Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Science Fiction in Buchform
Sam Francisco
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 106
Registriert: 27. Juli 2024 09:32
Bundesland: Hessen
Land: Deutschland

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Sam Francisco »

So, jetzt bin ich auch mit Kategorie 7 durch. Wie schon angekündigt, habe ich mir die Anthologie »Über den Wolken und andere Geschichten – Science Fiction aus der Türkei« von Ünver Alibey (Hrg.) aus dem Memoranda Verlag vorgenommen. Da ich mir nicht ganz sicher war, ob dieses Buch die geforderten Kriterien erfüllt, habe ich mir dies von Ender bestätigen lassen (s. o.).

Geschichte 1:
Semin Güven: Der Zwischenfall in der Aufwacheinheit (2 von 5 Sternen)

Mehrere tausend Jahre, nachdem sie schlafen gelegt wurden, wird eine Gruppe von Menschen wieder erweckt. Beim und nach dem Aufwachvorgang werden sie von einem Individuum begleitet, welches ihnen bei der Orientierung in der neuen Welt helfen soll. Eine Frau aus der Gruppe kommt mit dem Kulturschock nicht zurecht und begeht Suizid.

Die Autorin erzählt die Vorgänge aus Sicht des Begleiters, allerdings dermaßen unspannend und verschwommen (anders kann ich es nicht ausdrücken), dass ich selbst diese kurze Story beinahe abgebrochen hätte.

Geschichte 2:
Özgür Hünel (Heilige) Bestseller (3 von 5 Sternen)

Die Menschheit beherrscht das All. Eine junge Frau soll zusammen mit einem Androiden von der Raumstation Walhalla im Sektor thx-1138 (der Autor scheint Fan von George Lucas zu sein!) auf einen Planeten reisen, um die dortige Lebensform mit einer maßgeschneiderten Religion zu unterwerfen, nachdem dies bereits 76 Andere nicht geschafft haben. Um es vorwegzunehmen, auch ihr gelingt es nicht.

Die Auflösung dieser Geschichte habe ich nicht verstanden. Allerdings war sie bis zum Schluss ganz flott geschrieben.

Geschichte 3:
Funda Özlem Şeran: Über den Wolken (4 von 5 Sternen)

In einer perfekten Welt der Zukunft, in der jeder alles hat, was man braucht, begeht der Familienvater Mavi Bayraktar Selbstmord, indem er von einer Brücke springt. Da so eine Tat eigentlich undenkbar ist, ermittelt der Inspektor Engin Kurt, um die Hintergründe aufzuklären. Dabei kommt er unglaublichen Dingen auf die Spur.

Die Handlung ist eigentlich nicht neu, und erfahrene SF-Leseri sollten eigentlich schnell darauf kommen, in welche Richtung sich die Story entwickelt. Trotzdem setzt die Autorin den Stoff spannend und unterhaltsam um. Nett ist auch der Twist am Ende.

Geschichte 4:
Selin Arapkirli: Bitte nicht stören (2 von 5 Sternen)

Bei der Geschichte dieser Autorin handelt es sich um einen Monolog, in dem die Ich-Erzählerin ihre grausigen Erlebnisse der Zwangsprostitution im vermeintlichen Zukunfts-Paradies darlegt. Zum Schluss gesteht sie noch einen Mord und plant ihre Flucht. Ganz ehrlich, so etwas mag ich nicht lesen. Und der SF-Anteil hält sich auch in Grenzen.

Geschichte 5:
Onur Selamet: Die Ohrfeige (2 von 5 Sternen)

Der namenlose Ich-Erzähler hat mit 4 Jahren in einem Boot seinen Vater an einen riesigen Oktopus verloren. Er selbst überlebte die Begegnung, hat aber seitdem einen totalen Dachschaden, was der Autor mit seinem wirren Gefasel deutlich darstellt. Vielleicht hat aber auch der Autor einen Schaden. Erinnert ein bisschen an Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos von Lovecraft (inhaltlich jedenfalls, nicht stilistisch). War überhaupt nicht mein Fall.

