Hugo Awards 2023

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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von deval »

Feiner Zug von ihm.
Raeuber Kneissl
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Raeuber Kneissl »

Knochenmann hat geschrieben: 18. Februar 2024 10:09 (...)
2) Die Korruption kommt wohl vom Hugo Preiskomitee selber. Wer soll den Preis den erst nehmen wenn die Leute die nominieren korrupt sind? Und nicht einmfal für Geld korrupt, sondern einfach nur schleimig korrupt.
Streng genommen waren es nicht die, die nominiert haben, sondern die, die die Nominierungen ausgwertet haben.
Bekanntermaszen kann jeder Worldcon-Teilnehmer nominieren (und die vom Vorjahr), Abstimmen dann aber nur die vom aktuellen Worldcon.

Im Moment scheint es so, als ob der Leiter dieses Hugo-Voting-Bearbeitungs-Komitees seine Linie einfach durchgezogen hat, und alle anderen in dem Komitee haben einfach mitgemacht.
Jedenfalls stellen sie es jetzt so dar.
Raeuber Kneissl
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Raeuber Kneissl »

deval hat geschrieben: 22. Februar 2024 13:46 Feiner Zug von ihm.
Er ist aber nicht der erste, eine andere Hugo-Gewinnerin ist schon vor ihm auf die Idee gekommen:
https://samtasticbooks.com/2024/02/17/r ... -the-hugo/
Raeuber Kneissl
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Raeuber Kneissl »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 22. Februar 2024 11:52 Das ist ja schon ein starkes Stück, was da abgeht.
Das ganze Worldcon wird mittlerweile als geklaut betrachtet (und zwar auch und v.a. von den chinesischen Fans so betrachtet).
Es gibt stimmen die sagen, man soll es einfach aus der Geschichte streichen.

Zu dem Hugo-Gate, zu dem immer mehr unappetitliche Details aufkommen, kommen jetzt auch noch Geschichten wegen Sponsoring und Geld usw., was dazu geführt hat, dass Glasgow2024 jegliche Geldübertragung vom Vor-Worldcon in Chengdu pauschal und deutlich ablehnt.
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Ja, nun. Das hätte auch vorher jedem bewusst sein können.
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Doop »

Nein, nicht wirklich in dieser Form. Staatliche direkte Zensur? Ja, klar. Vorauseilende Selbstzensur der Chinesen? Auf jeden Fall. Aber dass langjährige aktive Fans aus dem Westen sowohl vorauseilende Selbstzensur üben um der Partei zu gefallen als auch chinesische Werke ausschließen, damit sich unter den nominierten Werken und den Gewinnern praktisch nur die üblichen Verdächtigen wiederfinden, das ist schon erstaunlich. Ich hätte professionelle chinesische Zensur erwartet und nicht dieses Amateurgemauschel von westlichen Helfern. Nicht dass es mich übermäßig schockieren würde, denn solche Leute braucht man ja, um eine jede Diktatur zu bauen, aber ein bisschen überrascht bin ich doch, dass es niemanden in der Runde gab, der die anderen gefragt hat, ob sie noch bei Verstand sind.
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Hm, bin letztlich zuwenig 'drin. Verfolge die Hugos eher über das SF-Jahr (Print), ein paar wenige Fanzines und dann halt ab Internet über die einschlägigen SF-Foren, eines davon ist dieses hier. Also bitte nur als kleinfügige Anteilnahme verstehen.

Die Feinheiten, die du nochmal (Danke dafür!) herausstellst habe ich schon mitbekommen. Und wie vorher, auch vor den Puppies etc. schon gemauschelt wurde.

Als Soziologe habe ich gelernt, Vergleiche zu ziehen, die zwingend empirisch unterfüttert sein müssen. So wie Trump als Präsident keine Entscheidung der Wähler war/sein wird, sondern eine Entscheidung der republikanischen Partei. Krudes Beispiel, ich weiss.

Aber OK, bitte keine politische Diskussion, die vermutlich eh' ein falsches Bild auf die Hugos werfen täte.

