Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
Max Sinister
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Max Sinister »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 17. August 2022 08:19 Ich finde auch, dass Murakami extrem geschwätzig und schwafelig geworden ist. Ich bin mit ihm durch. Tristes kann ich aktuell sowieso nicht brauchen, was in der Welt gerade los ist, ist trist genug.
Kenne einen großen Fan von ihm, hab daher auch in das eine oder andere Buch von ihm reingeschaut - aber richtig gepackt hat er mich nie. Magischer Realismus war sowieso nie mein Ding. Was soll das überhaupt? Die Realität ist nicht magisch, und Magie nicht real.

Aber wenn du mal ein Buch mit einer Hauptfigur lesen willst, die eine besondere "Lesen"-Fähigkeit hat - probier doch mal die Spiegelreisenden-Quadrologie von Christelle Dabos. Junge französische Autorin. Schöne Fantasy, die alles andere als ein Tolkien-Abklatsch ist. Große Leistung.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Max Sinister hat geschrieben: 24. August 2022 05:39 Kenne einen großen Fan von ihm, hab daher auch in das eine oder andere Buch von ihm reingeschaut - aber richtig gepackt hat er mich nie. Magischer Realismus war sowieso nie mein Ding. Was soll das überhaupt? Die Realität ist nicht magisch, und Magie nicht real.
Naja, das ist halt ein Etikett, dass ihm angehängt wurde, weil er kein bestimmtes Genre bedient. Viele seiner Bücher verarbeiten Einflüsse der japanischen Mystik, ohne dabei in Fantasy abzugleiten (z.B. Wilde Schafsjagd), aber ebenso viele sind einfach nur sehr ruhige Geschichten um Charaktere auf Sinnsuche wie z.B. Naokos Lächeln
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Mir ist magischer Realismus am liebsten. Klassische Fantasy lese ich nicht und Mehrteiler schon gar nicht.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Dmitry Glukhovsky - Outpost. Der Posten

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Endzeitgeschichte, die mehr und mehr in Richtung Horror kippt. Okay geschrieben, aber erschreckend viele Druck-, Tipp- und Setzfehler. Das Setting mit der unüberwindbaren Brücke ist zwar interessant, sollte aber hinsichtlich der Logik lieber nicht ZU streng hinterfragt werden. Grundidee und Handlung sind in Ordnung, ohne bahnbrechend originell zu sein. Später wird es dann ziemlich blutrünstig. Die Figuren und ihre Interaktionen sind (bis auf einzelne Ausnahmen) auch irgendwie okay, aber mehr auch nicht. Ich habe insgesamt am Roman wenig konkret zu kritisieren, aber so richtig neu, toll, spannend, raffiniert ist das alles nicht. Eine Fortsetzung ist schon angekündigt, trotzdem könnte dieses Buch als einigermaßen abgeschlossen durchgehen, wenn auch mit etwas offenem Ende. Teil 2 im nächsten Jahr aber wohl doch eher ohne mich.



Christian Cantrell - Der Zeitindex

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Zunächst ein in der nahen Zukunft angesiedelter Thriller, in dem es um die Jagd auf einen weltweit tätigen Serienmörder geht. Später kommen aber noch weitere Aspekte hinzu und es wird eine mehr und mehr SF-lastige Geschichte, in der - siehe Titel - auch gewisse Raum-/Zeitverwerfungen eine Rolle spielen, allerdings ohne dass es eine klassische Zeitreisegeschichte wird.
Sehr gemächlich und detailliert geschrieben, mit vielen ausführlichen Erklärungen und Hintergründen, ohne dabei (für meinen Geschmack) langweilig zu sein. Es ist einfach alles sehr gründlich durchdacht und aufgebaut. Hut ab, der Autor hat sich zu vielen Dingen Gedanken gemacht.
Gegen Ende habe ich dann aber irgendwie ein bisschen den Faden verloren und konnte sowohl in Bezug auf die Handlung als auch auf die konkrete Motivation einiger Figuren nicht mehr alles so ganz nachvollziehen.
Schade, denn bis dahin hatte es mir gerade aufgrund der "Gründlichkeit" und des professionellen Aufbaus sehr gut gefallen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Laura Belkin - Show me a hero

Sachbuch um einen Bauskandal in den frühen 90ern, in dem ein junger Bürgermeister eine zentrale Rolle spielt (und der von HBO mit Oscar Isaac verfilmt wurde). Sehr interessant, man kann aus dem Buch viel über amerikanische Lokalpolitik und Rechtsprechung lernen und wie tief verwurzelt doch unbewusster Rassismus in der Gesellschaft ist. Allerdings ist das Buch in meinen Augen etwas zu lang und verliert sich zu sehr in Kleinigkeiten.