Geschichte 6:
Nur İpek Önder Mert: Nemesis (2 von 5 Sternen)

Die letzten Überlebenden der Menschheit reisen mit dem Schiff Nemesis zu der entlegenen Insel Anka und versuchen dort zu überleben. Es gibt die richtigen Menschen – die in Kokons schlafen – und deren Klone, die versuchen sollen, die unwirtliche trockene Landschaft für die Menschen vorzubereiten. Soweit der Hintergrund. Die vor diesem Hintergrund spielende Story habe ich nicht verstanden. Irgendwelche Personen – vermutlich die Klone – versuchen nach Jahren eine Rebellion. Danach gibt es noch gegen irgendjemand eine Gerichtsverhandlung, die mittendrin abbricht. Damit ist die Story zu Ende. Ich bin völlig ratlos, was die Autorin mit dieser Geschichte erzählen wollte.

Geschichte 7:
Tolga Aydın: Schlag aufs Herz (3 von 5 Sternen)

Ein interstellarer Kampfsportchampion soll die Menschheit bei einem Kampf auf Leben und Tod gegen die neu entdeckte Spezies der Ba’as vertreten. Während des Kampfes verliebt er sich in die Gegnerin und entscheidet sich dafür, sie leben zu lassen. Dies bedeutet das Ende seiner Karriere.

Die Story ließ sich relativ flott und flüssig lesen, war aber in Teilen sehr sprunghaft.

Geschichte 8:
Tuğrul Sultanzade: Der Geist (2 von 5 Sternen)

In einer dystopischen Stadt der Zukunft geht ein Prinz zu einem Wahrsager, der allerdings irgendwie von einem Geist besetzt wurde. Dieser Geist will dem Prinzen etwas Böses antun. Was folgt ist ein sinnloses, teilweise pseudo-psychologisches Geschwafel, welches ich mir nur aufgrund der Lesechallenge bis zum Ende angetan habe. Im Endeffekt scheint es irgendwie um Sex zu gehen. Verstanden hab ich die Geschichte nicht. Mit viel Wohlwollen gerade noch 2 Sterne.

Essay:
Özgür Tacer: Einheimische Science Fiction in der Türkei: Ein Kampf ums Überlebenden (ohne Wertung)

Der Autor gibt eine Überblick über die Entwicklung der Science-Fiction-Literatur in der Türkei, insbesondere von einheimischen Schriftstellern, im Zeitraum vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Er zieht dabei eine positive Bilanz der Entwicklung, zeigt aber auch auf, dass diese noch lange nicht abgeschlossen ist.

Fazit: Ein interessanter Ausflug in die unbekannte SF-Szene der Türkei. Leider fand ich nur eine Geschichte richtig gut, zwei weitere ganz ok, der Rest war leider absolut nicht mein Ding. Trotzdem ein riesiges Dankeschön an den Memoranda-Verlag und seinen Verleger Hardy Kettlitz, der mit seiner mutigen Entscheidung, den deutschen Leseri auch mal SF aus anderen Ländern zugänglich zu machen, sicherlich ein großes verlegerisches Wagnis eingegangen ist.

SF

:prima: 1.) deutschsprachiges Buch aus 2024: Maik Kassel – Jenseits der Dächer
:prima: 2.) Roman, Erstveröffentlichung vor 1966: Algis Budrys – Projekt Luna
:prima: 3.) Sieger Nebula Award: P. Djèlí Clark – Meister der Dschinn
:prima: 4.) Autor mit "L" im Nachnamen: Armin Rößler – Andrade
:prima: 5.) Roman, der auf einem Raumschiff spielt: David Feintuch – Sternenkadett Nick Seafort
:prima: 6.) Buch, mit "und" oder "oder" im Titel: Becky Chambers – Die Galaxie und das Licht darin
:prima: 7.) Original nicht Deutsch oder Englisch: Ünver Alibey (Hrg.): Über den Wolken und andere Geschichten – Science Fiction aus der Türkei
Future ist die Zukunft!
Benutzeravatar
Uschi Zietsch
TBGDOFE
TBGDOFE
Beiträge: 20430
Registriert: 13. März 2004 18:09
Land: Deutschland
Wohnort: Das romantische (Unter-)Allgäu
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Uschi Zietsch »

Congrats!
:bier:
Uschi
Alles, was ich im Forum schreibe, ist meine private Meinung.
Mein Blog
Uschi Facebook
Fabylon YouTube
Fabylon Shop
Insta: uschizietsch
Benutzeravatar
Ralf Wambach
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 111
Registriert: 15. Januar 2021 14:23
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Land: Deutschland
Wohnort: Willich

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Ralf Wambach »

Bild

Der Roman (Original „Lost Horizon“) und wurde 1933 erstveröffentlicht und ist somit nur unwesentlich älter als ich.

