Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
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Mammut
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Mammut »

Hahlebopp hat geschrieben: 26. Juni 2020 23:56 Der Kuss des schwarzen Gottes, 10 Kurzgeschichten von Catherine Lucile Moore

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Ich habe ja schon seit langem eine Schwäche für Low-Fantasy und generell für die großartige amerikanische Pulp-Ära. Aber ich habe tatsächlich erst vor einem oder zwei Jahren erfahren, dass es schon damals auch eine tatkräftige, weibliche Figur im Fantasy-Bereich gab: Jirel von Joiry. Und man höre und staune, geschrieben von einer weiblichen Autorin.
Das hatte mich natürlich "ein wenig" neugierig gemacht und kurze Zeit später besorgte ich mir dann auch das, was ich so an deutschen Veröffentlichungen von "C. L. Moore" finden konnte. Zum Einen "Jirel, die Amazone" und zum Anderen diesen Kurzgeschichten-Band hier: "Der Kuss des schwarzen Gottes".
Ich hatte dann auch, ehrlich gesagt, nicht wirklich viel erwartet. Ich rechnete eher mit einer ziemlich platten und auch sehr altbackenen Sammlung an Klischee-Fantasy-Geschichten. Und ... ich wurde dann doch, in dieser Hinsicht, ziemlich enttäuscht ... Zum Glück!
Zuerst einmal enthält dieser Band nur eine einzige Kurzgeschichte, mit besagter Jirel. Und der Band enthält sowohl Fantasy-, als auch Science-Fiction-Kurzgeschichten. Wobei sich das bei einigen Geschichten aber auch nicht so ganz genau sagen läßt.
Den Auftakt bilden dann tatsächlich sogar zwei Kurzgeschichten, die ich eher der Dark-Fantasy zuordnen würde (auch wenn es ein paar Science-Fiction-Elemente gibt). Offensichtlich stark inspiriert von H.P. Lovecraft, aber auch mit ein paar wenigen, aber dafür wirklich guten, eigenen Ideen. Zum Glück. (Also ich bin da ja vielleicht eine seltene Ausnahme, aber dieser typische Lovecraft-Horror konnte mich nie so wirklich begeistern. Zumindest in den paar Büchern, die ich von Lovecraft gelesen habe.)
Ich fand diese ersten beiden Geschichten dann vielleicht ein wenig zu lang-gezogen, und man merkt durchaus das Alter der Geschichten. Aber trotzdem auch sehr schön geschrieben und wunderbar atmosphärisch-düster. Überhaupt war ich extrem begeistert, dass eine Autorin, schon in den 30-Jahren (!!!) so etwas geschrieben hat. Also richtig gute Dark-Fantasy, die den Namen auch wirklich verdient!
Als Nächstes folgte dann die titelgebende, einzige Jirel-Story im Band: "Der Kuss des schwarzen Gottes". Anfangs noch Low-Fantasy, die mir richtig gut gefiel. Aber nach kurzer Zeit ändert die Geschichte dann recht deutlich ihre Richtung, wieder hin zu einer Art Lovecraft Grusel-Stil, ähnlich wie in den ersten beiden Geschichten. Das ist dann immer noch durchaus gut und lesenswert, aber ein wenig enttäuscht war ich schon, wenn ich ehrlich bin. Aber die Figur - Jirel - hat auf jeden Fall Lust gemacht, auf das nächste Buch von C.L. Moore, welches noch auf mich wartet...

