Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
Benutzeravatar
Badabumm
SMOF
SMOF
Beiträge: 5201
Registriert: 16. April 2016 18:01
Bundesland: flach
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Die nichtkanonischen Bücher wurden ja nicht vernichtet, sondern werden vom Vatikan gehütet. Wieso die Apokryphen aber heute erhältlich sind, wo ja alles unter Verschluss gehalten wird, weiß ich auch nicht. Womöglich gab es ein Leck...
Es gibt auch Bibelausgaben MIT Apokryphen. Vielleicht hat irgendein Konzil da was beschlossen. KA.
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
Benutzeravatar
Knochenmann
Der Sailor-Mod
Der Sailor-Mod
Beiträge: 14204
Registriert: 26. April 2004 19:03
Land: Österreich!

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Badabumm hat geschrieben: 21. September 2023 04:14 Es gibt auch Bibelausgaben MIT Apokryphen. Vielleicht hat irgendein Konzil da was beschlossen. KA.
Ein alter Trick... zuerst gibts die Bibel, dann die Extended Edition, dann den Directors Cut...
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

Mod-Hammer flieg und sieg!


Alle Bücher müssen gelesen werden
Hahlebopp
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 327
Registriert: 24. April 2018 20:29
Land: Deutschland

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Isaac und das Ei, von Bobby Palmer

Spät Nachts steht Isaac, irgendwo im Nirgendwo, am Rand einer Brücke und ist kurz davor endgültig mit seinem Leben abzuschließen. Plötzlich entdeckt er ein sehr merkwürdiges "Ei" im nahen Dickicht. Riesengroß und strahlend hell wirkt es fast ... außerirdisch. Kurzentschlossen packt er besagtes Ei ins Auto und nimmt es mit nach Hause ... Der Beginn einer recht außergewöhnlichen Freundschaft ...

Soweit die Ausgangslage und in etwa auch der Klappentext. Und einzig aufgrund dieser Beschreibung hatte mich das Buch dann auch neugierig gemacht. Diese tragikomische Ausgangslage bietet tatsächlich auch einen sehr guten Vorgeschmack auf den folgenden Inhalt. Trotzdem war es aber wohl nicht ganz, was ich erwartet hatte. Den Mittelpunkt der Geschichte bildet nicht das Ei, sondern vielmehr Isaac. Schnell merkt man, dass Isaac wirklich ernsthafte, psychische Probleme hat und unter schwersten Depressionen leidet. Und diese bilden dann auch den eigentlichen Kern der Handlung. In Rückblenden erfahren wir nach und nach, was es mit Isaacs Problemen auf sich hat. Zugleich, im Hier und Jetzt, stellt sich natürlich die Frage, ob Isaac es irgendwie auch wieder schafft, aus seinem Loch herauszukommen. Und, natürlich, was hat es denn nun eigentlich mit diesem Ei auf sich?
Früher oder später entwickelt man dann als Leser wohl auch so ein erstes Gefühl, wohin die Reise wohl gehen mag. Der Inhalt erinnerte mich ziemlich deutlich an die Tragikomödie "Die Liebe in mir", mit Adam Sandler. Wobei die Geschichte aber auch genug eigene Akzente setzen kann.
Wie gesagt, war es nicht ganz, was ich erwartet hatte. Der phantastische Anteil in der Geschichte ist tatsächlich nur sehr gering.
Den Anfang fand ich dann auch sprachlich etwas holprig - vielleicht auch nicht ganz ungewöhnlich für einen Debüt-Roman -, aber schon nach kurzer Zeit hatte ich mich reingefunden und obwohl das Buch eher schwere Kost bietet (in emotionaler Hinsicht) hat es sich dann doch erstaunlich flott gelesen. In Summe eine sehr bittere und zugleich auch schöne und ab und an sogar recht lustige Geschichte.
Das Buch zu empfehlen fällt mir trotzdem schwer. Ich glaube, wer eine Schwäche für Dramödien hat, könnte dieses Buch wirklich lieben. Andere Leser könnten es hingegen als ziemlich kitschig und etwas seeehr gefühlsduselig auffassen. Auch ich selbst schwanke da irgendwie ein wenig. Aber ich würde letztlich doch sagen, dass es sich gelohnt hat. Ein Buch das zum Nachdenken anregt und sehr gekonnt diese Herz-Schmerz-Gratwanderung hinbekommt, die eine gute Tragikomödie auch auszeichnen sollte.
heino
SMOF
SMOF
Beiträge: 7766
Registriert: 2. Mai 2003 20:29
Bundesland: NRW
Land: Deutschland
Wohnort: Köln

