Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

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head_in_the_clouds
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Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von head_in_the_clouds »

Anlässlich des kürzlich mit 80 Jahren im Februar diesen Jahres verstorbenen britischen Autors Christopher Priest möchte ich gerne eines seiner
Werke vorstellen, das mich am stärksten beeindruckt hat. Es ist aus seiner Anfangszeit, als Priest sich noch im klassischen SF-Genre bewegte.
Seine späteren Romane waren der SF nicht immer eindeutig zuordbar , enthielten aber immer wieder mehr oder weniger Elemente des Genres.
Alle einte aber im Grundsatz die Infragestellung gegebener Realität, subjektiver Wahrnehmung und der Konsequenzen für uns die sich aus der
Diskrepanz zwischen beiden ergibt.

Inhalt

„Ich war sechshundertfünfzig Meilen alt geworden. […] Es war ein bedeutsamer und aufregender Augenblick für mich.
Höhepunkt und Essenz meines bisherigen Lebens.“


So beginnt Priest seinen Roman und lässt uns durch die Verwendung der Raumdimension als Altersangabe schon ganz am Anfang
etwas verblüfft zurück.

Helward Mann soll in die Gilde der Zukunftsvermesser der Stadt ‚Erde‘ aufgenommen werden. Die Stadt selber zieht sich mittels
in ihrem Fundament befindlichen Motoren auf zuvor von der Schienenbauergilde verlegten Gleisen
über die Oberfläche einer Welt
, die anscheinend eine Katastrophe durchschritten hat aber in einem wesentlichen Aspekt radikal anders
beschaffen ist als unsere: Die uns bekannte euklidische Geometrie der Welt als eine Sphäre gilt dort nicht.

Ihre Bewohner nehmen die Objekte ihres überschaubaren Universums als hyperboloide Formen war (s. geometrische Abb. u.).
Vielmehr deren intrinsischen Eigenschaften bezüglich Raumzeit-Gradienten auf einer hyperbolischen Fläche:


Sowohl deren Sonne als auch die Welt und ihr Mond, in der sie sich bewegen, werden so zu in Richtung der Ränder hin durch anwachsende räumliche
und zeitliche Verzerrungen bestimmt, und die am infinitisimalen Rand sogar unendliche Werte annähmen – schon lange vorher würden
die extremen Verzerrungen somit Stadt und Bewohner katastrophal bedrohen. Die Stadt muss deswegen im ‚Optimum‘ gehalten werden ,
wo die Verzerrungen nicht wahrnehmbar sind.
Diese Notwendikeit wird durch die überlieferte „Destain-Direktive“ bestimmt,
der viele vorangegangene Generationen seit Jahrhunderten folgten und noch kommende Generationen folgen müssen.

Mann muss das Gildensystem durchlaufen bis er bei den Zukunftsvermessern aufgenommen wird. Der notwendige Kurs wird durch die Gilde
bei der Kartierung des vorausliegenden Terrains bestimmt – räumliche Abweichungen müssen minimiert werden , ansonsten die exponentiell
zunehmenden Gradienten der Raumzeit-Verzerrung zu einer Katastrophe führten.
Durch diese Lehrzeit erfährt er einige Besonderheiten über
seine Welt – so zB das mit zunehmender Entfernung vom Optimum in Richtung „Norden“ die Zeit für die Reisenden immer schneller vergeht
(so das sie bei Rückkehr gegenüber den Stadtbewohnern um Jahre gealtert sind) und Distanzen sich zu vergrössern scheinen. In entgegengesetzter
Richtung ist die Verzerrung der Zeit durch Verlangsamung gekennzeichnet (Rückkehrer sind kaum gealtert, während in der Stadt Jahre vergingen)
und die räumlichen Distanzen sich auf absurde Weise, mit Folgen für die Bewohner, zu verkleinern scheinen.

Die Stadt selber rekrutiert von den heruntergekommenen und verarmten , in der Nähe der festgelegten Route liegenden Siedlungen zeitweise
notwendige Arbeitskräfte – als auch vorübergehende Gefährtinnen ,
die der an Frauenmangel leidenden Stadt Mädchen gebären sollen –
männliche Nachkommen werden den Exilfrauen wieder mitgegeben , wenn sie die Stadt nach ein paar Jahren wegen zu vermeidender Überbevölkerung verlassen müssen. Das kolonialistisch anmutende sklavenähnliche System wird von Mann und den Bewohnern nicht in Frage gestellt, da es ihre Existenz und das Überleben der Stadt sichern hilft – und den Zwangsverpflichteten ein kleines Auskommen beschert.

