Dystopien sind reaktionär!

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Badabumm
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

„Fänger im Roggen“, „Effi Briest“, „Die Räuber“ und „Homo faber“..?? ;) ;)

Nee, ich hatte auch Deutsch Grundkurs. Aber in Englisch kam Huxley dran, und in der Oberstufe durften wir in Deutsch aus drei Vorschlägen (vom Lehrer...) auswählen, was wir im nächsten halben Jahr lesen wollten (zu lesen hatten...). Hätte schlimmer kommen können, alle drei Bücher sollte man gelesen haben.
„Wenn Außerirdische so sind wie wir, möchte ich nicht von uns entdeckt werden.“

Harald Lesch
Max Sinister
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Max Sinister »

„Die Räuber“ und „Homo faber“ waren in der Tat dabei. Ich hab mir das nicht ausgesucht.
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Badabumm
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Die klassische Schullektüre. Seit 1870 unverändert... :) :)
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Harald Lesch
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Knochenmann
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Da frag ich mich was Goehte in der Schule lesen musste. Ob er das auch gehasst hat? Ob er sich dachte: Wenn ich groß bin schreib ich was besseres.
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von A.S.7 »

Max Sinister hat geschrieben: 24. September 2025 00:39 "1984", "Schöne Neue Welt", und "Farm der Tiere" hab ich schon jung gelesen, aber nicht von der Schule her. Wir hatten andere Lektüre. Viel Älteres. Hätte ich LK nehmen sollen? Oder in Englisch?
Ich war auf einer Realschule damals und wir hatten '1984' im Deutschunterricht gelesen. Glaube, dass es aber auch am Engagement unseres Lehrers lag, dass wir gerade dieses Buch gelesen haben. Hatten den auch in Geschichte und da wurden auch recht viele Gedankenexperimente und Projekte in Richtung Autokratien gemacht. Das war 2011, solche Lehrer hätte es wohl mehr gebraucht...
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Badabumm
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Das stimmt, wir hatten auch einen engagierten Lehrer. Eines Tages kam er rein und meinte: "heute lernen wir mal das griechische Alphabet. Könnte nett und nützlich sein, wenn man es kennt..." Bis auf zwei, drei Dreher kann ich es heute noch... War aber natürlich niemals im Lehrplan vorgesehen... Er brachte auch mal 'n Radio mit und wir hörten uns Bundestagsdebatten an, damals noch mit Wehner, Brandt und Strauß...

Bin ETWAS älter... ;) Da gab es noch Biofilme mit Projektor und Schulfunk im Radio...

PS Hatte Goethe überhaupt eine Schule besucht? Ich würde vermuten, es gab Privatlehrer? Aber Shakespeare, Arnim, Novalis oder Kleist könnten im Unterricht enthalten gewesen sein?
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Harald Lesch
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

Knochenmann hat geschrieben: 24. September 2025 11:41 Da frag ich mich was Goehte in der Schule lesen musste. Ob er das auch gehasst hat? Ob er sich dachte: Wenn ich groß bin schreib ich was besseres.
Goethe las gar nicht in der Schule:

"Goethe wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf und genoss damit
eine sehr umfangreiche Bildung. Von 1752 – 1755 besuchte er eine
Spielschule, in der er bereits Lesen lernte. Später ging er in eine
Elementarschule, in der er Schreiben und Rechnen lernte. Darauf folgend
sorgte der Vater dafür, dass Johann Wolfgang von mehreren Hauslehrern
unterrichtet wurde. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf den Sprachen:
Englisch, Französisch und Italienisch, Latein und Griechisch."

Aber:

" Er
las in der Bibel, wie er in Dichtung und Wahrheit schreibt: „Die große Folio-
Bibel, mit Kupfern von Merian, ward häufig von uns durchblättert:“ Er las
in den klassischen Werken des Homer und Ovid. Ebenso schaute er sich
die vielen Reisebände und Reisegeschichten an, die der Vater angeschafft
hatte."
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Interplanar
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Interplanar »

Dem Eingangsposting kann ich beipflichten, auch wenn ich "reaktionär" für einen fehlleitenden Begriff halte.

