[AppleTV] Murderbot

[Uschi Zietsch]

Tatsächlich eine Fehlbesetzung. Murderbot ist in meinen Augen androgyn bis weiblich zu besetzen.

Anderes Medium, andere Regeln.

Ja, schon, aber das gilt nicht für Besetzungen. Die sollten ziemlich treu sein, wenn sie literarisch so beschrieben sind.

Warum? Ist doch nicht selten so, dass manche Story, Protagonist etc. gut zum Medium Buch passt jedoch für den Film Anpassungen gemacht werden. Sicherlich hat sich jemand etwas dabei gedacht.

Der Film ist ein eigenständiges Werk und keine schlichte Transformation auf ein anderes Medium. Warum sollte dies beschränkt werden?

Weil die Romane eine ziemlich offensichtliche Ebene des Queer Empowerment (wenn ich das mal unironisch so nennen darf) haben, von der ich mir schwer vorstellen kann, dass Skårsgard sie richtig rüberbringen kann.
Könnte er natürlich, wenn er ein guter Schauspieler ist, aber warum hier (wieder) jemand anderem eine offensichtlich geeignete Rolle wegnehmen? Warum muss ein weißer, heteronormativer Schauspieler eine Rolle spielen, die eigentlich (laut Romanen) gerade nicht so angelegt ist?

Murderbot ist definitiv nicht weiß, they ist nicht offensichtlich einem Geschlecht zuzuordnen und they ist nicht an Romanzen interessiert. Steilvorlage.

Genau so wie Naut sehe ich das auch, Scotty.
Und nein, der Film ist kein eigenständiges Werk, wenn er auf einem Roman basiert. Wenn man sich da so viel "künstlerische Freiheit" rausnehmen will, braucht man keine Filmrechte von einem Roman anzukaufen, sondern macht einfach selber was und investiert das Geld dafür. Natürlich ist Film ein anderes Medium als Buch, aber "basierend auf" oder "nach Roman XY" hat ja eine Bedeutung. Genau aus dem Grund wird dann eben oft nur angegeben "frei nach Motiven von...", weil die Autoren sich davon distanzieren.
Hier also einen absoluten Bruch hinzulegen ist nicht nur nicht schön, sondern auch respektlos.

[Scotty]

Ich sehe das nicht so schwarz weiss. Die Macher haben bestimmt genug aus der Vorlage übernommen um Filmrechte kaufen zu müssen. Freiwillig zahlen sie dafür sicher nicht.

Was sie am Ende daraus machen dürfen ist sicher im Vertrag geregelt. Ich bin mir sicher, dass sie von den Veränderungen überzeugt sind und sich etwas dabei denken (immerhin investieren sie ja eine Menge) mit dem Ziel, einen großen Erfolg zu erzielen.

Ich kenne das Buch nicht, aber vielleicht lassen sie einen Teil der Story/Botschaft ganz weg? So what. Wahrscheinlich gibt es dann viele enttäusche Leser aber am Ende zählt für den Produzenten doch nur der Erfolg.

[lapismont]

Der Eindruck ist da, es würden nur die Actiosequenzen verfilmt, die aber nicht der wichtige Teil der Storys sind.

[Knochenmann]

Der Eindruck ist da, es würden nur die Actiosequenzen verfilmt, die aber nicht der wichtige Teil der Storys sind.

Weiß nicht. Gerade in Band 5 wird die Action doch komplett überbetont. Vielleicht ist es ja das was Martha Wells wollte, und wir interpretieren das nur falsch?

So wie ich das sehe ist Murderbot zumindest am Anfang jemand der sich nicht in Dinge hineinziehen lassen will, das funktioniert aber eigendlich nur wenn er/sie in erster Line ein seelenoses objekt bleibt, und geht irgendwie Hand in Hand mit der asexualität.

Ein maskuliner Morderbot: hat keine Lust auf die Arbeit, sitzt dem ganzen Tag auf dem Softa und schaut Breaking Bad und spielt FIFI24 auf der PS5, und rettet dann den Tag weil er der beste Schütze westlich des Mississippi ist.

Gleiches Ding, funktioniert aber nicht.

[Uschi Zietsch]

Ich sehe das nicht so schwarz weiss. Die Macher haben bestimmt genug aus der Vorlage übernommen um Filmrechte kaufen zu müssen. Freiwillig zahlen sie dafür sicher nicht.

