Meine Meinung: Eine sehr schöne Geschichte.
Das Unterwasser-Setting ist schon mal interessant. Die Art, wie sich nach und nach die Hintergründe - sowohl die der Welt "da draußen", als auch die persönlichen der Protagonistin - entfalten, fand ich sehr gelungen. Schön geschrieben. Die Emotionen und die Gefühlswelt von Rosalie sind eindringlich dargestellt, und es wird eben auch klar, dass es allen anderen natürlich ganz ähnlich geht. Alle haben mit dem allgemeinen und auch mit dem jeweiligen, ganz eigenen Trauma zu kämpfen. Und dann taucht so ein Erinnerungen erweckendes "Wunder" auf ... was schöne Momente beschert, aber zugleich die Verzweiflung über die aktuelle Situation noch weiter steigert. Was für ein Leben, was für eine krasse Situation!
Der Aspekt mit der wunscherfüllenden Pflanze ist natürlich eher Fantasy, aber eben auch eine richtig schöne Idee, die der Geschichte den richtigen Kick verleiht.
[Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Zu den von euch angebrachten Kritikpunkten: Ja, ich kann sie verstehen, aber mich haben sie nicht gestört.
Es ist ja grundsätzlich immer so: je besser man sich selbst in einem gewissen Gebiet auskennt, desto mehr ärgert man sich über Unstimmigkeiten. Wobei ich bei sowas, glaube ich, ganz allgemein recht großzügig bin. Ich halte es da wie mit der überlichtschnellen Raumfahrt: Ich gehe davon aus, dass sie physikalisch unmöglich ist - aber wenn es sie in einer Geschichte gibt, dann ist das so. Reicht mir.
Der ganze Plot von "Der Marsianer" basiert auf einem folgenschweren Sandsturm, den es in dieser Form laut Andy Weir himself in der dünnen Mars-Atmosphäre so gar nicht geben kann. Dichterische Freiheit.
Ich habe davon keine Ahnung, deshalb fallen mir hierbei Ungenauigkeiten oder Fehler weder auf, noch stören sie mich.Teddy hat geschrieben: Gestern 15:18 Die Ausgangssituation einer riesigen Tiefseestation finde ich sehr unglaubwürdig. Es ist viel effizienter, die Tiefseeorganismen heraufzuholen, um die zu untersuchen. Auch Alex Begründung, man könne da Cyanobakterien untersuchen, ist lächerlich, da Cyanobakterien gar nicht in der Tiefsee leben.
Es ist ja grundsätzlich immer so: je besser man sich selbst in einem gewissen Gebiet auskennt, desto mehr ärgert man sich über Unstimmigkeiten. Wobei ich bei sowas, glaube ich, ganz allgemein recht großzügig bin. Ich halte es da wie mit der überlichtschnellen Raumfahrt: Ich gehe davon aus, dass sie physikalisch unmöglich ist - aber wenn es sie in einer Geschichte gibt, dann ist das so. Reicht mir.
Der ganze Plot von "Der Marsianer" basiert auf einem folgenschweren Sandsturm, den es in dieser Form laut Andy Weir himself in der dünnen Mars-Atmosphäre so gar nicht geben kann. Dichterische Freiheit.
Für mich ist das auch immer noch ungewohnt, aber in diesem Text wurden die Pronomen ganz gut gewählt, finde ich (Shout-out an die Übersetzerin Sharyn Wegmann), deshalb fiel es mir kaum auf. Natürlich kann man sagen, dass es für die Geschichte völlig unwichtig war, dass Alex nicht-binär ist. Aber genau darum geht es ja irgendwie: es ist halt auch völlig okay. Wenn Alex ein Mann wäre, hätte das auf die Story ja schließlich genauso wenig Einfluss. Also warum nicht?Ralf Wambach hat geschrieben: Gestern 15:08„Dey“ hat meinen Lesegenuss beeinträchtigt, weil dadurch sprachlich schlechte Sätze entstehen („Trotzdem war Alex begeistert, und Rosalie konnte dem weder von deren Traum abhalten …), aber ich weiß ja, dass so etwas sehr modern ist …
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Klar, kann man so machen. Nur kenne ich keine nonbinären Menschen, habe aber schon einige Geschichten mit nonbinären Personen gelesen und weiß trotzdem nichts über sie. Wenn man einen Roman von Tony Morrison liest, kommen da nicht einfach Schwarze vor, sondern man erfährt was Rassismus mit Menschen macht. Man erfährt, wie sich das anfühlt.Ender hat geschrieben: Gestern 21:33Für mich ist das auch immer noch ungewohnt, aber in diesem Text wurden die Pronomen ganz gut gewählt, finde ich (Shout-out an die Übersetzerin Sharyn Wegmann), deshalb fiel es mir kaum auf. Natürlich kann man sagen, dass es für die Geschichte völlig unwichtig war, dass Alex nicht-binär ist. Aber genau darum geht es ja irgendwie: es ist halt auch völlig okay. Wenn Alex ein Mann wäre, hätte das auf die Story ja schließlich genauso wenig Einfluss. Also warum nicht?Ralf Wambach hat geschrieben: Gestern 15:08„Dey“ hat meinen Lesegenuss beeinträchtigt, weil dadurch sprachlich schlechte Sätze entstehen („Trotzdem war Alex begeistert, und Rosalie konnte dem weder von deren Traum abhalten …), aber ich weiß ja, dass so etwas sehr modern ist …
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
Es kommt natürlich auf die Intention an. Bei Morrison war das Schwarz-sein ein zentrales Thema. Ihr ging es (unter anderem) genau darum, eben darüber zu schreiben.
Aber hier - so lese ich das in dieser und auch in vielen anderen Geschichten - ist nicht das Ziel, der Welt das Nicht-binär-sein zu erklären, sondern es einfach nur als normale Lebensrealität mit einfließen zu lassen. "Casual queerness" nennt man das wohl.
Ich glaube, darum geht es oft: zu zeigen, dass das eben nichts wahnsinnig exotisches ist.
Aber hier - so lese ich das in dieser und auch in vielen anderen Geschichten - ist nicht das Ziel, der Welt das Nicht-binär-sein zu erklären, sondern es einfach nur als normale Lebensrealität mit einfließen zu lassen. "Casual queerness" nennt man das wohl.
Ich glaube, darum geht es oft: zu zeigen, dass das eben nichts wahnsinnig exotisches ist.
- Uschi Zietsch
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Re: [Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten
So sehe ich das auch. Es soll dadurch, dass es immer wieder erwähnt wird, irgendwann zur Normalität im Lesefluss werden und nicht mehr weiter auffallen. Gewöhnungseffekt.Ender hat geschrieben: vor 20 Minuten Aber hier - so lese ich das in dieser und auch in vielen anderen Geschichten - ist nicht das Ziel, der Welt das Nicht-binär-sein zu erklären, sondern es einfach nur als normale Lebensrealität mit einfließen zu lassen. "Casual queerness" nennt man das wohl.
Ich glaube, darum geht es oft: zu zeigen, dass das eben nichts wahnsinnig exotisches ist.
Dein positives Feedback sehe ich auch so.

Uschi
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