Der "Liest zur Zeit" Thread

[Uschi Zietsch]

Nee, das kommt bei Eiswelt schon früher raus und ist auch logisch. Ansonsten sehen sie ja aus wie Menschen.
Ich wüsste dann halt schon gern, wie ich mir diese Menschen genannten Wesen vorzustellen habe. Das ist mit ein Punkt, warum ich mich unbeteiligt fühle.
Ja, das mit den Gärten wird schon sehr früh und die ganze Zeit durchgezogen.
Ich kapiere das trotzdem nicht.

Aber ohne Lichtsichtigkeit auch keine Farben oder überhaupt Sichtigkeit. Das ergibt für mich vor allem dann keinen Sinn, wenn Eddie den Mond sehen kann, nicht aber Sterne.

Nun ja, wenn das aufgeklärt wird, okay. Ich gehe ja mal davon aus, dass die a) absolut abgeschottet leben (geht ja auch nicht anders bei einer derart straffen Diktatur) und b) vielleicht sogar nur in einem Centerparc oder c) in einer Simulation, ähnlich wie bei Truman Show.

Ich werde Rot natürlich lesen, schon allein aus dem Grund, weil ich so vieles nicht verstehe und auf Aufklärung hoffe (und danke, dass du darauf hinweist, denn dann lohnt es sich auch). Aber vom Hocker reißt es mich nicht, da bin ich ehrlich, vermutlich schon allein deshalb, weil ich Eddie uninteressant finde und er mir wurscht ist. Seit 200 Seiten sitzt er jetzt in dem fleischfressenden Baum und hat immer noch nicht aufgeklärt, wie das passiert ist und wie er da wieder rauskommt. Ist halt alles langwierig. Schon unterhaltsam, aber das meiste wirkt nebensächlich, zu überblättern trau ich mich aber nicht, nicht dass ich doch was verpasse.

[Scotty]

Warum? "Die Einwohner" oder "die Bewohner" ist doch neutral, so wie "die Menschen". Na egal, die Sprache wird sich schon weiterentwickeln und es wird normal werden für die Jüngeren bzw wachsen die schon so auf.

Die "Einwohner" ist die Wahl des männlichen Plurals für beide Geschlechter. Ist nicht neutral, denn es gibt auch die Einwohnerinnen, die weibliche Form. Bei "Mensch" gibt es dagegen keine explizit männliche und weibliche Form.

Oder?

[Uschi Zietsch]

Ja, kann sein. Ich hab beschlossen, nicht mehr darüber nachzudenken.

[Knochenmann]

Aber ohne Lichtsichtigkeit auch keine Farben oder überhaupt Sichtigkeit. Das ergibt für mich vor allem dann keinen Sinn, wenn Eddie den Mond sehen kann, nicht aber Sterne.

Na das ist einfach zu erklären: der Mond ist _sehr_ viel heller als der hellste Stern.

Ich habs nachgeschlagen: Sonne: Mag -26, Vollmond: Mag -13, Venus Mag -5 (genundet)

Heißt das Ver Vollmond 100 000 000 mal heller ist als die Venus.

[jeamy]

Ich habs nachgeschlagen: Sonne: Mag -26, Vollmond: Mag -13, Venus Mag -5 (genundet)
Heißt das Ver Vollmond 100 000 000 mal heller ist als die Venus.

Nicht ganz
Mond - Venus
2,51^(13−5) = 1.575 mal heller.
Sonne - Venus
2,51^(26−5) = 247.256.746 mal heller

[Uschi Zietsch]

Bah, in >500 Jahren ist der Mond doch eh weiter weg und leuchtet weniger. Oder? ^^

[heino]

Als Snack ziwschendurch (weil sehr dünn) habe ich noch "Flach gedacht" von Tim Julian Ruster gelesen. Ruster ist Jurist für Weltraumrecht und arbeitet ehrenamtlich in der Sternwarte in Köln-Nippes. Nebenbei betriebt er als Astro-Tim einen Youtube-Kanal über astronomische Themen und wird in den Kommentaren regelmäßig mit dem Quatsch der Schwurbler konfrontiert. Das Buch ist sein Versuch, deren Thesen argumentativ zu begegnen, indem er erklärt, warum z.B. die Erde nicht flach sein kann, Aliens nicht die Pyramiden gebaut haben und 5G uns nicht umbringen wird. Ein ehrenwerter, aber in meinen Augen zum Scheitern verurteilter Versuch, bei dem man als Leser aber viel lernen kann.

[heino]

Eben beendet:

Edward Lee - Inferno

"Willkommen in der Hölle! Die Hölle ist eine Stadt. Von einem Wolkenkratzer aus beherrscht der grausame Fürst der Finsternis sein Reich, in dem die Unsterblichkeit zur Verzweiflung führt. Als die junge Cassie auf der Suche nach ihrer Schwester das Tor zur Hölle durchschreitet, muss sie viele Vorurteile revidieren. Und das schnell, denn die Metropole des Satans will sie willkommen heißen.."

Lee wurde hier ja schon besprochen und viel wohl vor allem durch harte Ekligkeiten in "Bighead" auf. Das habe ich noch nicht gelesen, "Inferno" ist aber eher die Horrorversion von Young Adult-Romanen. Nach einem recht harten Einstieg geht das Buch schnell in eine eher leicht ironische Richtung, wobei die Schilderung der Hölle schon empfindlichen Gemütern Probleme bereiten könnte. Insgesamt ist das flotte Unterhaltung ohne sonderlichen Tiefgang, sozusagen perfekte Bahnlektüre. Wobei das wirklich selten hässliche Cover dann aber für irritierte Blicke der anderen Fahrgäste sorgen dürfte.

