Der "Liest zur Zeit" Thread
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Meine letzten Lektüren:
John Grisham - Das Testament
Grisham ist eine Bank, etwas wirklich schlechtes habe ich von ihm noch nicht gelesen. Dieses Buch hier gehört in meinen Augen zu seinen besten, denn es hat alles, was ihn ausmacht, in perfekter Ausgewogenheit:ein rechtliches Dilemma, eine Hauptfigur auf der Suche nach Erlösung und jede Menge interessanter Figuren. Dazu eine Prise Culture Clash und Humor und schon hat man einen richtig tollen Pageturner.
J.R.R. Tolkien - Der kleine Hobbit
"Der Herr der Ringe" hatte mir seinerzeit gar nicht gefallen, es war mir zu lang, zu umständlich und geschwätzig geschrieben, der Prolog zu ausführlich mit zu vielen nervigen Liedern und der Epilog zu ausgewalzt und uninteressant. Umso positiver hat mich das hier überrascht, denn der Hobbit hat keines dieser Mankos. Tolkien erzählt hier sehr konzentriert und effizient, schafft es aber trotzdem, die Welt von Mittelerde äußerst lebendig und farbenfroh darzustellen. Einzige Schwäche war für mich der doch recht kurze Auftritt von Smaug, da hatte ich etwas mehr von erwartet. Aber dafür kann Tolkien ja nix.
John Grisham - Das Testament
Grisham ist eine Bank, etwas wirklich schlechtes habe ich von ihm noch nicht gelesen. Dieses Buch hier gehört in meinen Augen zu seinen besten, denn es hat alles, was ihn ausmacht, in perfekter Ausgewogenheit:ein rechtliches Dilemma, eine Hauptfigur auf der Suche nach Erlösung und jede Menge interessanter Figuren. Dazu eine Prise Culture Clash und Humor und schon hat man einen richtig tollen Pageturner.
J.R.R. Tolkien - Der kleine Hobbit
"Der Herr der Ringe" hatte mir seinerzeit gar nicht gefallen, es war mir zu lang, zu umständlich und geschwätzig geschrieben, der Prolog zu ausführlich mit zu vielen nervigen Liedern und der Epilog zu ausgewalzt und uninteressant. Umso positiver hat mich das hier überrascht, denn der Hobbit hat keines dieser Mankos. Tolkien erzählt hier sehr konzentriert und effizient, schafft es aber trotzdem, die Welt von Mittelerde äußerst lebendig und farbenfroh darzustellen. Einzige Schwäche war für mich der doch recht kurze Auftritt von Smaug, da hatte ich etwas mehr von erwartet. Aber dafür kann Tolkien ja nix.
Lese zur Zeit:
Annika Brockschmidt - Amerikas Gotteskrieger
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- Uschi Zietsch
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich hab jetzt durch:
"Die vielen Leben des Harry August" von Claire North, Knochenmann war wieder mal an der Empfehlung schuld.
Das Buch beinhaltet Zeitreise, also schon mal ein must-have für mich. In dem Fall werden bestimmte Leute nach ihrem Tod wiedergeboren, mit ca. 4 Jahren kehren ihre Erinnerungen an die früheren Leben zurück, es gibt einen geheimnisvollen Cronus Club, und es gibt einen Antagonisten, der mit Harry die eine oder andere Gemeinsamkeit hat, vor allem aber eine ganz besondere, die die anderen nicht haben.
Es sind viele Seiten, und viele Seiten Spannung. Zwischendrin hatte ich mal nen Durchhänger, weil mir die Suche zu lang geriet, dann aber hab ich es bis zur letzten Seite durchgehend verschlungen.
Allein Harry, der seine Geschichte zum Glück in der Ich-Form erzählt, ist überaus gelungen. Er ist ein Profi, er weiß was er tut und wann er es tut und versteht sich perfekt darauf, alle Leute zu belügen, selbst die eigenen, um sich zu schützen. Er lebt viele verschiedene Leben, nicht immer dasselbe - nur die Geburt und die ersten vier bis sechs Jahre bleiben gleich - und wie er die Welt schließlich rettet, ist überaus emotional, ohne jemals ins melodramatische abzudriften.
Natürlich kann man diskutieren, warum die kleinen Veränderungen keinerlei Auswirkungen auf die Welt haben, aber die markanten Fixpunkte bleiben offensichtlich davon unberührt.