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Joe Eszterhas - Hollywood animal

Joe Eszterhas haben wir die Drehbücher zu Filmen wie Showgirls, Basic Instinct, Sliver, aber auch zu zu Music Box, Das Messer und F.I.S.T. zu verdanken und dieses Buch ist seine Autobiographie. Hier wird er seinem Ruf als Enfant terrible mit übersteigertem Geltungsdrang mehr als gerecht, denn er Schinken hat fast 900 Seiten, von denen in meinen Augen locker 300 - 400 unnötig sind. Ich hatte auf Insider Stories über das Filmgeschäft gehofft und die gibt es auch - wobei da noch zu diskutieren wäre, inwieweit Eszterhas wirklich glaubwürdig ist -, aber den Löwenanteil macht seine Lebensgeschichte und die Soap Opera um das Ende seiner ersten und den Beginn seiner zweiten Ehe aus, was wirklich nervig ist. Insgesamt ein zwiespältiges Vergnügen, das einen kleinen Blick in die Mechanismen Hollywoods und einen viel zu großen in das Privatleben des Autors gewährt.

Tobias Elsäßer - Wie ich einmal fast berühmt wurde

"Kreischende Fans, Rampenlicht und dein Lied in den Charts. Du bist reich, berühmt, begehrt. Und kannst das tun, was du am liebsten machst: singen! Erik ist nur noch eine Unterschrift von seinem Traum entfernt. Und er weiß: Die Boygroup ist die Chance seines Lebens – auch wenn er eigentlich seine eigene Musik machen wollte. Aber mal ehrlich: Was ist so schlimm daran, die Stimme von „Call us“ zu sein? Erik fackelt nicht lange und unterschreibt.
Dass Popstar sein aber ein hartes Geschäft ist, merkt Erik erst, als er schon nicht mehr aussteigen kann …"

Elsäßer war selbst einmal Mitglied einer eher peinlichen Boygroup (könnt ihr auf Youtube finden unter dem Namen yell4you) und lässt viele seiner damaligen Erfahrungen in das Buch einfließen. Im Kern ist das ein Jugendbuch, aber es ist nett geschrieben und macht Spaß, und wer selbst mal in Bands gespielt hat, wird viele der geschilderten Konflikte zwischen Erik und seinem Bruder wiedererkennen. Nette Unterhaltung für Zwischendurch.
Lese zur Zeit:

Isaac Asimov - Die Foundation-Trilogie
Hahlebopp
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 327
Registriert: 24. April 2018 20:29
Land: Deutschland

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Robert E. Howard - Der Löwe von Tiberias

Eine Anthologie mit mehreren Abenteuer-Geschichten in Novellen-Länge. Hierbei ist die erste Geschichte noch eine Interpretation Howards, der historischen Schlacht bei Clontarf, in Irland im Jahr 1014. Der große Rest des Buches kommt dann aber dem Titel schon weitaus näher und spielt praktisch durchgehend in den Ländern des Orients zur Zeit der Kreuzzüge.