Schön wären Postings von Menschen, die bei dem Hugo auch dabei waren. War überhaupt jemand aus dem deutschsprachigem Raum (um das mal so einzukreisen) dort?
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Ender »

Auf tor-online gab's seinerzeit einen Erlebnisbericht von Matthias Matting, alias Brandon Q. Morris: https://www.tor-online.de/magazin/scien ... ngdu-china
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Brandon Q. Morris war mir bisher kein Begriff, habe nix von ihm gelesen. Was an dem Namen gelegen haben könnte. Damit verbinde ich keine Literatur, die ich freiwillig lesen täte.
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Flossensauger hat geschrieben: 22. Februar 2024 21:22 Schön wären Postings von Menschen, die bei dem Hugo auch dabei waren. War überhaupt jemand aus dem deutschsprachigem Raum (um das mal so einzukreisen) dort?
Ich war dort. Aber ich habe (wie sonst auch) weder nominiert noch abgestimmt, zumal ich ohnehin noch nie auf dem Laufenden war mit dem, was aktuell ist.

Empfunden habe ich den WorldCon als sehr entspannt, die Leute als sehr offen für alles, die Chinesen haben sich meinem Eindruck nach alle einfach tierisch gefreut, zur SF-Welt dazuzugehören, haben alle Optimismus und Begeisterung ausgestrahlt, sogar die Politiker.

Mag natürlich sein, dass da im Hintergrund geheime Anweisungen aus Beijing kamen, aber wenn, dann hat man nichts davon gemerkt, nicht mal ein komisches Gefühl gehabt.

Dass die Regierung verhindern wollte, dass bestimmte chinesische Bücher gewinnen, glaube ich übrigens nicht, denn in China müssen alle Bücher, die erscheinen, vorher die staatliche Zensur passieren. Auch Übersetzungen von Werken gewisser deutscher Autoren: Damit gehen die Chinesen ganz unbefangen um; das ist halt so. Im "Herr aller Dinge" waren zwei Stellen, die die Leute vom Verlag in der Übersetzung lieber ändern wollten (ein amerikanischer Agent sagt Hässliches üebr China: kann man das weglassen? Und die Szenen in Hongkong lieber nach Singapur verlegen? Da es für die Handlung ohne Belang war, hab ich gesagt, OK.)
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Andreas Eschbach hat geschrieben: 22. Februar 2024 23:31 Dass die Regierung verhindern wollte, dass bestimmte chinesische Bücher gewinnen, glaube ich übrigens nicht, denn in China müssen alle Bücher, die erscheinen, vorher die staatliche Zensur passieren.
Wenn ich mir die Nominierungsliste so anschaue habe ich eher das Gefühl das man chinesische Autoren draussen halten wollte, jetzt mal abseits von dieser Zensurgeschichte.

Aber das ist nur mein Gefühl.
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Genau das wurde ja im weiter oben von Tchaikovsky verlinkten Text erläutert. Insofern deckt sich dein Gefühl mit den Fakten, allerdings waren in dem Fall die Fakten zuerst bekannt. ;)

(Lest besagten Blogeintrag. Es lohnt sich.)
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Raeuber Kneissl »

Knochenmann hat geschrieben: 23. Februar 2024 14:07
Andreas Eschbach hat geschrieben: 22. Februar 2024 23:31 Dass die Regierung verhindern wollte, dass bestimmte chinesische Bücher gewinnen, glaube ich übrigens nicht, denn in China müssen alle Bücher, die erscheinen, vorher die staatliche Zensur passieren.
Wenn ich mir die Nominierungsliste so anschaue habe ich eher das Gefühl das man chinesische Autoren draussen halten wollte, jetzt mal abseits von dieser Zensurgeschichte.

