Hard-Sci-Fi
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Re: Hard-Sci-Fi
Das Problem bei harter SF ist, dass sie meist keine Naturgesetze verletzt, technisch aber genauso unvorstellbar ist wie Fantasy. Bei "Universum ohne Ende" von Anderson gibt es den Bussardantrieb, der Wasserstoffatome elektrisch ansaugt, um sie zu fusionieren. Die Idee ist witzig, aber verbraucht am Ende mehr Energie als er erzeugt. Auch das "Umkreisen des neuen Universumskerns" ist Fantasy - denn wie soll man außerhalb des Universums etwas umkreisen? Es gibt also in fast jeder "harten" SF eine Stelle, worüber man stolpert. Wenn man aber diese "blinden Flecke" so wenig wie möglich benutzt, kann man von harter SF sprechen. So ist "Dinopark" im Einklang mit der damaligen Genetik und verletzt keine Gesetze. Wir wissen heute, dass es zwar statistisch so gut wie unmöglich wäre, aus einem Blutstropfen einen Dino zu klonen, aber es stünde nicht im Widerspruch zur Biologie (Zumal heute echt viel möglich geworden ist...).
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Re: Hard-Sci-Fi
Ich bedanke mich für die Diskussion!
Kleiner Einwurf: Der Begriff Hard-Science wurde meines Wissens für/mit/nach dem Buch "Schwere Welten" von Hal Clement geschaffen. Zumindest habe ich das damals so aufgeschnappt. Keine Ahnung, ob das so stimmt. (Fand' das Buch damals fürchterlich langweilig, egal.)
Und Peter Watts kann man ja lesen, egal welches Etikett man 'draufpackt. Anstrengend finde ich das schon, aber extrem lohnend.
Kleiner Einwurf: Der Begriff Hard-Science wurde meines Wissens für/mit/nach dem Buch "Schwere Welten" von Hal Clement geschaffen. Zumindest habe ich das damals so aufgeschnappt. Keine Ahnung, ob das so stimmt. (Fand' das Buch damals fürchterlich langweilig, egal.)
Und Peter Watts kann man ja lesen, egal welches Etikett man 'draufpackt. Anstrengend finde ich das schon, aber extrem lohnend.
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Re: Hard-Sci-Fi
Ich lese diese Diskussion als faszinierenden kollektiven Ausflug in die Schubladitis … 
Wäre die "härteste" SF womöglich eine, die sich zu 100% am heute gesicherten Stand von Naturwissenschaft und Technik orientiert … und damit überhaupt keine SF mehr wäre?

Wäre die "härteste" SF womöglich eine, die sich zu 100% am heute gesicherten Stand von Naturwissenschaft und Technik orientiert … und damit überhaupt keine SF mehr wäre?
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Re: Hard-Sci-Fi
Das trifft auf Peter Watts m.E. zu. und trotzdem ist das SF, aber sowas von. Und zu den Wissenschaften gehört nicht nur Natur sondern auch Soziologie, Linguistik, Volkswirtschaft... . Aber das weisst du ja.Andreas Eschbach hat geschrieben: 6. Juli 2025 17:49 Ich lese diese Diskussion als faszinierenden kollektiven Ausflug in die Schubladitis …
Wäre die "härteste" SF womöglich eine, die sich zu 100% am heute gesicherten Stand von Naturwissenschaft und Technik orientiert … und damit überhaupt keine SF mehr wäre?
(Will gar nicht dogmatisch, ich habe doch Recht erscheinen. Aber man kann ja auch diskutieren ohne in Beleidigungen auszuarten, wie es in anderen SF-Foren ständig geschieht.)
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Re: Hard-Sci-Fi
Nun ja, auch wenn heute etwas als „gesichert“ gilt, heißt das ja nicht, dass es auch in der Realität umgesetzt wurde / wird. SF beginnt dort, wo die Erzählung beginnt. Man könnte z.B. darüber spekulieren, wie die Welt ohne arktisches Eis (oder gar grönländisches) sich entwickeln würde - das ist nicht mehr weit in der Zukunft und dennoch „Science Fiction“. Auch CoVid19 hat gezeigt, dass SF nie weit weg ist. Hier kann man (wenn man frech ist) die so schnelle Bereitstellung eines Impfstoffes in einem Roman als „zu gestellt“ betrachten, weil es an einen „Gott aus der Maschine“ erinnert, der alle Probleme löst.