Hier nun, nach dieser dritten Kurzgeschichte, war ich dann jedenfalls fast durchgehend nur noch begeistert, von wirklich so gut wie allen, noch übrigen Geschichten. Und so ähnlich sich die ersten 3 Geschichten noch waren, so extrem verschieden ist dann auch wirklich alles was danach kommt. Von Fantasy in den ältesten aller vergangenen Zeiten, bis hin zu Reisen durch Raum und Zeit, in entfernte Dimensionen, die sich kaum noch in Worte fassen lassen. Wobei sich dann aber auch meist zwei Grundthemen immer wieder finden: Die Liebe einerseits, und das schreckliche Verhängnis, Tod und Verderben, auf der anderen Seite.
... Viel mehr will ich dann aber auch besser gar nicht verraten. Das nimmt beim Typus Kurzgeschichte, ja doch auch immer viel vorweg, vom Lesespaß.
Ja, das Buch ist schon ein wenig älter und speziell einige Ideen in den vorhandenen SciFi-Kurzgeschichten sind heute natürlich nicht mehr ganz "taufrisch". Trotzdem fand ich Vieles wirklich sehr beeindruckend.
Ich hab mich immer wieder gefragt, wie die gute Frau sich Dieses und Jenes nur ausdenken konnte, vor 80-90 Jahren! Die Geschichten sind oft wirklich verblüffend intelligent geschrieben. Vor allem hat mich beeindruckt, wie gut Catherine Moore es schafft, die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer handelnden Figuren darzulegen.
Und noch eine letzte Anmerkung: Bei Moores Fantasy-Geschichten hatte ich dann einige Male sogar den Eindruck, dass sie vielleicht auch als Inspiration für Karl Edward Wagner gedient haben könnten. Zumindest bin ich mir sehr sicher, dass ihm Moores Fantasy-Geschichten gefallen hätten. :prima:
Da hatte ich auch mal was zu verfasst:
Ihr Name ist Jirel. Sie ist die gefürchtete Herrscherin des mythischen Königreiches Joiry. Ihre Abenteuer sind Legende. Erbarmungslos führt sie ihr Schwert gegen die Mächte der ewigen Finsternis.

Catherine Lucille Moore gilt als eine der besten Autorinnen auf dem Gebiet der Sciencefiction und Fantasy.



Die Jirel Geschichten:

Der Kuss des Schwarzen Gottes (Oktober 1934)

Der Schatten des Schwarzen Gottes (Dezember 1934)

Der Turm der Welten (Juli 1935)

Das dunkle Land (Januar 1936)

Das Geheimnis des Sternensteins (November 1937) – mit Henry Kuttner

Hellsgarde (April 1939)



Alle Jirel Geschichten erschienen in dem Magazin Weird Tales.



Inhaltsangabe:

I. Der Kuss des Schwarzen Gottes

Guillaume hat nicht nur Joiry erobert, sondern auch Jirel unterworfen. Sein Kuss unterwirft Jirel aber nicht, sondern treibt sie zur Rache. Sie steigt in die Unterwelt Joirys und sucht eine Waffe, um ihre Rache zu vollenden.



II. Der Schatten des Schwarzen Gottes

Die Fortsetzung von Der Kuss des Schwarzen Gottes. Jirel wird vom Geist Guillaumes heimgesucht, dessen Schicksal noch schlimmer ist als sie es sich in ihren Träumen gewünscht hat. Doch Mitleid treibt sie wieder in die Unterwelt Joirys um Guillaume von seinem Fluch zu befreien



III. Der Turm der Welten

Jirels Hass auf den Hexer Giraud zwingt sie, ihn zu verfolgen. Sie erobert seine Burg, doch von dem Hexer ist nichts zu sehen. Sie findet ein Tor in eine andere Welt und folgt dem verhassten Feind. Jirel begegnet im dunklen Land der Zauberin Jarisme, der Geliebten des Hexers. Um nach Hause zurückkehren zu können, muss sie Jarisme töten und wird unfreiwillig die Handlangerin Girauds.



IV. Das dunkle Land

Von ihrem Sterbebett aus, wird Jirel in ein dunkles Reich entführt. Verantwortlich dafür ist ein mächtiger Magier, der sie zu der Herrscherin an seiner Seite machen will. Jirel ist hilflos, angesichts der Zaubermacht des Magiers. Sie schwört voller Abscheu und Hass, dass sie alles versuchen wird, um nicht seine Gemahlin werden zu müssen.



V. Das Geheimnis des Sternensteins

Der Hexer Franga ist Jirels todbringender Klinge entkommen. Nun ruft er mittels mächtiger Magie zwei Verbündete aus der Zukunft – einen Menschen „Smith“ und einen Venusianer „Yarol“. Die beiden sollen mit ihren Strahlenwaffen Jirel jagen und ihr den Sternenstein – ein mächtiges Artefakt – entreißen.



VI. Hellsgarde

Jirel will ihre Männer aus der Gefangenschaft auslösen – und dazu muss sie die verfluchte Burg Hellsgarde betreten.

Sie tritt gegen einen gewalttätigen Geist und eine Schar „Menschen“ an, die mehr sind , als sie zu sein scheinen – nur um ein magisches Artefakt zu beschaffen .







