Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Science Fiction in Buchform
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Shock Wave Rider
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Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Shock Wave Rider »

Zyklotrop hat geschrieben:[...]ich habe bislang kein Buch von Eschbach gelesen, aber gerade heute hat mir jemand zwei (Der Letzte seiner Art/ Quest) geschenkt. Bin mal gespannt.
Freu dich drauf!
"Quest" ist eine solide, spannend erzählte Space Opera.
Und "Der Letzte seiner Art" ist einer der herausragenden deutschsprachigen SF-Romane. :prima:

Gruß
Ralf,
eigentlich Eschbach-Fan, deshalb umso enttäuschter von "Ausgebrannt"
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Frank Böhmert

Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Shock Wave Rider hat geschrieben:Freu dich drauf!
"Quest" ist eine solide, spannend erzählte Space Opera.
Und "Der Letzte seiner Art" ist einer der herausragenden deutschsprachigen SF-Romane. :prima:
Bestätige das.

Lies mal die ersten paar Zeilen vom Letzten seiner Art an, Zyklo. Einer der besten SF-Einstiege, die ich kenne. :biggrin:

Frank, der gleich die zwei Schritte vom Schreibtisch weg zu dem Regal macht, wo die richtig wichtigen Bücher stehen, um den Einstieg selber mal wieder zu lesen ...
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Frank Böhmert

Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Shock Wave Rider hat geschrieben:Das schlimmste Beispiel für hanebüchene Wendungen: das Institut, in dem die geklaute Idee seines Vaters lagerte, liegt ausgerechnet auf dem Anwesen der Wangs. Wo er - Gott grüßt aus der Maschine - die schwangere Amy Lee wiedertrifft. Bei der unmittelbar nach dem Ja-Wort noch in Gegenwart des Standesbeamten die Wehen einsetzen. Spätestens an der Stelle erwog ich ernsthaft, das Buch endgültig zuzuklappen und beiseite zu stellen!
Hm. Sicher geht, wenn vieles so ineinandergreift, das Gefühl von "Echtheit" flöten. Aber ich mag auch solche quasi sinfonisch durchkomponierten großen Bögen. Ich weiß doch, dass der Autor seine Bögen anlegt, wie er sie braucht. Klar kann er mir das eine oder andere lose Ende unterjubeln, um mir das Gefühl zu vermitteln, was "aus dem Leben Gegriffenes" zu lesen. Aber auch das ist, wenn ich schon so weit drüberstehe, nur Komposition.

Ich habe den Eindruck, Ralf, Dein Hauptproblem mit dem Buch war, dass Dich die Figuren nicht berührten. Dadurch warst Du im Analysemodus, und dann hat das Erkennen der Bögen keinen Spaß mehr bereitet.

Ich fand es zum Beispiel toll, dass Markus-der-Idiot am Ende Amy Lee wiedertrifft. Na logge: Der soll doch noch was kapieren und mit seiner Frau glücklich werden ... Die ihm hoffentlich noch kräftig zusetzen wird, weil sie eben nicht nur die kleine asiatische Fickliese und Ganzbösefrau ist ...

Ich freue mich jedenfalls darauf, Ausgebrannt in ein paar Monaten, wenn die Leseerinnerung verblasst genug ist, ein zweites Mal zu lesen und noch viel mehr auf sinfonische Bögen und lose Enden usw. zu achten.

P.S. Kann natürlich sein, dass ich Dir dann recht gebe! :lol:
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Stormking
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Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Stormking »

Frank Böhmert hat geschrieben: Ich habe den Eindruck, Ralf, Dein Hauptproblem mit dem Buch war, dass Dich die Figuren nicht berührten. Dadurch warst Du im Analysemodus, und dann hat das Erkennen der Bögen keinen Spaß mehr bereitet.

Ich fand es zum Beispiel toll, dass Markus-der-Idiot am Ende Amy Lee wiedertrifft. Na logge: Der soll doch noch was kapieren und mit seiner Frau glücklich werden ... Die ihm hoffentlich noch kräftig zusetzen wird, weil sie eben nicht nur die kleine asiatische Fickliese und Ganzbösefrau ist ...
Naja, auf mich wirkte Amy Lee auch eher wie ein wandelndes Klischee und "Marc Westman" hielt ich den überwiegenden Teil des Buches für einen ausgemachten Trottel. Dennoch halte ich das Buch für lesenswert, gerade wegen seiner Schilderung des Endes des Erdölzeitalters. Insofern waren die in Deutschland spielenden Passagen sowie die Beschreibung der Zukunft für mich die deutlich interessanteren.
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Frank Böhmert

Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Stormking hat geschrieben:und "Marc Westman" hielt ich den überwiegenden Teil des Buches für einen ausgemachten Trottel
Drum heißt er bei mir ja auch "Markus-der-Idiot", siehe oben. :biggrin:
heino
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Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von heino »