Eigentlich wollte ich dieses Buch ja für die diesjährige Lese-Challenge angehen, aber ganz anders, als ich es gewohnt bin, bietet dieses Howard-Buch tatsächlich keine Fantasy. Also allenfalls in homöopathischen Dosen. Wobei das Buch trotzdem, tatsächlich ein typischer Howard ist. Ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, dass auch jeden Moment eine verfluchte, halbverweste Mumie um die Ecke getorkelt kommen könnte. :D
Das Fehlen von fantastischen Elementen tut dem Spaß dann aber tatsächlich keinen Abbruch. Howards große Stärke, spannende, energiegeladene Abenteuer zu erzählen, gelingt ihm auch in diesen Geschichten wunderbar. Allerdings ... leider ... nicht durchgängig. Praktisch alle Geschichten leiden darunter, dass Howard im Anfangsteil mit einem Übermaß an exotischen Figurennamen und Begrifflichkeiten um sich wirft, dass einem schnell mal der Kopf schwirrt. Ist z.B. erst noch von "Türken, Arabern und Nubiern" die Rede, werden aus den einzelnen Parteien dann plötzlich Seldschuken, Mamluken, Berber und noch so einiges mehr ... Howard verwendet hier wirklich ein sehr reichhaltiges Vokabular. Das trägt natürlich ordentlich zur Stimmung bei, schafft oft ein schönes, buntes Szenario, aber ich habe dann doch recht oft die Orientierung verloren. Ein umfangreiches Glossar wäre hier wahrscheinlich sehr hilfreicht gewesen. (Würde aber vielleicht auch wieder den Lesefluß stören - schwer zu sagen.) Idealerweise sollte man also vielleicht schon eine gewisse Affinität für das Zeitalter der Kreuzzüge und gute historische Vorkenntnisse mitbringen, bevor man dieses Buch angeht.
Im Prinzip haben die Geschichten dann auch alle einen ähnlichen Aufbau. Es läuft letztlich immer auf ein großes Gefecht am Ende hinaus und das ist durchaus ein wenig eintönig. Aber genau dieses, stetig gleiche, blutige Ende ist auch immer wieder genau die große Stärke von Howard. Er schafft es einfach wie kaum ein anderer Autor den Leser in solchen Szenen mitzureißen.
Insgesamt muss ich dann auch sagen, dass wohl keine einzige im Buch enthaltene Geschichte an Howards Conan-Geschichten heranreicht. Da fehlt einfach immer noch ein letzter Meter. Das Ende ist manchmal zu abrupt, oder wie schon erwähnt, gibt es für ein kurzweiliges Abenteuer zu viele Figuren und/oder zu viele politische Ränkespiele.
Das Buch steigert sich aber stetig. Eine Geschichte wird z.B. aus der Ich-Erzähler-Perspektive, von einem türkischen Protagonisten, in einer wirklich sehr schönen Sprache erzählt. (Und anbei bemerkt ist die Erzähler-Perspektive natürlich generell einfach die schönste Erzählform für Abenteuergeschichten! :prima: ) Dann gibt es eine Geschichte um den Trunkenbold "Giles", welcher mit großer Dummheit aber auch mit großem Mut seinen Teil zur Weltgeschichte beiträgt. :) Und am Ende gibt es dann noch zwei Geschichten um den Antihelden Cormac FitzGeoffrey, welcher wohl auch ein Zwilling von Conan sein könnte. Diese Geschichten strotzen nur so vor Energie und Wildheit und können es in dieser Hinsicht wirklich problemlos selbst mit Howards besten Conan-Geschichten aufnehmen!
Abgerundet wird das Buch durch ein wirklich tolles, umfangreiches Nachwort, in welchen dann nochmal schön ausführlich auf die historischen Hintergründe zu den einzelnen Geschichten eingegangen wird.

