Science Fiction - heute und gestern - Verlage

Science Fiction in Buchform
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Mort
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Ungelesener Beitrag von Mort »

Scotty hat geschrieben: * Schon immer wurde der guten alten Zeit nachgetrauert. Früher, heute und morgen wird es auch nicht anders sein. Da werden wir von der tollen Zeit, als es noch einen Banks, Reynolds und Co. gab, sprechen.
Das ist natürlich wahr.
Scotty hat geschrieben: * Wir als Konsumenten bestimmen das Angebot. Wenn in England und den USA ein Schlaraffenland ist, woran liegt das wohl?
Mit Einschränkung stimme ich Dir auch hier zu. Nur, ich glaube nicht, daß sich die Leserschaft und ihr Geschmack in den letzten Jahren derart geändert hat. Wenn es früher möglich gewesen ist, anspruchsvollere Stoffe zu bringen, warum nicht heute?
Scotty hat geschrieben: * Alle großen Verlage sind Wirtschaftsunternehmen, haben Angestellte und müssen Gehälter und Autoren bezahlen. Jedes neue Buch ist ein Projekt und hat ein Ziel, mag es Umsatz, Marge oder Image-Steigerung sein.
Auch das war schon immer so. Der einzige Unterschied ist halt, daß der "Umsatz" Faktor (noch) wichtiger geworden und der "Image-Steigerung" Faktor fast völlig weggefallen ist.
Scotty hat geschrieben: * Es gibt heute eine solche Vielzahl extrem komplexer Romane (Amnion, Armageddon, SOIAF etc.) die man früher wirklich suchen musste.
:lehrer: :) Eigentlich widerlegst Du mit diesen Beispielen hier Dein eigenes Argument. Der Gap/Amnion Zyklus wird nicht mehr aufgelegt. ASoIaF ist Fantasy, die ja wirklich keine (Verkaufs-)Krise erleidet. Und Armageddon ist bei aller (wohl vorhandenen) Qualität immer noch eine Space Opera, also genau die SF Richtung, die hierzulande noch am erfolgreichsten ist.
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Bungle
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Ungelesener Beitrag von Bungle »

Scotty hat geschrieben: * Schon immer wurde der guten alten Zeit nachgetrauert. Früher, heute und morgen wird es auch nicht anders sein. Da werden wir von der tollen Zeit, als es noch einen Banks, Reynolds und Co. gab, sprechen. Ich halte die Diskussion für müssig.
Mag sein, aber früher war nun mal die Vielfalt in den Genre-Reihen größer.
Scotty hat geschrieben:* Wir als Konsumenten bestimmen das Angebot. Wenn in England und den USA ein Schlaraffenland ist, woran liegt das wohl?
Wenn ich mir so anschaue, was viele von euch lesen, wundert es mich nicht :-? . Andererseits gibt es ein Wechselverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.
Scotty hat geschrieben: * Hat auch nur einer von euch einen Mangel an guten Lesestoff? Ich hab eher das Problem, viel zu viel davon zu haben.
Ich greife zurück auf ältere Werke, einen Mangel habe ich deshalb, nicht das ist wahr, eher ein Überfluss, aber manchmal möchte ich auch auf interessante neue Titel lesen. Und da gibt es für mich, der ich zur Space Opera und Military SF eher ein distanziertes Verhältnis habe, nicht soo viel, was mich wirklich reizt.
* Alle großen Verlage sind Wirtschaftsunternehmen, haben Angestellte und müssen Gehälter und Autoren bezahlen. Jedes neue Buch ist ein Projekt und hat ein Ziel, mag es Umsatz, Marge oder Image-Steigerung sein.
Da kann ich nur Florian und Gernot zustimmen. Die Herausgeber wie Sascha Mamczak haben es heute schwerer wie früher Wolfgang Jeschke.
* Jede Pauschalisierung ist falsch.
Stimmt schon, wenn es auch Tendenzen gibt.
* Auf der von Nicole verkündeten Lesung letztes Jahr in Remscheid habe ich ein paar SF/Fantasy Autoren getroffen. Mehrfache Aussage: Die Qualität ist besser geworden.
Das der deutschen SF und Phantastik auf jeden Fall. Und es ist durchaus möglich, dass die Science Fiction als Literatur in den letzten Jahren noch besser geworden ist. Sie hat sich ja seit 1929 enorm entwickelt und ein Ende der Möglichkeiten ist für mich noch nicht in Sicht.
Das war jetzt aber wirklich optimistisch, aber ich bin davon überzeugt, dass es immer wieder Autoren gibt, die wie Dan Simmons oder meinetwegen auch William Gibson der SF immer wieder zu neuen Impulsen verhelfen können und neue Maßstäbe setzem.