Ich zitiere zunächst den Klappentext:
James Hiltons weltberühmter Roman entführt uns in die Abgeschiedenheit des Lamaklosters Shangri-La im Himalaya. Die Mönche dort halten ihre Gemeinschaft für eine der letzten Oasen, wo es sich im Schutz vor Kriegen und Katstrophen leben lässt. … Mehrfach verfilmt und in alle großen Weltsprachen übersetzt, gehört „Der verlorene Horizont“ zu den klassischen utopischen Romanen unserer Zeit.

Eine kleine Gruppe Engländer und Amerikaner fliehen in einem Flugzeug aus den Wirren eines Aufstandes in China. Sie kommen vom Kurs ab und müssen in einer fernen, scheinbar völlig unerschlossenen und unbewohnten Gegend in Tibet notlanden. Dem Tod nahe, treffen sie auf Menschen, die sie retten und nach Shangri-La bringen …
Die Mönche dort werden übrigens sehr alt, einige werden mehrere Jahrhunderte alt …

Ein Roman, der mich bis auf die letzte Seite total gepackt hat.

Absolut sehenswert ist auch die amerikanische Verfilmung „In den Fesseln von Shangri-La“ des Romans aus dem Jahr 1937. Der Film (er heißt im Original ebenfalls „Lost Horizon“) weicht zwar etwas vom Roman ab, aber das macht nichts, man sollte nur erst das Buch lesen und dann den Film gucken.

Und nur der Vollständigkeit halber sei für Schlagerfans erwähnt, dass Costa Cordalis 1975 ein Lied namens „Shangri-La“ sang, dessen Text mit dem Roman aber rein gar nichts zu tun hat.


[x] ein im Original deutschsprachiges Buch, das im Jahr 2024 erschienen ist. Andreas Eschbach: Die Abschaffung des Todes
[x] ein Roman, dessen Erstveröffentlichung vor dem eigenen Geburtsjahr lag. James Hilton: Der verlorene Horizont
[x] ein Buch, das den Nebula-Award gewonnen hat. Connie Willis: Die Jahre des schwarzen Todes
[] ein Buch eines Autors, in dessen Nachname ein „L“ vorkommt.
[] ein Roman, dessen Handlung (zumindest teilweise) auf einem Raumschiff spielt
[x] ein Buch, in dessen Titel das Wort „und“ oder das Wort „oder“ vorkommt. Lester Del Rey: Götter und Golems
[x] ein Buch, das im Original nicht auf Deutsch oder Englisch veröffentlicht wurde. Stanislaw Lem: Solaris
Benutzeravatar
Cyberduck
Fan
Fan
Beiträge: 52
Registriert: 6. Januar 2025 13:27
Bundesland: Bayern (Hallertau)
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Spin (Robert Charles Wilson)
Ich und die anderen (Matt Ruff)
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Cyberduck »

Sam Francisco hat geschrieben: Gestern 16:44 [...] Ich fand vor allem die Historie der weiblichen Hauptperson (den Namen hab ich nicht mehr parat) bzgl. der chinesischen Revolution schwierig [...]
So unterschiedlich können die Ansichten sein! Sie heißt Ye Wenjie. Ihre Erlebnisse während der Kulturrevolution sowie ihre spätere Arbeit an der geheimen Militärbasis "Rotes Ufer" sind für die gesamte Handlung der Trilogie von zentraler Bedeutung. Sie hat die Katastrophe mehr aus Verzweiflung als aus Überzeugung eingeleitet und wird im weiteren Verlauf die geistige Mutter der Untergrundbewegung ETO. In den folgenden Bänden übernehmen jedoch andere Figuren die Hauptrollen.
Benutzeravatar
aquarius
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 312
Registriert: 6. Februar 2019 14:45
Bundesland: Baden-Württemberg
Land: Deutschland
Wohnort: Im Biosphärengebiet