Die Sache mit seiner großen Liebe Jenny habe ich irgendwie verpasst, als sie auf einmal von Bedeutung wurde. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr an sie erinnern. Wenn überhaupt, war sie nur in einem Nebensatz erwähnt worden. Insofern ließ mich diese eigentlich sehr berührende Szene kalt, da ich Harrys Gefühle nicht teilte.
Das ist schon der einzige Mecker und auf sehr hohem Niveau.
Ein super - und literarisches -
Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte, und Eva Eppers, die ich seit ca. 36 Jahren nicht mehr gesehen habe, hat sehr toll übersetzt.
"Die vielen Leben des Harry August" von Claire North, Knochenmann war wieder mal an der Empfehlung schuld.
Das Buch beinhaltet Zeitreise, also schon mal ein must-have für mich. In dem Fall werden bestimmte Leute nach ihrem Tod wiedergeboren, mit ca. 4 Jahren kehren ihre Erinnerungen an die früheren Leben zurück, es gibt einen geheimnisvollen Cronus Club, und es gibt einen Antagonisten, der mit Harry die eine oder andere Gemeinsamkeit hat, vor allem aber eine ganz besondere, die die anderen nicht haben.
Es sind viele Seiten, und viele Seiten Spannung. Zwischendrin hatte ich mal nen Durchhänger, weil mir die Suche zu lang geriet, dann aber hab ich es bis zur letzten Seite durchgehend verschlungen.
Allein Harry, der seine Geschichte zum Glück in der Ich-Form erzählt, ist überaus gelungen. Er ist ein Profi, er weiß was er tut und wann er es tut und versteht sich perfekt darauf, alle Leute zu belügen, selbst die eigenen, um sich zu schützen. Er lebt viele verschiedene Leben, nicht immer dasselbe - nur die Geburt und die ersten vier bis sechs Jahre bleiben gleich - und wie er die Welt schließlich rettet, ist überaus emotional, ohne jemals ins melodramatische abzudriften.
Natürlich kann man diskutieren, warum die kleinen Veränderungen keinerlei Auswirkungen auf die Welt haben, aber die markanten Fixpunkte bleiben offensichtlich davon unberührt.
Die Sache mit seiner großen Liebe Jenny habe ich irgendwie verpasst, als sie auf einmal von Bedeutung wurde. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr an sie erinnern. Wenn überhaupt, war sie nur in einem Nebensatz erwähnt worden. Insofern ließ mich diese eigentlich sehr berührende Szene kalt, da ich Harrys Gefühle nicht teilte.
Das ist schon der einzige Mecker und auf sehr hohem Niveau.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Das kann ich voll und ganz unterschreiben.Uschi Zietsch hat geschrieben: ↑8. September 2019 18:14 Ein super - und literarisches - Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte
Und die drei anderen Bücher von Claire North, die auf deutsch erschienen sind, haben mir ebenfalls sehr gut gefallen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Leigh Brackett - Am Morgen einer anderen Zeit
Leigh Brackett ist eine der wenigen Frauen, die in den 1950er Jahren SF geschrieben haben und Am Morgen einer anderen Zeit ist der erste Roman einer Frau, der für den Hugo nominiert wurde.
Nach einem Atomkrieg sind die USA auf ein vorindustrielle, von Landwirtschaft geprägte Zivilisation zurückgefallen. Die Macht wird von der Kirche ausgeübt und ein Wiedererstarken der Technik soll mit allen Mitteln vermieden werden. So gibt es beispielsweise auch strikte Beschränkungen für Städte, was Einwohnerzahl oder die Anzahl an Lagerhäusern angeht. Trotzdem gibt es Gerüchte, dass es noch eine Stadt, Bartorstown, gibt, in der Technik gefördert wird. Für die meisten Gläubigen eine Art Vorhölle, für einige wenige aber ein Ort, von dem sie magisch angezogen werden. So auch Len, der mit den Geschichten von vor dem Krieg seiner Großmutter aufwuchs und als Jugendlicher aus seinem Dorf wegläuft, um Bartorstown zu finden.