Ich habe z.B. den „Kessler-Effekt“ in meiner WIP-Geschichte als Grundlage für einen Absturz aus der jetzigen Zivilisation genommen - und der könnte theoretisch morgen eintreten. Dasselbe gilt für einen wirklich langen Stromausfall...
PS Ich mag Schubladen deshalb nicht, weil man sie nicht zukriegt, wenn sich zu viel drin anhäuft, z.B. Socken...

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Re: Hard-Sci-Fi
Du meinst zum Beispiel einen Roman über das Leben in einer von der Klimakatastrophe verhehrten Welt?Andreas Eschbach hat geschrieben: 6. Juli 2025 17:49 Ich lese diese Diskussion als faszinierenden kollektiven Ausflug in die Schubladitis …
Wäre die "härteste" SF womöglich eine, die sich zu 100% am heute gesicherten Stand von Naturwissenschaft und Technik orientiert … und damit überhaupt keine SF mehr wäre?
Interessanterweise wäre das absolut Hard-SF, fiele aber für viele Leser dieses Subgenres raus, weil keine Raumschiffe.
Aus der Debatte hier können wir ja mühelos entnehmen: Hard-SF ist Pulp, nur mit etwas mehr Mühe bei den Erklärungen. Und ohne Leute, die wie Vampire wirken.
hard-SF ist, genau wie Star Wars, letztlich Anscheins-SF, nur dass mehr Mühe auf das als-ob verwendet wird.
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Re: Hard-Sci-Fi
"The earliest attested use of "hard science" is found in an 1858 issue of the Journal of the Society of Arts"Flossensauger hat geschrieben: 6. Juli 2025 17:03 Ich bedanke mich für die Diskussion!
Kleiner Einwurf: Der Begriff Hard-Science wurde meines Wissens für/mit/nach dem Buch "Schwere Welten" von Hal Clement geschaffen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hard_and_soft_science
Du meinst Hard Science Fiction.

"The term was first used in print in 1957 by P. Schuyler Miller in a review of John W. Campbell's Islands of Space in the November issue of Astounding Science Fiction."
https://en.wikipedia.org/wiki/Hard_science_fiction
Das war vier Jahre *nach* "Schwere Welten".
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Re: Hard-Sci-Fi
Oh, danke für deine akribische Nacharbeit. Auf dieses Forum kann man sich verlassen! (Völlig unironisch gemeint.)
1957 konnte ich auch schwerlich SF lesen. Muss so in den 1980er gewesen sein, evtl. als der Band in der weissen Heyne Serie erschien. Und die haben meistens laaange Nachwörter. Bring mich nicht auf Ideen. Ich klettere noch auf den Dachboden, wälze 30-40 Bananenkartons mit Büchern, bis ich den mit der (leider etwas traurigen) Aufschrift finde: Heyne-SF, weisse Serie, unkomplett. Der ist da oben. Mit den beiden Hal Clement Büchern (gab noch einen Nachzügler, denke darauf habe ich mich mit bezogen, evtl. sind die sogar beide in einem Heyne Band.)
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1957 konnte ich auch schwerlich SF lesen. Muss so in den 1980er gewesen sein, evtl. als der Band in der weissen Heyne Serie erschien. Und die haben meistens laaange Nachwörter. Bring mich nicht auf Ideen. Ich klettere noch auf den Dachboden, wälze 30-40 Bananenkartons mit Büchern, bis ich den mit der (leider etwas traurigen) Aufschrift finde: Heyne-SF, weisse Serie, unkomplett. Der ist da oben. Mit den beiden Hal Clement Büchern (gab noch einen Nachzügler, denke darauf habe ich mich mit bezogen, evtl. sind die sogar beide in einem Heyne Band.)
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Re: Hard-Sci-Fi
Da kam mir als erstes "Die Apollo-Morde" von Chris Hadfield in den Sinn. Aber ich habe gerade nachgeschaut und das Buch steht gar nicht als Science-Fiction da, sondern als Thriller. Ein mittelmäßiger, nebenbei bemerkt.Andreas Eschbach hat geschrieben: 6. Juli 2025 17:49 [...]Wäre die "härteste" SF womöglich eine, die sich zu 100% am heute gesicherten Stand von Naturwissenschaft und Technik orientiert … und damit überhaupt keine SF mehr wäre?[...]