Dennoch beginnt Helward sich immerhin Fragen zu stellen, die er mit der wahrnehmbaren Realität auf seinen Ausflügen im Auftrag der Stadt
nicht in Einklang bringen kann:
Die sesshaften Bewohner der Orte scheinen gegenüber den räumlichen und zeitlichen Verzerrungen indifferent und es scheint ihnen nichts auszumachen – es lässt sich aber auch nichts auf praktische Art in Erfahrung bringen, da Orte, die soweit vom Optimum entfernt liegen nicht mehr für Stadtbewohner zugänglich sind.
Durch die Begegnung mit Elisabeth in einer der Siedlungen (die selbst aber aus einem unbekannten Teil der Welt zu kommen scheint und sich als
Medizinerin bezeichnet) , wird sein Weltbild erschüttert. Für Mann sind ihre Erkenntnisse unanehmbar – es würde die Bedeutung seines Lebens und
die der rollenden Stadt komplett verändern. Wird sich Helward Mann der Realität stellen können?

Kritik

Sein dritter Roman, The Inverted World (dt.: Der steile Horizont ), markiert den Höhepunkt seiner Karriere als klassischer Genre SF Autor und
bleibt einer der beeindruckendsten britischen Ideen-SF-Romane. Obwohl sich herausstellt, dass die Realität der Bewohner der Stadt
(in gewissem Sinne) nicht allgemein gilt, ist die hyperboloide Welt, über die sich die Stadt Erde auf Rollen bewegt, der seltsamste Planet, der seit
Mesklin in Hal Clements „Mission of Gravity “ 1953 (dt. „Schwere Welten “) ) erfunden wurde: Der Einsatz der räumlichen und zeitlichen Verzerrung
als Stilmittel , die er den Bewohnern der Stadt auferlegt, bringt den Leser zu der Annahme, dass Inverted World in einem echten alternativen Kosmos spielt.

Hier leuchtet auch schon früh eines der Kernthemen von Priest auf: WAS ist Realität und wie beeinflusst unsere subjektive Erfahrung diese?
Diese Frage leitet dann auch zu dem konzeptionellen Durchbruch des Romans, als Elisabeth die WAHRE Natur von Mann’s Welt begreift.
Priest ist somit durchaus mit Philip K. Dick auf einer Linie – beide stellen die Realität, wie sie sich unseren eingeschränkten physischen Sinnen
als auch unserer limitierten Selbsterkenntnis erschliesst (oder verschliesst) in Frage –
und fordern eine Korrektur des bestehenden Weltbildes
oder wenn es nicht gelingt eben eines Arrangements mit diesem.
Dies erreicht Priest aber auch – mit gewissem satirischen Blick auf seine Landsleute – wenn er seinem männlichen Hauptprotagonisten eine typische
britische Verstocktheit und Trägheit attestiert. Man möchte diesen oft geradezu durchschütteln und zurufen: Hast du es nicht begriffen?

Aber es ist auch ein Zeichen für Priests ernünchterndem Verständnis von SF, die in ihrer Anlage nicht zwangsläufig zur Belehrung von Missständen
der realen Welt führt oder gar zum Willen zu Änderung, dass sein Hauptprotagonist sich weigert, die alte Welt so einfach aufzugeben.
Der Preis ist andererseits wiedergewonnene Freiheit – und dieser scheint angesichts der notwendigen radikalen Änderung von Weltbildern ,
in denen man sich bequem eingerichtet hat, oft zu hoch.


Gelesen wurde die deutsche Übersetzung "Der steile Horizont" (1976) : https://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?1347087
original: Inverted World (1974)

Christopher Priest in der isfdb: https://www.isfdb.org/cgi-bin/ea.cgi?336


Hyperboloid und geometrische Darstellung des optimalen Kurses (rot) in der hyperbolischen Raumzeit. In Priests Welt reicht die Betrachtung der blaugerahmten Hälfte. In der realen Topografie sind durch Berge oder Flüsse Umwege nötig, die aber minimiert werden müssen. Richtung N(ord) und S(üd) nehmen die Raumzeitgradienten exponentielle Werte an und diese Bereiche sind unzugänglich.
priest2.jpg
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Zuletzt geändert von head_in_the_clouds am 26. Februar 2024 14:25, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Uff. Kapier ich nicht ... das ist mir zu Hard SF. Aber danke fürs Einstellen.
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Dabei ist es vom Ton her eher Science Fantasy mit einer eher mittelalterlichen Stadtgesellschaft, und von der Struktur her social fiction mit der Darstellung zwischenmneschlicher Beziehungen. Ich würde es sehr sehr empfehlen.

Der user hier beschreibt das Buch einfach sehr sehr komplex und von hinten her.
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Knochenmann
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Wer Probleme mit dem hyperbolischen Raum hat (und wer hat die nicht), es gibt einige spielerentwickler die mit soetwas arbeiten:


Link: https://www.youtube.com/watch?v=zQo_S3yNa2w
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Es spielt für den Romanverlauf praktisch keine Rolle.
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von head_in_the_clouds »

Uschi Zietsch hat geschrieben: 26. Februar 2024 13:10 Uff. Kapier ich nicht ... das ist mir zu Hard SF. Aber danke fürs Einstellen.
Hab mal die Grafik etwas ergänzt zum Verständnis:
mit der geometrischen Darstellung des optimalen Kurses (rot) in der hyperbolischen Raumzeit. In Priests Welt reicht die Betrachtung der blaugerahmten Hälfte. In der realen Topografie sind durch Berge oder Flüsse Umwege nötig, die aber minimiert werden müssen. Richtung N(ord) und S(üd) nehmen die Raumzeitgradienten exponentielle Werte an und diese Bereiche sind unzugänglich.
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Ich denke, die meisten von uns lesen SF nicht wegen ihrer Vorliebe für Geometrie. ;)

Priest schildert es übrigens tatsächlich sehr verständlich, aber er hat auch den Vorteil, es in eine Handlung einbetten zu können. Das macht es weniger abstrakt.