Leider gab es dieses Buch nur als einmalige Sonderausgabe vom Festa-Verlag, ohne ISBN. Es ist also nur recht schwierig, bzw. für viel Geld zu haben. Kaufen musste ich mir das Buch dann aber letztlich trotzdem. Einfach weil man ja nie weiss, ob diese Geschichten überhaupt noch einmal in dem Umfang und in der Qualität auf deutsch verlegt werden. Und in der Hinsicht muss ich dann auch sagen, es hat sich definitiv gelohnt. :prima:

Bleibt noch eines zu sagen: Ich habe aus dem Festa-Verlag auch bereits alle Howard-Horrorgeschichten-Bände gelesen. Howards Geschichten sind dann auch immer wieder ein Auf und Ab. Aber es ist wirklich erstaunlich, wie unglaublich vielseitig und umfangreich Howards Schaffen gewesen ist, in den wenigen Jahren die er hatte!
Benutzeravatar
Shock Wave Rider
Statistiker des Forums!
Statistiker des Forums!
Beiträge: 11292
Registriert: 20. Juli 2003 21:28
Bundesland: Bayern
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: M. Haitel (Hg.) "NOVA 33"
W.M. Schmitt "Die Filmanalyse"
Wohnort: München

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Hahlebopp hat geschrieben: 21. September 2023 11:39 Isaac und das Ei, von Bobby Palmer
Neee! Ich habe gelesen "von Boris Palmer".
:kopfschuettel:

Gruß
Ralf
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
Hahlebopp
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 327
Registriert: 24. April 2018 20:29
Land: Deutschland

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Ach tatsächlich. Ich hab immer überlegt, irgendwie sagt mir der Name was. Aber ich bin nicht drauf gekommen. :D
Hahlebopp
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 327
Registriert: 24. April 2018 20:29
Land: Deutschland

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Bram Stroker - Schöpfer der Schatten
Festa Weird Fiction - Fantastische Erzählungen Band 1

Der erste von zwei Bänden, welche sämtliche fantastischen Kurzgeschichten von Bram Stoker beinhalten - sortiert nach ihrem Entstehungsdatum.
Das Ganze ist wirklich eine sehr bunte Mischung. Es gibt Traumpassagen - mal lyrisch, mal witzig bis kurios -, eine extremst kitschige Romantasy-Schauergeschichte, Kunst-Märchen - mal für Kinder, mal für Erwachsene -, und zum Abschluss dann tatsächlich auch mal das, was ich mir eigentlich erhofft hatte: eine phantastische Schauergeschichte.
Die Rezensionen für diesen Band fielen wohl allgemein ziemlich ernüchternd aus, weswegen ich den Band dann auch eine ganze Weile vor mir hergeschoben habe. Für die Lesechallenge habe ich das Buch aber nun endlich mal in Angriff genommen. Tja und kurzum: Der Band hat die schlechten Kritiken leider durchaus verdient.
Im Vorwort wird u.a. erwähnt, dass z.B. auch schon Lovecraft deutliche Kritik an Stokers Geschichten übte. Er kritisierte, dass es den Geschichten an einer vernünftigen Erzählstruktur fehlen würde. Als Nicht-Autor ist mir in der Hinsicht jedoch höchstens mal ins Auge gestochen, dass die Übergänge zwischen einzelnen Szenen manchmal etwas holprig geschrieben sind, also teils sehr abrupt erfolgen. Weiterhin - laut Vorwort - lag dies wohl auch darin begründet, dass Stoker nur vergleichsweise wenig Zeit in das Schreiben investierten konnte. Er war von Beruf vielmehr so eine Art leitender Angestellter für das Lycaeum Theatre in London.
Ich fand die Geschichten, zumindest stilistisch, dann aber eigentlich durchaus in Ordnung. Stellenweise (selten) sogar auch mal richtig schön geschrieben. Aber mich konnte vor allem der Inhalt nicht überzeugen. Ich fand es oft schlicht langweilig. Die Geschichten sind größtenteils wenig bis kaum handlungsgetrieben und liefern eher Stimmungsbilder. Teilweise - z.B. bei einem Kunstmärchen, bei dem ein Dichter, nach dem Tod seiner Frau, jegliche Lebenslust verliert -, ist das sogar richtig schön düster-atmosphärisch. Aber es zieht sich dann, für meinen Geschmack, leider zu sehr und ich brauche letztlich doch etwas mehr, als nur düstere Atmosphäre um ihrer Selbst willen.
Ich kann letztlich gut verstehen, das Festa sich bei Band 1 für Bram Stoker entschieden hat. Natürlich weil Jeder den Namen des Autors kennt und zudem handelt es sich bei einem Großteil der Geschichten sogar um deutsche Erstveröffentlichungen. Aber es hat wohl auch seinen Grund, dass diese bisher unveröffentlichten Geschichten es nie nach Deutschland geschafft haben ...

