Der "Liest zur Zeit" Thread
- Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Lese gerade für die Challenge "Picknick am Wegesrand" von den Brüdern Strugatzki. Der Roman ist alles andere als zäh und auch heute noch sehr gut lesbar. (Gilt, glaube ich, auch als einer der besten Romane der Strugatzkis.) Wenn ich durch bin, werde ich mehr dazu schreiben.
Es ist mir fast peinlich, aber ich hatte zuvor noch nie etwas von den Strugatzkis gelesen. Welche Romane oder Erzählungen sollte man denn auf jeden Fall von ihnen gelesen haben? "Die Schnecke am Hang" würde ich erstmal nicht nehmen.
Es ist mir fast peinlich, aber ich hatte zuvor noch nie etwas von den Strugatzkis gelesen. Welche Romane oder Erzählungen sollte man denn auf jeden Fall von ihnen gelesen haben? "Die Schnecke am Hang" würde ich erstmal nicht nehmen.
- Badabumm
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich hatte vor zig Jahren mit „Atomvulkan Golkonda“ angefangen. Ein SF der klassischen harten Sorte. Eigentlich waren die Romane durchweg ganz ordentlich, wenn auch „speziell“ osteuropäisch. Einige haben ja auch etliche Jahre auf dem Buckel. Eine durchwachsene Mischung von Kurzgeschichten gibt es in „Mittag, 22. Jahrhundert“. Deshalb war ich über die schleppende Stimmung in der „Schnecke“ bass erstaunt, denn das soll der meistverkaufte Roman sein... aber wohl nur im Westen.
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“
Harald Lesch
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Nachdem ich immer wieder nur Gutes über die Strugatzkis gehört hatte, hab ich mir dann auch irgendwann mal die ersten drei Bände der "Gesammelte Werke" Fassungen besorgt. Aber bisher bin ich über Band 1 (Die bewohnte Insel, Ein Käfer im Ameisenhaufen, Die Wellen ersticken den Wind) noch nicht hinaus gekommen, aus ziemlich genau den gleichen Gründen. "Zäh wie Leder" bringt es dann auch wirklich gut auf den Punkt. Anfangs fand ich die erste Geschichte auch wirklich noch interessant, weil es einfach mal etwas völlig anderes war. Eine wirklich extrem düstere und sehr fremdartige Welt und viele, viele offene Fragen. Aber dieses Fremdartige hat sich dann auch wirklich bis zum Ende durchs Buch gezogen. Ich konnte mich da irgendwie überhaupt nicht reinfinden. Alles sehr wirr und ziellos. Ich hatte beim Lesen irgendwie immer das Gefühl, der Protagonist würde sich durch eine Art Fiebertraum bewegen und dass er doch irgendwann mal aufwachen müsste.
Mein Problem mit dem Buch ist/war aber wohl auch, dass ich mir einen SciFi-Roman erhofft hatte. Bekommen hab ich stattdessen ... ja, was eigentlich? Kann diesen seltsamen Mix nur schwer in Worte fassen. Wohl weil ich in allen drei Geschichten irgendwie auch gar keinen richtigen Sinn erkennen konnte. SciFi-Elemente gab es eigentlich nur am Rande. Wobei ich diesen Punkt dann auch noch am interessantesten fand. Was hat es mit diesen unbekannten Außerirdischen auf sich und ihren mysteriösen Hinterlassenschaften? Aber statt der erhofften Antworten bekommt man praktisch "Nichts" am Ende, bei allen drei Geschichten. ACHTUNG SPOILER AB HIER !!!! --- Alle Geschichten lösen sich, insgesamt in ziemlich ähnlicher Weise, in einer Art sinnlosem Scheitern des Protagonisten auf. Und ich musste dann leider feststellen, das dass SciFi-Setting eigentlich, lediglich als Aufhänger für den "Rest" dient ... irgendein seltsamer Mix aus Sozialkritik, Action und Abenteuer, und Agenten-Thriller ... Aber von Allem auch immer nur sehr wenig, zu wenig ... und dazwischen viele, viele ziemlich nichtssagende Gespräche.
Im Anhang der Geschichten wurde dann auch noch schön ausführlich erklärt wo und wie denn die Autoren nach eigener Aussage ihre zeitgenössige Sozialkritik am Sowjetsystem versteckt hatten. Aber auch damit konnte ich nicht viel anfangen. Ich fand diese "angeblichen" subtilen Botschaften dann doch ziemlich weit hergeholt und relativ belanglos ... Naja, ich bin aber auch kein Kind dieser Ära ...
Ich sag mal so: Durch das ganze Buch zieht sich stetig eine sehr präsente, düstere, trostlose und recht melancholische Atmosphäre. Wer so etwas mag, könnte vielleicht tatsächlich Gefallen daran finden. Aber mein Fall war es leider nicht.
