Die Phantastik - Lesechallenge 2019
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Noch mal zu "Elleander Morning":
Ich fand den diskutierten Straftatbestand im Rahmen des Plots und des geschilderten Milieus passend. Und weil das Milieu keinesfalls positiv konnotiert wurde, war der entsprechende Seitenstrang auch keinesfalls positiv besetzt. Außerdem gab es in dem Zusammenhang auch keine expliziten Darstellungen.
Mei! In fast jedem Krimi wird ein Mord geschildert. Trotzdem sind wir uns hoffentlich alle einig, dass Mord ein schreckliches Verbrechen ist. Wer würde aber aus dem Grund verlangen, Krimis zu boykottieren?
Warum wird bei anderen Straftatbeständen auf einmal ein strengeres Maß angelegt?
Von den Genoziden und Planetenzerstörungen in vielen Space Operas rede ich erst gar nicht.
Gruß
Ralf
Ich fand den diskutierten Straftatbestand im Rahmen des Plots und des geschilderten Milieus passend. Und weil das Milieu keinesfalls positiv konnotiert wurde, war der entsprechende Seitenstrang auch keinesfalls positiv besetzt. Außerdem gab es in dem Zusammenhang auch keine expliziten Darstellungen.
Mei! In fast jedem Krimi wird ein Mord geschildert. Trotzdem sind wir uns hoffentlich alle einig, dass Mord ein schreckliches Verbrechen ist. Wer würde aber aus dem Grund verlangen, Krimis zu boykottieren?
Warum wird bei anderen Straftatbeständen auf einmal ein strengeres Maß angelegt?
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möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Jetzt hab ich mal geguckt, was 1987 so prämiert wurde und dachte, Carl Amery, das wärs doch und dann:
Klingt ja nun gar nicht verführerisch. Und überhaupt nicht nach SF.In dem Roman „Die Wallfahrer“, seinem Opus magnum, beschäftigte Carl Amery (1922 – 2005) sich mit der Wallfahrt zur Kirche „Unserer Lieben Frau“ in Tuntenhausen und der Suche nach Erlösung. Dabei verband er fast alle Themen, die er sonst in Einzeldarstellungen aufgriff: katholische Tradition, bayrische Geschichte, Ökologie, Science Fiction. Die Wallfahrtskirche in Tuntenhausen steht hier im Mittelpunkt eines Panoramas, das vier Jahrhunderte überspannt. Auf vier verschiedenen Pilgerpfaden bewegen sich skurrile Einsiedler, barocke Komödiantentruppen, cholerische Kapuziner, „Kreuzfahrer“ im 19. Jahrhundert, der Mörder von Kurt Eisner und viele andere. Der Roman „Die Wallfahrer“ setzt sich aus einer Vielzahl einzelner Geschichten zusammen, die auch stilistisch eine breites Spektrum ergeben.
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Amery_wallfahrer.htm (c) Dieter Wunderlich
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Ich hab's damals gelesen, und so sehr ich den lieben, lustigen Carl auch mochte, das hat mir genausowenig gegeben wie "Der Untergang der Stadt Passau".
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Ich habe mir den Roman vor einigen Wochen zugelegt und bin auch etwas skeptisch, wenn ich so den einen oder anderen Blick hineinwerfe. Da wird ordentlich aus den Tuntenhausener Mirakelbüchern zitiert oder es kommt zur "Dauerhaften Anrufung der Allerseeligsten Jungfrau und Mutter".lapismont hat geschrieben: ↑13. Juni 2019 15:29 Jetzt hab ich mal geguckt, was 1987 so prämiert wurde und dachte, Carl Amery, das wärs doch und dann:
Klingt ja nun gar nicht verführerisch. Und überhaupt nicht nach SF.In dem Roman „Die Wallfahrer“, seinem Opus magnum, beschäftigte Carl Amery (1922 – 2005) sich mit der Wallfahrt zur Kirche „Unserer Lieben Frau“ in Tuntenhausen und der Suche nach Erlösung. Dabei verband er fast alle Themen, die er sonst in Einzeldarstellungen aufgriff: katholische Tradition, bayrische Geschichte, Ökologie, Science Fiction. Die Wallfahrtskirche in Tuntenhausen steht hier im Mittelpunkt eines Panoramas, das vier Jahrhunderte überspannt. Auf vier verschiedenen Pilgerpfaden bewegen sich skurrile Einsiedler, barocke Komödiantentruppen, cholerische Kapuziner, „Kreuzfahrer“ im 19. Jahrhundert, der Mörder von Kurt Eisner und viele andere. Der Roman „Die Wallfahrer“ setzt sich aus einer Vielzahl einzelner Geschichten zusammen, die auch stilistisch eine breites Spektrum ergeben.
