Melde Vollzug! Jetzt hab ich zur Jahreshälfte die Hälfte geschafft. Bin äußerst stolz auf mich!
Hugh Howey: Silo
Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob das wirklich tausend Jahre in der Zukunft spielt. Es ist öfter mal von "vielen Jahrhunderten" und "langer Zeit" die Rede. Notfalls muss ich halt disqualifiziert werden.
Worum geht's? Um einen Silo, in der Erde versenkt, mit mehr als 140 Stockwerken in die Tiefe. In ihm leben Menschen, recht einfach. Die Welt draußen ist absolut tödlich, und zwar wegen der absolut vergifteten Atmosphäre, die dich in Minutenschnelle wie Säure auffrisst. In den obersten Stockwerken - das erste ist oberirdisch - "regiert" der Mayor und hat den Sheriff bei sich als oberste Polizeigewalt. Viel ist aber nicht erforderlich, die Menschen sind recht friedlich und zufrieden mit ihrem Dasein. Es gibt logischerweise strenge Reglements in Bezug auf Liebe und Fortpflanzung, und es gibt eine Menge verbotene Worte, die man nie öffentlich aussprechen darf, beispielsweise "draußen". Wer das erwähnt, wird dorthin geschickt, zur so genannten "Reinigung". Reinigung der Bullaugen, die einen Blick auf die Welt draußen erlauben, aber natürlich immer wieder verdrecken. Ausnahmslos jeder einzelne Verurteilte nimmt diese Reinigung vor, obwohl jeder vorher sagt, er wird sich weigern. Und anschließend stirbt er in der Unwirtlichkeit dort draußen.
Was aber, wenn all dies eine Lüge ist? Wenn es draußen lebenswert und schön ist und die Menschen nur Gefangene der mächtigen IT-Abteilung, die alle Fäden in der Hand hält?
Mein Fazit: Über 500 Seiten Spannung, obwohl wir eigentlich nur einen Schauplatz haben. Howey beschreibt den Silo leider nicht sonderlich, sodass es sehr schwierig ist, sich die Umgebung da drin vorzustellen. Vor allem die Treppe - nein, es gibt keinen Aufzug - scheint sehr schmal zu sein, da kommt der Verkehr nach oben/unten doch eigentlich immer ins Stocken. Die einzelnen Stockwerke sind auch nicht weiter beschrieben, da hat sich der Herr Autor gedrückt.
Das macht aber nichts, denn die Menschen bestimmen die Geschichte. Es werden eine Menge Charaktere vorgestellt, und jeder für sich wird in die Tiefe beschrieben. Seine Gedanken, seine Handlungen. Der wachsende Widerstand gegen das Establishment. Auch die Rivalität der einzelnen Abteilungen, die dafür sorgen, dass man im Silo überlebt. Vor allem unten bei den Maschinen.
Die Geschichte weist mehrere Wendungen auf, es verläuft überhaupt nicht so, wie man es erwartet, und letztendlich wird eine ungeheuerliche Verschwörung aufgedeckt - das ist nicht übertrieben.
Lediglich am Schluss, ein Teil der Auflösung, ist ein wenig zu hopplahopp, da hätte ich gern noch ein wenig mehr Beschreibung gehabt, wie das tatsächlich vonstatten ging; das wird quasi in einem Absatz abgehandelt, war aber essentiell. Das ist enttäuschend, nur eine oder zwei Seiten mehr bei dem ohnehin dicken Wälzer hätten da nicht geschadet.
Der Stil ist sehr gut lesbar, man gleitet nur so dahin auf der Reise hinauf und hinab.
Uneingeschränkte Empfehlung
Es gibt mittlerweile die Vorgeschichte dazu, die will ich aber ehrlich gesagt nicht wissen. Das soll für sich stehenbleiben, manchmal zertrümmert eine Auflösung/Aufklärung den Mythos. (So wie bei Cube damals)
Als nächstes nehme ich mir glaub ich einen Clarke vor, bevor ihr alle durch habt.
( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(X) Kurzgeschichtensammlung: Silverberg (Hrsg.) Best of SF 1948-1963
( ) Preisträger von 1987
( ) Buch von Arthur C. Clarke
(X) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch: Cixin Liu Weltenzerstörer
(X ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel: Chambers: Der lange Weg z.e.kl. zornigen Planeten
(X) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft: Hugh Howey: Silo