Was sie am Ende daraus machen dürfen ist sicher im Vertrag geregelt. Ich bin mir sicher, dass sie von den Veränderungen überzeugt sind und sich etwas dabei denken (immerhin investieren sie ja eine Menge) mit dem Ziel, einen großen Erfolg zu erzielen.

Ich kenne das Buch nicht, aber vielleicht lassen sie einen Teil der Story/Botschaft ganz weg? So what. Wahrscheinlich gibt es dann viele enttäusche Leser aber am Ende zählt für den Produzenten doch nur der Erfolg.

Das ist immer so. Rechtfertigt aber nix. Wenn schon die Grundprämisse der Protagonist/in in einen weißen Actioonheini umgesetzt wird, dann stimmt das einfach nicht und muss auch nicht sein. Wie gesagt, es gibt tausend Möglichkeiten, einen Film zu machen, dann basiert er halt nicht auf einem Buch, dessen Inhalt sich um gewisse Themen dreht und die hier womöglich ignoriert werden. (Ich kenne das Buch nicht, sondern urteile anhand dessen, was die anderen dazu schreiben.)

[Naut]

Der Eindruck ist da, es würden nur die Actiosequenzen verfilmt, die aber nicht der wichtige Teil der Storys sind.

Weiß nicht. Gerade in Band 5 wird die Action doch komplett überbetont. Vielleicht ist es ja das was Martha Wells wollte, und wir interpretieren das nur falsch?

So wie ich das sehe ist Murderbot zumindest am Anfang jemand der sich nicht in Dinge hineinziehen lassen will, das funktioniert aber eigendlich nur wenn er/sie in erster Line ein seelenoses objekt bleibt, und geht irgendwie Hand in Hand mit der asexualität.

Ein maskuliner Morderbot: hat keine Lust auf die Arbeit, sitzt dem ganzen Tag auf dem Softa und schaut Breaking Bad und spielt FIFI24 auf der PS5, und rettet dann den Tag weil er der beste Schütze westlich des Mississippi ist.

Gleiches Ding, funktioniert aber nicht.

Exactly. Und mit Schwarz-Weiß-Denken hat das schon mal gar nichts zu tun. Eher so, als würde man Tom Sawyer verfilmen und Jim mit einem weißen Typen besetzen, der halt zufällig auch Sklave ist: Geht irgendwie, ist aber nicht dieselbe Geschichte.
Um es klar zu sagen: Die Besetzung von z.B. Keyenes in "Dune" fand ich völlig okay, weil es bei der Rolle sowas von egal ist, ob das nun ein Mann ist oder nicht. Aber bei Murderbot ist es eben nicht egal. Es sei denn, sie bekommen eine gute Maske hin, wie bei Jude Law in "A.I."

Edit: Uschi, hol bei Gelegenheit ruhig Band 1 nach, der lohnt sich auf jeden Fall!

[Scotty]

Ihr habt den Anspruch, weil der Film viele oder wenige Teile eines Buchs verwendet, dieser dessen Verfilmung sei. Und wenn er im Grundmotiv davon abweicht, sei da irgendwas falsch. Genau das ist aus meiner Sicht schwarz weiss.

Nach wie vor sehe ich den Film als eigenständiges Werk. Es hat doch gar nicht unbedingt den Anspruch, eine Verfilmung zu sein. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten eine literarische Vorlage zu interpretieren, man kann stark oder wenig davon abzuweichen. Und heraus kommt ein eigenes künstlerisches Werk welches evtl. an eine ganz andere Zielgruppe gerichtet ist. Und ein paar beinharte Fans des Buchs sind knatschig weil es auf einmal was ganz anderes ist und nicht die 1:1 Umsetzung des Buchs.

So what. Ich sehe das nicht so eng. Ich lass die Produzenten machen und wenn's mir gefällt, fein. Ich kann durchaus verstehen, wenn man vom Buch begeistert ist, dass jede Abweichung eine Enttäuschung ist. Aber warum das ganze nicht als komplett eigenständiges Werk sehen? Frei von Erwartungen?

[Naut]

Das ist eine Fehlinterpretation dessen, was ich geschrieben habe. Dein Versuch, uns Schwarz-Weiß-Denken zu unterstellen, geht in eine falsche Richtung, denn eine völlig werktreue Umsetzung eines Buchs ist weder möglich noch wünschenswert. Bei dem Versuch kommt immer so etwas wie die grottige Dune-Miniserie heraus. Die aktuellen Dune-Filme zeigen, wie es besser geht, auch ohne zu sehr an der Vorlage zu kleben.

