Vermutlich hängt das „Hängenbleiben“ auch damit zusammen, dass Literatur (und andere Kunstwerke auch) einem bestimmten Zeitgeist entsprechen. Bei SF gab es die „Aufbruchjahre“, in denen die Technik als Lösung aller Probleme galt und die Menschen den Weltraum besiedelten. Und dann wieder auch den „Innerspace“ und die „Ökowelle“, die eher pessimistisch angelegt waren.
Es ist ja wohl so, dass es prägende Jahre im Leben eines Menschen gibt, und diese sollen angeblich bis ca. 25 (ungefähr) die politische und soziale Bildung und das Weltbild formen. Da ich meine SF (jeden Tag einen...) in diesem Zeitraum gelesen habe, hänge auch ich zugegebenermaßen in den 1970ern, 1980ern fest, weil das „meine“ Lesezeit war. Übrigens betrifft das offensichtlich Musik genauso.
Daran hing aber auch ein gesteigertes Interesse und die Begeisterung, die heute zwar nicht verschwunden, aber beileibe nicht mehr so exzessiv ist.
Und hinzu kommt, dass vieles bereits geschrieben wurde (betrifft ja nicht nur den SF-Bereich), so dass man sich fragen darf, WESHALB man SF liest: ist es entweder als Ideenquelle an sich oder ist es der Genuss bestimmter Literatur?
Bei mir hat sich durchaus ein gewisser Sättigungseffekt eingestellt. Vergleichbar ist das auch z.B. mit „Harry Potter“: diese Reihe hat mich nicht mitgenommen, weil sie „zu spät“ kam. Meine Jugendbücher sind eher von Preußler, Ende oder Lindgren. Vergleichbare Bücher über Magie und Zaubererschulen hatte ich vor 20 Jahren selbst geschrieben und gelesen. Ich war nicht mehr Zielgruppe.
Für junge Menschen gilt das nämlich nicht, weil für sie die HEUTIGE Literatur (und auch noch HP, obwohl das auch schon Jahre zurückliegt) die Prägung macht. Man sieht es an den Nachfolgern von HP (dieses ganze Tierwesen-Gedöns), die mich noch weniger interessieren, die junge Generation aber durchaus.
PS Ich stimme Uschi zu, obwohl das subjektiv sein wird: die Qualität ist scheinbar (?) gesunken. Ich blättere in einem neuen Buch und es reißt mich nicht mit. Ich probiere es trotzdem hin und wieder, aber die Trefferquote ist deutlich geringer als früher. In fast all meinen Büchern ist noch die alte Rechtschreibung...
PPS Da es jetzt eine „Zensur“ gibt (ich benutze das Wort absichtlich provokativ), in dem übervorsichtige, vorauseilende Korrektheit und das Vermeiden bestimmter Aspekte sich von den Autorinnen selbst auferlegt wird, wird die Literatur tatsächlich „seichter“, weil Ecken und Kanten immer zu einem „Scheißsturm“ führen könnten. Und natürlich hat das Verkaufsargument immer Vorrang: besser den hundertsten Schmöker zu verkaufen als mit einem Buch in den Abgrund gerissen zu werden...