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Amery_wallfahrer.htm (c) Dieter Wunderlich
Auf jeden Fall `mal etwas Neues. Da den Sci-Fi-Hintergrund zu finden, könnte spannend sein.
Ich werde ihn wahrscheinlich im Herbst antesten, ansonsten gibt es den Report der Magd.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Ha! Du hast Recht. Puh. Dann hab ich den Part unwissentlich schon erledigt. Boah, wird vielleicht doch was.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Na ja, aber als Preisträger muss ja was mit SF drin sein, oder?
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Preisträger von 1987
Orson Scott Card: Sprecher für die Toten
Der Roman ist die Fortsetzung von "Enders Spiel" oder auch in manchen Ausgaben "Das große Spiel" genannt.
Dreitausend Jahre sind seit der Vernichtung der Krabbler vergangen, als auf dem Planeten Lusitania eine intelligente Rasse (die "Schweinchen") entdeckt wird. Der Sprecher für die Toten wird nach Lusitania gerufen um über den gewaltsamen Tod eines Forschers zu "sprechen".
Der Autor legt sehr viel Wert auf die Entwicklung seiner Charaktere (Forscher, Priester, Politiker, Familien), die Andersartigkeit der planetaren Biologie und deren Einfluss auf die Schweinchen.
Das Buch ist so ganz anders als der erste Teil, aber doch immer spannend. Wer allerdings Action sucht, wird hier nicht viel finden.
[ ] Roman-Neuerscheinung aus 2019
[x] Kurzgeschichtensammlung | Ted Chiang: Das wahre Wesen der Dinge
[x] Preisträger von 1987 | Orson Scott Card: Sprecher für die Toten
[x] Buch von Arthur C. Clarke | Fahrstuhl zu den Sternen
[ ] im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch
[ ] Buch mit dem Wort "Planet" im Titel
[x] Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft | Stephen Baxter: Das Geflecht der Unendlichkeit
Orson Scott Card: Sprecher für die Toten
Der Roman ist die Fortsetzung von "Enders Spiel" oder auch in manchen Ausgaben "Das große Spiel" genannt.
Dreitausend Jahre sind seit der Vernichtung der Krabbler vergangen, als auf dem Planeten Lusitania eine intelligente Rasse (die "Schweinchen") entdeckt wird. Der Sprecher für die Toten wird nach Lusitania gerufen um über den gewaltsamen Tod eines Forschers zu "sprechen".
Der Autor legt sehr viel Wert auf die Entwicklung seiner Charaktere (Forscher, Priester, Politiker, Familien), die Andersartigkeit der planetaren Biologie und deren Einfluss auf die Schweinchen.
Das Buch ist so ganz anders als der erste Teil, aber doch immer spannend. Wer allerdings Action sucht, wird hier nicht viel finden.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Deswegen mochte ich das Buch. Ich brauch nicht unbedingt Action, aber die Darstellung der Personen und die Fremdwelt, das ist genau mein Ding. ALso gemessen an der Zeit, ich weiß nicht, ob ich ihn heute noch genauso mag.
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Aquarius, du hasts gut: so eine schöne Print-Ausgabe. Bei den derzeitigen Preisen für das Buch musste ich mir leider das Ebook holen.
Abzugeben: Booklooker
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Wahrscheinlich bieten wir hier im Rahmen der Challenge alle auf dieselben Bücher und treiben die Preise hoch. Bei mir wird's auch das eBook werden...
