Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
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Pogopuschel
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Ich habe den Roman ganz anders wahrgenommen. Fand die beiden Zeitebenen am Ende geschickt zueinander geführt.
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Teddy hat geschrieben: 10. November 2020 16:27Normalerweise kann man den Sieger des Arthur C. Clarke-Award blind kaufen und bekommt einen außergewöhnlichen Roman. Habt ihr eine Vorstellung, warum die Jury den Roman ausgewählt hat, obwohl er diese offensichtlichen Schwächen hat?
Ich habe da bisher auch fast nur gute Erfahrungen gemacht. Und ja - außergewöhnlich ist dieser Roman ja durchaus auch. Da werden viele verschiedene Elemente zusammengewürfelt, das fand ich schon mal gut. Der Schreibstil ist auch okay, recht locker und teilweise humorvoll.
Aber die Handlung war mir einfach zu ... langweilig? Konfus? Beliebig? Schwer nachvollziehbar? Irgendwas dazwischen halt.

Pogopuschel hat geschrieben: 10. November 2020 17:39 Ich habe den Roman ganz anders wahrgenommen. Fand die beiden Zeitebenen am Ende geschickt zueinander geführt.
Mir hat sich überhaupt nicht erschlossen, wofür diese Zeitsprünge gut sein sollten. Sowas kann man ja als Stilmittel ruhig einsetzen, aber hier habe ich es als klaren Nachteil empfunden. Hat mich ständig rausgerissen und ziemlich genervt.
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

J.G. Ballard: "Paradiese der Sonne"
(auch bekannt als "Karneval der Alligatoren")

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Tja, ich weiß nicht so recht.
Zuerst: Interessantes Setting, plastisch beschriebene Welt. Macht Spaß, sich darauf einzulassen.
Dann: Ausrichtung der Handlung und Motivation der Figuren waren mir teilweise zu unklar. Psychologisch-philosophische Exkurse, mit denen ich nicht immer viel anfangen konnte. Zudem sehr umständliche, weitschweifige Sprache sowie ermüdend lange Beschreibungen. Auch einige Formulierungen oder Klischees würde man heute so nicht mehr verwenden (und auch nicht mehr lesen wollen). Ist halt schon 6 Jahrzehnte alt.
Gegen Ende: Stimmung und Atmosphäre sind schon ziemlich gelungen. Also doch irgendwie nicht schlecht, das Ganze.

Fazit daher: Durchwachsen. Hatte seinen Reiz, war aber sicher kein Highlight.
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ballard gehört zu den Autoren, von denen ich immer schon mal ein Buch lesen wollte, es aber nie getan habe. (Ich glaube zwei, drei Kurzgeschichten hab ich mal gelesen.) So stehen Die tausend Träume von Stellavista und Karneval der Alligatoren seit Jahren auf meiner Leseliste und auch andere Romane wie Crash oder Kristallwelt klingen verlockend.
Vielleicht fehlt die mir mal eine überragende Kritik. Gibt es hier jemanden, der irgendein Werk von Ballard in den höchsten Tönen preisen kann?
Ansonsten könnte in der nächsten Challenge vielleicht die Kategorie "Ein Buch von J. G. Ballard" auftauchen. Das würde auch helfen. :wink:
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Also ich kann nur sagen, Gerald hat "Kristallwelt" heute geschmissen. Ich kann mit Ballard ebenso nix anfangen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Teddy hat geschrieben: 22. November 2020 18:36 Ballard gehört zu den Autoren, von denen ich immer schon mal ein Buch lesen wollte, es aber nie getan habe. (Ich glaube zwei, drei Kurzgeschichten hab ich mal gelesen.) So stehen Die tausend Träume von Stellavista und Karneval der Alligatoren seit Jahren auf meiner Leseliste und auch andere Romane wie Crash oder Kristallwelt klingen verlockend.
Vielleicht fehlt die mir mal eine überragende Kritik. Gibt es hier jemanden, der irgendein Werk von Ballard in den höchsten Tönen preisen kann?
Ansonsten könnte in der nächsten Challenge vielleicht die Kategorie "Ein Buch von J. G. Ballard" auftauchen. Das würde auch helfen. :wink:
Seine Kurzgeschichten geben mir nichts, aber "Crash" und "Betoninsel" fand ich wirklich gut.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ballard schreibt so, wie Wim Wenders dreht: seine Helden lassen sich treiben. Das ist mir in „Hochhaus“ besonders aufgefallen: Beschreibung und Beobachtung sind gut, man erlebt die Welt von einem exklusiven Logenplatz aus (das ist beim „Hochhaus“ sozusagen Programm...), aber man wird nicht mitgenommen. Unter anderem quillt die Melancholie, gerade bei den „Alligatoren“ und den anderen Element-Büchern, aus der Geschichte heraus, es ist furchtbar hoffnungs- und ziellos. Seine Helden sind immer Reagierende, die sich kaum auflehnen. Die altbackene Sprache tut ein übriges. Ansonsten mag ich seine Themen schon, aber wie das obige Buchcover zeigt (überwucherte Ruinen), könnte dies ebenso „Karneval der Alligatoren“ sein - das Bild passte genauso gut.
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Badabumm hat geschrieben: 22. November 2020 21:20 wie das obige Buchcover zeigt (überwucherte Ruinen), könnte dies ebenso „Karneval der Alligatoren“ sein - das Bild passte genauso gut.
Ist es.
Ender hat geschrieben: 22. November 2020 13:46 J.G. Ballard: "Paradiese der Sonne"
(auch bekannt als "Karneval der Alligatoren")
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Vielen Dank.
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