MB
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viator

Ungelesener Beitrag von viator »

Was die Qualität betrifft: die Erinnerung kann sehr leicht täuschen. Das, was früher schlechte Massenware war, vergessen wir und die außergewöhnlichen Werke behalten wir im Gedächtnis. Heute jedoch sehen wir in den Buchhandlungen all die schlechten Bücher, an die wir uns in 10-20 Jahren gar nicht mehr erinnern werden können. Wenn wir jetzt vergleichen, kommt es uns so vor, als ob die Qualität gesunken wäre. Würden wir eine Zeitmaschine haben und in die Zeit zurückgehen, dann würden wir in den Buchhandlungen all den Schrott sehen können, den wir einfach vergessen haben. Wirklich gute Qualität war immer schon in der Minderheit und das Außergewöhnliche die Ausnahme (sonst wäre es ja nicht außergewöhnlich).

Was sich allerdings sicher geändert hat, das sind die Themen. Jede Zeit hat ihre Moden, ihre eigenen Probleme und folglich werden auch unterschiedliche Themen behandelt. Dass heute andere Themen modern sind, bedeutet aber nicht, dass die Qualität heute unbedingt geringer ist als früher.
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Mort
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Ungelesener Beitrag von Mort »

Das mit der verklärten Erinnerung ist selbstverständlich ein guter Punkt. Allerdings würde wohl keiner hier behaupten, daß seinerzeits nur Meisterwerke erschienen sind und im Gegenzug derzeit nur Sachen erscheinen, welche nicht an diese Klassiker von anno dazumal heranreichen.

Wenn ich persönlich das Angebot von heute bemängele, meine ich gar nicht mal die Qualität der einzelnen Bücher (Simmons beispielsweise ist für mich um Welten besser als etwa ein Niven), sondern ich beklage die geringe Auswahl. Überspitzt formuliert: Früher gab es auch Schrott, ja, aber es war halt mehr Schrott. Für jeden Geschmack war der passende Schrott dabei.

Für mich ist nämlich Vielfalt an sich schon eine Qualität.
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Horselover Fat
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Ungelesener Beitrag von Horselover Fat »

Erinnerung hin und her: es bleiben Fakten, die eindeutig belegen, dass die Qualität abgenommen hat!

1. Die Auswahl an qualitativ hochwertiger SF ist heute geringer. Sicher gibt es auch heute hochqualitative SF in deutscher Übersetzung wie etwa Simmons. Noch in den neunzigern war diese Auswahl entscheidend größer. Damals wären Romane wie "Years of Rice and Salt" von Kim Stanley Robinson oder "River of Gods" von Ian McDonald, "The Speed of Dark" von Elizabeth Moon oder "Passage" von Connie Willis übersetzt worden. Heute geschieht das nicht mehr, was die Auswahl an Lesestoff begrenzt. In den neunzigern war es undenkbar, dass die Verlage den Lesern Nebula- oder Hugo-Preisträger vorenthalten, heute kennen die Verlage da nichts. Sicher erschien früher auch mehr Schrott. Aber die Auswahl an ansprochsvoller SF war früher in bombastischen Ausmaß größer. Das ist für mich schlicht eine unwiderlegbare Tatsache. Ich lese regelmäßig Romane aus den USA und England, die hierzulande nicht erscheinen und kann nur sagen: dem auf deutsche Übersetzungen fixierten Leser entgeht einiges! Ganz zu schweigen von anderen Ländern, deren Lektüre mir aufgrund der Sprachbarriere komplett entgeht. Das gilt im Übrigen auch für "reine" Unterhaltungsliteratur. Würde mehr übersetzt, sähen unsere Leselisten doch ganz anders aus. In diesem erzwungenen Verzicht liegt ein wesentlicher Qualitätsunterschied für mich.