Dann wäre mein heißester Kandidat "Der Metropolist" von Seth Fried. Unter all den Science-Fiction-Romanen, die ich gelesen habe, ist dieser wohl derjenige, der in absehbarer Zeit am ehesten von der Wirklichkeit eingeholt wird.
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Re: Hard-Sci-Fi
Ähm, über die Klimakatastrophe hatte ich was geschrieben. Du hast Andreas zitiert?L.N. Muhr hat geschrieben: 6. Juli 2025 19:31
Du meinst zum Beispiel einen Roman über das Leben in einer von der Klimakatastrophe verhehrten Welt?
Interessanterweise wäre das absolut Hard-SF, fiele aber für viele Leser dieses Subgenres raus, weil keine Raumschiffe.
Immerhin haben wir Raumschiffe, auch wenn die alle Naselang explodieren.


Bei Filmen scheint es eine Reihe von sehr „real angelehnten“ Themen mit Raumschiffen zu geben, z.B. das „Europa-Projekt“, dessen utopischen Vorstufen ich mal an der Uni besuchen durfte (ein automatischer Torpedo, der sich kilometertief ins Europa-Eis frisst). Auch die üblichen Marsbesuche sind nicht mehr GANZ unwahrscheinlich, wenn auch noch sehr.
Zuletzt geändert von Badabumm am 6. Juli 2025 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hard-Sci-Fi
Wenn das OK ist, weiter off-topic zu gehen? (wenn nicht, kein Thema, halte ich sofort die Schnauze)Cyberduck hat geschrieben: 6. Juli 2025 20:40 Unter all den Science-Fiction-Romanen, die ich gelesen habe, ist dieser wohl derjenige, der in absehbarer Zeit am ehesten von der Wirklichkeit eingeholt wird.
Ein Norman Spinrad Buch (den ich nun wirklich nicht als Hard-SF einordnen täte, never):
Das tropische Millennium (1997): Sinngemäss, aus dem Gedächtniss: Und von ihren klimatisierten Balkonen beobachteten sie die Alligatoren in der Seine und widmeten sich weiterhin wichtigeren Themen.
Solange ich nicht Der stählerne Traum von ihm nennen muss.
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Re: Hard-Sci-Fi
Apropos Alligatoren: dann wäre „Karneval der Alligatoren“ von Ballard (edit) auch bald Realität...
Leider kenne ich „neue“ Bücher nicht so viele. Ich habe seit vielen Jahren die Zunahme von hundertteiligen Fantasy-Sagas unter der Rubrik „SF“ im Buchladen beobachtet und hatte die „harte“ SF längst abgeschrieben. Für mich (Meinung!!) endete die Ära der wirklich optimistischen Weltallabenteuer schon in den Dick-Zeiten, wo auf das „Inner-Space“ umgeschwenkt wurde.
Leider kenne ich „neue“ Bücher nicht so viele. Ich habe seit vielen Jahren die Zunahme von hundertteiligen Fantasy-Sagas unter der Rubrik „SF“ im Buchladen beobachtet und hatte die „harte“ SF längst abgeschrieben. Für mich (Meinung!!) endete die Ära der wirklich optimistischen Weltallabenteuer schon in den Dick-Zeiten, wo auf das „Inner-Space“ umgeschwenkt wurde.
Zuletzt geändert von Badabumm am 6. Juli 2025 21:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hard-Sci-Fi
Ballard.Badabumm hat geschrieben: 6. Juli 2025 21:18 Apropos Alligatoren: dann wäre „Karneval der Alligatoren“ von Aldiss auch bald Realität...
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Re: Hard-Sci-Fi
Verzeihung.
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Re: Hard-Sci-Fi
Wobei wir die Lesung von Ballards "Der Klotz" gerade hier im Forum hatten. Auch ziemlich so eingetroffen, würde ich sagen: Die Reichen oben, die Armen unten. Und keinen "ausserhalb" interessierts.