Der "Liest zur Zeit" Thread
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich habe im Island-Urlaub Neil Gaimans „Nordische Mythen und Sagen“ gelesen. Wer wissen will, wie Odin, Thor und Loki ursprünglich waren, der ist mit Gaimans Nacherzählung des nordischen Göttermythos, bzw. des wenigen, was uns davon überliefert wurde, sehr gut bedient. Das Buch ist ein schlankes Buch. Vor isländischer Landschaft machte die Lektüre natürlich besonders Spaß!
- Ender
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Isländische Landschaft war mir dabei zwar nicht vergönnt, aber das Buch habe ich auch vor einigen Monaten gelesen und schließe mich der Empfehlung an.
Ich fand's v.a. deshalb interessant, weil man vieles davon ja irgendwie schon mal gehört und ne ungefähre Vorstellung hat, aber doch meistens nichts Genaues weiß. Macht Spaß, darüber mehr zu lesen, zudem wenn es so schön locker geschrieben ist.
Ich fand's v.a. deshalb interessant, weil man vieles davon ja irgendwie schon mal gehört und ne ungefähre Vorstellung hat, aber doch meistens nichts Genaues weiß. Macht Spaß, darüber mehr zu lesen, zudem wenn es so schön locker geschrieben ist.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Agustina Bazterrica - Wie die Schweine
Eine Welt, in der alle(?) Tiere von einem für Menschen tödlichen Virus befallen wurden, so dass jeglicher Verzehr von Fleisch unmöglich geworden ist. Es sei denn ... man steigt auf Menschen um! Und genau so kommt es, die Gier und der Hunger nach Fleisch sind größer als alle Skrupel. Außerdem gilt es ja einen riesigen Industriezweig am Leben zu halten. (Vielleicht ist das Ganze sowieso nur alles Regierungspropaganda?)
Also werden ganz gezielt Menschen gezüchtet, die nicht als solche angesehen sondern gemästet und wie Vieh gehalten werden und ausschließlich als Nahrung dienen. Die Hauptfigur des Buches arbeitet in einem Schlachthof - gelernt hatte er einst noch, Tiere zu töten, doch mittlerweile werden dort eben Menschen gehalten und geschlachtet.
Die Idee hinter dem Roman ist klar: indem alle Grausam- und Ekelhaftigkeiten des exzessiven Fleischkonsums und der daraus folgenden Massentierhaltung auf den Menschen als "Opfer" übertragen werden, soll Kritik geübt und zum Überdenken unserer Gewohnheiten und Lebensweise angeregt werden. Und die Geschichte spart dabei auch wahrlich nicht mit Details - jeder einzelne Schritt von kompletter Entrechtung über Haltung, Transport und Schlachtung, über Jagd als Sportveranstaltung bis hin zu Tier- bzw. hier: Menschenversuchen wird haarklein dargestellt. Sprich: Es wird eklig.
Das soll schockieren, und das tut es natürlich auch!
Aber trotzdem: Die geplante Wirkung wollte sich bei mir nicht so recht einstellen. Das lag v.a. daran, dass das ganze Szenario nicht wirklich glaubhaft beschrieben wird. Weder kann es eine Welt ohne Tiere realistischerweise geben, noch ist - bei allem Pessimismus und negativem Menschenbild - vorstellbar, dass innerhalb kürzester Zeit und ohne nennenswerten Widerstand der größte Teil der Menschheit zu Kannibalen wird. Somit funktioniert die ganze hier beschriebene Welt von vorne bis hinten nicht. Die eigentliche Handlung des Romans hätte außerdem locker auf drei Seiten gepasst. Die Autorin beschränkt sich mehr oder weniger nur auf das bloße Abhaken von allen möglichen Punkten, die die (zweifellos vorhandenen!) furchtbaren Zustände möglichst drastisch aufzeigen sollen.