Dieser erste Teil des Romans, der die Entwicklung Lens vom Jungen zum Mann in der fundamentalistischen Nachkriegswelt beschriebt, ist sehr gelungen. Der teil, der in Bartorstown selbst spielt fällt dagegen etwas ab. Die Wissenschaft wird mir zu einseitig als Religion mit anderen Mitteln beschrieben. Auch der Zimmer-große Supercomputer, der es richten soll, ist zu sehr Kind seiner Zeit und wirk heute doch recht lächerlich.
Insgesamt aber ein noch heute lesenswerter Roman
Leigh Brackett ist eine der wenigen Frauen, die in den 1950er Jahren SF geschrieben haben und Am Morgen einer anderen Zeit ist der erste Roman einer Frau, der für den Hugo nominiert wurde.
Nach einem Atomkrieg sind die USA auf ein vorindustrielle, von Landwirtschaft geprägte Zivilisation zurückgefallen. Die Macht wird von der Kirche ausgeübt und ein Wiedererstarken der Technik soll mit allen Mitteln vermieden werden. So gibt es beispielsweise auch strikte Beschränkungen für Städte, was Einwohnerzahl oder die Anzahl an Lagerhäusern angeht. Trotzdem gibt es Gerüchte, dass es noch eine Stadt, Bartorstown, gibt, in der Technik gefördert wird. Für die meisten Gläubigen eine Art Vorhölle, für einige wenige aber ein Ort, von dem sie magisch angezogen werden. So auch Len, der mit den Geschichten von vor dem Krieg seiner Großmutter aufwuchs und als Jugendlicher aus seinem Dorf wegläuft, um Bartorstown zu finden.
Dieser erste Teil des Romans, der die Entwicklung Lens vom Jungen zum Mann in der fundamentalistischen Nachkriegswelt beschriebt, ist sehr gelungen. Der teil, der in Bartorstown selbst spielt fällt dagegen etwas ab. Die Wissenschaft wird mir zu einseitig als Religion mit anderen Mitteln beschrieben. Auch der Zimmer-große Supercomputer, der es richten soll, ist zu sehr Kind seiner Zeit und wirk heute doch recht lächerlich.
Insgesamt aber ein noch heute lesenswerter Roman
- Badabumm
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Computer, die "etwas richten sollen" (also durch Datensammeln, Kriegsspiele oder Simulation...) sind heute lagerhallengroß...
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“
Harald Lesch
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Stimmt. Und wenn man ihren Speicher herauszieht, singen sie Hänschen klein. Ich glaube du weißt, was gemeint ist, oder?
Zuletzt geändert von Teddy am 12. September 2019 21:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich finde solche Szenen schlimmer, in denen ein kleiner Junge mit Hilfe seines Taschenrechners die Bahn-Koordinaten eines Alien-Ufos in Raum und Zeit berechnet haben will...
Ja, ich weiß, was gemeint ist.
Ja, ich weiß, was gemeint ist.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich schließe mich Pogos Meinung hier an. Wer die Bücher von Scalzi mag, wird hier bestens bedient, alle anderen können sich die Lektüre schenken. Mir hat die Idee mit den Strömen gut gefallen und das Buch ist wie immer ein echter Pageturner. Auch die Figur der Imperatox, die mit sich selbst und dem Amt hadert, ist in meinen Augen spannend geschildert. Negativ aufgefallen ist mir, dass Scalzi ab und an in Nebensächlichkeiten abdriftet (aber zum Glück nie lang), dass Kiva Lagos mir zuviel flucht und dass FischerTor hier kein Geld für ein ordentliches Korrektorat ausgegeben hat, denn es wimmelt von Schreibfehlern. Besonders bei den Namen ist das auffällig, weil die Schreibweise da ziemlich oft variiert.Pogopuschel hat geschrieben: ↑3. Oktober 2017 13:31 Auf meinem Blog habe ich Kollaps (Das Imperium der Ströme) von John Scalzi besprochen. https://translateordie.wordpress.com/20 ... hn-scalzi/
Lese zur Zeit:
Annika Brockschmidt - Amerikas Gotteskrieger
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Weiter geht es mit der Lesechronik aus dem August 2019:
René Moreau, Olaf Kemmler, Fabian Tomaschek, Heinz Wipperfürth (Hg.):
EXODUS 39
Eine der besseren Ausgaben des bewährten Magazins für Science Fiction Stories und Fantastische Grafik vom Herausgeber-Team um René Moreau. Ein gewohntes Highlight ist die Grafik-Galerie auf schwarzen Spezialpapier in der Mitte, diesmal mit den phantasievollen und manchmal durchaus humorigen Grafiken von Jan Hoffmann. Auch bei den Stories gibt es diesmal einige richtig schöne Texte. Meine Highlights sind Victor Bodens „Die zweite Generation“ über tiefgefrorene Menschen, die ohne Erinnerung an ihr früheres Leben an Bord eines Generationenraumschiffs erwachen, und Christopher Eckers „Vom Krug auf den Hügeln von Tennessee“, eine berührende Geschichte über den Abschied von der heruntergewirtschafteten Erde 1 und dem Aufbruch ohne Rückkehrmöglichkeit zur paradiesischen Erde 2. Rundum gefallen haben mir außerdem H.W. Frankes „Warum sind Computer nur so weltfremd?“ und C.M. Dyrnbergs „Bären“.
