Der "Liest zur Zeit" Thread

Science Fiction in Buchform
deval
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von deval »

Das zu erklären würde länger dauern und wenn ich eines gelernt habe, dann, in einem SF Forum nicht über den Glauben zu reden. Kommt nicht viel bei rum.

Letzten Endes ist es eh nur eine Geschichte, die für mich zwar interessant und durchaus lesenswert klingt, in die ich aber dennoch keine tiefere Bedeutung hereininterpretiere. Die Thematik selber ist ja auch nicht unbedingt neu, erinnert mich ein bisschen an Frankenstein, Robocop, Universal Soldier oder Projekt Luna. Alle zielen irgendwie in die gleiche Richtung.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Nach der Inhaltsangabe finde ich den Titel absolut passend.
:bier:
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von heino »

Götz Aly - Das Prachtboot

Aly ist Historiker und hat hier eine Streitschrift zum Thema der Repatriierung zu Unrecht erworbener oder schlicht gestohlener Bestände ethnologischer Museen vorgelegt. Besonders angetan hat es ihm das Humboldt-Forum in Berlin, das besagtes Prachtboot - ein Segelschiff der ausgestorbenen Bevölkerung der Insel Luf in Ozeanien - beherbergt und sich gemäß Aly bei diesem schiff und allgemein auch beim gesamten Museumsbestand, der durch deutsche Kolonialisten Ende des 19. Jahrhunderts durch wirklich schreckliche Praktiken erworben wurde. Das Buch ist hochinteressant, weil es ein zumindest mir bisher unbekanntes Gebiet deutscher Kolonialgeschichte (mir war nicht bekannt, dass es deutsche Kolonien in dieser Gegend gab) beleuchtet und zugleich Kritik am fragwürdigen Umgang damit durch deutsche Museen und auch Politiker übt. Da ich hier in Köln im Museum Schnütgen - ein Museum für religiöse Mittelalterkunst - arbeite und wir uns das Gebäude mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum, das ein ethnologisches Museum ist und auch von Aly für seinen Umgang mit diesen Themen gelobt wird, teilen, ist das Thema für mich nicht nur spannend, sondern auch sehr aktuell.
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Christian Eisert - Kim & Struppi
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Cyberduck »

deval hat geschrieben: Gestern 22:46 Das zu erklären würde länger dauern und wenn ich eines gelernt habe, dann, in einem SF Forum nicht über den Glauben zu reden. Kommt nicht viel bei rum[...]
Um es vorwegzunehmen: Ich bin kein gläubiger Mensch – zumindest meistens nicht. Aber ich bin neugierig, tolerant und versuche, die Dinge möglichst objektiv zu betrachten. Neulich stand jemand vor meiner Haustür und erklärte mir, er habe den ultimativen Beweis dafür, dass Jesus wirklich existiert habe. Das fand ich spannend, denn als naturwissenschaftlich geprägter Mensch bin ich natürlich an Beweisen interessiert. Es war ein sonniger Vormittag und ich hatte Zeit, sodass wir uns eine gute halbe Stunde lang über Gott und die Welt unterhielten. Sein "Beweis" war ein Bibelzitat, welches genau, weiß ich nicht mehr. Ich entgegnete ihm, dass ein echter Existenzbeweis nicht aus dem System stammen könne, das bewiesen werden solle. So funktioniert Wissenschaft nicht.

Dann schweiften wir in die Naturwissenschaften ab, in denen viele der frühen Forscher tief religiös waren oder direkt in kirchlichen Strukturen lebten. Nikolaus Kopernikus etwa war Domherr und stellte sich mit seinem heliozentrischen Weltbild gegen den damaligen Konsens der katholischen Kirche. Ein weiteres Beispiel ist Johannes Kepler, der Theologe war und als Begründer der Gesetze der Planetenbahnen gilt. Und ganz modern: Heino Falcke, der durch seine Beteiligung an der ersten Fotografie eines Schwarzen Lochs bekannt wurde. Auch er ist gläubig und betont in Interviews und seinem Buch, dass sein Glaube Teil seiner Identität ist und mit seiner wissenschaftlichen Arbeit im Einklang steht. Damit hatten wir also reichlich unterhaltsamen Gesprächsstoff, von dem beide profitierten.

Was mir von diesem Gespräch besonders in Erinnerung geblieben ist, war nicht die Frage, wer am Ende recht hatte, sondern dass zwei Menschen mit ganz unterschiedlichen Weltbildern einander mit Respekt begegnet sind. Nicht jedes Gespräch muss missionarisch sein, weder im religiösen noch im weltanschaulichen Sinne. Manchmal reicht es, dem anderen zuzuhören, ohne ihn bekehren zu wollen, und ihm Raum zu lassen für seinen Glauben oder seine Sicht auf die Welt. Gerade in einer Zeit, in der die Gräben oft tiefer zu werden scheinen, ist diese Form der Toleranz vielleicht wichtiger denn je. Irgendwie freue ich mich schon auf seinen nächsten Besuch. Wenn er nochmal kommt, schenke ich ihm das Buch von Heino Falcke, habe ich mir vorgenommen. Ich fand ihn sympathisch und seine Dankbarkeit ist mir in Erinnerung geblieben.
Zuletzt geändert von Cyberduck am 17. Juli 2025 23:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der "Liest zur Zeit" Thread

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Gott und Naturwissenschaft müssen sich nicht ausschließen. Nicht mal Glaube und Evolution schließen sich aus. Aber, wie geschrieben wurde: Glaube ist hier ein Thema, das am Ende oft nur Gräben hinterlässt, wo keine sein müssten.

Ich habe in „Star Trek Physik“ von Metin Tolan wieder reingelesen. Da geht es nicht um DEN Glauben, aber ob man daran glauben könnte, was in Star Trek vorkommt...
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
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