Ich glaube Festa hat sich mit dieser Auwahl leider keinen Gefallen getan. Aber ebensosehr hoffe ich auch, dass es der Weird Fiction Reihe trotzdem keinen Abbruch tun wird. (Wäre doch wirklich zu schade, für alle - so wie mich -, die beim Lesen gerne im Zeitalter der großen Pulp-Autoren versinken. :wink: )
Immerhin sind ja die Geschichten im Buch, wie anfangs erwähnt, nach ihrem Entstehungsdatum gelistet und ich würde meinen, es sind hierbei auch deutliche Steigerungen in Stokers Werk spürbar. Zumindest die letzte Geschichte - die eingangs erwähnte klassische Gruselgeschichte - hat mir dann auch richtig gut gefallen. Wenn der zweite Band da weitermacht, wo der erste aufhört, könnte er sogar richtig großartig werden.
heino
SMOF
SMOF
Beiträge: 7766
Registriert: 2. Mai 2003 20:29
Bundesland: NRW
Land: Deutschland
Wohnort: Köln

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

James Carlos Blake - Pistolero

Besagter Pistolero ist niemand Geringeres als John Wesley Hardin, ein berüchtigter Revolverheld und Mörder des Wilden Westens, dessen Leben Blake hier auf der Grundlage damaliger Zeitungsartikel und der Memoiren von Hardin selbst nachzeichnet. Das Ganze ist als Oral History aufgezogen, in der viele der Weggefährten und Zufallsbegegnungen Hardins erzählen, was sie mit ihm erlebt haben. Das ist alles recht gut gemacht und es zeichnet auch ein wohl recht realistisches Bild einer Zeit, die auch heute noch völlig zu Unrecht romantisiert wird, aber die Struktur des Buches bremst etwas das Tempo aus, so dass es nie wirklich spannend wird. Gute Lektüre, aber kein Pageturner
Lese zur Zeit:

Isaac Asimov - Die Foundation-Trilogie
Benutzeravatar
Uschi Zietsch
TBGDOFE
TBGDOFE
Beiträge: 20270
Registriert: 13. März 2004 18:09
Land: Deutschland
Wohnort: Das romantische (Unter-)Allgäu
Kontaktdaten:

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Für mich schon Pageturner, ich liebe Blake und Pistolero finde ich sein bestes Buch. Hab ich verschlungen.
:bier:
Uschi
Alles, was ich im Forum schreibe, ist meine private Meinung.
Mein Blog
Uschi Facebook
Fabylon YouTube
Fabylon Shop
Insta: uschizietsch
Hahlebopp
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 327
Registriert: 24. April 2018 20:29
Land: Deutschland

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

David Gemmell - Ritter dunklen Rufs

Sechs Jahre sind vergangen, seit die Ritter der Gabala, Helden und Hüter des Königreichs Gabala, unter mysteriösen Umständen verschwunden sind. Und ebenso mysteriös sind nun plötzlich auch so manche düstere Geschehnisse im Land. Ein kaum greifbares Übel scheint das Land befallen zu haben. In den Städten greifen immer mehr Armut und Elend um sich, Fremdländer werden geächtet und verfolgt ... das ganze Land scheint in Chaos und Gewalt zu versinken ...

