Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Science Fiction in Buchform
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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Wobei natürlich die Frage wäre, welche der verschiedenen Textfassungen du meinst. Von wegen textgetreu.
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Naut
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Naut »

Doop hat geschrieben: 8. Dezember 2023 13:29
lapismont hat geschrieben: 8. Dezember 2023 12:21
Doop hat geschrieben: 8. Dezember 2023 10:39
lapismont hat geschrieben: 7. Dezember 2023 23:19
Vielleicht muss man die Bücher nicht ändern, aber könnte sie dann zumindest auf den Abfallhaufen der Geschichte werfen.
Echt jetzt? Und wenn in 10 Jahren dann die Nazis eine Mehrheit haben, dann wandern die Bücher von Ann Lackie, von Tamsyn Muir und von Catherynne M. Valente auf den Abfallhaufen? Und die können sich dann auf solche Aussagen stützen?

Bin ich hier echt der einzige, der Bücher, egal ob die wie Lindgren zum Kanon der Weltliteratur (!) zählen, nicht ändern und nicht auc den Müllhaufen werfen will? Gleiches gilt für Filme und jede andere Kunst.
Abfallhaufen der Geschichte. Kleiner Unterschied.
Oder hat bei Dir Wie der Stahl gehärtet wurde einen Platz im Regal? Ich vermute sehr, dass Du auch bei DDR-SF einiges als überholt ansiehst.
Weder bin ich dafür, dass „Wie der Stahl gehärtet wurde“ textlich abgeändert wird, noch dafür, dass das Buch nicht mehr publiziert wird. Für jede textgetreue Ausgabe, gerne mit einem einordnenden Vorwort eines Historikers, der den stalinistischen Hintergrund erklärt und die Zwangsrezeption in DDR-Schulen, wäre ich sehr dankbar. Mein Kollege, gebürtiger Kieler, in den 80ern geboren, FDP- und nicht etwa MLPD-Mitglied, hat sich vor Jahren dieses Buch antiquarisch beschafft aus historischem Interesse. Und er hat es auch gelesen. Was auf den Müllhaufen gehört, sollte jeder Leser ganz individuell für sich entscheiden dürfen.

Gegen einordnende Vorwörter von Fachleuten bin ich übrigens immer offen. Und was die DDR-SF angeht: selbst Tuschel und Kröger verdienen es, dass man sich auch künftig anhand der Texte mit ihnen auseinandersetzen kann.
Ich glaube, die Diskussion können wir ein wenig tiefer hängen. Es geht ja eher um Bücher wie die "Fünf Freunde" oder so, in denen Enid Blyton teils aus heutiger Sicht üble rassistische Klischees reproduziert. Klar, sind da auch gute Ansätze drin, aber das heißt ja nicht, dass die Bücher zensiert oder vergessen werden müssen, lediglich, dass ich sie meinen Nichten heute nicht mehr schenken würde. Da gibt es besseres aus neuerer Zeit. Ich denke, das ist es, was Ralf meinte.
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Doop
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Doop »

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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Äh ... ja?
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Doop
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Doop »

Für alle, die vom Buch „Wie der Stahl gehärtet wurde“ nie etwas gehört haben, habe ich den Link zum Wiki-Eintrag gepostet. Dachte es sei selbsterklärend, aber verstehe, dass es das wohl nicht ist.
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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Da ich es ja bereits erklärt hatte, kam der unkommentierte Link in der Tat etwas ... unkommentiert.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