Dass es unangenehm zu lesen wird, war aufgrund des Themas ja von vorneherein klar. Aber um auch als Geschichte halbwegs zu funktionieren, war mir das dann doch alles viel zu dünn. Das Ende ist übrigens auch Mist. Es wurde nur wegen der dramatischen Wirkung so geschrieben, passt aber absolut nicht zu allem, was vorher war. Einfach nur ein Knalleffekt, aber leider ein sinnloser.
Nee, das war nix.
Eine Welt, in der alle(?) Tiere von einem für Menschen tödlichen Virus befallen wurden, so dass jeglicher Verzehr von Fleisch unmöglich geworden ist. Es sei denn ... man steigt auf Menschen um! Und genau so kommt es, die Gier und der Hunger nach Fleisch sind größer als alle Skrupel. Außerdem gilt es ja einen riesigen Industriezweig am Leben zu halten. (Vielleicht ist das Ganze sowieso nur alles Regierungspropaganda?)
Also werden ganz gezielt Menschen gezüchtet, die nicht als solche angesehen sondern gemästet und wie Vieh gehalten werden und ausschließlich als Nahrung dienen. Die Hauptfigur des Buches arbeitet in einem Schlachthof - gelernt hatte er einst noch, Tiere zu töten, doch mittlerweile werden dort eben Menschen gehalten und geschlachtet.
Die Idee hinter dem Roman ist klar: indem alle Grausam- und Ekelhaftigkeiten des exzessiven Fleischkonsums und der daraus folgenden Massentierhaltung auf den Menschen als "Opfer" übertragen werden, soll Kritik geübt und zum Überdenken unserer Gewohnheiten und Lebensweise angeregt werden. Und die Geschichte spart dabei auch wahrlich nicht mit Details - jeder einzelne Schritt von kompletter Entrechtung über Haltung, Transport und Schlachtung, über Jagd als Sportveranstaltung bis hin zu Tier- bzw. hier: Menschenversuchen wird haarklein dargestellt. Sprich: Es wird eklig.
Das soll schockieren, und das tut es natürlich auch!
Aber trotzdem: Die geplante Wirkung wollte sich bei mir nicht so recht einstellen. Das lag v.a. daran, dass das ganze Szenario nicht wirklich glaubhaft beschrieben wird. Weder kann es eine Welt ohne Tiere realistischerweise geben, noch ist - bei allem Pessimismus und negativem Menschenbild - vorstellbar, dass innerhalb kürzester Zeit und ohne nennenswerten Widerstand der größte Teil der Menschheit zu Kannibalen wird. Somit funktioniert die ganze hier beschriebene Welt von vorne bis hinten nicht. Die eigentliche Handlung des Romans hätte außerdem locker auf drei Seiten gepasst. Die Autorin beschränkt sich mehr oder weniger nur auf das bloße Abhaken von allen möglichen Punkten, die die (zweifellos vorhandenen!) furchtbaren Zustände möglichst drastisch aufzeigen sollen.
Dass es unangenehm zu lesen wird, war aufgrund des Themas ja von vorneherein klar. Aber um auch als Geschichte halbwegs zu funktionieren, war mir das dann doch alles viel zu dünn. Das Ende ist übrigens auch Mist. Es wurde nur wegen der dramatischen Wirkung so geschrieben, passt aber absolut nicht zu allem, was vorher war. Einfach nur ein Knalleffekt, aber leider ein sinnloser.
Nee, das war nix.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich habe den Roman nicht gelesen, da ich genau das befürchtet habe, was du hier beschreibst. In diesem Sinne vielen Dank für deine Rezension. Jetzt bin ich aber doch neugierig auf den Knalleffekt. Könntest du den den in Spoiler-Tags verraten?
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Na ja, das Thema ist ja nicht neu, siehe Soylent Green, und ich hab's auch schon in SF-Anthos mit der einen oder anderen Thematik vor langer Zeit gelesen. Ich weiß auch gar nicht, was damit bewirkt werden soll, außer mit der veganen Keule um sich zu hauen. Dieses geschilderte Szenario klingt völlig absurd und ist absolut unrealistisch.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Das Thema hatten wir ja auch gerade im "Fernes Licht"-Lesezirkel bei der KG "Im Stall". Die fand ich aber noch schlimmer, wegen des sich daran aufgeilenden Protagonisten.