Dank meines Daseins als Grabbelkistenwühler habe ich das Buch jetzt auch mal mit erheblicher Verspätung gelesen - und bin ziemlich enttäuscht. Die Gründe dafür hat unser verehrter SWR schon vor einiger Zeit sehr schön formuliert:

Shock Wave Rider hat geschrieben:Auch ich hatte Probleme mit "Ausgebrannt". Hier mein Verriss:
Mit "Ausgebrannt" springt Eschbach auf einen Modetrend auf: "Peak Oil". Die schriftstellerische Umsetzung bleibt recht blutleer: zu glatt, zu stark an amerikanischen Filmvorbildern orientiert, zu wenig literarische Möglichkeiten genutzt. Eschbach hat gewohnt umfassend recherchiert zum Thema Erdöl, Erdölförderung, Peak-Oil-Problematik und politische Hintergründe. Leider merkt man das auch: bisweilen liest es sich wie ein reißerisch aufgemachtes Wirtschafts-Sachbuch.
Hinzu kommt: Markus Westermann, dieser Möchtegern-Yuppie, der sich mit seiner Selbstüberschätzung zielstrebig in die Katastrophe reitet, geht mir komplett auf den Keks. Seine Probleme interessieren mich nur am Rande. Und die meisten anderen Figuren, allen voran Amy Lee Wang und ihr Vater, wurden arg klischeehaft gezeichnet.
Der totale Abstieg folgt im zweiten Teil. Das ist ja nur noch runtergeschrubbt. Anscheinend wollte (oder musste) Eschbach fertig werden. Und hat seinen Plot abgearbeitet. Leider ohne ihn nochmal kritisch zu überarbeiten. Dabei fällt er - was die Gekünsteltheit der Szenen angeht - auf das Niveau von Vorabend-Soaps hinab.
Die Unausgereifheit der Figurencharakterisierung wird nur noch von der des Plots übertroffen. Sein Held Markus kommt zufällig immer genau dort hin, wo der Autor ihn haben will. Ohne dass der Leser immer versteht, warum sich Markus ausgerechnet dorthin begeben sollte. Das schlimmste Beispiel für hanebüchene Wendungen: das Institut, in dem die geklaute Idee seines Vaters lagerte, liegt ausgerechnet auf dem Anwesen der Wangs. Wo er - Gott grüßt aus der Maschine - die schwangere Amy Lee wiedertrifft. Bei der unmittelbar nach dem Ja-Wort noch in Gegenwart des Standesbeamten die Wehen einsetzen. Spätestens an der Stelle erwog ich ernsthaft, das Buch endgültig zuzuklappen und beiseite zu stellen!
"Ausgebrannt" fehlt jene schwer zu fassende Qualität, die das Wort "Authentizität" nur unzureichend wiedergibt. Hans Erich Nossack sprach von der "inneren Notwendigkeit", mit der ein literarischer Text geschrieben sein muss. In diesem Buch steckt kein Tropfen Eschbachschen Herzblutes. Es ist ein guter erster Entwurf, der vor seiner Publikation noch dringend hätte überarbeitet werden müssen.
Ich hoffe, "Ausgebrannt" bleibt ein einmaliger Aussetzer im Eschbachschen Œuvre.
Für mich bislang der mit Abstand schlechteste Eschbach!

Dem kann ich nicht viel hinzufügen. Auch ich fand die Handlung zu sehr vom Zufall getrieben und die Protagonisten unsympathisch und z.T. auch unnütz. Schade drum, aber wenigstens blieb mir diesmal das in vielen seiner Bücher für meinen Geschmack zu "esoterische" Ende erspart.
Lese zur Zeit:

Ben Aaronovitch - Fingerhutsommer
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Frank Böhmert

Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Frank Böhmert »

Andreas möge mir verzeihen, dass ich diesen Thread mal eben für Reklame kapere, aber es bietet sich wirklich an.
Shock Wave Rider hat geschrieben:
Fan-Tom hat geschrieben:Ich habe noch den Schock des ersten Sonntagsfahrverbots von 1973 in den Knochen ...
Ich fand's geil! Mit 9 Jahren Fahradfahren auf der Autobahn. :freude:

Gruß
Ralf
Wen das interessiert: BLOSS WEG HIER! lesen. Erschienen bei Golkonda, wo ihr die ersten 25 Seiten auch als Leseprobe runterladen könnt. Spielt im Spätsommer und Herbst 1973. Inklusive Sonntagsfahrverbot und Bonanzaräder.
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Knochenmann
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Re: Andreas Eschbachs "Ausgebrannt"

Ungelesener Beitrag von Knochenmann »

Ich habe einen Podcast zu dem Buch gemacht:

ABMGW 071 Ausgebrannt vs Schwarzes Gold aus Warnemünde
Als ich jung war, war der Pluto noch ein Planet

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