2. Nach meinem Geschmack lag die Stärke der SF immer auch in Novellen und Kurzgeschichten. Was heute noch an Übersetzungen ausländischer Kurzgeschichten erscheit ist im Vergleich zu früher geradezu lächerlich wenig. Man denke nur an eingestellte Serien wie "Internationale SF" von Wolfgang Jeschke, "Die Besten Stories aus dem Magazine of Fantasy and SF", "Isaac Asimov's SF-Magazin", "Kopernikus", etc. Trotz schwankender Qualität waren doch auch immer wahre Perlen dabei.

Früher kamen wir in den Genuss hervorragender Erzählungen von z. B. George R.R. Martin oder Michael Bishop. Vergleichbare Geschichten von heute lernen wir gar nicht mehr kennen, falls wir uns auf den deutschen Markt beschränken. Erfreulich, dass Kleinverlage mit Anthologien dagegen ankämpfen und dass Nova und InterNova sich bemühen die Lücken im Bereich Reihen zu füllen. Das Angebot an Erzählungen aus den neunzigern wird gleichwohl nie mehr erreicht werden.

Fazit: Überlegt doch mal, welche herausragenden SF-Werke bis Ende der neunziger Jahre NICHT in deutscher Übersetzung erschienen sind? Vergleich das mit der Situation von heute! Wer dann immer noch behauptet, es hätte sich nichts verändert, dem ist nicht zu helfen...
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breitsameter
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Ungelesener Beitrag von breitsameter »

Horselover Fat hat geschrieben:Erinnerung hin und her: es bleiben Fakten, die eindeutig belegen, dass die Qualität abgenommen hat!
Tatsächlich?
Horselover Fat hat geschrieben:In den neunzigern war es undenkbar, dass die Verlage den Lesern Nebula- oder Hugo-Preisträger vorenthalten, heute kennen die Verlage da nichts.
Vergleichen wir doch mal, okay?

HUGO 1990-2006

1990 Dan Simmons, Hyperion
Okay

1991 Lois McMaster Bujold, Der Prinz und der Söldner
Okay

1992 Lois McMaster Bujold, Barrayar
Okay

1993 Vernor Vinge, Ein Feuer auf der Tiefe
Connie Willis, Die Jahre des Schwarzen Todes
Okay, Okay

1994 Kim Stanley Robinson, Grüner Mars
Okay

1995 Lois McMaster Bujold, Spiegeltanz
Okay

1996 Neal Stephenson, Diamond Age - Die Grenzwelt
Okay

1997 Kim Stanley Robinson, Blauer Mars
Okay

1998 Joe Haldeman, Der ewige Friede
Okay

1999 Connie Willis, Die Farben der Zeit
Okay

2000 Vernor Vinge, Eine Tiefe am Himmel
Okay

2001 Joanne K. Rowling, Harry Potter und der Feuerkelch
Okay

2002 Neil Gaiman, American Gods
Okay

2003 Robert J. Sawyer, Die Neandertal-Parallaxe
Okay

2004 Lois McMaster Bujold, Paladin der Seelen
Okay

2005 Susanna Clarke, Jonathan Strange & Mr. Norrell
Okay

2006 Robert Charles Wilson, Spin
Okay

Ergebnis: Alle Hugo-Preisträger sind auf deutsch erschienen. :wink:
Echte Vampire schillern nicht im Sonnenlicht, sie explodieren. Echte Helden küssen keinen Vampir, sie töten ihn.
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Scotty
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Ungelesener Beitrag von Scotty »

Danke für die vielen Rückmeldungen. Mir hat es früher immer missfallen, dass die meisten Veröffentlichungen etwas längere Kurzgeschichten von 150-200 Seiten waren. Viele mögen ja die Kürze, mir sagen komplexer angelegte Szenarien zu. Die konnte man vor 30 Jahren lange suchen. So sind zumindest meine Erinnerungen.

Des weiteren freue ich mich über abgefahrene neue Ideen. Die gab es früher, die gibt es heute (z.B. Charles Stross).