Aber wo das Böse herrscht, ist das Gute natürlich nicht fern! :wink: ...
Die Geschichte setzt sich aus mehreren parallelen Handlungsfäden zusammen. Mehrere Figuren - u.a ein Ritter, ein Schmied und ein Sklavenjunge - übernehmen zugleich die Hauptrolle und die Geschichte springt dann immer wieder zwischen diesen verschiedenen Figuren hin und her. Der Leser erfährt nach und nach um die schlimmen Zustände im Land, was es mit den Rittern der Gabala auf sich hat und was in den Jahren seit ihrem Verschwinden geschehen ist. Recht schnell wird dann auch deutlich, dass es letztlich natürlich auf ein Zusammentreffen der Helden hinauslaufen wird. Um gemeinsam dem Bösen entgegentreten zu können ...
Es dauert dann auch recht lange, bis sich ein roter Faden aus der Geschichte herauskristalisiert. Aber Gemmell-typisch habe ich mich bei dem Buch zu keiner Zeit gelangweilt. Er schreibt wunderbare "graue" Protagonisten und Antagonisten, und es gibt immer wieder spannende, schmerzhafte und schöne Momente. Wobei das letzte Drittel wohl nicht mehr ganz so stark ist. Zudem hätten ein paar weniger "Helden" der Geschichte wohl ganz gut getan, um den einzelnen Figuren noch besser gerecht werden zu können.
Also das Buch ist nicht perfekt. Ich muss aber dazu auch sagen, Gemmells Bücher sind fast nie perfekt. Irgendetwas fehlt mir da meist zum Meisterwerk. Aber im großen Fantasy-Einheitsbrei sticht er für mich doch deutlich heraus. Zumal es ja ohnehin nicht allzu viele gute "Heroic-Fantasy" Autoren gibt. In Summe ist es auf jeden Fall eines von jenen Gemmell-Büchern, die ich Jedem, der gerne Low- und/oder Heroic-Fantasy liest, rundum empfehlen kann.

Anmerkung 1:
Es gibt auch noch einen indirekten Nachfolger-Roman: "Des dunklen Ritters Heldenlied". Das Buch erzählt dann im Prinzip auch genau die gleiche Geschichte. (Wobei eigentlich alle Gemmell-Romane die gleiche Geschichte erzählen --- was ich aber auch ganz bestimmt nicht negativ meine. Wer Gemmells Romane kennt, wird wissen, was ich meine. :) ) Diesen anderen Roman fand ich dann sogar richtig grandios. Zumindest als ich ihn vor einigen Jahren das erste mal gelesen habe.

Anmerkung 2:
Dieses Buch nun hier ist dann für mich auch so ein kleiner - trauriger - Meilenstein. Mit diesem Gemmell-Roman habe ich nun wirklich sämtliche Bücher von ihm gelesen, die je auf Deutsch veröffentlicht wurden! Dieses Buch war nun aber - nach den vielen Jahren, in denen ich immer mal wieder eines oder mehrere seiner Bücher zur Hand genommen habe -, als Abschluss nochmal ein schönes kleines Highlight. Es ist wirklich unglaublich schade, dass er uns als Autor nicht noch ein paar Jahre länger erhalten geblieben ist!
Hahlebopp
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 327
Registriert: 24. April 2018 20:29
Land: Deutschland

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Hahlebopp »