(Vielleicht sollte ich das beim nächsten Mal bei der Planung berücksichtigen und ganz gezielt eigene Dachboden-Schätzchen für die Lesechallenge vorschlagen, um sie dann zu Bestpreisen loszuwerden. Da ergeben sich ja ungeahnte Möglichkeiten )
(Vielleicht sollte ich das beim nächsten Mal bei der Planung berücksichtigen und ganz gezielt eigene Dachboden-Schätzchen für die Lesechallenge vorschlagen, um sie dann zu Bestpreisen loszuwerden. Da ergeben sich ja ungeahnte Möglichkeiten )
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Sooo, melde Vollzug für den nächsten Titel
Arthur C. Clarke - Die letzte Generation
Hier bin ich ein wenig zwiespältig. Einerseits hat mir Clarkes Erzählart wie immer gefallen, wie er ruhig und unaufgeregt die dramatischsten Ereignisse berichtet und es doch irgendwie schafft, die Spannung so aufzubauen und zu halten, dass man weiterlesen will.
Andererseits merkt man die 50er Jahre doch sehr stark, und damit meine ich nicht die teilweise rührend naive Technik - damals wusste man das halt nicht besser oder konnte es sich nicht anders vorstellen. Oder Clarke war dazu nicht in der Lage.
Jedenfalls landen eines Tages die so genannten Overlords auf der Erde, und von da an macht sie eine gewaltige Veränderung durch. Nicht nur, dass die Overlords den Weltfrieden erzwingen und dafür als Ausgleich Wohlstand und Essen für alle bringen - sie verbieten auch, dass die Menschen jemals ins All aufbrechen. (No Chance, Perry!) Die meisten Menschen nehmen das hin, ein paar denken anders und errichten im Pazifik ein Elysium, das sich nur noch mit Künsten beschäftigt, und einer schleicht sich als blinder Passagier an Bord eines der Raumschiffe.
Hm, den Rest muss ich in Spoilertags setzen. Vorausgeschickt: Der Ablauf bis zum Ende ist für mich nicht ganz schlüssig, und für den Autor wohl auch nicht, da es einige Sprünge gibt, nach denen ich mich etwas schwertat, wieder reinzukommen und durchzublicken. Bis zum letzten Drittel war mir überhaupt nicht klar, was eigentlich die Prämisse des Romans ist, und jetzt am Ende ist es mir immer noch nicht klar. Es ist ein Buch der Unerklärlichkeiten. Insofern auch nicht durchgehend logisch, wie ich finde, oder nachvollziehbar. Das muss man akzeptieren.
Das Ende, das sagt schon der Titel aus, ist nicht schön.
Und wenn man davon ausgehend resümiert, ist das Buch mehr als eine Dystopie. Es ist eine Horrorvision.
Die Idee selbst ist recht schnell dargelegt -
Rührend, wie Clarke von zweieinhalb Milliarden Bevölkerung ausgeht. Entzückend finde ich auch, dass er Europa nicht nur als geographische, sondern auch als kulturelle Einheit sieht. [(Dazu passt auch seine Nicht-Ahnung beispielsweise vom Stierkampf. Die Pferde der Pikadors (Andalusier, Lusitanos) sind nicht mager und zittrig, sondern mächtige, schwere Pferde, die der Feind des Rindes sind, nicht umgekehrt. Wenn der Stier keinen Bock zum Kampf hat, gehen die auf ihn los, beißen und treten, bis er sich bewegt. Eigentlich müsste Clarke das insofern wissen, wenn Cowboys Viehherden durch die Prärie treiben?!)]
Clarke hat den Roman 1953 geschrieben, also bevor der Eiserne Vorhang errichtet wurde. Damals befanden sich USA und die Sowjets zwar schon im Wettstreit um den Weltraum, aber es hatte noch keiner die Absicht, eine Mauer zu bauen. Vietnam war ebenfalls in weiter Ferne.
Damals hatten die Menschen noch die Schnauze voll davon, einen neuen Krieg anzuzetteln, sie wollten ihre Ruhe haben, ein Häuschen bauen, einen Baum pflanzen und einen Sohn zeugen.
Nur so lässt sich erklären, dass man die Overlords hinnimmt. Aus ID 4 (ähnliche Situation mit den Schiffen über den Städten) wissen wir, dass das heutzutage nicht mehr einfach so stattfinden wird.