Stephen King - Basar der bösen Träume

Mal wieder eine Sammlung mit Kurzgeschichten des Kingsters, von denen erstaunlich viele komplett ohne phantastische Elemente auskommen und die mir bis auf ein Gedicht und eine sehr lange Story über Baseball (ich kann mit beidem nix anfangen) alle ziemlich gut gefallen haben.

Tommy Jaud - Der Löwe büllt

Ist mal wieder ein typisches Buch für Jaud, dessen Protagonisten ja immer mit "nicht so richtig erwachsene Schluffis" ziemlich treffend charakterisiert sind. Wer seine Bücher mag, kommt hier auf seine Kosten. Nur das Ende war mir zu sehr FriedeFreudeEierkuchen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Sarah Hall - Die Töchter des Nordens
Zusammenbruch von Umwelt und Wirtschaft, Armut, Chaos, Unterdrückung, Diktatur. Flucht der Protagonistin in die Wildnis, zu einer autark lebenden Frauenkommune. Auch dort ist das Leben hart, aber immerhin frei und selbstbestimmt. Mehr oder weniger, denn ohne Zwänge und Machtstrukturen geht's auch dort nicht. Wie lange kann das gutgehen?
Drei Viertel fand ich richtig gut, hinten raus wurde es aber dann irgendwie ... komisch. Am Ende war mir nicht klar, was mir die Autorin jetzt eigentlich sagen wollte. Bis dahin aber wie gesagt durchaus gelungen.

Hervé Le Tellier - Die Anomalie
Ein Flugzeug mit 243 Menschen an Bord landet in New York. Soweit ganz normal. Aber: drei Monate später landet dasselbe Flugzeug mit denselben Menschen erneut. Das Phänomen kann sich niemand erklären, und das entscheidende ist: plötzlich gibt es all diese Leute doppelt. Verwirrend.
Originelle Idee, raffinierter Aufbau und ziemlich komplex, so dass man aufgrund der vielen Figuren schon sehr aufmerksam bleiben muss. Anspruchsvoll (und dabei gut verständlich) geschrieben, interessante Betrachtungen und Überlegungen zu der abgefahrenen Situation. Sehr gut.

Martha Wells - Der Netzwerkeffekt
So richtig scharf war ich eigentlich gar nicht auf diese fünfte (und mit Abstand umfangreichste) Murderbot-Geschichte, weil sich die Idee mMn schon nach den ersten 4 ziemlich abgenutzt hatte. Aber in einem Anflug von "was so viele Preise gewinnt, muss doch etwas taugen" habe ich mir dann doch spontan das Hörbuch runtergeladen. Das scheint ein Fehler gewesen zu sein.
Ich habe erst ca. 15% hinter mir, aber finde es bis jetzt so absurd langweilig, dass ich mir nicht vorstellen kann, es zu Ende zu bringen. Da wird ja nur herumgeschwafelt, abgeschweift, mit zig austauschbaren Namen um sich geworfen und es passiert... nichts!
Was haben all die Leute nur darin gesehen? Da sollte es jetzt aber bitte bald zu ganz spektakulären Wendungen kommen, sonst bin ich raus.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Teddy »

Ender hat geschrieben: 15. September 2022 17:50 Da sollte es jetzt aber bitte bald zu ganz spektakulären Wendungen kommen, sonst bin ich raus.
Kommt nicht. Es wird besser und ergibt eine Geschichte, die man lesen kann, aber nicht muss. Mir haben die Novellen deutlich besser gefallen als der Roman.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Dito.

Das Buch war richtig Schlecht, was die Leute darin sehen wollten, das kann ich verstehen. Aber Wells hat nicht geliefert.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Ich erkenne den Humor, und den finde ich auch gar nicht schlecht. Aber etwas mehr Handlung wäre schon wichtig.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Oh, dann keine Sorge.