Joseph Roth: Hiob: Roman eines einfachen Mannes
Einer der berühmtesten und wichtigsten Romane von Joseph Roth.
Mendel Singer fristet in Galizien ein bescheidenes Auskommen als Lehrer. Alles so weit okay, bis ihn eine Reihe von „Schicksalsschlägen“ ereilt: der älteste Sohn muss und will zum russischen Militär, der zweite desertiert nach Amerika, die Tochter lässt sich mit einem Kosaken ein und der jüngste Sohn scheint unheilbar behindert. Als der 1. Weltkrieg immer näher rückt, nimmt Mendel Singer das Angebot seines zweiten Sohnes Sam an, mit Frau und Tochter nach Amerika auszuwandern. Den behinderten Sohn muss er schweren Herzens zurücklassen.
Doch das Unheil geht auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiter: beide Söhne fallen im 1. Weltkrieg, Mendels Frau stirbt darüber und die Tochter verfällt dem Wahnsinn. Als auch Mendel Singer in Depression zu versinken droht, erhält er überraschende Nachricht von seinem jüngsten, behinderten Sohn.
Ja, das Buch ist wunderschön geschrieben, und die Gefühle des Mendel Singer werden dem Leser gut nahegebracht. Aber mir schien der Roman schlecht gealtert. Viele der so genannten „Schicksalsschläge“ sind nichts weiter als Generationskonflikte, die nur dadurch entstehen, dass Eltern ihren Kindern nicht die Freiheit lassen, das zu tun, was sie (=die Kinder) aus ihrem Leben machen wollen. Im Gegensatz zum biblischen Hiob hatte ich gegenüber Mendel Singer oftmals eine „Selbst schuld!“-Einstellung. Dagegen erlebt man die wahrhaften Schrecken des Krieges eher aus der Distanz.
Trotzdem ein berührendes Leseerlebnis!
Michael K. Iwoleit: Der Moloch
Der Roman baut auf der gleichnamigen Novelle auf, die im Jahr 2007 in der 4. Ausgabe von Helmuth W. Mommers legendärer „Visionen“-Reihe erschienen ist. Die Grundidee (Ausbeutung von Arbeits- und Obdachlosen durch Verknüpfung ihrer Gehirne zu einem Supercomputer) blieb erhalten. Allerdings hat Iwoleit Plot und Personal deutlich überarbeitet. Und das hat dem Text gut getan. Einige Charaktere, die in der Novelle nur einen Kurzauftritt hatten, wurden deutlich aufgewertet, andere z. T. zentrale Charaktere aus der Novellen wurden downgegradet oder ganz gestrichen. Heraus kommt ein kompakter, durchwegs spannender Near-Future-Thriller mit intensiven Bildern und gut ausgearbeiteten technischen und sozialen Ideen. Ein gelungenes Upgrade von Novelle auf Roman!
Gruß
Ralf
René Moreau, Olaf Kemmler, Fabian Tomaschek, Heinz Wipperfürth (Hg.):
EXODUS 39
Eine der besseren Ausgaben des bewährten Magazins für Science Fiction Stories und Fantastische Grafik vom Herausgeber-Team um René Moreau. Ein gewohntes Highlight ist die Grafik-Galerie auf schwarzen Spezialpapier in der Mitte, diesmal mit den phantasievollen und manchmal durchaus humorigen Grafiken von Jan Hoffmann. Auch bei den Stories gibt es diesmal einige richtig schöne Texte. Meine Highlights sind Victor Bodens „Die zweite Generation“ über tiefgefrorene Menschen, die ohne Erinnerung an ihr früheres Leben an Bord eines Generationenraumschiffs erwachen, und Christopher Eckers „Vom Krug auf den Hügeln von Tennessee“, eine berührende Geschichte über den Abschied von der heruntergewirtschafteten Erde 1 und dem Aufbruch ohne Rückkehrmöglichkeit zur paradiesischen Erde 2. Rundum gefallen haben mir außerdem H.W. Frankes „Warum sind Computer nur so weltfremd?“ und C.M. Dyrnbergs „Bären“.