Dieser Roman hier ist dagegen schon etwas klarer positioniert und ... nun ja ... "angemessener" in der Aussage. Aber letztlich eben doch nur gut gemeint, und nicht gut.
Dieser Roman hier ist dagegen schon etwas klarer positioniert und ... nun ja ... "angemessener" in der Aussage. Aber letztlich eben doch nur gut gemeint, und nicht gut.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Hörtip: "Mythos" von Stephen Fry.Doop hat geschrieben: ↑20. September 2021 18:27 Ich habe im Island-Urlaub Neil Gaimans „Nordische Mythen und Sagen“ gelesen. Wer wissen will, wie Odin, Thor und Loki ursprünglich waren, der ist mit Gaimans Nacherzählung des nordischen Göttermythos, bzw. des wenigen, was uns davon überliefert wurde, sehr gut bedient. Das Buch ist ein schlankes Buch. Vor isländischer Landschaft machte die Lektüre natürlich besonders Spaß!
Da macht er das, was Gaiman mit den Nordischen Sagen gemacht hat, nur besser. Vor allem als Hörbuch ein Hochgenuss der seinesgleichen sucht.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Gelesen:
Die Erst österreischiche Shakespeare Kampfgesellschft!
Das wird super.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Gaiman erzählt die nordischen Mythen wohl ziemlich genau nach, mit moderner Sprache, aber ohne irgendwelchen eigenen Humor - genau das, was ich zu dem Zeipunkt lesen wollte.Knochenmann hat geschrieben: ↑24. September 2021 11:11Hörtip: "Mythos" von Stephen Fry.Doop hat geschrieben: ↑20. September 2021 18:27 Ich habe im Island-Urlaub Neil Gaimans „Nordische Mythen und Sagen“ gelesen. Wer wissen will, wie Odin, Thor und Loki ursprünglich waren, der ist mit Gaimans Nacherzählung des nordischen Göttermythos, bzw. des wenigen, was uns davon überliefert wurde, sehr gut bedient. Das Buch ist ein schlankes Buch. Vor isländischer Landschaft machte die Lektüre natürlich besonders Spaß!
Da macht er das, was Gaiman mit den Nordischen Sagen gemacht hat, nur besser. Vor allem als Hörbuch ein Hochgenuss der seinesgleichen sucht.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Pah, in der Elfenzeit tun wir das auch. Nur eben auf unsere Weise * grins *
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
"Mortal Engines" von Philipp Reeve war nette, temporeiche Unterhaltung mit Steampunk-Touch, aber ohne jeglichen Tiefgang. Perfekte Bahnlektüre, aber mehr brauche ich davon dann auch nicht.
Lese zur Zeit:
Annika Brockschmidt - Amerikas Gotteskrieger
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ich bin gar nicht mehr auf dem Laufenden!
Also, als Erstes hatte ich beendet:
Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne
Ich muss zugeben, ich habe nicht immer durchgeblickt. Obwohl so manches recht spät erklärt wird, hab ich keine Vorstellung, wie die menschliche Gesellschaft in dieser Zukunft strukturiert ist, was die vielen Fachtermini zu bedeuten haben und so. Dadurch, dass wir die Geschichte aus Klaras Sicht - der Roboterfrau - erleben, ist und bleibt es fremd. Es ist eben ihre Sicht der Dinge, die sich mir nicht immer erschließt, im Sinne von: ich kapier's nicht. Vor allem
Abgesehen davon ist es ein grandioses Buch, keine leichte Kost, obwohl eigentlich leicht geschrieben.
Oscar de Muriel, Ein Fall für Frey und McGray 1 und 2.