Einer meiner Lieblingsautoren hatte diesen Gedanken etwa so formuliert: "Zukunft sollte nicht einfach so passieren, sie sollte gewollt und gestaltet werden. Wenn nun alle Zukunftsideen, die man liest oder hört, negativ sind, wie soll denn da eine positive Zukunft überhaupt entstehen können?" Die zweite Leitfrage, der er sich ausgesetzt sah, war: "Warum sollte eine nicht-religiöse Person sich ethisch "gut" verhalten?"

Auch deswegen finden sich in Spider Robinsons Werken immer wieder positive Zukunftsvisionen, ohne dass diese naiv-klischeeartig gestaltet waren.
  • In "Time Pressure" stellt sich eine Zeitreisende als Vorbotin einer Rettungsaktion heraus, die die Verstorbenen vergangener Jahrhunderte für eine art "technisches Jenseits" sammeln will

[*]In "A Magnificent Conspiracy" ist die Hauptfigur im Hintergrund eine benevolenter Milliardär
[*]In "Melancholy Elephants" entwickelt ein zynischer Politiker ein Gewissen
Mir werden bestimmt noch weitere einfallen. Ob Robinsons Methode erfolgreich war, wird man sehen ...
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Badabumm
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Badabumm »

Was ist denn mit „Methode“ gemeint? Hat er ein funktionierendes Verfahren, um Zukunft positiv zu gestalten (...will ich haben, ich zahle auch 10 Euro dafür... ;) ;) ) oder meinst du seine Art zu schreiben?
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von A.S.7 »

Interplanar hat geschrieben: 5. Oktober 2025 16:26 Dem Eingangsposting kann ich beipflichten, auch wenn ich "reaktionär" für einen fehlleitenden Begriff halte.

Einer meiner Lieblingsautoren hatte diesen Gedanken etwa so formuliert: "Zukunft sollte nicht einfach so passieren, sie sollte gewollt und gestaltet werden. Wenn nun alle Zukunftsideen, die man liest oder hört, negativ sind, wie soll denn da eine positive Zukunft überhaupt entstehen können?" Die zweite Leitfrage, der er sich ausgesetzt sah, war: "Warum sollte eine nicht-religiöse Person sich ethisch "gut" verhalten?"

Auch deswegen finden sich in Spider Robinsons Werken immer wieder positive Zukunftsvisionen, ohne dass diese naiv-klischeeartig gestaltet waren.
  • In "Time Pressure" stellt sich eine Zeitreisende als Vorbotin einer Rettungsaktion heraus, die die Verstorbenen vergangener Jahrhunderte für eine art "technisches Jenseits" sammeln will

[*]In "A Magnificent Conspiracy" ist die Hauptfigur im Hintergrund eine benevolenter Milliardär
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Interessant, ich bin neugierig. Wie heißt das Buch bzw. der Text, in dem "Warum sollte eine nicht-religiöse Person sich ethisch "gut" verhalten?" behandelt/thematisiert wird? (Ich liebe solche Diskussionen/Gedankenexperimente.)
Der Satz an sich verwirrt mich etwas, da er das Pferd von hinten aufzäumt. Ich verweise auf das, meiner Meinung nach, extrem gute Buch 'Eine kurze Geschichte der Menschheit' (kein sci-fi):

Religion diente laut Harari (dem Autor) dazu, große Gruppen von Menschen über gemeinsame Vorstellungen und moralische Regeln zu vereinen, die über direkte Verwandtschaft hinausgingen. Diese geteilten Glaubenssysteme ermöglichten Kooperation, Ordnung und Vertrauen in komplexen Gesellschaften.

Ethisch 'gutes' Verhalten, wenn man bei der Formulierung bleibt, entstand ja nicht durch Religion, es war umgekehrt.

Der Satz ist, wie ich finde, also unlogisch, weil er voraussetzt, dass nur Religion eine Grundlage für moralisches Verhalten bieten kann. Diese Annahme ist meiner Meinung nach falsch: Ethik kann auch aus Vernunft, Empathie, sozialem Zusammenleben und gegenseitigem Nutzen entstehen. Menschen können erkennen, dass gerechtes und verantwortliches Handeln das Zusammenleben verbessert und Leid verringert – ganz ohne religiösen Glauben. Der Satz vermischt also zwei unabhängige Bereiche: Religion und Moral. Ethik ist ein menschliches Konzept, das auch ohne religiöse Begründung Sinn und Gültigkeit hat.