Worum es hier bei "Murderbot" geht, ist eine Fehlbesetzung der Hauptrolle, die die Gefahr birgt, dass einer der absolut wesentlichen Hauptaspekte des Buchs komplett verloren geht. Wenn die Serie das nicht leisten soll, dann ist es eben so; allerdings muss dann die Frage erlaubt sein, was das noch mit dem Ausgangsmaterial zu tun hat.

Bei Blade Runner gab es ja ähnliche Diskussionen, aber ich finde, dass der Film den Hauptaspekt - die Frage nach dem Menschsein - ganz gut transportiert.
Ein Beispiel in die andere Richtung ist "Altered Carbon" - auch hier gab es sehr wesentliche Änderungen, die die Grundaussage schon sehr verändert haben.

Bei "Murderbot" bleibt abzuwarten, ob die Serie da die Kurve kriegt. Allein, ich werde es nicht beurteilen können, denn dass ich mir Apple ans Bein binde, ist doch unwahrscheinlich.

[Uschi Zietsch]

Scotty, du beharrst leider wiederholend auf deiner Ansicht, ohne auf unsere Argumente auch nur im geringsten einzugehen. Das bringt doch nichts, wir sind immer noch in der Ausgangssituation und haben uns keinen Millimeter weit bewegt - du gegen alle irgendwie finde ich dein Denken dadurch schwarz-weiß, ohne offen zu sein oder anderes zuzulassen, mit nur einem einzigen pauschalen Argument "Film darf alles". Ja, dem hat keiner widersprochen. Aber das muss deswegen nicht richtig oder gar gut sein.

[Scotty]

Worum es hier bei "Murderbot" geht, ist eine Fehlbesetzung der Hauptrolle, die die Gefahr birgt, dass einer der absolut wesentlichen Hauptaspekte des Buchs komplett verloren geht. Wenn die Serie das nicht leisten soll, dann ist es eben so; allerdings muss dann die Frage erlaubt sein, was das noch mit dem Ausgangsmaterial zu tun hat.

Bei "Murderbot" bleibt abzuwarten, ob die Serie da die Kurve kriegt. Allein, ich werde es nicht beurteilen können, denn dass ich mir Apple ans Bein binde, ist doch unwahrscheinlich.

Dann sind wir wieder beeinander

Genau: Wir können (sachlich) fragen, was das noch mit dem Ausgangsmaterial zu tun hat. Aber wir sollten eine Änderung (insbesondere das Casting) nicht allein deshalb als falsch kritisieren, weil es diese Abweichung gibt. Das ist schon ein Unterschied.

Darum ging es mir.

[Scotty]

Scotty, du beharrst leider wiederholend auf deiner Ansicht, ohne auf unsere Argumente auch nur im geringsten einzugehen. Das bringt doch nichts, wir sind immer noch in der Ausgangssituation und haben uns keinen Millimeter weit bewegt - du gegen alle irgendwie finde ich dein Denken dadurch schwarz-weiß, ohne offen zu sein oder anderes zuzulassen, mit nur einem einzigen pauschalen Argument "Film darf alles". Ja, dem hat keiner widersprochen. Aber das muss deswegen nicht richtig oder gar gut sein.

Also, ich bin nicht gegen irgendjemanden hier. Ich habe lediglich eine weitere Sicht. Die ist auch nicht unbedingt gegen das ein oder andere Argument sondern in den meisten Fällen eher ergänzend gemeint.

Ich wollte auch eher meine ganz subjektive Sicht darstellen. Mir ist es komplett egal ob der Film werkgetreu ist oder nicht, ob die Botschaft verloren geht oder nicht. Ich vermute auch dass das dem Produzenten nicht wichtig ist. Verglichen mit den Zuschauern der Serien ist der Teil der Leser sehr sehr klein.

Beim Herr der Ringe sieht das natürlich anders aus.

Ich räume auch durchaus ein, dass die Besetzung mit Bezug auf die Botschaft des Buches falsch sein mag. Aber wenn diese Prämisse entfällt, spielt das subjektiv für mich keine Rolle

[lapismont]

Wir können ja lauschen, was erste Sichtungen sagen von Leuten, die auch das Buch kennen.