Was mich stört: Es wird nicht erklärt, wie der globale Frieden und der Sieg über Armut und Hunger bewerkstelligt wird, er ist schwupps einfach da. Einerseits tun die Overlords gar nix, andererseits ist jeder mit dem Nötigsten versorgt um zu überleben und hält deshalb die Klappe. Wie geht das zu?
Das alles klärt sich, hat mir aber den Anfang zu holprig gemacht.
Aber es kommen auch noch andere Holpersteine dazu, die Clarke eingeführt, aber nie zu Ende gedacht hat. Beispielsweise, um den an sich unsymapthischen Charakter George noch ein bisschen mehr zu vertiefen und "menschlicher" zu machen (damals waren in der SF die zwischenmenschlichen Beziehungen halt sehr spröde - oder eigentlich die Menschen selbst), wird in einem Nebensatz erzählt, dass er seine Frau bescheißt, was aber vorher und nachher nie zum Tragen kommt, weil die romantische Beziehung zwischen den beiden eh für den Leser nie stattfand.
Außerdem haben mich, wie von Fjunch-Click schon erwähnt, die vielen Satzfehler im Lesefluss gestört. Vor allem im ersten Teil, der ja angeblich überarbeitet wurde, wimmelt es nur so. Später wird es besser, aber da sind auch einige Übersetzungsfehler dabei. Alles in allem merkt man, dass Heyne wieder mal, wie so oft, am Lektorat gespart hat.
Fazit: Es war interessant-nostalgisch zu lesen. Wer ruhige Klassiker mag, wird das Buch mögen.
Aber jetzt ist es für mich mal gut damit. Okay, als nächstes gehe ich an einen 1987er Preisträger, das ist ja wirklich nicht einfach, wenn man den Report der Magd nicht lesen will und die meisten anderen Titel mir entweder bekannt oder vergriffen sind. Deswegen wage ich mich da an ein Experiment.
Die Neuerscheinung mach ich als letztes, weil die ein dicker Brummer ist und ich wahrscheinlich bis Ende des Jahres dafür brauche. Aber Mars!! Ja, es geht um Mars Override, bin schon sehr gespannt drauf.
( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(X) Kurzgeschichtensammlung: Silverberg (Hrsg.) Best of SF 1948-1963
( ) Preisträger von 1987
(X ) Buch von Arthur C. Clarke: Die letzte Generation
(X) im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch: Cixin Liu: Weltenzerstörer
(X ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel: Chambers: Der lange Weg z.e.kl. zornigen Planeten
(X) Handlung mehr als 1000 Jahre in der Zukunft: Hugh Howey: Silo
Arthur C. Clarke - Die letzte Generation
Hier bin ich ein wenig zwiespältig. Einerseits hat mir Clarkes Erzählart wie immer gefallen, wie er ruhig und unaufgeregt die dramatischsten Ereignisse berichtet und es doch irgendwie schafft, die Spannung so aufzubauen und zu halten, dass man weiterlesen will.
Andererseits merkt man die 50er Jahre doch sehr stark, und damit meine ich nicht die teilweise rührend naive Technik - damals wusste man das halt nicht besser oder konnte es sich nicht anders vorstellen. Oder Clarke war dazu nicht in der Lage.
Jedenfalls landen eines Tages die so genannten Overlords auf der Erde, und von da an macht sie eine gewaltige Veränderung durch. Nicht nur, dass die Overlords den Weltfrieden erzwingen und dafür als Ausgleich Wohlstand und Essen für alle bringen - sie verbieten auch, dass die Menschen jemals ins All aufbrechen. (No Chance, Perry!) Die meisten Menschen nehmen das hin, ein paar denken anders und errichten im Pazifik ein Elysium, das sich nur noch mit Künsten beschäftigt, und einer schleicht sich als blinder Passagier an Bord eines der Raumschiffe.