Jetzt würde mich interessieren, ob der Autor das genauso sieht oder andere Ansätze verfolgt.
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Interplanar
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von Interplanar »

Vielleicht war meine Formulierung missverständlich gewesen: ich meinte, dass Robinson sich nicht als gläubigen Menschen versteht und nach einem Grund jenseits von "Humanitarismus aus Selbstzweck" suchte, um zu begründen, warum es sich lohnt, altruistisch zu sein bzw. Gutes zu tun und zu denken.
Wie heißt das Buch bzw. der Text, in dem "Warum sollte eine nicht-religiöse Person sich ethisch "gut" verhalten?" behandelt/thematisiert wird? (Ich liebe solche Diskussionen/Gedankenexperimente.)
Das findet sich quer durch sein Gesamtwerk, aber neben den Callahan-Geschichten würde ich zum Einstieg hierzu empfehlen:
  • Mindkiller (gibt es derzeit nur als Omnibus zus. mit den zwei Folgebänden)
Es dreht sich in allen drei Büchern um genau diese Frage (aus mindestens drei unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet).
Three novels complete in one volume:
Mindkiller: Wireheads, addicted to an electric current fed into the pleasure centers of the brain, are the new junkies. Karen, a former wirehead who barely escaped death by pleasure, is determined to bring down those who sell the wireheading equipment, but she and her lover Joe instead turn up evidence of a shadowy global conspiracy—not to control the world, but to keep anyone from realizing that the masters of mind control have been controlling us all for some time now . . . .

Time Pressure: When a beautiful girl appeared in a globe of blue light in a snowbound forest and said she had come back in time, Sam thought it was the most wonderful thing that could possibly happen. But then he began to notice sinister things about her, and thought he would have to kill her to save the present. Except that there was a third possibility, and that really was the most wonderful thing that could possibly happen . . .

Lifehouse: June Bellamy had gone for a walk in a park—and came back with memories missing. She didn’t know that, but her partner could tell because she’d told her answering machine about strange people in the park. Now June and Paul are on the run from insidious superhumans who can edit their memories and track them down no matter where or how well they hide. They are desperate—but not nearly as desperate as their pursuers . . .

Three suspenseful stories of people in incredible and desperate situations, all of them unknowingly involved in a secret that could mean the salvation of all humans who were alive, who would ever live, or who ever had lived.
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Re: Dystopien sind reaktionär!

Ungelesener Beitrag von A.S.7 »

Interplanar hat geschrieben: Gestern 15:42 Vielleicht war meine Formulierung missverständlich gewesen: ich meinte, dass Robinson sich nicht als gläubigen Menschen versteht und nach einem Grund jenseits von "Humanitarismus aus Selbstzweck" suchte, um zu begründen, warum es sich lohnt, altruistisch zu sein bzw. Gutes zu tun und zu denken.
Wie heißt das Buch bzw. der Text, in dem "Warum sollte eine nicht-religiöse Person sich ethisch "gut" verhalten?" behandelt/thematisiert wird? (Ich liebe solche Diskussionen/Gedankenexperimente.)
Das findet sich quer durch sein Gesamtwerk, aber neben den Callahan-Geschichten würde ich zum Einstieg hierzu empfehlen:
  • Mindkiller (gibt es derzeit nur als Omnibus zus. mit den zwei Folgebänden)
Es dreht sich in allen drei Büchern um genau diese Frage (aus mindestens drei unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet).
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Mindkiller: Wireheads, addicted to an electric current fed into the pleasure centers of the brain, are the new junkies. Karen, a former wirehead who barely escaped death by pleasure, is determined to bring down those who sell the wireheading equipment, but she and her lover Joe instead turn up evidence of a shadowy global conspiracy—not to control the world, but to keep anyone from realizing that the masters of mind control have been controlling us all for some time now . . . .

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Lifehouse: June Bellamy had gone for a walk in a park—and came back with memories missing. She didn’t know that, but her partner could tell because she’d told her answering machine about strange people in the park. Now June and Paul are on the run from insidious superhumans who can edit their memories and track them down no matter where or how well they hide. They are desperate—but not nearly as desperate as their pursuers . . .

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