Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

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WeepingElf
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Interessante Idee, aber ich würde dem nicht so recht über den Weg trauen. Eher kann ich mir ein Hacker-Netzwerk denken, das Zensurserver lahmlegt und dergleichen, um mehr Informationsfreiheit und Demokratie zu erreichen und autokratische Regimes zu stürzen, die ihre Untertanen nicht mehr belügen und bespitzeln können.
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Gernot
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von Gernot »

Das wäre auch eine Möglichkeit, allerdings auch zweischneidig. Wer entscheidet, was Zensur ist und was legitimes Blocken von Hass- und Fake-Postings?
Da ist mir die KI bei Theresa Hannig schon sympathischer (natürlich immer unter der "Was wäre, wenn"-Prämisse!). Die Idee, dass "gute" KIs die Regierungsgeschäfte führen, ist ohnehin in der Science Fiction immer wieder zu finden, z. B. in den Romanen von Iain Banks. Ob ich mir das wünschen soll, weiß ich nicht, eher nicht. Es ist auf alle Fälle interessant und wahrscheinlich auch nützlich, sich darüber Gedanken zu machen.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Ja, die Unterscheidung zwischen "Zensur" und "Bekämpfung von Hass und Fakes" ist eine heikle Sache, aber ich sehe nicht, wie KIs da besser sein sollten als Menschen. Die Algorithmen müssen ja auch erst trainiert werden, und das kann böse schiefgehen. Ich habe mal was von einer KI gehört, die in einem großen IT-Unternehmen die Karrierechancen von Bewerbern prüfen sollte - und nur weißen Männern Erfolgsaussichten einräumte. Diese KI war mit historischen Daten trainiert worden, aus denen hervorging, dass weiße Männer bessere Aufstiegschancen hätten als Frauen oder Menschen anderer Hautfarbe. Aus wohl bekannten Gründen. Autsch!

Die "guten" KIs sind auch bei Iain M. Banks' Kultur dasjenige Element, das mir daran am wenigsten gefällt. Ich würde eine mittelmäßige demokratische Regierung, über die ich mich öffentlich beschweren und die ich abwählen kann, einer noch so wohlwollenden Diktatur vorziehen.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von Gernot »

WeepingElf hat geschrieben: 4. September 2023 20:45 Ich würde eine mittelmäßige demokratische Regierung, über die ich mich öffentlich beschweren und die ich abwählen kann, einer noch so wohlwollenden Diktatur vorziehen.
Du sprichst damit den auch aus meiner Sicht entscheidenden Punkt zur Demokratie an, wie ihn Karl Popper seinerzeit quasi als Minimaldefinition einer demokratischen Gesellschaft formuliert hat: Demokratisch ist eine Regierung dann, wenn es den Regierten möglich ist, sie auch wieder loszuwerden. Das Problem ist nur, dass immer wieder Regime auf demokratische Art an die Macht kommen, die genau diese Möglichkeit abschaffen wollen, das ganz offen sagen und trotzdem (oder sogar deshalb) gewählt werden: Putin, Trump, Orban, Erdogan usw. Wie schützt man die Demokratie vor ihrer eigenen Abschaffung?

Das von Popper angegebene Kriterium muss auch für künftige KI-basierte Regierungssysteme gelten. Wie kann man eine so gut wie allmächtige, weltweit vernetzte KI abwählbar machen? Oder werden diese Systeme irgendwann ganz von selber so mächtig, dass man nur hoffen kann, dass sie wohlwollend und weise herrschen?
Das ist zwar zur Zeit noch kein Problem, könnte aber einmal eines werden. Vorerst sind es vor allem die Menschen, die mir Sorgen machen, nämlich die, die autoritäre Gesellschaftssysteme gut finden und unterstützen oder zumindest kein Problem darin sehen.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Wie man an unseren suboptimalen Ampel-Herrschenden sieht, ist das Abwählen in der Demokratie auch nicht einfach. Man wählt zwar vorgeblich frei, aber am Ende regieren ausgewählte MENSCHEN aus Fleisch und Blut, die ihre eigene persönliche Welteinstellung der ganzen Republik aufdrücken. Selbst die vier Jahre bis zur eventuellen Abwahl können ganz schön lang sein und tiefe Löcher in die Gesellschaft reißen. Und danach...?

Heinlein hat in seinen Romanen erstaunlich viel von Politik und Wirtschaft geschrieben, aber wie Herr Muhr schreibt, ist es eine konservative US-Politik, die brav von Leuten wie Charlton Heston fortgeführt wird (obwohl dieser am Anfang seiner Karriere genau das Gegenteil war...).
Als Teenager haben mich seine Ausflüge in Geldverdienen, Bankensysteme, Umstürze, Machenschaften und Intrigen eher genervt als beflügelt.
Immerhin hatte die SF eine gute Zeit mit der Konstruktion alternativer Systeme, wenn diese auch nicht immer wirklich „alternativ“ oder gar besser waren. Die Könige und Helden haben dann in der Fantasy am Ende gewonnen (so wie ich kein demokratisches Märchen kenne...), und augenscheinlich sehnen sich Menschen nach festen Hierarchien doch mehr als man glaubt. Freiheit ist eben anstrengender...

