Die Robotergesetze und die SF-Fans im RL

Das Forum für Diskussionen rund um Wissenschaft und Technik in der realen Welt!
Benutzeravatar
Interplanar
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 183
Registriert: 29. Juni 2008 22:05

Die Robotergesetze und die SF-Fans im RL

Ungelesener Beitrag von Interplanar »

(Ich zitiere meinen eig. Beitrag aus einem Asimov-Thread, weil ich es gerne etwas breiter aufstellen würde)

Ich habe gestern die 3. Staffel der Apple-TV+-Serie FOUNDATION beendet und sehe gerade durchaus, das mehr Fäden als in den ersten Staffeln gedacht im Narrativ auftauchen, und dafür Hut ab.
Die Kritikpunkte des gealterten Buches alles akzeptiert, einige Dinge lesen sich wirklich nur noch mit einem stark nostalgischen Auto gut. Aber besonders relevant ist für mich der Stoff nicht nur als TV-Serie derzeit wegen des krassen Unterschieds, den die Frage des regulierten Ethos der K.I. in Asimovs Büchern gegenüber unserem gegenwärtigen Umgang damit aufwirft.

Das macht das alles schlagartig wieder aktuell.

Auch in der Serie ist das Roboterdilemma (wer Folge 10 Staffel 3 schon kennt ...) schon mehrmals aufgetreten, und Asimov wandte ganze Bücher auf die Roboterethik und seine leider noch nicht sprichwörtlich/selbstverständlich gewordenen Robotergesetze auf. Es ist so, als sei es Asimov unmöglich gewesen, sich vorzustellen, dass wir der Geburt der K.I. zusehen, ohne diese Sicherheitsmechanismen für alle, die sie einsetzen wollen, verpflichtend zu machen.

https://www.dw.com/de/ki-im-anmarsch-ko ... o-68186273

Und wir SF-Fans, die es auch dank Asimov besser wissen sollten, wir halten die Klappe?
Zuletzt geändert von Interplanar am 14. September 2025 18:30, insgesamt 1-mal geändert.
Offizielle Site zu den Hörspielen
Benutzeravatar
Flossensauger
SMOF
SMOF
Beiträge: 1159
Registriert: 2. Dezember 2014 20:27
Land: Deutschland

Re: Die Robotergesetze und die SF-Fans im RL

Ungelesener Beitrag von Flossensauger »

Neue Staffel ist doch schon angekündigt? Weist du schon, wie sie endet?

Da ich der Apple Sekte nicht angehöre kann ich dazu nicht urteilen. Wenn, würde ich darüber in dem Faden zu der Fernsehserie schreiben, wir sind hier nicht in Vietnam.

Asimovs Roboter Gesetze waren insofern völlig klar, das alle nicht menschlichen Wesen von den Robotern ausgelöscht werden, weil: Asimovs Roboter Gesetze. Insofern dürften in der Fernsehserie auch gar keine Ausserirdischen vorkommen, aber das gehört halt in die Serie und wird auch an diesem Punkt diskutiert, insofern Interesse besteht.

Das Isaac, wie du ihn nicht nennst eigentlich nur bei uns paar Spinnern wg. SF populär ist, er aber in den USA als damals hochpopulärer Welterklärer und Sachbuchautor (zu einer Zeit, wo noch gelesen wurde) seinen Namen und Rang verdient hat ist dir bewusst, da du ja mit ihm als Autor vertraut bist.


Insofern fände ich persönlich (und evtl. die Asimovschen Gesetze? -Kein Plan) es ganz gut wenn du einfach mal trennst, was du eigentlich sagen möchtest.