Hm, den Rest muss ich in Spoilertags setzen. Vorausgeschickt: Der Ablauf bis zum Ende ist für mich nicht ganz schlüssig, und für den Autor wohl auch nicht, da es einige Sprünge gibt, nach denen ich mich etwas schwertat, wieder reinzukommen und durchzublicken. Bis zum letzten Drittel war mir überhaupt nicht klar, was eigentlich die Prämisse des Romans ist, und jetzt am Ende ist es mir immer noch nicht klar. Es ist ein Buch der Unerklärlichkeiten. Insofern auch nicht durchgehend logisch, wie ich finde, oder nachvollziehbar. Das muss man akzeptieren.
Das Ende, das sagt schon der Titel aus, ist nicht schön.
Und wenn man davon ausgehend resümiert, ist das Buch mehr als eine Dystopie. Es ist eine Horrorvision.
Die Idee selbst ist recht schnell dargelegt -
Wie bei so vielen Invasionsthemen beschränkt sich die Örtlichkeit rein auf die USA. Clarke erzählt nicht, was an anderen Ecken der Welt geschieht. Es ist irgendwie "alles eins".
Rührend, wie Clarke von zweieinhalb Milliarden Bevölkerung ausgeht. Entzückend finde ich auch, dass er Europa nicht nur als geographische, sondern auch als kulturelle Einheit sieht. [(Dazu passt auch seine Nicht-Ahnung beispielsweise vom Stierkampf. Die Pferde der Pikadors (Andalusier, Lusitanos) sind nicht mager und zittrig, sondern mächtige, schwere Pferde, die der Feind des Rindes sind, nicht umgekehrt. Wenn der Stier keinen Bock zum Kampf hat, gehen die auf ihn los, beißen und treten, bis er sich bewegt. Eigentlich müsste Clarke das insofern wissen, wenn Cowboys Viehherden durch die Prärie treiben?!)]
Clarke hat den Roman 1953 geschrieben, also bevor der Eiserne Vorhang errichtet wurde. Damals befanden sich USA und die Sowjets zwar schon im Wettstreit um den Weltraum, aber es hatte noch keiner die Absicht, eine Mauer zu bauen. Vietnam war ebenfalls in weiter Ferne.
Damals hatten die Menschen noch die Schnauze voll davon, einen neuen Krieg anzuzetteln, sie wollten ihre Ruhe haben, ein Häuschen bauen, einen Baum pflanzen und einen Sohn zeugen.
Nur so lässt sich erklären, dass man die Overlords hinnimmt. Aus ID 4 (ähnliche Situation mit den Schiffen über den Städten) wissen wir, dass das heutzutage nicht mehr einfach so stattfinden wird.
Was mich stört: Es wird nicht erklärt, wie der globale Frieden und der Sieg über Armut und Hunger bewerkstelligt wird, er ist schwupps einfach da. Einerseits tun die Overlords gar nix, andererseits ist jeder mit dem Nötigsten versorgt um zu überleben und hält deshalb die Klappe. Wie geht das zu?
Das alles klärt sich, hat mir aber den Anfang zu holprig gemacht.
Aber es kommen auch noch andere Holpersteine dazu, die Clarke eingeführt, aber nie zu Ende gedacht hat. Beispielsweise, um den an sich unsymapthischen Charakter George noch ein bisschen mehr zu vertiefen und "menschlicher" zu machen (damals waren in der SF die zwischenmenschlichen Beziehungen halt sehr spröde - oder eigentlich die Menschen selbst), wird in einem Nebensatz erzählt, dass er seine Frau bescheißt, was aber vorher und nachher nie zum Tragen kommt, weil die romantische Beziehung zwischen den beiden eh für den Leser nie stattfand.
Außerdem haben mich, wie von Fjunch-Click schon erwähnt, die vielen Satzfehler im Lesefluss gestört. Vor allem im ersten Teil, der ja angeblich überarbeitet wurde, wimmelt es nur so. Später wird es besser, aber da sind auch einige Übersetzungsfehler dabei. Alles in allem merkt man, dass Heyne wieder mal, wie so oft, am Lektorat gespart hat.
Fazit: Es war interessant-nostalgisch zu lesen. Wer ruhige Klassiker mag, wird das Buch mögen.
Aber jetzt ist es für mich mal gut damit. Okay, als nächstes gehe ich an einen 1987er Preisträger, das ist ja wirklich nicht einfach, wenn man den Report der Magd nicht lesen will und die meisten anderen Titel mir entweder bekannt oder vergriffen sind. Deswegen wage ich mich da an ein Experiment.