Warum stehenbleiben? Wir alle entwickeln uns. So auch die SF-Literatur. Es geht doch um die 90er Jahre, oder? Amnion ist eindeutig eine Veröffentlichung der 90er Jahre. Wird nicht neu aufgelegt? Warum wohl? Weil es wohl zu wenig kaufen würden, dass es die Neuauflage rechtfertigen würde. Tauschbörsen und Grabbeltische fördern Neuauflagen auch nicht gerade. Wer ist jetzt schuld? Die Verlage?

Qualität? Ich kann m ich nur wiederholen: Die 90er haben einen Banks, einen Simmons, einen Vinge und einen Orson Scott Card hervorgebracht. Die Liste ist noch länger. Auch im aktuellen Jahrzehnt entdecken wir neue Sterne am Himmel. Wer weiß, wohin die sich noch entwickeln: Reynolds? Stross? Mevielle?

Was ist mit den ungewöhnlichen Stories? Vor einem Jahr habe ich Jonathan Caroll und Matt Ruff entdeckt. Echt kultig.

Und George R R Martin? Mag der 1000mal Fantasy schreiben. Immerhin hat auch das von mir ungeliebte Genre Fantasy durch Martin einen ungewöhnlichen Qualitätssprung erlebt.

Also, ich möchte wirklich nicht mit der Vergangenheit tauschen. Mag jetzt vielleicht etwas provozieren: Selbst wenn meine Helden der Vergangenheit wie Asimov und Dick noch fleissig schreiben würde, wär es mir wohl ziemlich egal. 20 Romane von einem Autor reichen mir. Danach dürste ich nach etwas neuem. Früher war der Foundation Zyklus aufregend und neu, aber heute? Naja....
Lese zur Zeit:
Michael McDowell - Blackwater
Davor:
Erik Harlandt - DOHA Galaktische Geschäfte
Antti Tuomainnen - Palm Beach, Finland
Pierce Brown - Red Rising

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    Ungelesener Beitrag von Horselover Fat »

    breitsameter hat geschrieben: Tatsächlich?
    [Ergebnis: Alle Hugo-Preisträger sind auf deutsch erschienen. :wink:
    Du Schlingel solltest Lobbyist werden :wink:
    Ich sprach von Nebula- und Hugo-Preisträgern, also preisgekrönten Autoren und nicht von den jeweiligen Romanen als Preisträger. Dass man die Romane, die den Hugo und den Nebula gewonnen haben, weiterhin veröffentlicht ist ja klar, diese Preise zieht immer noch als Verkaufsargument.
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    L.N. Muhr
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    Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

    Rusch hat geschrieben:
    gernot1610 hat geschrieben:Wie hoch ist eine Startauflage bei Heyne? 10.000, 15.000 Stk.? Warum wird ein Roman verlegt? Natürlich werden immer wieder mal qualitative Ausreißer aufgelegt, manchmal kommen die an, manchmal nicht. Wenn sie kein Massenpuplikum ansprechen gibts halt nichts neues. Das soll keine Wertung sein, aber es ist nunmal eine Tatsache ,dass ein Autor, der sich nicht verkauft (auch im englischen) aus dem Portfolio fliegt.
    Ich glaube nicht, dass die Auflagen so hoch sind. Wenn es 10000 St. wären, dann würden die Verlage nicht so viel überlegen, ob sie ein Buch auflegen sollen. Nein, die Auflagen eines Durchschnittlichen SF Buchs sind niedriger und für einen Verlag wird die Marge verdammt klein. Es bleibt eh nur die Hälfte des Verkaufspreises beim Verlag, die andere Hälfte bekommt der Handel.
    und was bekommen zulieferer und vertrieb? ;)

    zw. 10 und 25% des coverpreises landen beim verlag.
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    Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

    Scotty hat geschrieben:
    * Wir als Konsumenten bestimmen das Angebot. Wenn in England und den USA ein Schlaraffenland ist, woran liegt das wohl?

