Adam Roberts: Lake of Darkness (2024)
Über den Autor:
Der britische SF Autor Adam Roberts ist Professor für Literatur des 19. Jahrhunderts an der University of London und SF-Autor, der die Tradition der Ideen-SF fortführt. So hat er u.a. mit „The Thing itself“ 2015 die eigentlich schwer verdauliche Metaphysik Kants bezüglich der Frage der Realität in einem SF-Roman thematisiert. Seine Romane sind preisgekrönt und erreichen jeweils hohe Platzierungen, aber auf deutsche Übersetzungen (bis auf seine ersten beiden Anfang der 2000er) wartet man seitdem vergeblich...
Roberts ist ein Meister der Singletons - der Einzelromane, in der die Geschichte den nötigen Punch erhält und dort zum Abschluss gebracht wird.
„Lake of Darkness“ spielt in einer utopischen, 500 Jahren entfernten Zukunft. Menschen haben Extraterrestrische Welten kolonisiert. Dort gibt es für alle einen Platz in dem Lebenskonzepte verwirklicht werden und friedliches Zusammenleben ist sozusagen die Standardeinstellung.
Nun schafft es der kluge Roberts
in der Geschichte Physik , Raum-Zeit Geometrie und Black holes mit Theologie und einem Serienmörder in unnachahmlicher Art zu verbinden.
Die Handlung wird in sachlicher Form vom distanzierten, neutralen Erzählers präsentiert – wir wissen also nichts über die wirklichen Gefühle oder Motivation der Handelnden. Seine Urteile und Einschätzungen der Personen, über vermutliche Zusammenhänge fliessen nur sporadisch ein. Der direkt angesprochene Leser fragt sich allerdings im Verlauf wer dieser Erzähler wohl ist und ob Roberts sich dessen Enthüllung in Form eines konzeptionellen Durchbruchs als Höhepunkt des Romans vorbehält?
Wir treten in die Geschichte ein, in der zwei Raumschiffen ein schwarzes Loch umkreisen. Die Sα Niro und Sβ Oubliette. Letzterer Name verweist auf den französischen Begriff für einen mittelalterlichen grausamen Ein-Personen-Kerker - ein schmaler Schacht in dem man weder sitzen noch liegen konnte – auch ein Symbolbild für die kommenden Geschehnisse.
Raines, Captain der Oubliette ist verrückt geworden und hat die gesamte Mannschaft ermordet . Und behauptet als er festgenommen wird ,er habe Kontakt zu einem extraterrestrischen Wesen jenseits des Ereignishorizonts des Black holes gehabt das in dessen Singularität leben würde. Was natürlich physikalisch unmöglich ist , da alles in ein schwarzes Loch gesogen wird, was den Ereignishorizont überschreitet und dem nichts entkommen kann inklusive Informationen jedweder Art.
Roberts präsentiert uns in der utopisch geschilderten Gesellschaft des 26. Jahrhunderts mit Raines einen Rückfall in das Zeitalter der Serienmörder des 20. und 21. Jahrhunderts.
So befragt ihn eine darauf spezialisierte Expertin – eine junge Historikerin. Aus Sicherheitsgründen in einem virtuellen Raum (ein kleiner parodistischer Anklang an „Das Schweigen der Lämmer“ und der jungen Fbi Agentin Clarence Starling die Hannibal Lector aufsucht) . Aber sie findet heraus, dass etwas nicht stimmt, etwas ist beängstigend an den Umständen und an Raines selbst...
Adam Roberts in der isfdb:
https://www.isfdb.org/cgi-bin/ea.cgi?6729