So, nun aber langsam mal zur Sache!
6.) ein Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel
Matt Haig - Wie man die Zeit anhält
Die Hauptfigur in diesem Roman wurde im 16. Jahrhundert geboren, lebt aber heute immer noch. Er altert zwar, aber dieser Prozess läuft bei ihm extrem verlangsamt ab. So eine Art umgekehrte Progerie.
Eine eigentlich gar nicht so abwegige, fast schon naheliegende Grundidee, die jede Menge Potenzial für eine hochinteressante Geschichte bietet. Irgendwie erstaunlich, dass sie nicht schon in sehr viel mehr Büchern verwendet wurde. (Jorge?)
Der Roman erzählt viele kleine Episoden - mal mehr, mal weniger zusammenhängend - aus dem Leben dieses fast 500jährigen. Sein Schicksal ist es einerseits, alle vertrauten oder geliebten Menschen früher oder später zu verlieren und andererseits, sein Geheimnis stets bewahren zu müssen. Zwischen Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und wissenschaftlichen Experimenten in High Tech - Laboratorien haben sich die Gefahren bei einer möglichen Entdeckung im Laufe der Jahrhunderte zwar gewandelt, waren aber jederzeit für ihn und seinesgleichen (ja, es gibt noch ein paar andere von seiner Sorte) vorhanden.
Die Erzählung springt kapitelweise zwischen verschiedenen Zeiten hin und her, was durchaus Tempo und Spannung erzeugt.
Insgesamt war ich aber trotzdem nicht zufrieden. Der Handlungsstrang in der Gegenwart ist zwar einerseits zentral, schien mir aber oftmals nur als Stichwortgeber zu dienen, um unseren Protagonisten mal wieder in (meist düsteren) Erinnerungen schwelgen zu lassen. Er sieht, hört oder erlebt etwas, das ihn an eine Begebenheit aus der Vergangenheit erinnert und schon wird diese im nächsten Kapitel erzählt. Dann wieder zurück ins Heute und das Ganze von vorn. So richtig originell ist das auf Dauer nicht.
Es ist überhaupt erstaunlich, wie genau er sich an viele drei- oder vierhundert Jahre zurückliegende Details erinnern kann - mir persönlich gelingt sowas üblicherweise schon nach zwanzig Jahren nicht mehr -, und wie wenig er sich seitdem verändert, oder besser:
entwickelt hat.
Der Roman hat Höhen und Tiefen: So wie die Handlung zwischen verschiedenen Orten und Zeiten hin- und herpendelt, so wechseln sich inhaltlich klischeehaft-kitschige Szenen mit immer wieder auch interessanten und klugen Gedanken oder Betrachtungen ab.
Das liest sich alles recht fluffig und ist größtenteils auch ganz nett, war mir insgesamt aber doch irgendwie zu flach.
( ) Ein Buch aus "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten"
( ) Deutschsprachiger Roman einer Frau, erschienen 2019
( ) Locus Award Gewinner
( ) Buch von Brian W. Aldiss
( ) Letzter Band eines Mehrteilers
(X) Buch mit dem Wort "Zeit" im Titel | Matt Haig - Wie man die Zeit anhält
( ) Handlung auf dem Mond