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von aquarius »

Gratulation an Mammut und Sam Francisco zur erfolgreich bewältigten Challenge
:ola:
Benutzeravatar
Cyberduck
Fan
Fan
Beiträge: 52
Registriert: 6. Januar 2025 13:27
Bundesland: Bayern (Hallertau)
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: Spin (Robert Charles Wilson)
Ich und die anderen (Matt Ruff)
Kontaktdaten:

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Cyberduck »

aquarius hat geschrieben: Gestern 22:05 Gratulation an Mammut und Sam Francisco zur erfolgreich bewältigten Challenge
Irgendwie scheint es mir, als wäre ich der Letzte. Aber ich habe nur noch 100 Seiten bis zum Ziel. Coming soon...
Sam Francisco
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 106
Registriert: 27. Juli 2024 09:32
Bundesland: Hessen
Land: Deutschland

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Sam Francisco »

Du schaffst das!
Future ist die Zukunft!
Benutzeravatar
Shock Wave Rider
Statistiker des Forums!
Statistiker des Forums!
Beiträge: 11405
Registriert: 20. Juli 2003 21:28
Bundesland: Bayern
Land: Deutschland
Liest zur Zeit: M. Haitel (Hg.): NOVA 34
Wohnort: München

Re: Die Phantastik - Lesechallenge 2025

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Mei, kaum schaut man man zwei Tage nicht hier rein, schon überschlagen sich die Ereignisse!
aquarius hat geschrieben: Gestern 22:05 Gratulation an Mammut und Sam Francisco zur erfolgreich bewältigten Challenge
:ola:
Dem schließe ich mich gerne an.
Ralf Wambach hat geschrieben: Gestern 18:27 Der Roman (Original „Lost Horizon“) und wurde 1933 erstveröffentlicht und ist somit nur unwesentlich älter als ich.

Ich zitiere zunächst den Klappentext:
James Hiltons weltberühmter Roman entführt uns in die Abgeschiedenheit des Lamaklosters Shangri-La im Himalaya. Die Mönche dort halten ihre Gemeinschaft für eine der letzten Oasen, wo es sich im Schutz vor Kriegen und Katstrophen leben lässt. … Mehrfach verfilmt und in alle großen Weltsprachen übersetzt, gehört „Der verlorene Horizont“ zu den klassischen utopischen Romanen unserer Zeit.
Wow, da hast du aber einen Klassiker ausgegraben! :respekt:
Danke für die Empfehlung! Ich schleiche schon seit Jahren um das Buch herum, habe aber Angst vor zu viel Kitsch.
Das scheint aber unbegründet zu sein.
Ralf Wambach hat geschrieben: Gestern 18:27 Und nur der Vollständigkeit halber sei für Schlagerfans erwähnt, dass Costa Cordalis 1975 ein Lied namens „Shangri-La“ sang, dessen Text mit dem Roman aber rein gar nichts zu tun hat.
Auch das "Electric Light Orchestra" (vulgo: ELO) hat auf dem Album "A New World Record" ein Lied names "Shangri-La" eingespielt. Bombastisch, aber ein Meisterwerk!
Cyberduck hat geschrieben: Gestern 22:27 Irgendwie scheint es mir, als wäre ich der Letzte. Aber ich habe nur noch 100 Seiten bis zum Ziel. Coming soon...
Bist du nicht! Da kommen noch einige hinter dir.
U.a. ein gewisser Shock Wave Rider, der bei seiner laufenden Challenge erst vier Bücher bewältigt hat. ;-)
Außerdem kommt es hier nicht aufs Tempo an. Du hast noch 130 Tage Zeit, um die Challenge zu beenden.

Aufmunternder Gruß vom Statistiker
Ralf

Gruß
Shock Wave Riders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten.
Einen Kerl wie den sollte man lünchen!
Antworten