Joseph Roth: Hiob: Roman eines einfachen Mannes
Einer der berühmtesten und wichtigsten Romane von Joseph Roth.
Mendel Singer fristet in Galizien ein bescheidenes Auskommen als Lehrer. Alles so weit okay, bis ihn eine Reihe von „Schicksalsschlägen“ ereilt: der älteste Sohn muss und will zum russischen Militär, der zweite desertiert nach Amerika, die Tochter lässt sich mit einem Kosaken ein und der jüngste Sohn scheint unheilbar behindert. Als der 1. Weltkrieg immer näher rückt, nimmt Mendel Singer das Angebot seines zweiten Sohnes Sam an, mit Frau und Tochter nach Amerika auszuwandern. Den behinderten Sohn muss er schweren Herzens zurücklassen.
Doch das Unheil geht auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiter: beide Söhne fallen im 1. Weltkrieg, Mendels Frau stirbt darüber und die Tochter verfällt dem Wahnsinn. Als auch Mendel Singer in Depression zu versinken droht, erhält er überraschende Nachricht von seinem jüngsten, behinderten Sohn.
Ja, das Buch ist wunderschön geschrieben, und die Gefühle des Mendel Singer werden dem Leser gut nahegebracht. Aber mir schien der Roman schlecht gealtert. Viele der so genannten „Schicksalsschläge“ sind nichts weiter als Generationskonflikte, die nur dadurch entstehen, dass Eltern ihren Kindern nicht die Freiheit lassen, das zu tun, was sie (=die Kinder) aus ihrem Leben machen wollen. Im Gegensatz zum biblischen Hiob hatte ich gegenüber Mendel Singer oftmals eine „Selbst schuld!“-Einstellung. Dagegen erlebt man die wahrhaften Schrecken des Krieges eher aus der Distanz.
Trotzdem ein berührendes Leseerlebnis!
Michael K. Iwoleit: Der Moloch
Der Roman baut auf der gleichnamigen Novelle auf, die im Jahr 2007 in der 4. Ausgabe von Helmuth W. Mommers legendärer „Visionen“-Reihe erschienen ist. Die Grundidee (Ausbeutung von Arbeits- und Obdachlosen durch Verknüpfung ihrer Gehirne zu einem Supercomputer) blieb erhalten. Allerdings hat Iwoleit Plot und Personal deutlich überarbeitet. Und das hat dem Text gut getan. Einige Charaktere, die in der Novelle nur einen Kurzauftritt hatten, wurden deutlich aufgewertet, andere z. T. zentrale Charaktere aus der Novellen wurden downgegradet oder ganz gestrichen. Heraus kommt ein kompakter, durchwegs spannender Near-Future-Thriller mit intensiven Bildern und gut ausgearbeiteten technischen und sozialen Ideen. Ein gelungenes Upgrade von Novelle auf Roman!
Gruß
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Oder "Independence Day": Das sind Außerirdische mit weit überlegener Technik, von der wir keine Ahnung haben. Aber ich weiß trotzdem, wie wir ihr Computersystem mit einem Virus lahmlegen können!"
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ja, die Beispiele sind Legion. Je länger man sucht, desto mehr findet man... Ich meinte aber irgendsoeinen Kinder-SF, aus den 1980/ 90ern (?). Titel vergessen.
"I-Day": Die Aliens haben sich aus unseren Funksignalen Windows 412 herausgebastelt. Das kann ja nicht gutgehen... Hätten sie mal "Liiih-nucks" verwendet...
"I-Day": Die Aliens haben sich aus unseren Funksignalen Windows 412 herausgebastelt. Das kann ja nicht gutgehen... Hätten sie mal "Liiih-nucks" verwendet...
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Harald Lesch
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ooooh dein Fazit zum Moloch freut mich!
Uschi
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