Per Wahlöö - Die Generale

Per Wahlöö - Die Generale.jpg

Die Handlung lässt sich recht kurz zusammenfassen: Ein Angeklagter wird von einem drakonischen Militärgerichtshof durch den Fleischwolf gedreht.
Ein Kriegsgericht gegen einen ehemaligen Milizsoldaten und späteren hohen Entscheidungsträger einer Rebellenarmee. Aufgebaut ist das Ganze hierbei wie ein Theaterstück, ähnlich wie man es von einigen klassichen Werken kennt, also z.B. von Shakespeare. Nach und nach erfährt der Leser dann in den jeweiligen Verhandlungstagen (= Kapiteln), von den vorhergehenden und auch aktuellen Geschehnissen:
Eine Gruppe von Idealisten wollte ihren Traum von einer Art sozialistischen Utopia begründen und scheiterte dabei grandios. Auf einer Insel ohne Namen - möglicherweise in Schweden, aber vielleicht auch ganz woanders - proklamiert man die Unabhängigkeit von der ungewollten Kolonialmacht. Für die gute Sache ist man natürlich auch auf eine Miliz angewiesen, nur leider verselbstständigt diese sich dann ... Statt dem schönen Utopia endet letztlich alles in Krieg und Elend ...
"Spekulative Fiktion" nennt sich dieses Genre wohl. Dystopie würde aber wohl auch ganz gut passen. Eine Dystopie, welche sich allerdings, seit Erscheinen des Buches (1965), wohl tatsächlich schon mehrmals selbst überlebt hat. Unterteilen sich die jeweiligen Parteien doch - wenn auch höchstens vom Gegner, mehr oder weniger "blumig" so benannt - recht deutlich in Nationalisten und Sozialisten.
Die Handlung weist dann auch recht deutliche Parallelen zu "1984" auf. Nur ist der Angeklagte hier bereits zu Beginn der Geschichte vollständig gebrochen. Nach etwaigen "chirurgischen" Eingriffen ist er nurmehr ein Häufchen menschliches Elend, welches eigentlich nur noch zu Allem Ja und Amen sagt.

In der ganzen Geschichte gibt es dann auch keine wirklichen Überraschungen. Interessant ist eigentlich nur die Art und Weise, wie das Ganze mit einem unheimlich bösen Zynismus erzählt wird. Die Militärs sind praktisch durch die Bank weg dumm, oder gelangweilt, oder eiskalt, oder alles zugleich ... Ich glaube dann auch, dass weibliche Leser ganz schön abgeschreckt sein könnten, von diesem Buch. Dazu muss ich aber auch sagen, dass der sehr häufige, recht frauenfeindliche Ton im Buch auch in heutigen Armeen ... nicht unüblich ist ...
Gut geschrieben sind zudem auch häufige Stellen, in denen die Militärs zwar das Eine sagen, sich die tatsächliche Wahrheit aber immer nur zwischen den Zeilen findet.

Mein Fazit: Auch wenn die Geschichte wirklich gut durchdacht ist, sehr intelligent geschrieben - würde ich sagen -, konnte mich das Buch überhaupt nicht fesseln. Ich musste mich zum Lesen regelrecht zwingen. Der bitterböse Zynismus in der Geschichte blieb mir eigentlich immer nur im Halse stecken. Zugleich schockiert hat mich das aber auch alles irgendwie nicht. Keine Ahnung, vielleicht bin ich inzwischen einfach zu abgegrührt und der Roman ist für mich einfach schon wieder zu altbacken. Sehr typisch für skandinavische Bücher, gab es dann wohl auch keine einzige Figur im Buch, die mir irgendwie sympathisch war. (Ich glaub skandinavische Autoren tuen sich irgendwie schwer damit, auch mal Figuren zu schreiben, die keine extremen Persönlichkeits-Defizite aufweisen. :kopfkratz: )
Ausgewählt hatte ich dieses Buch eigentlich, weil ich die Ausgangslage recht interessant finde. Im Prinzip kann so ein Hexenprozess ja Jeden treffen. Ob man sich nun auf der vermeintlich rechtschaffenen Seite befindet oder nicht, kann es trotzdem immer auch wieder eine andere Seite geben, die hingegen eine völlig andere Moral-Vorstellung hat. Hier in diesem Buch sind die Rollen dann allerdings leider doch von Anfang an recht eindeutig verteilt.
Also es war nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte. Ganz enttäuscht bin ich dann aber letztlich, in der Hinsicht, auch nicht. Es gibt in der Geschichte, zumindest nach meiner Auffassung, keine "gute" Seite. Alle machen Fehler und alle scheitern, und sind damit letztlich einfach nur menschlich ... Also immerhin, das Buch regt ein wenig zum Nachdenken an. :wink:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
heino
SMOF
SMOF
Beiträge: 7766
Registriert: 2. Mai 2003 20:29
Bundesland: NRW
Land: Deutschland
Wohnort: Köln