Aber das ist nur mein Gefühl.
Es gab mittlerweile nachweislich zwei Zensur-Aktionen:

1. Bestimmte westliche Werke wurden vom Hugo-Kommite gestrichen/disqualifiziert, weil sie oder deren Autoren mutmasslich den chinesischen Behörden missliebige Themen angesprochen haben, entweder im Werk oder bei öffentlichen Auftritten.
Das hat man dann als "Disqualifikation" in den kürzlich veröffentlichten Nominierungstatistiken gekennzeichnet und es war ein nicht unerheblicher Aufwand, alle nominierten Werke und Autoren nach kritischen Punkten zu scannen, und dabei war das ganze Kommite (ohne das in Frage zu stellen) beteiligt, da Dave McCarty das als "Schutz der chinesischen Freunde vor der Obrigkeit" dargestellt hat.
Trotzdem ist man dabei ziemlich inkompetent vorgegangen, wie durch die geleakten Email bekannt wurde: So wurde einer disqualifiziert, weil er angeblich Tibet besucht hätte, hat er aber garnicht, das war Nepal.

2. Noch bevor es überhaupt so weit kam, gab es aber vorher schon eine Runde, in der chinesische Werkte vergleichsweise willkürlich gestrichen wurden, und zwar von Dave McCarty, dem Leiter des Hugo-Komitees persönlich: Unter dem Vorwand, die Werke wären Teil einer "Vorschlagsliste" (was seit den Puppies ein rotes Tuch ist), wurden diese Werke aus der nun veröffentlichten Liste schon vorher entfernt und zusätzliche Stimmen erfunden, wie sich durch statistische Analysen zeigen lässt.
Tatsache ist, dass es zwar solche Vorschlagslisten gab, aber das Vorgehen trotzdem gegen die Statuten verstößt, und die Vorschlagslisten erkennbar nicht als Nominierungsvorschlagslisten wie bei den Puppies gedacht waren, sondern als Leselisten mit viel mehr Werken als am Ende in der Hugo-Endausscheidung landen hätten können.
Es geht aus den Emails und diversen Bemerkungen aber auch hervor, dass der eigentlich Grund der war, der Hugo-Wahl und dem Worldcon ein mehr internationales Ansehen zu verschaffen und nicht als rein chinesisches Ereignis darzustellen und darum die üblichen Bestseller-Autoren (Scalzi etc.) in die Endausscheidung zu pushen, obwohl sie weniger Nominierungsstimmen als einige chinesischen Werkte hatten. Warum das eine Sorge von Dave McCarty war, kann man nur mutmaszen.
Hier ein schöne Analyse:
https://file770.com/wp-content/uploads/ ... go2023.pdf

Zu dieser ganzen Hugo-Problematik gibt es mittlerweile auch etwas kleinere Skandale um das Sponsoring, das mehr als nur undurchsichtig ist/war und wohl auch einen Einfluss auf Panels etc. hatte.

Meine Meinung: Letzlich haben sich ein paar nützliche Idioten von der chinesischen Diktatur instrumentalisieren lassen. So wie bei Olympia.
Und die "chinesische Diktatur" hat niemals verstanden, dass ein Worldcon kein Ereignis ist, das so wie Olympia o.ä. durch ein völlig korruptes Organisationskomitee geleitet wird, sondern eine gemeinschaftliche Fan-Veranstaltung.
Und darum jetzt der öffentliche Scherbenhaufen: Die üblichen Methoden haben nicht so gut und vollständig gegriffen, wie bei anderen weltweiten Veranstaltungen.
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Andreas Eschbach
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von Andreas Eschbach »

Kann vielleicht mal jemand für Zivilisten erklären, was Vorschlagslisten sind, was schlimm daran ist und was es mit "Puppies" auf sich hat?
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L.N. Muhr
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Re: Hugo Awards 2023

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Vorschlagslisten: wie es klingt, statt einzelner Nominierungen ganze Listen, die von ganzen Gruppen in identischer Form eingereicht werden, was denen auf den Listen automatisch bessere Nominierungschancen gibt.

So haben das vor ein paar Jahren die Rechtsextremen um Vox Day, die sad puppies, gehandhabt, um ihren Leuten Preise zu verschaffen.
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