L.N. Muhr hat geschrieben: 8. Dezember 2023 13:16 Ja, das hatte ich mit meinem Zeitreise-Beispiel weiter oben ja erwähnt.
Hatte ich übersehen :D Aber doppelt gesagt hält besser.
Ansonsten: "Wie der Stahl gehärtet wurde", Roman zum Aufbau der SU, Schullektüre in der DDR, kurz bevor wir den drangenommen hätten, ging besagte DDR allerdings unter. Lapi und Doop mussten aber noch an ihm leiden. Zufall? :D
Nein, das Alter ... das Alter. :lol:
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Danke für den Link, Doop.
Für mich war es selbst erklärend, auch wenn der Link nicht ganz abgebildet wurde, aber ich hab's erraten. :-D
Hier hagelt es Beiträge, ich komm kaum mehr nach.
Finde ich gut!
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Auf die Müllhalde werfen heißt: verdrängen. Wir sind alle mehr oder weniger Rassisten, und man sollte sich darüber klar werden. Sich hinterfragen, warum man etwas jetzt und auf diese Weise denkt und tut. Deshaĺb müsste man alle Bücher, die älter als 5 Jahre sind, auf den Müll werfen. Auch Goethe oder Shakespeare hatten ihren Rassismus bzw. die Denkweise ihrer Zeit. Leider bin ich auch dagegen, etwas zu "kommentieren", weil Kommentare persönliche Meinungen sind. Dagegen hilft nur der "mündige Bürger" und den bekommt man vermutlich nur durch Konfrontation und eigenes Erleben. Also müssen die Blasen aufgestochen werden, nicht zugeschüttet.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von kingsize »

Doop hat geschrieben: 8. Dezember 2023 14:00 Für alle, die vom Buch „Wie der Stahl gehärtet wurde“ nie etwas gehört haben, habe ich den Link zum Wiki-Eintrag gepostet. Dachte es sei selbsterklärend, aber verstehe, dass es das wohl nicht ist.
Danke für den Link! Hat mir geholfen da ich tatsächlich noch nie von dem Buch gehört hatte.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von lapismont »

Wie der Stahl gehärtet wurde ist heute kein Schulbuch mehr, trotz seiner geschichtlichen, oder literaturhistorischen Bedeutung. Es wurde aus dem Lehrplan genommen, oder eigentlich zog man gleich den gesamten Lehrplan aus dem Verkehr.
Das ist der Bedeutungsverlust, den ich mit Abfallhaufen der Geschichte meine.
Kein tatsächliches Wegschmeißen von Büchern, obwohl es das auch immer wieder gibt.

Dass sich irgendwer mal mit dem Werk aus den unterschiedlichsten Gründen befassen mag, ist auch völlig in Ordnung, vermutlich wird hier auch niemand nach Anpassungen rufen. Das Buch hatte eine bestimmte Funktion, die es so heute nicht mehr gibt. Mit dem Struwelpeter werden heute auch keine Kinder mehr erzogen.

Also um zur SF zurückzukommen. Auch hier fallen Werke alle Nase lang aus der Betrachtung der Masse heraus, DDR-SF sogar recht schnell, wenn man sich frühe DSFP- und KLP-Jahrgänge ansieht, trifft das auch auf BRD-SF zu. Ganz ohne Protest.
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L.N. Muhr
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

In der Tat redet kaum noch jemand über die Leihbuch-SF der Fünfzigerjahre. Größtenteils zurecht. Autoren wie J.E. Wells wurden nicht vergessen, weil sie dieses oder jenes Wort verwendeten, sondern weil ihr ursprünglicher Erfolg in der Nachkriegs-BRD auf solidem "mir hatten ja nüscht anderes" beruhte, auf dem sie mit ihrem schriftstellerischen Unvermögen auftrumpften.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ich kann mich nicht an BRD-SF erinnern. Alles, was ich zu lesen bekam, stammte aus den USA oder meinetwegen noch aus Großbritannien. Aber das ist heute genauso "alt". Einzige Ausnahmen: die Strugatzkis und Lem, die quasi die verbliebene erreichbare Tür in den Osten waren. Vermutlich war es in der DDR genau andersherum...

PS Diese eine Mark Brandis-Reihe fällt mir noch ein, und Raumschiff Orion.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Man hat dir verboten, Jeschke, Franke oder so zu lesen?

Ich mein, da ist ein elmentarer Unterschied zur DDR: dort bekam man wirklich nur bestimmte Dinge zu lesen. Ganz im Gegensatz dazu hattest du in der alten Bundesrepublik die Wahl. Ich weiss, dass zumindest Jeschke in seinen Anthos auch osteuropäische SF unterbrachte.
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Re: Sollte man das Lesen gegenwärtiger SF einstellen?

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Ich habe nicht von „verbieten“ gesprochen. Die deutschsprachige SF war aber recht überschaubar. Jeschke kenne ich eher als Herausgeber.
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

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