Mit Die Schatten von Edinburgh gibt der Autor sein Debut, und das ist durchaus vergnüglich zu lesen. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wird der aristokratisch-blasierte, weinerliche Ich-Erzähler nach Edinburgh strafversetzt und dem exzentrischen, gern mit den Fäusten austeilenden McGray zugeteilt, der praktisch Mulders Arbeit macht (und Frey ist Scully) und auch ein genauso schönes Büro hat. Die Sache mit den Geigen und wie man dem Mörder auf die Spur kommt ist spannend und macht Spaß.
Der zweite Band Der Fluch von Pendle Hill schließt dann wenige Wochen später an und spielt überhaupt nicht in Schottland, sondern in Lancaster. Hier geht es auch nicht um einen zu lösenden Fall, sondern die beiden jagen wie Mulder und Scully und nicht wie Holmes und Watson einem aus der Irrenanstalt flüchtigen Mörder hinterher, es gibt jede Menge emotionale und persönliche Verwicklungen, und es geht überhaupt nur um Hexen. Die beiden Kriminalisten verblöden einem unter der Hand, Ich-Erzähler Frey ist noch weinerlicher und kriegt wirklich absolut gar nichts auf die Reihe und McGray prügelt sich durch die Gegend (auch seinen Partner). Wie die beiden jemals Polizisten werden konnten, ist hier wirklich fraglich, sie stellen sich grottendämlich an und stolpern und prügeln sich wie Pubertierende durch die Gegend, ohne irgendwas zu ermitteln. Ich hab bis zum Schluss durchgehalten, aber das war verschwendete Lebenszeit. Damit bin ich auch schon wieder durch mit dem auch auf deutschem Boden Bestsellerautor.
Grad hab ich angefangen den Megaschinken von Susanna Clarke, Mr. Norell etc, ihr wisst schon. Ihr Debüt-Bestseller, Preisgewinner und so, über 1000 Seiten. Na, ob ich das Buch schaffe, weiß ich nicht. Die ersten paar Seiten waren ganz nett, aber als die beiden Zauberer zu Besuch bei Norell sind, wird endlos geschwafelt und die Fußnoten (sowas nervt mich sowieso tierisch und lese ich gar nicht) sind teilweise eine halbe Druckseite lang und haben damit mehr Umfang als der eigentliche Text, das zieht sich und zieht sich und zieht sich. Schöne Erzählung hin oder her, und ich muss auch nicht unbedingt actionreiches Tempo haben, aber wenn die einfach nur rumlabern und über die Zauberei schwadronieren langweilt mich das. Bis jetzt also sehr zäh. Ich werde mich noch bis Seite 100 oder 150 durchkämpfen, aber wenn das so bleibt, war's das. Ich habe ja die Serie gesehen und die hat mir gefallen.
Also, als Erstes hatte ich beendet:
Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne
Ich muss zugeben, ich habe nicht immer durchgeblickt. Obwohl so manches recht spät erklärt wird, hab ich keine Vorstellung, wie die menschliche Gesellschaft in dieser Zukunft strukturiert ist, was die vielen Fachtermini zu bedeuten haben und so. Dadurch, dass wir die Geschichte aus Klaras Sicht - der Roboterfrau - erleben, ist und bleibt es fremd. Es ist eben ihre Sicht der Dinge, die sich mir nicht immer erschließt, im Sinne von: ich kapier's nicht. Vor allem
ist für mich nicht nachvollziehbar.
Abgesehen davon ist es ein grandioses Buch, keine leichte Kost, obwohl eigentlich leicht geschrieben.
Oscar de Muriel, Ein Fall für Frey und McGray 1 und 2.
Mit Die Schatten von Edinburgh gibt der Autor sein Debut, und das ist durchaus vergnüglich zu lesen. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wird der aristokratisch-blasierte, weinerliche Ich-Erzähler nach Edinburgh strafversetzt und dem exzentrischen, gern mit den Fäusten austeilenden McGray zugeteilt, der praktisch Mulders Arbeit macht (und Frey ist Scully) und auch ein genauso schönes Büro hat. Die Sache mit den Geigen und wie man dem Mörder auf die Spur kommt ist spannend und macht Spaß.