    * Hat auch nur einer von euch einen Mangel an guten Lesestoff? Ich hab eher das Problem, viel zu viel davon zu haben.
    antiquarisch gesehen kann ich viel aufholen. bei neuware sind für mich verlage wie bastei und heyne (!!!) quasi zur gänze gestorben. und, hallo, mein bücherregal besteht zu 25% aus heyne.

    nein, am kunden allein liegt es nicht. autoren müssen wachsen und gedeihen. verlage, die dieses risiko nicht mehr tragen wollen, verlieren zwei dinge: autoren und leser. diesen punkt haben wir derzeit in der deutschen sf-landschaft erreicht.
    * Alle großen Verlage sind Wirtschaftsunternehmen, haben Angestellte und müssen Gehälter und Autoren bezahlen. Jedes neue Buch ist ein Projekt und hat ein Ziel, mag es Umsatz, Marge oder Image-Steigerung sein.
    bei den grossen belletristik-verlagen, siehe florian, ist es fast nur noch gewinn. nothing else matters. langfristig ist das schlicht blödsinn. der inhaltliche spielraum geht verloren.
    * Es gibt heute eine solche Vielzahl extrem komplexer Romane (Amnion, Armageddon, SOIAF etc.) die man früher wirklich suchen musste.
    military-sf. space opera. war auch früher kein seltenes genre. und hätte es damals bereits entsprechende endlos-zyklen in masse gegeben, wären diese auch hierzulande erschienen. was mir fehlt, sind die anderen gangarten der sf, die es im englischsprachigen raum eindeutig gibt. allein, dass etwa james morrows gott-trilogie nie hierzulande abgeschlossen wurde ... *seufz*
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    L.N. Muhr
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    Ungelesener Beitrag von L.N. Muhr »

    Scotty hat geschrieben:Danke für die vielen Rückmeldungen. Mir hat es früher immer missfallen, dass die meisten Veröffentlichungen etwas längere Kurzgeschichten von 150-200 Seiten waren. Viele mögen ja die Kürze, mir sagen komplexer angelegte Szenarien zu. Die konnte man vor 30 Jahren lange suchen. So sind zumindest meine Erinnerungen.
    ich vermisse blutenden herzens die short story.
    Des weiteren freue ich mich über abgefahrene neue Ideen. Die gab es früher, die gibt es heute (z.B. Charles Stross).
    abgefahren ist relativ. ich vermisse den geistigen biss. it's the singer, not the song.
    Warum stehenbleiben? Wir alle entwickeln uns. So auch die SF-Literatur. Es geht doch um die 90er Jahre, oder? Amnion ist eindeutig eine Veröffentlichung der 90er Jahre. Wird nicht neu aufgelegt? Warum wohl? Weil es wohl zu wenig kaufen würden, dass es die Neuauflage rechtfertigen würde. Tauschbörsen und Grabbeltische fördern Neuauflagen auch nicht gerade. Wer ist jetzt schuld? Die Verlage?
    am rausramschen? ja. grade am tempo der wühltische erleben wir doch, dass ein taschenbuch heute eine verlags-lebensdauer von sechs monaten hat. entsprechend werden auflage und preis kalkuliert. nach sechs monaten muss also ein titel, JEDER titel gewinn gebracht haben. langsame steadyseller sind nicht mehr erwünscht.
    Was ist mit den ungewöhnlichen Stories? Vor einem Jahr habe ich Jonathan Caroll und Matt Ruff entdeckt. Echt kultig.
    (bäh, das k-wort.) ;)
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    Ungelesener Beitrag von Hmpf »

    breitsameter hat geschrieben:
    Hmpf hat geschrieben:So viele Bücher, die in Deutschland schon ewig vergriffen sind!
    Es gibt zum Glück im großen englischsprachigen Raum einige sehr schöne Reihen mit Klassikern!
    Die auch schon wieder zu großen Teilen vergriffen sind. Die werden nämlich anscheinend größtenteils auch nur gerade ein Mal aufgelegt, und wenn sie weg sind, sind sie weg. Habe gerade vor kurzem endlich mal einen Amazon-Wunschzettel aufgestellt und dabei mit Schrecken festgestellt, daß viele der Bücher, die ich 2003/2004 in England mit Neugier durchgeblättert, aber nicht sofort gekauft habe (ich hatte bereits eine Kiste voller Bücher, von der ich heute noch zehre, und irgendwo muß Schluß sein, wenn man ein begrenztes Budget und begrenzten Platz hat) jetzt schon nicht mehr zu haben sind. Ich bin 'leider' an recht vielen älteren, etwas 'obskureren' Büchern interessiert, und viele von denen muß ich jetzt wohl doch für teuer Geld antiquarisch kaufen - wenn sie denn überhaupt zu finden sind. Ich hasse es, nach Büchern mühsam auf die Jagd gehen zu müssen... das muß ich schon bei allzu vielen Comics! Ich hasse es aber leider auch, immer nur die Sachen lesen zu können, die überproportional populär sind...