heino hat geschrieben: 22. November 2020 19:45 Seine Kurzgeschichten geben mir nichts, aber "Crash" und "Betoninsel" fand ich wirklich gut.
Habe mal auf der Leseliste den Karneval durch Crash ersetzt.
In den letzten Jahren sind ja viele Ballard-Romane bei Diaphanes neu aufgelegt wurden. So weilt ich das sehe aber nicht in neuer Übersetzung.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Teddy hat geschrieben: 22. November 2020 18:36 Ballard gehört zu den Autoren, von denen ich immer schon mal ein Buch lesen wollte, es aber nie getan habe. (Ich glaube zwei, drei Kurzgeschichten hab ich mal gelesen.) So stehen Die tausend Träume von Stellavista und Karneval der Alligatoren seit Jahren auf meiner Leseliste und auch andere Romane wie Crash oder Kristallwelt klingen verlockend.
Vielleicht fehlt die mir mal eine überragende Kritik. Gibt es hier jemanden, der irgendein Werk von Ballard in den höchsten Tönen preisen kann?
Ansonsten könnte in der nächsten Challenge vielleicht die Kategorie "Ein Buch von J. G. Ballard" auftauchen. Das würde auch helfen. :wink:
Ich habe alles, wirklich alles von ihm gelesen und lese ihn immer wieder!

J.G. Ballard ist - meines Erachtens - innerhalb der SF einer der ganz großen Literaten. Aber bevor ich komplett ins Schwärmen abtauche (die Liaison dauert schon 35 Jahre an), versuche es mit "Der finale Strand" = "Terminal Beach". Vermutlich seine berühmteste Kurzgeschichte. Entweder springt der Funke nach der Lektüre über oder Du schwörst ihm dauerhaft ab. Also auch ein "finaler Lackmustest" :D
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Stefan »

Nicht alles von Ballard ist so richtig vorteilhaft gealtert, wie ich kürzlich bei der Lektüre von "Traum GmbH" festgestellt habe. Die urban disaster trilogy z. B. sollte aber auch heute noch gut zu lesen sein. Die Erzählungen sowieso, deren Stimmungsbilder bleiben. Und "Atrocity Exhibition". Schwer zu lesen, aber es lohnt sich.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Lichtspruch-an-TRAV »

Stefan hat geschrieben: 23. November 2020 10:09 Nicht alles von Ballard ist so richtig vorteilhaft gealtert, wie ich kürzlich bei der Lektüre von "Traum GmbH" festgestellt habe.
Natürlich gibt es in seinem - äußerst umfassenden - Werk Höhen und Tiefen. Mir geht es z.B. so mit "Hallo Amerika". Da habe ich mir das Wiederlesen schlicht gespart...

Ab den 90'ern hat Ballard sehr viel Autobiographisches verfasst. Weitgehend ohne SF - Elemente, aber hochinteressant. Ich habe mich auf keiner einzigen Seite gelangweilt :prima:
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Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

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Lichtspruch-an-TRAV hat geschrieben: 23. November 2020 09:31 versuche es mit "Der finale Strand" = "Terminal Beach". Vermutlich seine berühmteste Kurzgeschichte. Entweder springt der Funke nach der Lektüre über oder Du schwörst ihm dauerhaft ab. Also auch ein "finaler Lackmustest" :D
Ah, die Geschichte habe ich sogar da. In "Science Fiction Anthologie, Band 5: Die Sechziger Jahre I", herausgegeben von H.J. Alpers und Werner Fuchs, heißt sie "Endstation Strand".
Schaue ich mir bald nochmal an.
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Teddy
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ender hat geschrieben: 23. November 2020 10:40
Lichtspruch-an-TRAV hat geschrieben: 23. November 2020 09:31 versuche es mit "Der finale Strand" = "Terminal Beach". Vermutlich seine berühmteste Kurzgeschichte. Entweder springt der Funke nach der Lektüre über oder Du schwörst ihm dauerhaft ab. Also auch ein "finaler Lackmustest" :D
Ah, die Geschichte habe ich sogar da. In "Science Fiction Anthologie, Band 5: Die Sechziger Jahre I", herausgegeben von H.J. Alpers und Werner Fuchs, heißt sie "Endstation Strand".
Schaue ich mir bald nochmal an.
Die Ausgabe habe ich auch. Alpers und Fuchs loben Ballard darin in den höchsten Tönen (ganz so, wie ich das oben gefordert habe): "J. G. Ballard [...] ist für uns der beste Kurzgeschichtenautor, den die Science Fiction hervorgebracht hat." Da werde ich mir "Terminal Beach" doch gleich mal zu Gemüte führen.
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