[Naut]

Worum es hier bei "Murderbot" geht, ist eine Fehlbesetzung der Hauptrolle, die die Gefahr birgt, dass einer der absolut wesentlichen Hauptaspekte des Buchs komplett verloren geht. Wenn die Serie das nicht leisten soll, dann ist es eben so; allerdings muss dann die Frage erlaubt sein, was das noch mit dem Ausgangsmaterial zu tun hat.

Bei "Murderbot" bleibt abzuwarten, ob die Serie da die Kurve kriegt. Allein, ich werde es nicht beurteilen können, denn dass ich mir Apple ans Bein binde, ist doch unwahrscheinlich.

Dann sind wir wieder beeinander

Genau: Wir können (sachlich) fragen, was das noch mit dem Ausgangsmaterial zu tun hat. Aber wir sollten eine Änderung (insbesondere das Casting) nicht allein deshalb als falsch kritisieren, weil es diese Abweichung gibt. Das ist schon ein Unterschied.

Darum ging es mir.

Das habe ich verstanden. Ich denke aber auch, dass ich das Casting der Hauptrolle nicht aufgrund der Abweichung kritisiert habe, sondern weil diese Besetzung zu tiefgreifenden Konsequenzen führen kann.
Ein paar Beispiele habe ich ja schon genannt, hier noch welche:
- Man könnte Dune ohne Sandwürmer verfilmen. Wäre möglich, wäre aber nicht mehr Dune.
- Paul Atreides könnte schwarz sein oder sich als genderfluid identifizieren - das ginge, da ohne große Konsequenzen. Paul eine Frau? Geht nicht, denn große Teile der Handlung hängen genau davon ab, dass er der Kwisatz Haderach ist.
- Schallmodule statt Der Stimme? Wie kommt man auf so eine Idee? Die Stimme ist eine sozio-psychologische Waffe, Schallmodule sind pseudo-technischer Firlefanz, der auch noch einer Grundannahme des Buchs widerspricht.
- Herr der Ringe ohne Tom Bombadil? Geht ohne weiteres, weil er eh im Buch keine Konsequenzen hat.
- Frodo eine Frau? Wäre wohl kein großes Problem, so rein handlungstechnisch, eher für bestimmte Gruppen oder die harten Fans.
- Dunkelhäutige Elben? Hat Tolkien sicher nicht dran gedacht, ließe sich aber aus den Quellen herleiten und wäre für die Handlung auch relativ wumpe.
- Frodo hüpft mit Ring in den Krater? Schlechte Idee, denn große Teile der Aussage des Buchs umfassen ja die Tatsache, wie schwer es ist, sich dem Einfluss des Rings zu entziehen.

Also, ich denke, wir sind uns einig, dass es Änderungen gibt, die okay sind und andere, die retrospektiv überhaupt nicht dem Anspruch einer Verfilmung gerecht werden.

Aber sicher, es hat schon Verfilmungen gegeben, die stärker abwichen und trotzdem gut wurden, manchmal besser als die Vorlagen: Blade Runner nannte ich schon, Sleepy Hollow wäre auch so ein Fall. Es bleibt also spannend.

[Scotty]

Danke für die Klarheit. Das zeigt mir die Missverständlichkeit des geschriebenen Wortes. Ich hatte die Sachlichkeit deiner Feststellung ("Dann ist es nicht mehr Dune") nicht herausgelesen sondern es als Kritik verstanden ("Weil es nicht wie Dune ist, ist es falsch")

Insofern: Alles klar und Mal sehen was die Serie taugt. Ich hatte seinerzeit das Buch leider abgebrochen. Ich meine, aus technischen Gründen (ich bin da beruflich vorbelastet), bin da aber nicht mehr so sicher.

[Naut]

Danke für die Klarheit. Das zeigt mir die Missverständlichkeit des geschriebenen Wortes.

Und Dir danke für Deine Bereitschaft, sachlich zu diskutieren. Das ist im Netz merklich weniger geworden.

Schade, dass Die das Buch nicht gefallen hat. Ich bin durch meinen manchmal interdisziplinären Beruf auch ziemlich kritisch, aber da ist mir jetzt nichts Schlimmeres aufgefallen - wenn Du Dich noch erinnerst, wäre ich neugierig, was Dich so gestört hat.