[hilbert]

Habe nach langer Zeit wieder Arthur C. Clarkes Odyssey-Reihe gelesen. Der Alte mag ein paar interessante Ideen gehabt haben, aber wenn man seine Bücher im englischen Original liest, wird die schlechte Prosa mehr als offensichtlich. Das ist eine Schwäche, die sehr viele Autoren der wissenschaftlichen Phantastik ausmacht. Besonders das letzte Buch der Reihe ist fürchterlich und war völlig unnötig.

[heino]

In "Amerikas Gotteskrieger" erklärt Annika Brockschmidt, was die religiöse Rechte in den USA ist, wie sie sich entwickelt hat, wie groß ihr gesellschaftlicher und politischer Einfluss ist und was ihre Absichten sind. Wer sich fragt, was eigentlich in den Staaten los ist und wie Donald Trump Präsident werden konnte und warum er nur das Symptom, aber nicht die Krankheit ist, sollte dieses Buch lesen. Das Ganze ist mehr als erschreckend, weil es mehr als evident ist, dass die USA auf direktem Weg in die Theokratie und eventuell auch in einen Bürgerkrieg sind.

[Badabumm]

Bah, in >500 Jahren ist der Mond doch eh weiter weg und leuchtet weniger. Oder? ^^

Aldiss meint, dass der Mond so nahe kommt, dass Riesenspinnen an Fäden dorthin klettern können...

[Uschi Zietsch]

Ich bin jetzt durch mit "Grau" von Jasper Fforde.
Nein, das Buch konnte mich nicht überzeugen. Bis zur Mitte ist es äußerst zäh, weil nichts vorwärts geht, sondern alles bis ins extremste Detail beschrieben wird. Dennoch bleibt diese Welt äußerst diffus, ungreifbar, das meiste verstehe ich nicht, aber ich verstehe, dass der Autor sich das alles aufsparen will für den zweiten oder gar dritten Teil. Am wenigsten ist für mich nachvollziehbar, wie die Coloristen genau aussehen. Sie kleiden sich wie Menschen, sie bezeichnen sich als Menschen, sie sind humanoid wie Menschen, vielleicht sind sie auch Menschen, aber keine sapiens sapiens. Ich bin ja davon ausgegangen, dass sie Androiden sind, die sich für Menschen halten, aber die Zeugung findet noch auf natürlichem Wege statt. Das kann auch funktionieren (siehe "Gynoid" von Tobias Bachmann), aber irgendwie glaub ich das nicht.
Sie leben auf einer Insel, das wird klar mit dem Meer am Ende.
Als sie dann nach Hoch-Safran aufbrechen, kommt endlich Bewegung in die Geschichte und eine schockierende Teil-Enthüllung. Aber auch hier hält sich der Autor zurück mit erhobenem Zeigefinger: "lies das zweite Buch". Na ja. Der zweite Akt beginnt also erst ab der Enthüllung, wo ich denke: ey, jetzt geht es endlich los! Dann waren es aber nur noch ein paar Seiten bis zum Schluss. Die Reife-Initialisierung wird ratzfatz abgehandelt. Es hört mit einem tragischen "einige wenige müssen Opfer bringen für die Gemeinschaft" auf. Da zumindest hätte sogar die Möglichkeit einer heimlichen Rettung bestanden. Aber nein.
Was mir sehr aufgestoßen hat, diese Klischee-Beziehung zwischen Jane und Eddie. Eddie ist und bleibt ein Schlappschwanz, der sich von außen antreiben lässt, immerhin. Aber Jane ist gar nicht schlüssig. Zuerst kratzbürstig und gewalttätig mutiert Jane schlagartig zum fröhlichen, schlauen und sanften Weibchen, das hinter den Mann rückt.
Warum das am Anfang mit dem Yateveobaum als Spannungselement eingeführt wird, wenn die Szene erst am Ende kommt, weiß ich auch nicht. Bis dahin hat mich das gar nicht mehr interessiert. Jaja, romantisch. Nee.

Also Eiswelt habe ich geliebt, Jane Eyre fand ich sehr unterhaltsam, aber Grau - nein. Ich bin nur froh, dass ich erst so spät gelesen habe, wenn nach so vielen Jahren erst Band 2 rausgekommen ist. Den werde ich mir jetzt vornehmen um zu erfahren, ob wenigstens ein Teil dieser ganzen Häppchen aufgelöst wird.

[Kringel]

Danke Uschi - tatsächlich habe ich extra auf dein Fazit gewartet. So fällt mir die (Nicht-)Kaufentscheidung leicht. "Eiswelt" dagegen liegt jetzt im SUB.

[Knochenmann]

Eiswelt ist auf alle fälle besser, aber ich habe auch "Grau" geliebt, man muss sich halt auf die Welt einlassen (die Protagonisten sind wirklich fablos).

[Uschi Zietsch]

Kringel, ich hab jetzt noch Knochenmanns Thread dazu ausgegraben, damit du dir das auch noch für die Entscheidungsfindung durchlesen kannst (ist nicht viel, wird schnell zu OffT mit GRRMartin.
viewtopic.php?p=260121#p260121

Ich stimme zum Großteil zu, vor allem: am Ende so schlau wie zu Beginn.
Und das mag ich nicht. Reizt auch nicht zum nächsten Band, denn da ist einfach keine Spannung. Nun ja. Heute fange ich mit Rot an. Wenn ich nächste Woche drei Nächte auf der Insel bin, hab ich das dann durch und kann wieder was anderes lesen