Es ging mir nicht darum, Politik in SF zu leugnen. Ich habe von Politik-Filmen gesprochen, deren Thema einzig die Politik ist, die in Kongressen, Kabinetten und Bürohäusern spielt. Natürlich kann man fast jede Historienschnulze (auch GoT gehört dazu) als Politik-Film auffassen. Auch Robin Hood, Troja oder Kleopatra gehören dazu. Wenn man Politik als Genre auffassen will, die mit bestimmten Mitteln ein Ziel zu erreichen versucht, wären ALLE Filme politisch, denn es stehen immer zwei oder mehrere Ziele im Gegensatz.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Es stimmt schon, dass die Demokratie in der Praxis nicht so gut funktioniert wie in der Theorie. Aber das heißt natürlich nicht, dass man sie abschaffen sollte, zumal alle anderen Systeme noch viel schlechter sind. Sie muss hingegen gepflegt und verbessert werden. Auch das ist übrigens ein "Ideenraum", zu dessen Erkundung die SF einen Beitrag leisten kann.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Badabumm hat geschrieben: 6. September 2023 01:14
Heinlein hat in seinen Romanen erstaunlich viel von Politik und Wirtschaft geschrieben, aber wie Herr Muhr schreibt, ist es eine konservative US-Politik, die brav von Leuten wie Charlton Heston fortgeführt wird (obwohl dieser am Anfang seiner Karriere genau das Gegenteil war...).
Hab ich das geschrieben?

Mein Steckenpferd, auch aufgrund meines endlosen Buchprojekts zum Thema, ist die frontier-These. Ich wüsste nicht, ob man die konservativ nennen kann. Sie war aber auf jeden Fall der Kerngedanke der US-SF, das, was die US-SF von der europäischen, insbesondere britischen SF unterschied. Praktisch alle prägenden US-SF-Autoren der Zwanziger- bis Vierzigerjahre, teils auch der Fünfzigerjahre arbeiteten innerhalb der Vorstellungswelt der frontier. (Mit Golds "Galaxy" und ähnlichen Magazinen brach diese Vorstellungswelt ab den Fünfzigern sukzessive auf.)
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Also, wenn "Frontier" die Emigration und Landbesiedlung nach Westen bedeutet, stimme ich zu. Sie ist dieser US-typische Western-Gedanke und im Kern kolonialistisch. Wahrscheinlich gab es das in Europa vor langer, langer Zeit auch mal, als alles noch leer war.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ich zitier mal aus meinem Manuskript:

1893 verkündete der Historiker Frederick Jackson Turner seine These, dass die USA und ihre Demokratie nicht nur Anlass der frontier gewesen seien, sondern dass vice versa auch die frontier Ursache für die USA und deren Demokratie in ihrer damaligen Form sei:

Up to our own day American history has been in a large degree the history of the colonization of the Great West. The existence of an area of free land, its continuous recession, and the advance of American settlement westward, explain American development.1

Die frontier war dabei für ihn definiert als "continually advancing":

American development has exhibited not merely advance along a single line, but a return to primitive conditions on a continually advancing frontier line, and a new development for that area. American social development has been continually beginning over again on the frontier.2

Jackson Turner berief sich dabei direkt auf die Vorstellungen der US-Gründerväter, die mehr als ein Jahrhundert zuvor von einem permanent wachsenden Staatenbund ausgegangen waren, von einer "growing greatness", wie Alexander Hamilton es nannte.3 Die Gründerväter gingen von einer Republik aus, die ewig weiter wachsen würde, oder zumindest über einen so langen Zeitraum, dass es sich nicht lohnte, zum Zeitpunkt des Verfassens der US-Unabhängigkeitserklärung von einem Ende der Expansion auszugehen, von einer USA, die "cover the whole northern, if not the southern continent, with a people speaking the same language, governed in similar forms, and by similar laws", wie Thomas Jefferson, Gründervater genau wie Hamilton, es ausdrückte.4 "Expansion became the answer to every question, the solution to all problems, especially those caused by expansion."5
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Und was ist nun ein "Frontier"?
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Harald Lesch
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

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Badabumm hat geschrieben: 3. September 2023 19:55 „Der stumme Frühling“ und andere, bereits angestaubte Öko-Romane, haben wir längst erreicht...
Silent Spring selbst ist kein Roman. Und den haben wir auch nicht erreicht. Den Punkt haben wir überwunden. Und ich glaube darum, ging es dem Elf bei diesem Thread ja. Die Zukunft nach vorne zu denken.
Ich reagiere so ein bisschen allergisch, wenn Leute die Öko-Probleme der 80er heranziehen und meinen, das sei heute dasselbe. Silent Spring beschrieb u.a. ausbleibenden Vogelgesang, da die Eierschalen durch DDT zu schwach geworden waren, um die Küken ordentlich durchzubringen. Da Problem wurde erkannt und aufgrund von engagierten Leuten wie Carson weitgehend gelöst. Das derzeitige Artensterben hat andere Gründe und bedarf deshalb auch anderer Lösungen. Gleiches gilt fürs Waldsterben.