    Wißt Ihr, was klasse wäre? Vergriffene Backlist-Titel als Print on Demand-Bücher. Das wär doch mal 'ne wirklich sinnvolle Innovation. Oder meinetwegen sogar als e-book, dann müßt' ich mir halt mal so'n Reader-Dingsbums kaufen, aber das würde sich ja bei einem entsprechenden Angebot an Titeln auch rechnen. Obwohl ich ja doch eher fürs altmodische Buch-aus-Papier-zum-ins-Regal-stellen bin.
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    Ungelesener Beitrag von diogenes »

    Meiner Meinung nach geht es aber auch nicht nur darum, dass ein möglichst breites Spektrum an Büchern übersetzt wird, sondern ganz besonders auch darum, dass deutschsprachige Autoren gepflegt werden. Dazu gehört sicher auch ein gewisses Risiko, denn natürlich werden nicht alle Bücher Gewinn bringen. Hier haben andere sicher mehr Durchblick als ich: Wie risikofreudig sind Verlage wirklich? Ist mein Eindruck richtig, dass es noch unbekannte deutsche Autoren äußerst schwer haben, einen Verleger zu finden (eine mit Übersetzungen aus dem Amerikanischen vergleichbare Qualität einmal vorausgesetzt)?
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    Ungelesener Beitrag von heino »

    L.N. Muhr hat geschrieben: military-sf. space opera. war auch früher kein seltenes genre. und hätte es damals bereits entsprechende endlos-zyklen in masse gegeben, wären diese auch hierzulande erschienen. was mir fehlt, sind die anderen gangarten der sf, die es im englischsprachigen raum eindeutig gibt. allein, dass etwa james morrows gott-trilogie nie hierzulande abgeschlossen wurde ... *seufz*




    ich vermisse blutenden herzens die short story.

    In beiden Punkten volle Zustimmung. Die Godhead-Trilogie ist klasse und im Bereich der Fantasy-Satire sicher einzigartig. Umso größer die Schande für Heyne, daß sie nur den ersten Teil veröffentlicht haben :laser:

    Ebenso verhält es sich mit Short Story-Bänden. Früher habe ich jeden gekauft, den ich finden konnte. Da es heute praktisch keine mehr gibt und sonst fast nur Military-SF und Space Operas erscheinen, ist mein SF-Konsum auf beinahe 0 gesunken. Wenn ich mal was aus dem Bereich lese, dann fast nur noch Klassiker. Eine wirklich deprimierende Entwicklung :cry:

    Edit:Ian Banks mag ja tolle Bücher schreiben, aber auf deutsch sind die für mich dank unglaublich schlechter Übersetzungen absolut unlesbar. Und seine Themen reizen mich nicht genug, um teure Original-Ausgaben zu bestellen.
    Lese zur Zeit:

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    Ungelesener Beitrag von Rusch »

    Also ich bin Controller und einer der ganz schlimmern Finger, die die Finger immer auf Zahlen legen. Aber mal ganz ehrlich: Was ist so schlimm daran, dass ein Verlag Abstand von Publikationen nimmt, die Verlust bringen können. Würden sie das nicht machen, dann ginge der Verlag wohl Pleite und was dann? Damit wäre Euich auch nicht geholfen.

    @L. N. Muhr: Was alte SF Bücher betrifft, so bin ich sehr, sehr vorsichtig geworden. Zu vieles habe ich gelesen, das verstummelt worden ist. Das waren seinerzeit keine Verleger sondern Metzger. Also wenn ich was lesen möchte, was nicht neu aufgelegt wird, dann versuche ich das englische Original zu bekommen.
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