Der zweite Band Der Fluch von Pendle Hill schließt dann wenige Wochen später an und spielt überhaupt nicht in Schottland, sondern in Lancaster. Hier geht es auch nicht um einen zu lösenden Fall, sondern die beiden jagen wie Mulder und Scully und nicht wie Holmes und Watson einem aus der Irrenanstalt flüchtigen Mörder hinterher, es gibt jede Menge emotionale und persönliche Verwicklungen, und es geht überhaupt nur um Hexen. Die beiden Kriminalisten verblöden einem unter der Hand, Ich-Erzähler Frey ist noch weinerlicher und kriegt wirklich absolut gar nichts auf die Reihe und McGray prügelt sich durch die Gegend (auch seinen Partner). Wie die beiden jemals Polizisten werden konnten, ist hier wirklich fraglich, sie stellen sich grottendämlich an und stolpern und prügeln sich wie Pubertierende durch die Gegend, ohne irgendwas zu ermitteln. Ich hab bis zum Schluss durchgehalten, aber das war verschwendete Lebenszeit. Damit bin ich auch schon wieder durch mit dem auch auf deutschem Boden Bestsellerautor.
Grad hab ich angefangen den Megaschinken von Susanna Clarke, Mr. Norell etc, ihr wisst schon. Ihr Debüt-Bestseller, Preisgewinner und so, über 1000 Seiten. Na, ob ich das Buch schaffe, weiß ich nicht. Die ersten paar Seiten waren ganz nett, aber als die beiden Zauberer zu Besuch bei Norell sind, wird endlos geschwafelt und die Fußnoten (sowas nervt mich sowieso tierisch und lese ich gar nicht) sind teilweise eine halbe Druckseite lang und haben damit mehr Umfang als der eigentliche Text, das zieht sich und zieht sich und zieht sich. Schöne Erzählung hin oder her, und ich muss auch nicht unbedingt actionreiches Tempo haben, aber wenn die einfach nur rumlabern und über die Zauberei schwadronieren langweilt mich das. Bis jetzt also sehr zäh. Ich werde mich noch bis Seite 100 oder 150 durchkämpfen, aber wenn das so bleibt, war's das. Ich habe ja die Serie gesehen und die hat mir gefallen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Das Buch wird besser, Uschi. Aber die Fußnoten, die ja auch für die Handlung komplett unnötig sind, fand Ich auch nervig und störend. Lass die einfach links liegen, dann kommst du besser in den Lesefluss:-)
Lese zur Zeit:
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread
Ein pralles, überschwengliches Sittenbild des Paris von 1840.
Erzählt wird die Geschichte des 20jährigen Frédéric, welcher zum Zweck eines eher halbherzigen Jurastudiums von der Provinz nach Paris kommt und hier den Kunsthändler Arnoux kennenlernt und sich in dessen gut 10 Jahre ältere Frau verliebt.
Frédéric verliert sich in dieser romantischen Liebe, die sich eigentlich nur in seinem Kopf abspielt.
Arnoux führt ihn in diese Halbwelt voller Idealisten, Mätressen, Bankiers, Künstlern und selbsternannten Revolutionären ein.
Eine Erbschaft lässt ihn unversehens attraktiv für die Spekulanten, Parasiten und verantwortungslosen Träumer werden.
Selbst zu jung, naiv und unerfahren gerät der junge Held immer tiefer in einen psychologischen Strudel von Verführung, Ausnutzung und eigenen Träumereien.
Gesellschaftsgeschichte und Liebesgeschichte, vielfältig, böse, melancholisch. Die "Éducation sentimentale" wurde nach "Madame Bovary" Flauberts zweites Meisterwerk.
Hier findet man alles, was den Wert der Klassiker ausmacht.
Es ist schon erstaunlich wie aktuell vieles von dem wirkt, was inzwischen gut 180 Jahre in der Vergangenheit liegt; vor allem aber wird deutlich: der Mensch hat sich nicht wirklich viel verändert!
Große Leseempfehlung