Wie verharren nicht in immer denselben Problemen, wir stehen vor unglaublichen Problemen auf der globalen Ebene, wie es sie vorher noch nicht gab.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Badabumm hat geschrieben: 8. September 2023 17:46 Und was ist nun ein "Frontier"?
Das ist ein Ausdruck des amerikanischen Englisch, der spezifisch für die amerikanische Kultur und daher schwer zu übersetzen ist (ich habe mal dafür den Ausdruck "Siedlungsgrenze" gefunden). Die frontier bezeichnet das Milieu der Siedler und Pioniere im "wilden Westen", also unerschlossenes, "herrenloses" Land (das in Wirklichkeit natürlich gar nicht herrenlos war, sondern den indigenen Völkern gehörte und ihnen brutal geraubt wurde), in das die Zivilisation sich ausbreitete. Dabei ging die Besiedlung der Etablierung eines geordneten Rechtswesens voraus, so dass die Siedler das Recht "in die eigene Hände nehmen" mussten. Daran haben die USA bis heute schwer zu tragen, denn sie sind eine der gewalttätigsten Gesellschaften der Welt und haben es bis heute nicht geschafft, die Selbstjustiz zu verbieten und das Grundrecht, eine Waffe zu tragen, abzuschaffen. Viele, vor allem rechte Amerikaner hängen eben immer noch dem Irrglauben an, weiterhin in der frontier zu leben und diese Dinge noch zu benötigen. Und viele US-amerikanische SF-Autoren haben die frontier eben auf die Zukunft projiziert. Da geht es eben auf dem Mars oder auf Planeten ferner Sterne zu wie im "wilden Westen", nur zum Teil ohne "Indianer".

Ich hoffe, das habe ich jetzt richtig verstanden und wiedergegeben.

Und @Montag: ja, Du hast mich richtig verstanden. Sachbücher, die die ganze Litanei an Problemen herunterbeten, gibt es mehr als genug! Es mangelt hingegen an spannenden Romanen, die von Lösungen erzählen.
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Danke. Dann habe ich es ja richtig interpretiert.

Die Lösungen wären ja da; sie werden nur nicht angewendet. Tatsächlich muss ich zustimmen: ein SF mit "Lösungen" findet man selten. Ich will nicht sagen "gar nicht", aber mir fällt keiner ein. Es gibt viele Beispiele, wie Gesellschaften aufgebaut sein könnten (was eher Utopien sind), aber die Autoren betonen fast immer nur das Negative. In "Transfer" von Lem, in dem die Menschen von ihren Trieben befreit werden und ein angepasstes, monotones, aber sicheres Leben führen, begehrt der Held zwar anfangs auf, fügt sich dann aber in die "Schafherde", weil er verliebt ist. Das ist also nur indirekter Zwang, kein so deutlicher wie bei "1984".
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Re: Zurück in die Zukunft - Nachhaltigkeit und Science Fiction

Ungelesener Beitrag von WeepingElf »

Das hast Du richtig beobachtet, und entspricht meinen eigenen Beobachtungen. Es ist leichter, Probleme aufzuzeigen als Lösungen zu finden; es ist auch leichter, eine bessere Gesellschaft zu schildern, als aufzuzeigen, wie der Weg zu dieser Gesellschaft konkret aussehen kann. Letzteres ist ein Problem, das den größten Teil der optimistischen SF-Szenarien betrifft. Da bekommt der Leser eine wunderschöne Welt fix und fertig vorgesetzt, davon, wie die Menschheit dorthin gekommen ist, wird gar nichts gesagt. Oder es wird ein deus ex machina (freundliche Aliens, ein genialer Wissenschaftler, oder gar übernatürliche Mächte) aus dem Hut gezaubert, der uns aus der Misere holt, so dass wir bzw. unsere Nachkommen gar nichts tun müssen. Dazu fällt mir nur folgender (von mir selbst erdachter) Witz ein:
Eine UN-Klimakonferenz. Plötzlich materialisiert ein Alien auf dem Podium und verkündet, seine Zivilisation habe die Lösung für das Klimaproblem. Nach einigem Hin und Her stimmen die Delegierten zu. Am nächsten Morgen erscheinen riesige UFOs über allen Kohlekraftwerken, Ölraffinerien, Bohrinseln und anderen Anlagen der fossilen Energiewirtschaft und jagen sie mit ihren Strahlenkanonen in die Luft. Dann verschwinden sie wieder, und man hört nichts mehr von ihnen.
Die Lösungen gibt es, aber sie werden zu wenig (nicht gar nicht) angewendet. Das mag zum Teil daran liegen, dass viele Leute vor den Problemen verzweifeln und nicht wissen, wie die Lösungen aussehen können, weil sie die Sachbücher und wissenschaftlichen Arbeiten, in denen die Lösungen (in der Regel in einer wenig mitreißenden Form) drin stehen, nicht lesen. Ich weiß jetzt zwar nicht, wie populär Romane und Stories sein würden, die davon erzählen, aber ich denke, es ist den Versuch zumindest wert.
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