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Im dritten Versuch habe ich mit "Das Gift der Mumie" endlich mal ein Buch von Lincoln & Child erwischt, das mir tatsächlich gefallen hat. Wie schon vermutet, liegt das hauptsächlich daran, dass ich ihre sonstige Hauptfigur Aloysius Pendergast (allein schon dieser Name..) für eine völlig lächerliche Mary Sue halte und die anderen beiden Bücher im letzten Drittel der Handlung komplett unglaubwürdig wurden. Hier haben wir mit Corrie Swanson und Nora Kelly zwei Hauptfiguren, die tatsächlich gut ausgearbeitet und sympathisch sind, eine Geschichte, die tatsächlich für einen klassischen Thriller taugt, und viel Tempo. Alles gut also?
Leider nein, denn ganz am Schluß taucht natürlich doch wieder Pendergast auf, um das komplette Personal des Romans (mehrere FBI-Agenten, ein Sheriff, eine Archäologin) zu düpieren, indem er ihnen mal eben die Lösung darlegt, ohne an den Ermittlungen beteiligt gewesen zu sein, und dann wieder sang- und klanglos zu verschwinden. Das ist ein Deus ex machina der ganz üblen Sorte und auch komplett unnötig. Keine Ahnung, was sie sich dabei gedacht haben.
Lese zur Zeit:

Isaac Asimov - Die Foundation-Trilogie
Benutzeravatar
Pogopuschel
SMOF
SMOF
Beiträge: 3947
Registriert: 7. Juli 2004 23:34
Land: Deutschland
Wohnort: Westerwald

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Pogopuschel »

Die Pendergast-Romane habe ich früher sehr gerne gelesen. Vor allem "Relic" fand ich großartig (weshalb meine erste Station beim New-York-Urlaub auch das American Museum of Natural History war). Insgesamt sind die ersten sieben okay, bei 16 bin ich ausgestiegen, weil die Reihe schon lange zu abstrus geworden ist und sich alles wiederholt. Außerdem hege ich den Verdacht, dass die beiden ihre Bücher gar nicht mehr alle selbst schreiben, "Mission – Spiel auf Zeit", der erste Gideon-Crew-Roman, wirkte wie von komplett anderen Autor*innen geschrieben.

Am besten finde ich eigentlich die abgeschlossenen Einzelromane aus der Frühphase, also "Mount Dragon", "Riptide" und "Thunderhead".
Meine Internetseite (mit Buchbesprechungen): http://lesenswelt.de/
Benutzeravatar
Kringel
SMOF
SMOF
Beiträge: 6242
Registriert: 13. Mai 2003 07:32
Land: Deutschland
Wohnort: Das schöne Rheinhessen
Kontaktdaten:

Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Kringel »

Pogopuschel hat geschrieben: 11. Oktober 2023 11:25"Mission – Spiel auf Zeit", der erste Gideon-Crew-Roman, wirkte wie von komplett anderen Autor*innen geschrieben.
Ging mir ähnlich. Gideon Crew ist in meinen Augen nur ein überdrehter Pendergast-Klon: Er ist ein Meister der Maske, erfindet ständig irgendwelche Lügengeschichten, um sich irgendwo Zutritt zu verschaffen oder jemanden zu einer bestimmten Handlung zu bewegen, hat Freunde, die für ihn die Recherchearbeit erledigen und so weiter. Beim Tausendsassa Pendergast wackelt die Glaubwürdigkeit schon stark, aber was Crew anstellt, ist derart übertrieben, dass ich mich gefragt habe, ob "Mission" eine Agentenroman-Parodie sein soll. Crew ist James Bond, Simon Templar und Fantomas in Personalunion, tappt aber immer wieder in Fallen und lässt sich von seinen Gegnern an der Nase herumführen. Und ich finde ihn einfach unsympathisch.
Antworten