Sprich: was hier abstrakt und schwer verständlich klingt, klingt im Roman gar nicht so. Einfach weil es ein Roman ist.

Ich konnte ihn nur schwer aus der Hand legen. Und das nicht nur, weil ich klebrige Finger hatte. ;)
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von head_in_the_clouds »

L.N. Muhr hat geschrieben: 26. Februar 2024 14:18 Es spielt für den Romanverlauf praktisch keine Rolle.
Die hyperbolische Struktur der Welt ist hier essentielles Worldbuilding, was den Hintergrund zur späteren "Erweckungserfahrung" von Mann und dem Leser führt. Richtig ist: Man muss kein Mathe studiert haben um den Roman zu geniessen
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von head_in_the_clouds »

L.N. Muhr hat geschrieben: 26. Februar 2024 13:37 Dabei ist es vom Ton her eher Science Fantasy mit einer eher mittelalterlichen Stadtgesellschaft, und von der Struktur her social fiction mit der Darstellung zwischenmneschlicher Beziehungen. Ich würde es sehr sehr empfehlen.

Der user hier beschreibt das Buch einfach sehr sehr komplex und von hinten her.
Ist keine Science-Fantasy, da dem Phänomen eine naturwissenschaftliche Erklärung zugrundeliegt. Das Gildensystem ist mittelalterlich, die Technologie der Stadt ist tw auf dem Stand des 19. Jhdts wobei andere Teile dieser Technik auf vergessenen naturwissenschaftlichen Prinzipien beruhen, die über diesen Stand weit hinausgehen und für uns selbst science-fiction sind.
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Und ich habe soeben festgestellt, dass ich den sogar seit Jahren hier habe. Nur wo, das ist die Frage ... Gelesen hab ich ihn anscheinend damals nicht.
:bier:
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Head:

Wie gesagt: Vom Ton her.

(Steht sogar ganz vorn im Satz. ;) )
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Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

Ungelesener Beitrag von Scotty »

Mir hat das Buch auch sehr sehr gut gefallen. Origineller Ansatz und es waren keine Physikkenntnisse nötig (wenn ich mich Recht erinnere).
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    Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

    Ungelesener Beitrag von Doop »

    Ich habe das Buch damals in den 90ern sehr geliebt und es als höchst eindrucksvoll in Erinnerung.
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    Re: Christopher Priest - The Inverted World (1974) / dt.: Der steile Horizont (1976)

    Ungelesener Beitrag von Naut »

    Auch wenn es für das Verständnis des Romans nicht notwendig ist: Auf Heads Grafik ist das Prinzip recht gut zu erkennen.

    Um in einer einigermaßen normalen Welt zu leben, müssen unsere Raumdimensionen in allen Richtungen gleich skaliert sein, sonst würden wir uns z.B. wenn wir nach Norden fahren plötzlich gleichzeitig in ost-westlicher Richtung ausdehnen. Das mag erstmal harmlos klingen, aber wenn man sich klarmacht, dass das auch auf chemischer Ebene gilt, z.B. für Wasserstoffbrücken, dann ist das nicht mehr so witzig.

    In Mathe nennt man das "lokal euklidisch". Um unseren Standpunkt herum dehnen sich alle Dimensionen gleich stark aus.
    Auf dem Diagramm bedeutet das, dass die Felder ziemlich quadratisch sein müssen, und das gilt nur entlang der rotbraun markierten Taille. Nach Norden oder Süden dehnen oder stauchen sich die Codimensionen, und dann wird es unangenehm.

    Übrigens ist das Diagramm natürlich nur eine 2-Mannigfaltigkeit, wogegen unser Universum natürlich eine 3-Mannigfaltigkeit darstellt. Die ist genauso, bloß mit je einer Dimension mehr. (Keine Sorge, außer Mathematikern kann sich das niemand plastisch vorstellen und die, denen es doch gelungen ist, waren teils darüber nicht so glücklich, habe ich gehört. :) )

    Es gilt übrigens als einigermaßen gesichert, dass unser Universum nicht nur lokal, sondern ziemlich global euklidisch ist. Desweiteren ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch euklidischer, flacher Torus, also ein Hyperdonut, ist! Das wiederum finden Fans dieser ekligen Süßspeise sicher enttäuschend.
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