Es gibt mE. für viele Themen schon Anknüpfungspunkte hier im Forum. Wenn nicht, mach einen neuen wo du nicht drei - fünf Themen durcheinander wirfst. Das kannst du gerne machen wenn wir zusammen ein Bier trinken, dann tue ich das auch, und darin bin ich richtig gut. In beidem.
Benutzeravatar
Interplanar
True-Fan
True-Fan
Beiträge: 183
Registriert: 29. Juni 2008 22:05

Re: Die Robotergesetze und die SF-Fans im RL

Ungelesener Beitrag von Interplanar »

Sicher ist der Post mehr aus innerer Bewegung denn aus genauer Trennschärfe entstanden. Ich fand es gerade faszinierend, wie innerhalb weniger Jahre eine Konzeption wie die der Robotergesetze, die wie wenig andere "golden age" SF repräsentiert -- mit all dem Zukunftsoptimismus und der Idee, dass "Roboter die besseren Menschen sein könnten" -- nun neue Relevanz bekommt. Und zwar quasi von der anderen Seite.

SF ist solange SF, wie sie keine Realität geworden ist, und wenn, dann ist der Vorteil der Vorahnung weg.

Vielleicht projiziere ich zu viel Idealismus auf SF-Fans. So in dem Sinne, "die lesen das Zeug nicht nur, die haben ein aktives und waches Interesse an der Zukunft". Muss nicht stimmen. Nur das Interesse an "der Zukunft" oder "dem Anderen" in den Literaturvorlieben heißt ja nichts. Muss nichts heißen.
Aber der Teil in mir, der sich mit SF beschäftigt, weil sie auch was mit unserem Leben zu tun hat, wünscht sich eben Auseinandersetzung damit. Gerade wenn es droht, die Zivilisation in ein neues Zeitalter zu führen, ob das nun gut oder schlecht oder auch nur anders sein mag.

Ich habe mal einen kurzen Ausschnitt aus Robinsons Roman "Time Pressure" durch den Übersetzer geschickt:
Ich hatte Science-Fiction gelesen, seit ich alt genug zum Lesen war, angezogen von dem "sense of wonder", von dem da die Rede ist – und las genug, um mein Staunen im Laufe der Jahre langsam abklingen zu lassen.

Leser, die viel Science-Fiction lesen, sind die am wenigsten leichtgläubigen, skeptischsten Menschen auf Erden. Ein langjähriger Science-Fiction-Leser wird die fliegende Untertasse sehr sorgfältig und sachkundig auf versteckte Drähte, versteckte Nähte und Gimmicks mit Spiegeln untersuchen: Er hat sie alle schon einmal gesehen. Eine Fälschung zu erkennen, ist für ihn ein Kinderspiel (ein Raum voller anderer Musiker ist ja auch für einen Musiker ein hartes Pflaster). Andererseits erkennt er eine echte fliegende Untertasse und verschwendet kaum Zeit mit Staunen. Die Neuordnung seines gesamten persönlichen Universums im Lichte völlig neuer Daten ist das, was er so am Feierabend macht. Eines der grundlegenden Axiome der Science-Fiction, erstmals von Arthur Clarke aufgestellt, lautet: »Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.«

Angesichts eines scheinbar übernatürlichen Ereignisses erstarrt ein normaler Mensch zunächst vor Schreck und weicht dann ängstlich zurück. Ein SF-Leser hält vorsichtig inne und tritt dann näher. Der normale Mensch geht hastig eine Checkliste mit Auswegen durch – »Ich bin betrunken«, »Ich träume«, »Ich stehe unter Drogen« und so weiter – und hofft, einen passenden zu finden. Der SF-Leser geht dieselbe Liste durch – in der Hoffnung, keinen Erfolg zu haben. Doch in der Zwischenzeit hat er bereits begonnen, das neue Puzzleteil zu analysieren, das ihm das Spiel des Lebens angeboten hat. Wozu ist es gut? Wo sind seine Grenzen? Wo drückt es? Am meisten Angst hat er davor, im Nachhinein dumm dazustehen.
Und aus dieser Richtung kommt meine Frage: stehen wir SF-Fans mit unserem Wissensvorsprung nachher da und haben nichts gesagt? Nichts beeinflusst? Nichts getan?
Offizielle Site zu den Hörspielen
Antworten