Bisherige Jirel Veröffentlichungen in Deutschland:



Ullstein 2000 – SF Stories 25 (1973)

Hellsgarde (April 1939)



Terra Fantasy 25 – Jirel, die Amazone (1979)

Der Kuss des Schwarzen Gottes (Oktober 1934)

Der Schatten des Schwarzen Gottes (Dezember 1934)

Der Turm der Welten (Juli 1935)



Terra Fantasy 32 – Schwerter, Schemen und Schamanen

Das dunkle Land (Januar 1936)

Heyne BSF, 77- Shambleau (1982)

Der Kuss des Schwarzen Gottes (Oktober 1934)



Heyne SF & F, 3874 - Der Kuss des schwarzen Gottes (1982)

Der Kuss des Schwarzen Gottes (Oktober 1934)



Ullstein SF, 31160 - Schwerter und Magie (1988)

Hellsgarde (April 1939)



Scherz, 1512 - Die schoensten Fantasy-Stories (1993)

Der Kuss des Schwarzen Gottes (Oktober 1934)



Festa 1102 Dark Fantasy – Jirel, die Amazone (2002)

Der Kuss des Schwarzen Gottes (Oktober 1934)

Der Schatten des Schwarzen Gottes (Dezember 1934)

Der Turm der Welten (Juli 1935)

Das dunkle Land (Januar 1936)

Das Geheimnis des Sternensteins (November 1937) – mit Henry Kuttner

Hellsgarde (April 1939)





Quellen:



Bibliographie deutschsprachiger SF-Stories und Bücher (http://www.chpr.at/)

Festa 1102 Dark Fantasy – Jirel, die Amazone (2002)

Terra Fantasy 32 – Schwerter, Schemen und Schamanen

SF-Personality Sammelband 1: Die vergessenen Science-Fiction-Klassiker (SF Personality 2: Henry Kuttner & C. L. Moore)
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

C. L. Moore hat auch zusammen mit ihrem Mann Henry Kuttner zahlreiche Kurzgeschichten und einen Roman geschrieben. Meist veröffentlichten sie diese unter dem Pseudonym Lewis Padgett. Die berühmte Geschichte "Gar elump war der Pluckerwank" kam auch hier im Kurzgeschichten-Klassiker-Thread sehr gut an.
Ich wollte schon immer mehr von C. L. Moore lesen, habe aber bisher nur noch die Geschichte "Shambleau" geschafft, die als SF beginnt und dann ins Lovecraftsche übergeht.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Wenn Jirel in Band IV schon auf dem Sterbebett lag, es danach aber weitergeht (geplant war offenbar endlos...), ist sie offenkundig genesen... ;)
Kenne keine einzige Geschichte von ihr, aber die Fantasy-Welt hört sich abwechslungsreich und ausgefallen an.
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

@Mammut
Genau diese zuletzt erwähnte Festa-Ausgabe hatte ich mir auch schon zugelegt. Werd ich demnächst auch mal in Angriff nehmen und dann bestimmt berichten, wie es mir gefallen hat.

@Teddy
Ach schau an, zu C. L. Moore hatte ich hier im Forum kaum etwas gefunden. Bin dann gar nicht auf die Idee gekommen, auch mal nach Lewis Padgett zu suchen. "Gar elump war der Pluckerwank" werd ich mal im Hinterkopf behalten.
Interessant auch, dass wohl dieses Jahr die Kurzgeschichte “When the Bough Breaks” von Lewis Padgett für einen Retro-Hugo-Award nominiert war. (Gerade entdeckt, nachdem ich mal kurz hier nach Lewis Padgett gesucht hatte.)
Shambleau ist dann auch im Sammelband "Der Kuss des schwarzen Gottes" gleich die erste, enthaltene Kurzgeschichte. Und wie geschrieben, hat mir diese Geschichte durchaus gefallen, konnte mich aber noch nicht vollständig überzeugen. Aber das Buch steigert sich danach auch nochmal deutlich... Ich würde vielleicht sogar sagen, dass Shambleau sogar noch die (vergleichsweise) schwächste Geschichte im Buch ist, im Nachhinein.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Naut »

Das ist auch folgerichtig, denn Shambleau war C. L. Moores erste Geschichte überhaupt. Sie hat sie als Tippübung geschrieben, nachdem sie sich eine elektromechanische Schreibmaschine gekauft hatte.
Ich habe es immer als eine Art Wunder empfunden, wie gut die allererste Geschichte einer Autorin sein kann. Meine eigene erste Geschichte z.B. war ganz okay, aber meilenweit von Shambleau entfernt. In diesem Licht erscheint mir Moore noch immer als Ausnahmetalent.