Die Neuerscheinung mach ich als letztes, weil die ein dicker Brummer ist und ich wahrscheinlich bis Ende des Jahres dafür brauche. Aber Mars!! Ja, es geht um Mars Override, bin schon sehr gespannt drauf.
( ) Roman-Neuerscheinung aus 2019
(X) Kurzgeschichtensammlung: Silverberg (Hrsg.) Best of SF 1948-1963
( ) Preisträger von 1987
(X ) Buch von Arthur C. Clarke: Die letzte Generation
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(X ) Buch mit dem Wort "Planet" im Titel: Chambers: Der lange Weg z.e.kl. zornigen Planeten
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Moin Uschi,Uschi Zietsch hat geschrieben: ↑18. Juni 2019 09:41 Sooo, melde Vollzug für den nächsten Titel
Arthur C. Clarke - Die letzte Generation
danke für die ausführliche und fundierte Besprechung! Die Einordnung in den zeitlichen Zusammenhang gefällt mir gut, das hab ich gar nicht vorgenommen bei meiner Lektüre des Buches, sondern es einfach so auf mich wirken lassen.
Ich kann dir nicht in allen Punkten zustimmen, deiner Argumentation aber folgen, zumal du das Werk detailierter auseinanderpflückst, als ich es tat. Was ich aber ebenso empfinde, und das hast du schön in Worte gefasst, ist die Stimmung des Endes: der reine Horror. Die Vorbemerkung und auch andere Texte zum Buch (wo hab ich das gelesen? Klappentext? irgendein zitierter Kommentar?) sehen dies als große Vision Clarkes für die Menschheit, die sie auch über die Overlords erhebt. Dem kann ich mich nicht anschließen. Davon abgesehen scheint mir das Buch besser gefallen zu haben als dir
BG FK
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Das Vorwort hab ich nicht gelesen, das hat mich nicht interessiert. Mir hat's auch gefallen, aber eben mit Abstrichen - das ist einfach nicht mehr so das, was ich heutzutage lese. Ich bin da ein bissl anders, da ich auch nur noch wenig SF lese - soviel wie zu dieser Challenge les ich normalerweise in drei Jahren oder so * grins *
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Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
4.) ein Buch von Arthur C. Clarke
Arthur C. Clarke - In den Tiefen des Meeres (1957)
Walter Franklin flog einst Raumschiffe von der Erde zur Marskolonie und zurück. Doch nach einem schrecklichen Unfall im All leidet er an Angstzuständen und kann nicht mehr fliegen. Er sitzt auf der Erde fest; seine Familie lebt auf dem Mars und würde wegen der geringeren Schwerkraft auf der Heimatwelt der Menschen nicht überleben. Franklins Therapeut rät dem ehemaligen Flieger, sich zum „Walboy“ ausbilden zu lassen. Diese Spezialisten schützen die gigantischen Meeressäuger vor Raubfischen, aber auch vor Wilderern. In seinem neuen Job lernt Franklin auch die Wissenschaftlerin Indira kennen, in die er sich verliebt. Aber nach wie vor nagt diese unerträgliche Angst an ihm, die er vielleicht niemals überwinden können wird …
Eine Geschichte, die die Faszination von Weltraum und Meer verbindet, sich philosophischen Fragen widmet (Fleisch kontra Pflanzen in Bezug auf Buddismus, da das als sinnloses Töten erkannt wird, und gleichzeitig tritt ein charismatischer religöser Führer auf, dessen _Ausstrahlung Franklin erlegen ist), unterhaltsam ist, ohne wirklich zu überragen. Hier und da schimmert besonderes unter der Decke. Franklin lernt eine junge Wissenschaftlerin kennen und sie wird seine Frau und die Mutter seiner beiden Kindern. Sie ist eigentlich eine toughe Person und so hadert sie mit sich, ob sie wirklich sich auf ihn einlassen soll oder ihre Karriere fortführen und an zwei Stellen im Roman wird gezeigt, das sie nicht wirklich glücklich mit ihrer eigenen Entscheidung ist, obwohl sie sich mit ihrem Leben arrangiert, wohl weil es dem Zeitgeist entspringt.