Wird nun mit Sicherheit noch eine ganze Weile dauern, bis ich dann auch mal den anderen beiden Büchern in meinem Schrank eine Chance geben werde ... Vielleicht kann mir ja hier Jemand diese etwas schmackhaft machen ... Gehören die Geschichten in Band 1 eher noch zu den schlechten Anfangswerken? Oder doch eher zu den typischen, "beliebten" Geschichten?! Und wie sieht es denn mit dem viel-gelobten Roman "Atomvulkan Golkonda" aus? Den wollte ich ja "eigentlich" auch immer nochmal lesen. Hebt sich dieser Roman nochmal deutlich von anderen Büchern ab?
Mein Problem mit dem Buch ist/war aber wohl auch, dass ich mir einen SciFi-Roman erhofft hatte. Bekommen hab ich stattdessen ... ja, was eigentlich? Kann diesen seltsamen Mix nur schwer in Worte fassen. Wohl weil ich in allen drei Geschichten irgendwie auch gar keinen richtigen Sinn erkennen konnte. SciFi-Elemente gab es eigentlich nur am Rande. Wobei ich diesen Punkt dann auch noch am interessantesten fand. Was hat es mit diesen unbekannten Außerirdischen auf sich und ihren mysteriösen Hinterlassenschaften? Aber statt der erhofften Antworten bekommt man praktisch "Nichts" am Ende, bei allen drei Geschichten. ACHTUNG SPOILER AB HIER !!!! --- Alle Geschichten lösen sich, insgesamt in ziemlich ähnlicher Weise, in einer Art sinnlosem Scheitern des Protagonisten auf. Und ich musste dann leider feststellen, das dass SciFi-Setting eigentlich, lediglich als Aufhänger für den "Rest" dient ... irgendein seltsamer Mix aus Sozialkritik, Action und Abenteuer, und Agenten-Thriller ... Aber von Allem auch immer nur sehr wenig, zu wenig ... und dazwischen viele, viele ziemlich nichtssagende Gespräche.
Im Anhang der Geschichten wurde dann auch noch schön ausführlich erklärt wo und wie denn die Autoren nach eigener Aussage ihre zeitgenössige Sozialkritik am Sowjetsystem versteckt hatten. Aber auch damit konnte ich nicht viel anfangen. Ich fand diese "angeblichen" subtilen Botschaften dann doch ziemlich weit hergeholt und relativ belanglos ... Naja, ich bin aber auch kein Kind dieser Ära ...
Ich sag mal so: Durch das ganze Buch zieht sich stetig eine sehr präsente, düstere, trostlose und recht melancholische Atmosphäre. Wer so etwas mag, könnte vielleicht tatsächlich Gefallen daran finden. Aber mein Fall war es leider nicht.
Wird nun mit Sicherheit noch eine ganze Weile dauern, bis ich dann auch mal den anderen beiden Büchern in meinem Schrank eine Chance geben werde ... Vielleicht kann mir ja hier Jemand diese etwas schmackhaft machen ... Gehören die Geschichten in Band 1 eher noch zu den schlechten Anfangswerken? Oder doch eher zu den typischen, "beliebten" Geschichten?! Und wie sieht es denn mit dem viel-gelobten Roman "Atomvulkan Golkonda" aus? Den wollte ich ja "eigentlich" auch immer nochmal lesen. Hebt sich dieser Roman nochmal deutlich von anderen Büchern ab?
Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Mmhmh ... "ganz ordentlich" klingt jetzt aber auch nicht so wirklich packend. Schade.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Hahlebopp: Hast du ja selbst bereits am besten auf den Punkt gebracht. Man verlässt die Strugatzkis immer irgendwie unbefriedigt...Mmhmh ... "ganz ordentlich" klingt jetzt aber auch nicht so wirklich packend. Schade.
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Harald Lesch
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich auch nicht.
Zumindest nicht beim Roman Picknick am Wegesrand, der mir gut gefallen hat. Ich kann aber nachvollziehen, wenn man das anders sieht. Das offene Ende und die Tatsache, dass man nichts über die Aliens erfährt, sind wohl nicht jedermanns Sache.
(Etwas mehr zum Roman habe ich hier geschrieben.)
Zumindest nicht beim Roman Picknick am Wegesrand, der mir gut gefallen hat. Ich kann aber nachvollziehen, wenn man das anders sieht. Das offene Ende und die Tatsache, dass man nichts über die Aliens erfährt, sind wohl nicht jedermanns Sache.
(Etwas mehr zum Roman habe ich hier geschrieben.)
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Das mit „Stalkern“ und „Zonen“ war damals wohl modern... Franke hatte auch was mit Zonen...