Meine Favoriten von ihr:
Der Kuss des schwarzen Gottes
Nie wurde eine solche Frau geboren
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Ja, diese Geschichte mit der Tippübung wird auch im Nachwort erwähnt, in welchem Moore dann auch sehr schön ausführt, woher sie anfangs ihre Ideen genommen hat. Wirklich mal ein sehr lesenswertes Nachwort. :D

Meine Favoriten setzt ich mal in einen Spoiler. Ich will ja keine falschen Erwartungen wecken.
Also, meine Empfehlung ... erst auf den Spoiler klicken, wenn man auch das Buch gelesen hat. :wink:
"Nie wurde eine solche Frau geboren" hat mich dann wohl auch am meisten beeindruckt. Wirklich eine tolle Geschichte.
Außerdem gefielen mir dann auch "Frucht der Erkenntnis", sowie "Größer als die Götter" besonders gut. Wobei letztere Geschichte eigentlich nichts Besonderes ist, aber die Art der Umsetzung fand ich einfach irgendwie recht witzig und gelungen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Seitenweise. Shortest Stories

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Eine Anthologie mit zahlreichen Kürzestgeschichten von je 1-3 Seiten Länge sowie einer Handvoll "normalen" Kurzgeschichten, größtenteils mit Phantastik-Elementen, allesamt von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren. Die (szene-)bekanntesten Namen könnten(?) Christian von Aster, Faye Hell, Luci van Org, Melanie Vogltanz oder Vincent Voss sein.
Einige nette, originelle Ideen sind dabei, die ein solch extremes Format gut zu nutzen wissen, aber - wie immer bei Anthologien - auch eine ganze Reihe Geschichten, die mich nicht wirklich überzeugen konnten. Und wieder einmal stelle ich fest, dass ich gerade die "Stars" der deutschen Horrorszene besonders schwach finde ... aber das ist ein anderes Thema (zumal es in diesem Buch keinesfalls nur um Horror geht).

Am besten gefallen haben mir "Die Lilly geht nach vorne zu dem Mann" von Lucy van Org (sehr gelungene Religionskritik auf zweieinhalb Seiten) und die etwas längere Story "Festivalzombies" von Claudia Rapp (thematisch zwar alles andere als ausgefallen, aber gut geschrieben mit witziger Hintergrund-Idee).
Nun ja - es war ein Spontankauf auf dem letztjährigen BuCon, die Einnahmen kommen einem guten Zweck zugute, es lässt sich flott zwischendurch mal wegschlürfen ... somit bereue ich nicht, es gelesen zu haben.
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Beeblebrox
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Beeblebrox »

Bradbury:

Gesänge des Computers

Kurzgeschichten, wie sie etwas unüblich für Ray Bradbury sind, meine Empfehlung :-)
LG zaph
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Nach inzwischen 4 Monaten habe ich dann doch mal die Lektüre von E. Annie Proulx´ "Aus hartem Holz" beendet. Das liegt nur zum Teil am Buch, hauptsächlich habe ich wegen der Schulung für meinen neuen Job 2 Monate Pause eingelegt. Das Buch selbst entwirft ein großes Panorama der Geschichte des nordamerikanischen Holzfällertums anhand zweier Familien. Die eine namens Duke stammt von einem französischen Holzfäller ab, der im 17. Jahrhundert nach Kanada kommt und den Grundstein für eine der grössten Firmen in der Holzindustrie legt. Die andere stammt ebenfalls von einem mit ihm eingewanderten französischen Holzfäller ab, der eine Mikmaw-Indianerin heiratet und deren Nachkommen später alle als Holzfäller und zuletzt (das Buch endet 2013) als Umweltschützer arbeiten. Vor diesem Hintergrund verarbeitet Proulx Themen wie den Raubtierkapitalismus, Rassismus gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern, Waldvernichtung und den Beginn des modernen Umweltschutzes, wobei sie das Narrativ es edlen Wilden etwas zu unkritisch einsetzt. Das Buch ist ähnlich aufgebaut wie ihr Roman "Das grüne Akkordeon", d.h. es kommen sehr viele Charaktere vor, die Kapitel sind relativ kurz und es ist nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Und obwohl mir "Das grüne Akkordeon" etwas besser gefallen hat, kann ich euch auch dieses Buch nur empfehlen, es ist eine sehr lohnenswerte Lektüre.
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Knochenmann
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Nebenbei gehört:

Needful Things von King

Über das Buch gibts nich viel zu sagen, deswegen nur hier ein paar Randbemerkungen:

- Ich hab die Bücher von King immer falsch eingeordent, was der schreibt ist eigendlich sowas wie Feel-Good-Horror
- King kann nicht abkürzen. Da gibts immer wieder Kapitel die enden, sagen wir mal, mit einen Telefonanruf. Und wir wissen schon wer drann ist, und wir kennen das Gesrpäch schon, und es wäre der _ideale_ Zeitpunkt um mal ein paar Seiten zu sparen, aber NEIN, das nächste Kapitel ist genau deise Telefonanruf im Dialog. Es ist so wie bei "The Stand": alles passiert hier und jetzt.
- Daraus folg auch das das Buch lang ist... der Showdown dauert 12 Stunden im Hörbuch, weil ja jedes Zusammentreffen von jeder Partei mit jeder Partei genau beschrieben werden muss. Der Standoff am ende dauert geschlagene 60 Minuten!
- Das Buch ist ganz Klar der geistige Vorgänger für "Arena", bei Arena haben mit die Protagonisten besser gefallen (obwohl die ja nichts gemacht haben), bei Needful war hingegen das Ende besser.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Wrong »

Ich habe hier auch noch einiges aus der letzten Zeit nachzuholen. In aller Kürze:

Endlich beendet "Der Idiot" von Dostojeskij. Nicht ganz so gut wie "Schuld und Sühne" und "Die Dämonen". Eher ein Kammerspiel auf 700 Seiten. Aber dennoch lohneswert.

"Das Tor" von Basma Abdel Aziz: Ein guter Roman, der mit seinem puristischen Stil und düsterer Dystopie zu gefallen wusste.

"Jenseits des blauen Horizonts (Gateway II)" von Frederik Pohl: hat mir wesentlich besser gefallen als der erste Teil, was mich erstaunt hat, da doch landläufig das Gegenteil zu lesen ist. Hatte mehr sense of wonder und konnte durch Beschreibungen der überdimensionalen Anlagen überzeugen. An manchen Stellen sind die Figuren schlecht gealtert, ähnlich wie bei Heinlein. Aber insgesamt habe ich den Roman gerne gelesen.

Arthur Machen "Der geheime Glanz". Ein toller Roman über das englische Bildungssystem um die Jahrhundertwende. Sprachlich überzeugend und inhaltlich straffer und stringenter als "Die drei Häscher".

"Die Heimat der Astronauten" von Edmond Hamilton. Ein richtiger spannender Roman über die zukünftigen politischen Verflechtungen in unserem Universum. Helden, die in brenzligen Situationen immer das Richtige tun und sich dabei noch einen Drink genehmigen. :lol:
Dennoch ein lesenswerter Abenteuerroman, der am Ende ein klein wenig pathetisch daher kommt. Richtig guter Pulpstoff!
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Wrong hat geschrieben: 31. Juli 2020 11:17

"Jenseits des blauen Horizonts (Gateway II)" von Frederik Pohl: hat mir wesentlich besser gefallen als der erste Teil, was mich erstaunt hat, da doch landläufig das Gegenteil zu lesen ist. Hatte mehr sense of wonder und konnte durch Beschreibungen der überdimensionalen Anlagen überzeugen.
Das ging mir auch so, ich fand Teil 1 am schwächsten
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Wrong »

heino hat geschrieben: 1. August 2020 21:58
Wrong hat geschrieben: 31. Juli 2020 11:17

"Jenseits des blauen Horizonts (Gateway II)" von Frederik Pohl: hat mir wesentlich besser gefallen als der erste Teil, was mich erstaunt hat, da doch landläufig das Gegenteil zu lesen ist. Hatte mehr sense of wonder und konnte durch Beschreibungen der überdimensionalen Anlagen überzeugen.
Das ging mir auch so, ich fand Teil 1 am schwächsten
Wie ist denn der dritte Teil? Beim Blättern ist mir aufgefallen, dass wieder die gesonderten Beiträge in Kästchenform vorkommen, die im zweiten Teil ja fehlen. Ich habe sie nicht vermisst. Meistens traf Pohl mit seinen Andeutungen nicht immer meinen Humor.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Für mich ist der etwas besser als Teil 1, kommt aber nicht an Teil 2 ran. Aber ich habe die Lektüre nicht bereut, die Trilogie hat mich gut unterhalten.
Lese zur Zeit:

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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Gar nicht gut unterhalten hat mich dagegen "Inspector Jury Gerät unter Verdacht" von Martha Grimes. Langweilig, schlecht konstruiert, mit hanebüchener Auflösung und am Ende wird auch noch Selbstjustiz glorifiziert. Das war mein erstes und auch letztes Buch von der Frau.
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