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, ein wenig Zeitreise, aber so richtig begeistert hat er mich auch nicht. Andererseits habe ich ihn mehr oder minder in einem Rutsch gelesen und das ist ja ein Qualitätsurteil
Jetzt fehlt nur noch Punkt 5:
https://defms.blogspot.com/2019/01/die- ... lange.html
Arthur C. Clarke - In den Tiefen des Meeres (1957)
Walter Franklin flog einst Raumschiffe von der Erde zur Marskolonie und zurück. Doch nach einem schrecklichen Unfall im All leidet er an Angstzuständen und kann nicht mehr fliegen. Er sitzt auf der Erde fest; seine Familie lebt auf dem Mars und würde wegen der geringeren Schwerkraft auf der Heimatwelt der Menschen nicht überleben. Franklins Therapeut rät dem ehemaligen Flieger, sich zum „Walboy“ ausbilden zu lassen. Diese Spezialisten schützen die gigantischen Meeressäuger vor Raubfischen, aber auch vor Wilderern. In seinem neuen Job lernt Franklin auch die Wissenschaftlerin Indira kennen, in die er sich verliebt. Aber nach wie vor nagt diese unerträgliche Angst an ihm, die er vielleicht niemals überwinden können wird …
Eine Geschichte, die die Faszination von Weltraum und Meer verbindet, sich philosophischen Fragen widmet (Fleisch kontra Pflanzen in Bezug auf Buddismus, da das als sinnloses Töten erkannt wird, und gleichzeitig tritt ein charismatischer religöser Führer auf, dessen _Ausstrahlung Franklin erlegen ist), unterhaltsam ist, ohne wirklich zu überragen. Hier und da schimmert besonderes unter der Decke. Franklin lernt eine junge Wissenschaftlerin kennen und sie wird seine Frau und die Mutter seiner beiden Kindern. Sie ist eigentlich eine toughe Person und so hadert sie mit sich, ob sie wirklich sich auf ihn einlassen soll oder ihre Karriere fortführen und an zwei Stellen im Roman wird gezeigt, das sie nicht wirklich glücklich mit ihrer eigenen Entscheidung ist, obwohl sie sich mit ihrem Leben arrangiert, wohl weil es dem Zeitgeist entspringt.
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, ein wenig Zeitreise, aber so richtig begeistert hat er mich auch nicht. Andererseits habe ich ihn mehr oder minder in einem Rutsch gelesen und das ist ja ein Qualitätsurteil
Jetzt fehlt nur noch Punkt 5:
https://defms.blogspot.com/2019/01/die- ... lange.html
Die Lesechallenge 2024
http://defms.blogspot.com/2024/01/die-p ... -2024.html
http://defms.blogspot.com/2024/01/die-p ... -2024.html
Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2019
Ich denke, mann muss auch hier den Stierkampf zur Zeit von Mr. Clarke als Maßstab nehmen. Damals wurden viele schlachtreife Pferde in der Arena eingesetzt - eine gute Erklärung wäre zB hier https://www.spanien-treff.de/forums/top ... tierkampf/Uschi Zietsch hat geschrieben: ↑18. Juni 2019 09:41 Dazu passt auch seine Nicht-Ahnung beispielsweise vom Stierkampf. Die Pferde der Pikadors (Andalusier, Lusitanos) sind nicht mager und zittrig, sondern mächtige, schwere Pferde, die der Feind des Rindes sind, nicht umgekehrt. Wenn der Stier keinen Bock zum Kampf hat, gehen die auf ihn los, beißen und treten, bis er sich bewegt. Eigentlich müsste Clarke das insofern wissen, wenn Cowboys Viehherden durch die Prärie treiben?!)]
So gesehen ist die Schilderung als zittrig und mager jetzt nicht ganz falsch.
Die Zukunft gehört dem, der über sie schreibt:
Das Ewigkeitsprojekt - Was würdest du tun, wenn jeder, den du kennst, über Nacht verschwindet?
Findungstag - In einer Welt, die Optimierungen über alles schätzt, ist es gefährlich, zu viele Talente zu besitzen
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