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich kann mich den Kritikern auch keinesfalls anschließen. Gerade das von mir in diesem Jahr gelesene "Die Wellen ersticken den Wind" war für mich einer der intensivsten Leseerfahrungen der letzten Jahre. Irgendwann habe ich mir diesen Kommentar zu den Strugatzkis notiert, der ihr Schreiben wohl gut auf den Punkt bringt: "... voller warmherziger Melancholie, ausgeprägte Neigung zu einer verhaltenden Aktion, tiefer Sinn für die Gegenwärtigkeit des Absurden." Natürlich sind offene Ende, unkonkrete Handlungsabläufe und diffuse Figuren nicht einfach zu lesen und zu verstehen. Aber ihre Romane stellen Fragen an den Leser und regen nachhaltig zum Weiterdenken an. Literatur soll ja nicht ausschließlich unterhalten. Deswegen ist die Diskussion auch nicht ergiebig. Ihr Werk stellt m.E. einen Höhepunkt der anspruchsvollen Phantastik dar.Teddy hat geschrieben: ↑22. September 2019 21:03 Ich auch nicht.
Zumindest nicht beim Roman Picknick am Wegesrand, der mir gut gefallen hat. Ich kann aber nachvollziehen, wenn man das anders sieht. Das offene Ende und die Tatsache, dass man nichts über die Aliens erfährt, sind wohl nicht jedermanns Sache.
(Etwas mehr zum Roman habe ich hier geschrieben.)
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Mir haben "Ein Gott zu sein ist schwer" und "Hotel zum verunglückten Bergsteiger" sehr gut gefallen, "Atomvulkan Golkonda" war dagegen gar nicht mein Fall. Und ich kann die Probleme einiger Leser mit den Strugatzkis verstehen, man muss deren Stil schon mögen, um den Romanen etwas abgewinnen zu können. Die Russen haben halt eine ganz eigene Weltsicht und gerade bei den älteren SF-Autoren weicht der Stil doch erheblich von dem westlicher Autoren ab.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Über Geschmack gibt es bekanntlich immer Streit. Mir hat früher Heinlein mit am besten gefallen, heute würden die meisten aufstöhnen und die Argumente vom Militaristen und Nazi rauskramen. Und tatsächlich habe ich später lieber Lem gelesen als Heinlein - Vorlieben wandeln sich auch.
Der Punkt, dass die Ostblock-Schriftsteller tatsächlich einen eigenen Schreibstil und eine eigene Weltsicht haben, führt eben zu geteilten Meinungen und Leseerfahrungen. Die Strugatzkis sind genauso gut oder schlecht gealtert wie Heinlein oder Clarke, die ja auch ihre jeweiligen Schwächen haben. Sogar Asimov lässt sich oft als altbacken bezeichnen. Allerdings ist vieles der damaligen Zeit geschuldet, wie ja auch Schreibstile in der jeweiligen Zeit eine Vorliebe entwickelt haben...
Der Punkt, dass die Ostblock-Schriftsteller tatsächlich einen eigenen Schreibstil und eine eigene Weltsicht haben, führt eben zu geteilten Meinungen und Leseerfahrungen. Die Strugatzkis sind genauso gut oder schlecht gealtert wie Heinlein oder Clarke, die ja auch ihre jeweiligen Schwächen haben. Sogar Asimov lässt sich oft als altbacken bezeichnen. Allerdings ist vieles der damaligen Zeit geschuldet, wie ja auch Schreibstile in der jeweiligen Zeit eine Vorliebe entwickelt haben...
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich habe viele Strugatzki-Werke damals (vor ca. 25-30 Jahren) auch mit großen Gewinn gelesen. Gerade weil sie so anders waren als das ganze Wessi-Zeugs (das ich damals natürlich noch nicht so bezeichnet hätte).
Aber stimmt schon: Man muss es mögen.
Gruß
Ralf,
zu dessen Lieblingsfilmen "2001 - Odyssee im Weltaum", "GATTACA", "Solaris" und (natürlich!) "Der Stalker" zählen
Aber stimmt schon: Man muss es mögen.
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möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ist das ein Remake von Tarkowskis "Stalker"?
http://www.pannor.de
'nuff said.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
@Naut und heino:
Danke für die Empfehlungen. "Ein Gott zu sein ist schwer" habe ich auch schon auf dem Radar. Von "Hotel zum verunglückten Bergsteiger" und "Die Last des Bösen" habe ich hingegen noch nichts gehört. Warum ist ersterer eigentlich nicht in den gesammelten Werken enthalten?
Danke für die Empfehlungen. "Ein Gott zu sein ist schwer" habe ich auch schon auf dem Radar. Von "Hotel zum verunglückten Bergsteiger" und "Die Last des Bösen" habe ich hingegen noch nichts gehört. Warum ist ersterer eigentlich nicht in den gesammelten Werken enthalten?