[Lesezirkel] Ihr Körper, das Schiff - Kurzgeschichten

[Uschi Zietsch]

Was hätte sich an der Geschichte denn geändert, wenn die Frau nur 80 statt 280 Jahre alt wäre?

Das stimmt. Das ist lediglich der SF-Stempel einer an sich völlig gegenwärtigen Geschichte, die jetzt oder auch vor 40 Jahren hätte spielen können.

[Knochenmann]

Mir war die Geschichte zu wirr.

...ok, das ist generell ein Problem wenn man Protagonisten hat die geistig nicht auf der Höhe waren. Aber was war das jetzt mit der Traumkrankheit? War die Frau in Gelb jetzt real oder eingebildet?

Wie auch immer, ein Subplot ist wohl das die Frau absolut nicht sterben will, und da frag ich mich wirklich: warum nicht?

[Uschi Zietsch]

Jep, das ist auch das, was ich sehe.

[lapismont]

Ja, die Geschichte ist stimmungsvoll erzählt und lässt vieles offen. Natürlich ein schon oft beackertes Feld, aber hier ist viel Nachdenkliches dabei.

[Ender]

Natasha King - Plötzliches Verhängnis

Eine Technik, die ursprünglich erfunden wurde, um die Gehirn-/Gedächtnisleistung zu steigern, kann (ungeplanterweise) dazu missbraucht werden, andere Menschen zu "slotten". Das bedeutet, dass alles Wissen und alle Erinnerungen aus dieser Person herausgesaugt und auf den Slottenden übertragen werden. Mit tödlichem Ausgang für den unfreiwilligen Spender.
Die Geschichte wird aus der Perspektive einer Person erzählt, die - wie man beim Lesen nach und nach erkennt - auf diese Weise bereits das Bewusstsein mehrerer Leute in sich aufgenommen hat, nun aber ihrerseits in einer bedrohlichen Lage steckt: sie wurde von den Schergen eines fiesen Wardlords geschnappt, der nun vermutlich selbst ihr Wissen für sich absorbieren will.
Fieser Warlord? Ja, das Ganze spielt zusätzlich in einer offenbar postapokalyptischen Welt. Wie die genau aussieht, erfahren wir nicht, aber es ist anzunehmen, dass sie als Folge der ganzen Slotterei entstand.

Puh. Was für eine Story! Nach 2 Seiten dachte ich, ich halte sie nicht bis zum Ende durch, weil der Stil ziemlich schwierig und wirr ist. Wie sich herausstellt, liegt das eben daran, dass die Erzählstimme sich aus vielen verschiedenen Personen zusammensetzt, und es dauert eine Weile, bis man das durchschaut.
So nach und nach ergibt die Sache dann aber Sinn und man (zumindest ich) stellt fest, dass die Geschichte ganz schön clever und originell ist.
Nachdem ich anfangs also fast aufgegeben hätte, entwickelte sich diese Erzählung für mich dann noch zu einem echten Highlight. Es empfiehlt sich, sie mindestens zweimal zu lesen.



[Edit: "Landlord" nachträglich in "Warlord" korrigiert. Immer diese neumodischen Anglizismen. Pff.]

[Naut]

Äh, "Landlord" oder doch eher "Warlord"? Ich meine, Vermieter können schon echt fies sein, aber so etwas ...

[Ender]

Öhm, ja, du hast natürlich recht. Warlord!

[Uschi Zietsch]

Natasha King - Plötzliches Verhängnis
Mir hat die Geschichte sehr gefallen, bisher am besten sogar. Ja, sie ist sehr modern und daher teils sehr kompliziert und umständlich geschrieben, aber ich habe mich dennoch gut zurechtgefunden.
Die Storyline ist sehr zielgerichtet und arbeitet auf den Höhepunkt und die Pointe hin, trotz der vielen Informationen.
Und es ist erneut eine Rachegeschichte mit befriedigendem Ausgang. Daumen hoch!

[Teddy]

[...] dass die Geschichte ganz schön clever und originell ist.
Nachdem ich anfangs also fast aufgegeben hätte, entwickelte sich diese Erzählung für mich dann noch zu einem echten Highlight.

Mir hat die Geschichte sehr gefallen, bisher am besten sogar.

Klingt schon ein wenig wie die bisher beste Geschichte der Anthologie, ja? Ja. Zumindest für mich. Die ganze doch recht komplexe Hintergrundgeschichte nur als Gedankenstrom der multiplen Persönlichkeit zu erzählen, so dass dem Leser nach und nach offenbart wird, was geschehen ist, ist der Autorin überaus gut gelungen. Dass der Land-Warlord dann auch noch der Vater des Ur-Charakters der multiplen Persönlichkeit ist, hat es nicht unbedingt gebraucht, hat aber auch nicht geschadet. Mir ist auch gar nicht so klar, inwieweit man dem Erzähler hier trauen kann und ob am Ende tatsächlich der gute gewonnen hat.
Ein Aspekt ist mir unklar geblieben: Die Möglichkeit, Wissen aus anderen Menschen zu extrahieren, die bei dem Transfer sterben, hat zu der Katastrophe geführt, da der Mensch nach Wissen dürstet, wie nach Nahrung? Erstens kenne ich viele Menschen, die sich in ihrer Unwissenheit sehr wohl fühlen, und zweitens deswegen jemanden ermorden? Ich hab's mal als Prämisse so hingenommen.

[Uschi Zietsch]

Für mich sind das Zombies, die fressen ja auch am liebsten Hirn. Eine Sucht, sobald man mal damit angefangen hat, ja? Ja.
Ich denke nicht, dass "der Gute" gewonnen hat. Aber die Rache ist befriedigt.

[Ender]

Nee, als "den Guten" würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Er sagt ja selbst "Wir waren zuvor schon mehrfache Mörder gewesen."
Wirklich Gute gibt's in der Geschichte irgendwie nicht. Nur Täter.

[Uschi Zietsch]

Wirklich Gute gibt's in der Geschichte irgendwie nicht. Nur Täter.

Jep.

[Ralf Wambach]

Ja, ganz gute, aber sehr wirre Geschichte, die auch ich jetzt schon zweimal gelesen habe. Die Grundidee, ein anderes Gehirn anzapfen zu können, ist in der Phantastik-Literatur nicht neu, aber so wie sie in der Geschichte realisiert ist, habe ich das noch nicht gelesen. Wenn sie nicht so wirr geschrieben wäre, könnte das für mich auch die bis jetzt beste im Buch sein.

[Teddy]

Ich finde die Geschichte gerade gut, weil man sich nur nach und nach erschließen kann, worum es überhaupt geht, und sie so zwangsläufig am Anfang verwirrend ist.

[Uschi Zietsch]

Verwirrt war ich nicht, ich fand's rätselhaft, denn ich konnte der Erzählung gleich folgen. Und das war für mich sehr faszinierend und spannend.