
In diesem Roman geht es um die letzten Wochen vorm sicheren Weltuntergang (durch Kometeneinschlag). Es ist ein Jugendbuch mit mehr oder weniger gelungenen Protagonisten und einigen originellen Gedanken zum ansonsten ja nicht soooo neuen Thema. Viele Punkte wirken aber leider komplett unrealistisch - so z.B. die Tatsache, dass Supermärkte, Stromversorgung, Internet etc. bis zuletzt tadellos funktionieren - aber Strandberg geht es hier ganz offensichtlich in erster Linie um die Personen. Genauer: um ihre auch im Angesicht des Untergangs immer noch sehr jugendlich-pubertäten Probleme und um zahlreiche melancholisch-interessante Gedanken.
Das gelingt zwar stellenweise gar nicht schlecht, einen glaubhaften Blick auf eine solche Extremsituation bietet der Roman allerdings nicht.
Für Jugendliche wahrscheinlich ganz okay, für alternde Berufsjugendliche wie mich eher mittelmäßig.
Margaret Atwood - Die Zeuginnen

Ich halte "Der Report der Magd" für ein Meisterwerk, deshalb hatte ich etwas Angst vor dieser 35 Jahre später entstandenen Fortsetzung. Zum Glück unbegründet.
Es ist ein extrem gelungener zweiter Teil, insbesondere deshalb, weil es eben keine unmittelbar anknüpfende Fortführung der Handlung ist, sondern stattdessen eine neue, andere Geschichte aus derselben Welt erzählt.
Natürlich existieren Verknüpfungen, Bezugspunkte und Querverbindungen zum Vorgänger und es gibt auch die eine oder andere Antwort auf offen gebliebene Fragen. Diese Story setzt jedoch andere Schwerpunkte und fällt dabei insgesamt zugleich temporeicher und eindeutig "thrillermäßiger" aus.
Vor allem aber: es werden ganz neue Perspektiven eingenommen. Und genau durch diese verschiedenen Blickwinkel wird das ganze Konstrukt 'Gilead' verständlicher. Die Art und Weise, wie solch ein totalitärer Staat funktionieren kann und mit welch perfiden Mitteln Macht und Unterdrückung aufrecht erhalten und perfektioniert werden, sind hier nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt.
Selten hat mich ein zweiter Teil so überzeugt.