Protagonisten auf ihrem langen Weg immer wieder neuen Gefahren, Hindernissen oder Feinden begegnen … aber eben auch neuen Erfahrungen und Erkenntnissen.
„Am Ende aller Zeiten“ dreht sich um eben diese beiden Elemente und somit ist es kein Wunder, dass mir der Roman ziemlich gut gefiel. Zudem hat er glaubwürdiges Personal, einige interessante Gedanken und nachdenkliche Momente zu bieten und ist außerdem gut geschrieben (mal abgesehen vom etwas eintönigen Gebrauch von „er sagte“-„sie sagte“-„er sagte“). Lediglich im letzten Viertel droht die Geschichte manchmal etwas ins Schwülstige und Kitschige abzugleiten, bekommt dann aber doch so gerade noch die Kurve.
Alles in allem aber ein durchaus gelungener Roman.
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Des_Orphan

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Des_Orphan »

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Seltsam verquirlte Aneinanderreihung von Episoden aus dem Leben eines Gauklers, der eigentlich im 14 Jahrhundert lebte.
Weshalb Kehlmann diese Figur "mit der Brechstange" ins 17. Jahrhundert verpflanzen musste, bleibt mir unerklärlich.
Die Geschichte wird weiterhin weder chronologisch, noch ausschließlich durch Tyll Uhlenspiegel (wie er bei Kehlmann heißt) erzählt.
Was den "großen deutschen Krieg" anbelangt, so gibt es informativere Sachbücher (Peter H. Wilson u.a.) und fesselndere Romane (z.B. Döblins Wallenstein).
Mir bleibt es schleierhaft, warum dieser literarische Durchschnitt so gefeiert wurde :kopfkratz:
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Knochenmann
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ich hab mir den Podcast/Hörbuch angehört und fand das ganze jetzt grundsätzlich nicht so schlecht.
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Des_Orphan

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Des_Orphan »

Nee, schlecht ist es auch nicht...eher recht belanglos und verworren erzählt :kopfschuettel:
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Mir hat der Roman großen Spaß gemacht und wenn das literarischer Durchschnitt ist, brauchts für überdurchschnittliche Werke nur eine ganz kleine Buchhandlung. :beanie:
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