Handlung kommt noch, viel davon, nur nichts was mir gefallen hat.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Ender »

Bin jetzt noch ein bisschen weiter: Ich glaube, es ist v.a. der Stil, der mir nicht gefällt. Hin und wieder eine humorvolle Bemerkung oder Formulierung ist ja schön und gut, aber selbst die werden oft allzu umständlich aufgebaut. Und sogar die Actionszenen ziehen sich wie Kaugummi.
2, 3 Autofahrten gebe ich dem Hörbuch noch, wenn's dann nicht besser wird ...
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Das ist ja mein Punkt: Well hatte da die Idee: "Killermaschine, die aber keine Killermaschine sein will sondern lieber Netflix anschaunt". Leute so: "Ja, soole Idee, gefällt mir, mehr!" Wells dann: "gut, schreib ich ein Buch über eine Killermaschine die keine Killermaschine sein will, aber die die granze Zeit trozdem Killermaschinenkram macht. Aus Gründen!"

Die Action in den Büchern ist langeilig und fade, und es ist mir schleierhaft warum Wells glaubt das die Leser genau das lesen wollen. Wollen sie aber anscheinend doch irgendwie, irgendwas ist da falsch gelaufen.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Douglas/Olshaker - Jäger in der Finsternis

Das zweite Buch des FBI-Profilers Douglas legt nach "Mindhunter" das Hauptaugenmerk auf die Leiden der Opfer und nicht so sehr auf die sehr erschreckenden und ekelhaften Verbrechen. Am Beispiel der ermordeten Soldatin Suzanne Collins und deren Eltern, die im Verlauf des über 20jährigen Prozesses zu Rechtsaktivisten wurde, erzählt Douglas davon, was diese Taten für die Hinterbliebenen bedeuten, wie das Habeas Corpus-Gesetz in der Praxis ausgenutzt wurde und wie u.a. die Collins' dafür sorgten, dass es letztlich verschärft wurde. Durch die komplette Aufarbeitung dieses Falles von der Kindheit des Opfers bis zur Änderung des Gesetzes liest sich das Buch etwas zäher als der Vorgänger, ist aber nicht minder interessant.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

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Andreas Eschbach - Freiheitsgeld

Nach 100 Seiten: ich lasse das mal andere lesen. Für mich passt weder der Stil noch die Geschichte.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Ich bin gerade fertig geworden mit
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Klappentext:
In einem weitläufigen Herrenhaus voller sonderbarer Schätze ist January selbst eine Kuriosität. Als Mündel des reichen Mr. Locke fühlt sie sich kaum anders als die Artefakte, die die Hallen schmücken: sorgfältig gepflegt, weitgehend ignoriert und völlig fehl am Platz.
Dann findet sie ein seltsames Buch. Ein Buch, das den Duft anderer Welten verströmt und von Geheimtüren, von Liebe, Abenteuern und Gefahr erzählt. Jedes Umblättern enthüllt weitere unglaubliche Wahrheiten.
Und langsam wird January bewusst, dass sie selbst mehr und mehr mit der Geschichte verkettet wird.
Ich bin schwer begeistert.
Große Spannung, eine wort- und bildgewaltige Sprache, die man durch die tolle Übersetzung erkennt. Ein Roman in einem Roman in einem Roman. Der Plot, dass es Türen zu anderen Welten gibt, ist natürlich nicht neu, aber die Autorin hat was Neues und Originelles draus gemacht und eine klassische Heldenreise/Quest verschiedener Figuren erzählt, die alle miteinander verwoben und verstrickt sind.
Es steht da zwar Jugendbuch, aber auf dem Buchrücken "All Age" und das trifft auch zu. Die Protagonistin ist zwar erst 17, aber sie könnte genausogut 20 oder 25 Jahre alt sein, denn zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert war man mit 17 schon erwachsen.
January ist gewitzt, schlau, lebensfroh, völlig unerfahren mit der Welt, aber sie kämpft sich durch.

Zum Schluss noch ein dickes Lob an den Festa-Verlag: Nicht nur eine tolle Übersetzung, sondern auch ein sehr sorgfältiges Lektorat und Korrektorat, wie man es bei den Großverlagen leider schon lange nicht mehr hat. Dazu eine schöne HC-Ausgabe mit anspruchsvollem Layout. Das beschert ein hundertprozentiges Lesevergnügen.
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